Systemische Organisationsanalyse. Günther Mohr

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Systemische Organisationsanalyse - Günther Mohr

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wirken, zu verstehen. Dennoch gelingt das hier ohne eine abgehobene Darstellung. Anhand von vielen konkreten Beispielen wird anschaulich vom Alltag in Unternehmen berichtet und von den Herausforderungen, denen sich die Menschen darin gegenübersehen.

      Überhaupt ist dies ein integratives Buch. Einerseits werden Strukturen, Prozesse und Prinzipien als Systemmerkmale beschrieben, andererseits werden die beteiligten Menschen, ihr Erleben und ihr Handeln, also gelebte Organisationskultur dargestellt.

      Beide Perspektiven zusammen sind für Erfolg und Vitalität einer Organisation von entscheidender Bedeutung.

      Bernd Schmid

      Wiesloch im Herbst 2005

       Vorwort

      Firmen haben mich von Anfang an fasziniert. Mir ist heute noch der Geruch von Öl und frisch geröstetem Kaffee in der Nase, wenn ich an die ersten Besuche in »der Firma«, in der mein Vater arbeitete, denke. Es war ein kleiner regionaler Lebensmittelgroßhändler, bei dem Kaffee, Öl und Getreide noch »lose« verkauft wurden. Vor allem kommen mir sofort die freundlichen Gesichter der im blaugrauen Overall gekleideten Lagerarbeiter und der weiß bekittelten Büroangestellten in Erinnerung, die offensichtlich Spaß bei der Arbeit hatten. Diesen Aspekt habe ich mir anscheinend gemerkt: Arbeit in und für Organisationen kann prinzipiell Spaß machen.

      In der Zwischenzeit hatte ich die Gelegenheit zahlreiche Organisationen kennen zu lernen, sowohl als Arbeitnehmer wie auch als externer Organisationsberater. Spaß steht in diesen Organisationen nicht unbedingt im Vordergrund. Aber man kann Firmen beeinflussen und ändern.

      In diesem Sinne sind die Hauptziele des Buches, die Interessantheit von Unternehmen darzustellen und auch praktische Ansatzpunkte für die Beeinflussung einer Firma zu liefern. Das hier vorgestellte neue Konzept, mit dem man Organisationen – ob Wirtschaftsunternehmen, Dienstleister, Behörden oder Non-Profitunternehmen – betrachten kann, lässt offene und verdeckte Dynamiken sichtbar werden. So werden zahlreiche Anknüpfungspunkte zur Verbesserung einer Organisation deutlich. Nach der Erörterung einiger Grundlagen der systemischen Vorstellung von Organisationen erfolgt die Darstellung von vier Dynamikfeldern mit für Organisationen wesentlichen Dynamiken.

      Das Buch präsentiert zehn zentrale Dynamiken, die in Unternehmen und anderen Organisationen wirksam sind. Die Systematik der zehn Perspektiven auf die Unternehmensrealität reduziert in optimaler Weise die Komplexität eines Organisationssystems, ohne die Zusammenhänge zu simplifizieren. Sie ermöglicht, eine Organisation angemessen einzuschätzen und die entscheidenden Punkte für die Beeinflussung des Systems zu finden.

       1. Grundlage: Systemische Organisation

       1.1 Die neue Qualität der wirtschaftlichen Entwicklung

      Ein Bote des Teufels kommt von einem Besuch bei den Menschen zurück und berichtet dem Teufel: »Luzifer, bei den Menschen ist eine gute Idee entwickelt worden, die den Menschen Heilung und Glück bringen kann. Wir müssen etwas unternehmen. Was soll ich tun?« Da antwortet Luzifer: »Sorge dafür, dass die Idee organisiert wird!«

      Organisationen haben durchaus etwas Zwiespältiges. Man kann eine gute Idee organisieren, damit aus ihr etwas wird. Eine Organisation kann aber auch zum Selbstzweck, zum Hemmschuh werden und die gute Idee ruinieren.

      Organisationen sind so vielfältig wie die Menschen, die in ihnen arbeiten. [DAS VIELFÄLTIGE AN ORGANISATIONEN] Es gibt die Familienunternehmen, die schon seit vielen Generationen bestehen und auf Tradition und Beständigkeit aufbauen. Es gibt die Konzerne, die viele Zehntausend Menschen beschäftigen und oft eine ganze Region ernähren. Es gibt Verwaltungsapparate, an denen Luzifer seine wahre Freude hätte und es gibt die Start-Ups, die täglich neu gegründet werden und – da genügt ein Blick in den Bundesanzeiger – auch täglich wieder Pleite gehen. Trotz aller Bestrebungen, sich mittels Benchmarking an Messlatten von vermeintlich Besten zu orientieren und diese zu kopieren, sind die unterschiedlichsten Formen von Unternehmen erhalten geblieben und existieren nebeneinander. Aber alle haben einen gemeinsamen Kern: eine charakteristische Tiefenstruktur mit den dort wirksamen Dynamiken.

      In diesem ersten Kapitel geht es um Grundfragen:

      • Wie kann man aus der systemischen Perspektive die Organisation betrachten?

      • Welche Systematik hilft, eine Organisation zu erfassen?

      • Wie prägen die Dynamiken, die Organisationen entstehen lassen, das Handeln in Organisationen?

      In sieben Schritten wird durch diese Fragestellungen geführt. Sie können sich selbst dem Thema nähern, indem Sie für sich klären, welche Bilder von Organisationen und anderen sozialen Systemen Sie selbst haben. Sie können für sich prüfen, worauf Sie die Entwicklung von Firmen, Institutionen und anderen Organisationen zurückführen.

       Ein kritischer Punkt

      Unternehmen sind an einem kritischen Punkt angelangt. Daten wie Umsätze, Gewinne und Aktienkurse beschreiben die tatsächlichen Verhältnisse in Unternehmen und ihre Leistungsfähigkeit nur noch unzureichend. Einerseits geben diese Daten aufgrund ihrer rückwirkenden Betrachtung nicht die entscheidungsrelevanten Informationen. Andererseits sind sie sehr interessengeleitet. Das zeigen Mogeleien an den Bilanzen, die immer wieder aufgedeckt werden und die Glaubwürdigkeit des Zahleninstrumentariums und sogar des unternehmerischen Tuns generell in Frage stellen.

      Doch die Zahlen sind nicht das einzige Problem. [DER MEDIALE AUFFÜHRUNGSDRUCK] Nachrichten über eine Firma sind immer nur die Spitze eines Eisberges, selbst wenn sie bei Unternehmen, die stark in der öffentlichen Beobachtung stehen, fast täglich erscheinen. Der große Teil des Unternehmens ist das, was unter der Oberfläche verborgen bleibt, mit seinen so unterschiedlichen Dynamiken. Diese haben oft eine Qualität, dass man sich wundert, wie in diesen Organisationen tatsächlich Ertrag produziert wird.

      Was hier über Wirtschaftsunternehmen gesagt wird, lässt sich auf andere Organisationen wie Behörden oder soziale Organisationen übertragen. Der Begriff Unternehmen bezeichnet jedoch einen wesentlichen Aspekt der hier betrachteten Dynamiksysteme. Eine Unternehmung ist das aktive Angehen einer konkreten Fragestellung mit dem Ziel, dabei Erfolg zu erlangen. Organisation beleuchtet zunächst mehr die gewählte Form des Zusammenwirkens mehrerer in Richtung auf ein größeres Ziel, das ein Einzelner nicht alleine erreichen kann. Mittlerweile haben sich beide Begriffe in der Praxis aufeinander zu bewegt.

      Viele Nichtwirtschaftsorganisationen integrieren unternehmerisches Denken. [NEUE QUALITÄT DER WIRTSCHAFTLICHEN ENTWICKLUNG] Im Folgenden wird der Begriff Unternehmen für ein sehr weites Spektrum von Organisationen gebraucht. Dies beinhaltet Wirtschaftsunternehmen wie auch öffentliche und soziale Organisationen.

       Global denken – lokal handeln

      Die heutige Form der Globalisierung ist ein Faktum, das es in der jetzigen Form noch nicht gab. Die ihr zugrundeliegende technologische Entwicklung produziert im Gegensatz zu früheren

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