Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis. Stefan Burban

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Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis - Stefan Burban Das gefallene Imperium

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Barhocker heran und setzte sich leger. Er beobachtete Chung eine Weile, wie dieser schweigsam einen Schnaps nach dem anderen kippte. Rinaldi war überzeugt, dass Chung seine Anwesenheit bereits bemerkt hatte, aber noch nicht geruhte, diese zur Kenntnis zu nehmen. Schließlich hielt der Unteroffizier es nicht länger aus und warf seinem Major einen scharfen Seitenblick zu.

      »Wie lange hat es gedauert, bis Sie mich gefunden haben?«

      Rinaldi zuckte mit den Achseln. »Länger, als ich eigentlich zugeben möchte.« Er deutete auf das letzte leere Glas, das vor Chung auf dem Tresen stand. »Harter Tag?«

      Chung schnaubte. »Hartes Leben.«

      Rinaldi nickte verstehend. »Hernandez.«

      »Corporal Hernandez«, versetzte Chung scharf. »Francine«, fügte er leiser hinzu.

      Rinaldi senkte den Kopf. »Es ist schwer, jemanden zu verlieren. Glauben Sie mir, ich weiß das. In den letzten Jahren musste ich viele Briefe an unzählige Angehörige schreiben. Und ja, ich habe es manchmal wirklich satt, gute Männer und Frauen in Leichensäcken nach Hause zu schicken.« Er bedachte das nächste Glas, das Chung sich schnappte, mit finsterem Blick. »Aber ich habe mich niemals derart gehen lassen.«

      Ungerührt über die unverblümte Äußerung, kippte Chung den Inhalt in einem Zug hinunter. Rinaldi verzog schmerzhaft berührt die Miene. Er wusste genau, was Chung sich da Glas um Glas einverleibte. Unter Soldaten nannte man den Drink Supernova. Das sagte eigentlich schon alles. Nach allen gängigen Regeln der Physik hätte sich Chung schon längst Speiseröhre und Magen mit dem Zeug verätzen müssen.

      »Der wievielte ist das heute schon?«

      Chung zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, der dritte, glaube ich.«

      Rinaldi warf einen fragenden Blick Richtung Barkeeper. Dieser machte mit beiden Händen eine eindeutige Geste. »Laut ihrem Freund da drüben wohl eher der neunte.«

      Abermals zuckte Chung mit den Achseln. »Ich bin am Feiern. Ich feiere das Leben meiner gefallenen Kameradin.« Chung hob das zehnte Glas mit diesem Teufelszeug und prostete damit niemand Besonderem zu. »Auf dich, Francine!« Erneut stürzte er das Glas in einem Zug hinunter. Rinaldi wurde schon vom Zusehen schlecht.

      Der Master Sergeant hob die Hand, um ein elftes Glas zu ordern, aber Rinaldi kam ihm zuvor. »Das reicht jetzt.« An den Barkeeper gewandt, fragte er: »Haben Sie auch Kaffee?«

      Der Mann grinste schmutzig. »Klar. Mit oder ohne Schuss?«

      Rinaldi warf dem Kerl einen vernichtenden Blick zu. »Schwarz. Das Letzte, was er braucht, sind noch mehr Promille. Ich bin mir nicht einmal jetzt sicher, ob er überhaupt noch Blut im Alkohol hat.«

      Chung wandte sich seinem Vorgesetzten zu, wobei er fast vom Hocker gefallen wäre. »Normalerweise hege ich für Sie den größten Respekt, Major«, lallte er. »Aber da ich gerade dienstfrei habe – vergeben Sie mir bitte meine Offenheit –, warum verpissen Sie sich nicht einfach?«

      Rinaldi stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus. »Dienstfrei oder nicht, für das allein könnte ich Sie für ein paar Tage ins Loch werfen lassen.«

      »Warum machen Sie es dann nicht einfach?«

      Rinaldi wurde ernst. »Weil es nicht meine Art ist, jemanden zu bestrafen, der trauert.«

      »Ich trauere nicht.«

      »Oh, doch. Und ich kann Sie gut verstehen.«

      Der Barkeeper stellte eine Tasse dampfenden heißen Kaffees vor die beiden auf die Theke. Rinaldi schnupperte misstrauisch an dem Duft, der davon aufstieg. »Falls da auch nur ein Tropfen Alkohol drin ist, dann komme ich rüber und flöße dir eine ganze Kanne von dem Zeug ein.«

      Der Barkeeper wollte erst über die Bemerkung lachen. Nach einem Blick in Rinaldis Gesicht war der Mann jedoch gar nicht mehr sicher, dass der Major tatsächlich einen Scherz gemacht hatte.

      »Ist sauber«, war alles, was er anschließend erwiderte.

      Rinaldi schob die Tasse auffordernd in Chungs Richtung. Er duldete keinen Widerspruch. Das war beiden klar. »Trinken!«, befahl er.

      Chung betrachtete missmutig die Tasse, nahm sie dann aber auf, pustete etwas auf das Gebräu und nahm einen vorsichtigen Schluck, gefolgt von einem etwas längeren. Er stellte die Tasse ab. Nun, da kein Alkohol mehr nachgeschoben wurde, setzte das Selbstmitleid ein, das jeder kannte, der schon einmal mit einem harten Trinker zu tun gehabt hatte.

      »Sie war nicht nur eine Soldatin unter meinem Kommando«, sagte Chung.

      Rinaldi nickte. »Sie war etwas ganz Besonderes.«

      »Sie war Freundin, Kameradin, langjährige Weggefährtin – und jetzt ist sie tot.«

      Rinaldi meinte, aus den Worten des Mannes eine gewisse Richtung herauszuhören. Daher beschloss er nachzuhaken. »Hatten Sie was miteinander?«

      Chungs Blick flog hoch. »Nein, um Himmels willen! Das meinte ich ganz und gar nicht. Wir waren einfach nur die besten Freunde. Da passt Sex nicht rein. Außerdem haben wir uns gegenseitig öfter den Arsch gerettet, als ich zählen kann. So was schweißt zusammen – und turnt richtig ab. Aber mal wirklich so richtig.«

      Jetzt wusste Rinaldi, worauf der Sergeant hinauswollte. »Es war nicht Ihre Schuld«, wagte er einen mitfühlenden Vorstoß.

      Chung nahm einen weiteren Schluck Kaffee, bevor er antwortete. »Ich habe sie sterben lassen, Major. Ich ließ sie in den Fängen dieses Hinrady zurück und er brach sie einfach entzwei wie einen morschen Zweig. Ohne Zögern. Ohne Mitleid. So sind diese … diese Tiere. Reine Tötungsmaschinen.«

      »Falls es Ihnen ein Trost ist, kein Hinrady hat Argyle II lebend verlassen. Nach dem Eintreffen der Drizil wurde der Planet systematisch gesäubert. Francines Mörder ist tot.«

      »Das tröstet mich überhaupt nicht.«

      »Kann ich nachvollziehen.« Rinaldi sah zu, wie Chung die Tasse vollständig leerte. »Und? Wieder auf dem besten Weg, nüchtern zu werden?«

      Chung grinste über das ganze Gesicht. »Noch lange nicht.«

      »Das hatte ich befürchtet.« Mit erhobener Hand orderte Rinaldi eine zweite Tasse, die auch prompt geliefert wurde.

      »Sie geben nicht auf, oder?«, meinte Chung, während er die zweite Tasse mit ebenso großem Widerwillen betrachtete wie die erste.

      »Ganz sicher nicht«, gab der Major zu. »Sie sind mein bester Unteroffizier. Ich werde Sie nicht hängen lassen.«

      »Ich wünschte, Sie würden es.«

      »Das können Sie getrost vergessen.«

      »Sie sind eine Nervensäge«, versetzte Chung, allerdings ohne jegliche Aggression. Er wirkte lediglich müde und ausgelaugt. Es war eine Müdigkeit des Geistes, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Daran konnte auch der Kaffee nichts ändern.

      Rinaldi seufzte. »Was wäre denn die Alternative gewesen, Chung? Sie mussten Ihre Leute da raus bringen. Sie haben Ihren Trupp gerettet. Es hieß vier Leben abwägen gegen eines. Und Sie haben die korrekte Entscheidung getroffen. Ich hätte sie auch gefällt.

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