Mord oder Absicht?. Lothar Schöne

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Mord oder Absicht? - Lothar Schöne

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wurde robust: „Verdauen, verdauen! Wollen Sie den Toten verdauen?“

      Vlassi hob den Kopf: „Wie konnte … das nur passieren?“

      Dem Theologen Born schossen einige Gedanken durch den Kopf, jetzt konnte er sich nicht mehr zurückhalten: „Ach, ich kenne Sie ja einigermaßen, Sie haben sicher schlecht geträumt, Sie haben sich an einen üblen Traum erinnert.“

      Vlassi schüttelte den Kopf: „Meine Träume sind nicht mörderisch. Ich träume im Allgemeinen von der Südsee, wo ich mit einem Ferrari durch die Gegend brause und mir schöne Frauen …“

      Volker Born unterbrach ihn: „Vielleicht hat Ihnen eine schöne Frau einen Korb gegeben und Ihrem Ferrari eine lange Nase gedreht.“ Und mit anzüglichem Grinsen fügte er hinzu: „Weshalb Sie sie umgebracht haben – natürlich nur im Traum.“

      Vlassi konnte darüber nicht einmal lächeln: „Nein! Ich bringe keine schönen Frauen um. Ich bringe höchstens Männer um, die sich ihnen mit Mordgedanken nähern. Ich habe diesen Burschen umgebracht.“

      „Diesen Burschen? Also Reinhardt?“, fragte Volker Born.

      Vlassi nickte.

      „Sie sind starrsinnig“, stellte Born fest, „wollen Sie als mordender Kommissar in die Annalen eingehen?“

      Dann fiel ihm etwas ein: „Wie haben Sie denn gemordet? Mit Pistole, mit Messer, mit Gift?“

      Vlassi hatte sich gefasst und antwortete resolut: „Ich habe ihn erschossen. Es kam, wie es kommen musste. So glauben Sie mir doch.“

      „Aber warum? Warum haben Sie das gemacht?“

      In dem Moment erschien die Kellnerin an ihrem Tisch, und Vlassi murmelte: „Kann mich nicht erinnern.“

      Die Kellnerin fragte mit einem Lächeln: „Kann ich den Herren noch etwas bringen?“

      „Im Moment nicht“, antwortete Volker Born und dachte: Vielleicht sollte sie dem Spyridakis eine Pistole bringen. Ich bin sicher, der kann damit gar nicht umgehen und schießt sich in den eigenen Fuß.

      Kaum war die Kellnerin verschwunden, richtete er das Wort an sein Gegenüber: „Sie haben also Reinhardt umgebracht. Nun gut, ein Mord kann mitunter erquicken. Aber wir sollten doch überprüfen, ob der Tote überhaupt tot ist.“

      „Er ist es“, teilte Vlassi mit trüber Stimme mit.

      „Wir wollen nicht voreilig sein. Ob jemand tot ist oder nicht, das ist leicht zu überprüfen.“

      „Wollen Sie ins Leichenschauhaus?“, fragte Vlassi.

      Volker Born hob den Kopf: „Keineswegs. Tote haben die Angewohnheit, nicht zu reden.“

      „Ja, sie schweigen einen immer nur an“, sagte Vlassi, als würde er eine große Weisheit mitteilen.

      Born nickte: „Wir Theologen wissen, dass man die Wahrheit nur durch die Augen des Todes erfährt.“

      Vlassi grübelte noch über diesem Gedanken, als Born schon weitersprach: „Aber was ist die Wahrheit?“

      Jetzt raffte sich Vlassi zu einer Antwort auf: „Die verdächtige Wahrheit, meinen Sie?“

      „Ob sie verdächtig ist, werden wir schnell herausfinden. Wozu haben Sie mich!“

      Born griff in die Innentasche seines Jacketts, holte sein Smartphone heraus und wählte eine Nummer. Vlassi konnte sich schon denken, wen er anrief. Es piepte einige Male, sodass Spyridakis schon für sich dachte: Warum glaubt mir dieser Born nicht, Tote können nicht nur nicht reden, sie sind auch nicht imstande, einen Telefonhörer an ihr Ohr zu heben.

      Doch plötzlich rief Volker Born in die Muschel: „Hallo, bin ich bei Herrn Reinhardt?“

      Die Antwort konnte Kommissar Spyridakis nicht verstehen, Born nickte jedoch zu der telefonischen Auskunft und sagte leichthin: „Nein, nein, es ist nichts, ich wollte nur wissen, wann das nächste Seminar stattfindet.“ Und nach einem kurzen Innehalten bedankte er sich und drückte auf den Aus-Knopf seines Handys.

      Dann sah er Vlassi triumphierend an: „Der Mann, den Sie umgebracht haben, lebt! Ja, ja, Tote leben länger als man mitunter glaubt.“

      „Er lebt?“, fragte Vlassi verdattert, hielt einen Moment inne und schob dann nach: „Lebt er wirklich oder tut er nur so?“

      Volker Born war etwas zusammengerutscht, jetzt streckte er sich und teilte seinem Tischnachbarn mit: „Gefällt mir, was Sie da eben gesagt haben. Es ist ein tiefgründiger philosophischer Satz.“

      „Ob er wirklich lebt oder nur so tut?“, wollte Vlassi wissen. „Ist mir gerade so eingefallen. Könnte doch sein?“

      „Lieber Herr Spyridakis, Sie sind ein intuitiver Denker und wissen nicht, was dieser Satz meint?“

      „Könnte ich nicht auch ein intuitiver Mörder sein?“

      „Nein, nein“, wehrte Born ab, „Mörder arbeiten doch nicht intuitiv, sie gehen mit Vorsatz, Überlegung und Gedankenkraft ans Werk. Schon aus diesem Grund kommen Sie für einen Mord nicht infrage.“

      Vlassi schien gar nicht von Borns Bemerkung gekränkt, zog stattdessen ein nachdenkliches Gesicht: „Reinhardt lebt, sagen Sie also. Aber haben Sie überhaupt mit ihm gesprochen?“

      „Sie waren doch gerade mein Zeuge!“

      Jetzt kehrte Vlassi den Kommissar heraus: „Man kann mit verstellter Stimme reden, das ist gar nicht selten. Passen Sie auf!“

      Und er hob seine Stimme in die höchste Oktave und wisperte seinem Gegenüber zu: „Ich glaube, mein lieber Herr Born, Sie verkennen die absolute Mordbereitschaft des Herrn Spyridakis.“ Um gleich darauf mit normaler Stimme zu fragen: „Wissen Sie, wer da eben geredet hat?“

      „Na Sie, kein anderer als Sie.“

      „Falsch, es war Hauptkommissarin Wunder, der ich meine Stimme geliehen habe. Verfremdung nennt man so was.“

      „Werden Sie nicht komisch“, murrte Born.

      „Es war ein Beispiel, das ich Ihnen gegeben habe“, erklärte Vlassi, „der angebliche Herr Reinhardt, mit dem Sie gerade gesprochen haben wollen, kann jemand ganz anderes sein. Ein Verstellkünstler.“

      „Einer wie Sie“, grinste Volker Born.

      „Es gibt sicher Steigerungen zu mir“, erklärte Vlassi in jäher Einsicht, „ich wollte Ihnen nur das Prinzip klarmachen.“

      „Ich habe also mit einem Mann telefoniert, der vorgibt, Frederick Reinhardt zu sein, sich also verstellt. Und diese Verstellung macht er, weil Reinhardt tot ist.“

      „Ganz genau!“, bestätigte Vlassi.

      Volker Born warf einen nachdenklichen, ja sogar einen sehr nachdenklichen Blick auf ihn, um dann Wort für Wort zu sagen: „Lieber Herr Spyridakis, sollten Sie nicht einmal den Polizeipsychologen aufsuchen und sich gründlich untersuchen lassen?“

      *

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