Das Nibelungenlied. Группа авторов
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101 Da konnt ihn nicht bestehen der kräftige Zwerg.Wie die wilden Löwen liefen sie an den Berg,wo er die Tarnkappe Albrich abgewann.Da ward der Herr des Hortes Sigfrid, der vielkühne Mann.
102 Die da gewagt zu kämpfen, die lagen alle erschlagen.Den Schatz ließ alsbald er hinbringen und tragen,woher Niblungs Mannen zuvor ihn gebracht.Alberich, der starke, ward zum Kämmerer gemacht.
103 Er musst ihm Eide schwören. Er diente ihm als Knecht;jeder Art Dienste leistet’ er ihm recht.«So sprach Hagen von Tronje: »Das hat er getan.Also große Kräfte nie ein Recke noch gewann.
104 Noch eine Mär weiß ich; die ist mir wohl bekannt:Einen Linddrachen erschlug des Helden Hand.Dann badet’ er in dem Blute. So ward dem Recken wertdie Haut von solcher Härte, dass keine Waffe sie versehrt.
105 Nun sollen wir den Helden empfangen desto bass,dass wir uns nicht zuziehn seinen starken Hass.Er ist so kühnes Sinnes; man soll hold ihm nahn.Er hat mit seinen Kräften so manches Wunder schon getan.«
106 Da sprach der reiche König: »Du sprichst, mein ich, wahr.Nun sieh, wie heldenmäßig er steht vor Streitgefahr,er und seine Degen, der wunderkühne Mann.Wir wollen ihm entgegen hinuntergehn und ihn empfahn.«
107 »Das mögt Ihr«, sprach Hagen; »Ehre ziemt ihm schon:er ist von hoher Abkunft, eines reichen Königs Sohn,er steht so da, der hehre; mich dünkt – das wisse Christ! –dass es nichts Kleines wäre, darum er hergeritten ist.«
108 Da sprach der Herr des Landes: »So sei er uns willkommen!Er ist kühn und edel; das hab ich wohl vernommen.Das soll er auch genießen im Burgundenland.«Da ging der König Gunther hin, wo Sigfrid er fand.
109 Der Fürst und seine Recken empfingen so den Gast,dass mit hohen Ehren begann seine Rast.Drum neigte sich ihnen der Vielkühne da.Züchtiglich stehen vor seinen Recken man ihn sah.
110 »Mich wundert«, sprach der König, zu seinem Gast gewandt,»von wannen Ihr, edler Sigfrid, kommt in unser Land,oder was Ihr begehret zu Worms an dem Rhein?«Da sprach der Gast zum König: »Das soll Euch unverhohlen sein.
111 Mir ward gesagt die Märe in meines Vaters Land,dass hier bei Euch wären – das hätt ich gern erkannt –die allerkühnsten Recken – so hab ichs oft vernommen –die je gewann ein König; darum bin ich hergekommen.
112 Auch hörte ich Euch selber Mannheit zugestehn,so dass man keinen kühnern König je gesehn.Das rühmen viel die Leute in diesem ganzen Land.So will ich nimmer ruhen, bis ich es selber habe erkannt.
113 Ich bin auch ein Recke und soll die Krone tragen.Ich will das gern erreichen, dass sie von mir sagen,dass mit Recht ich hätte die Leute wie das Land.Dafür sei meine Ehre und auch mein Haupt gesetzt zum Pfand.
114 Seid Ihr nun so tapfer, wie Euch die Kunde zeiht,so frag ich nicht, ob es jemand sei lieb oder leid.Ich will von Euch erzwingen, was Euch gehöret an;Land sowie Burgen, das soll mir werden untertan.«
115 Den König nahm es wunder und sein Volk umher,als er vernommen hatte des Helden Begehr,dass er die Absicht hätte, zu nehmen ihm sein Land.Das hörten seine Degen; da wurden sie gar zornentbrannt.
116 »Wie hätt ich das verdienet«, sprach Gunther, der Degen,»dem mein Vater lange in Ehren obgelegen,dass wirs verlieren sollten ob jemandes Kraft?Wir ließen übel sehen, dass wir auch pflegen Ritterschaft.«
117 »Ich will davon nicht lassen«, sprach der kühne Mann.»Mag sein, dass durch deine Kräfte Friede das Land gewann;ich will sein nun walten und auch des Erbes mein.Doch gewinnt es deine Stärke, so soll es dir untertänig sein.
118 Dein Land und auch das meine sollen gleich viel wiegen:wer von uns beiden den andern kann besiegen,dem soll es alles dienen, die Leute und auch das Land.«Dawider schnell alleine der Herr Gernot Worte fand.
119 »Wir wollen es nicht vollbringen«, sprach da Gernot,»dass wir Lande erzwingen, darum jemand totläge von Reckenhänden. Wir haben ein reiches Land,das dient uns mit Rechten und niemand besser zugewandt.«
120 In grimmigem Zorne da standen die Freunde sein;da war auch darunter von Metz Herr Ortwein.Der sprach: »Diese Sühne ist mir von Herzen leid;wider Euch hat Sigfrid unverdient erhoben Streit.
121 Ob Ihr und Eure Brüder auch hättet keine Wehrund ob er auch führte ein großes Königsheer,ich wollte wohl erstreiten, dass der kühne Mannden Übermut, den großen, wohl mit Rechten gäbe dran.«
122 Darob grimmig zürnte der Held aus Niederland:»Vermessen nicht erhebe wider mich die Hand!Ich bin ein reicher König, du eines Königs Mann.Dir ziemt es nicht zum Streite wider meinesgleichen zu treten an.«
123 Nach Schwertern rief da eifrig von Metz Herr Ortwein.Er mochte Hagens von Tronje Neffe wahrlich sein.Dass der so lang geschwiegen, das war dem König leid.Eingriff da aber Gernot, der Recke kühn und kampfbereit.
124 Er sagte zu Ortwein: »Halt dein Zürnen an!Uns hat der Herr Sigfrid solches noch nicht getan.Wir können es wohl noch schlichten in Güte, das ist mein Rat,und ihn zum Freunde haben. Das ist die rühmlichere Tat.«
125 Antwort gab da Hagen: »Es mag uns sein zum Leidund allen andern Degen, dass er ritt zum Streitjemals her zum Rheine. Er hätt es lassen sollen.Ihm hätten meine Herren solch ein Leid nicht antun wollen.«
126 Da sprach aber Sigfrid, der kraftvolle Held:»Wenn Euch, was ich gesprochen, Herr Hagen, missfällt,so will ich lassen sehen, dass die Hände meinwerden gar gewaltig bei den Burgunden sein.«
127 »Das denke ich zu wenden«, sprach da Gernot.Allen seinen Degen zu reden er verbotetwas Übermütiges, was ihm wäre leid.Da gedachte auch Sigfrid an die gar herrliche Maid.
128 »Was ziemt uns zu streiten?« sprach weiter Gernot.»Wenn darob nun Helden müssen liegen tot,wir hätten wenig Ehre, täten wir es schon.«Darauf gab ihm Antwort Sigfrid, König Sigmunds Sohn.
129 »Warum wartet Hagen und auch Ortwein,dass er ablehnt zu kämpfen mit den Freunden sein,deren er so viele hier zu Lande hat?«Sie mussten die Rede meiden; das war Gernots Wille und Rat.
130 »Ihr sollt uns sein willkommen«, sprach Giselher, das Kind,»und Eure Heergesellen, die mit Euch gekommen sind.Wir wollen gern Euch dienen, ich und die Magen mein.«Da hieß man den Gästen schenken König Gunthers Wein.
131 Da sprach der Herr des Landes: »Was uns gehöret an,erbittet Ihrs mit Ehren, das sei Euch untertan,und sei mit Euch geteilet, Leben und Gut.«Da ward dem Herren Sigfrid ein wenig sanfter zumut.
132 Da ließ man sie behalten all ihr Wehrgewandund gab ihnen Herberge, die beste, die man fand,allen Knappen Sigfrids ein gut Gemach allda.Den Gast fortan man gerne bei den Burgunden sah.
133 Man bot ihnen große Ehre danach manche Tage:tausendfach vermehren müsst ich, was ich sage.Das hat verdient seine Stärke; ihr sollt wohl wissen das.Man sah wohl selten jemand, der wider ihn empfunden Hass.
134 Der Kurzweil sich beflissen die Herrscher und ihre Mannen;stets war er der Beste, was sie auch begannen.Gleichtun konnt ihm niemand: so groß war seine Kraft,ob den Stein sie warfen oder schleuderten den Schaft.
135 Wenn so vor den Frauen nach höfischem