Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis. Stefan Burban

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Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis - Stefan Burban Das gefallene Imperium

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      Carter und die Legionäre erhoben sich wieder. Die Offizierin öffneten einen allgemeinen Kanal. »Lasst euch das allen eine Lehre sein. Auch wenn ein Flohteppich tot wirkt, heißt das noch lange nicht, dass er tatsächlich tot ist.«

      Sie gab ihren Truppen mit einem Wink zu verstehen, dass es weiterging. Die Stadt Orel kam immer näher. Es dauerte kaum eine Stunde, bis sie die ersten Gebäude erreichten. Zu ihrer Überraschung fanden sich noch überall deutliche Spuren des Abwehrkampfes, den sie vor einem halben Jahr so verzweifelt geführt hatten.

      Flashbacks der Kämpfe traten ungewollt vor ihr geistiges Auge. Und mit ihnen Gesichter von Männern und Frauen, die sie verloren hatte. Menschen, die sie geschätzt hatte und die nie wiederkehren würden. Die 5. FAL hatte fast die Hälfte ihrer Leute auf der Oberfläche von Sultanet gelassen.

      Zu ihrer Rechten erhob sich unvermittelt ein totgeglaubter Hinrady. Der Flohteppich richtete sich zu voller, beeindruckender Größe auf, brüllte sie mit weit aufgerissenem Maul an und machte Anstalten, sie anzugreifen. Carter reagierte blitzschnell. Instinktiv fuhr sie ihre rechte Armklinge aus, wirbelte um die eigene Achse und schlug dem Hinrady den Kopf von den Schultern, mitsamt dem klobigen Helm.

      Der Körper stürzte ihr vor die Füße und sie betrachtete sowohl ihn als auch die blutverschmierte Klinge an ihrem rechten Unterarm wie etwas, das eigentlich nicht dorthin gehörte. Sie zog die Klinge zurück in die Scheide, ohne diese zu säubern.

      Thorpe trat zu ihr. Er öffnete seinen Helm und betrachtete sie eine Weile mit seltsamem Gesichtsausdruck, bevor er die Lippen zu einem breiten Grinsen verzog.

      »Und?«, wollte er wissen. »Fühlen Sie sich jetzt besser?«

      Carter dachte einen Moment über die Frage nach und seufzte schließlich. »Geht so«, erwiderte die Offizierin lapidar.

      Ein weiteres Geräusch ließ beide Legionäre mit angelegten Waffen herumfahren. Carter warf ihrem Sergeant einen kurzen Blick zu. Dieser nickte. Er würde ihr Deckung geben. Die Legionärin tastete sich langsam vor. Das Geräusch kam von einem alten, halb ausgebrannten Schulbus, der am Straßenrand stand.

      Besser gesagt, es kam von irgendwo unter dem Bus. Carter schloss ihren Helm und lud ihr Nadelgewehr durch. Sie vernahm, wie ein neues Projektil durch den Mechanismus in die Kammer geschoben wurde.

      Sie zählte langsam bis drei, fiel auf die Knie und machte sich bereit, alles zu töten, was dort unten lauern mochte. Sie hielt mitten in der Bewegung inne. Carter hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit.

      »Colonel? Alles in Ordnung?«, wollte Thorpe wissen.

      Carter schüttelte den Kopf. »Das müssen Sie sich selbst ansehen.«

      Der Sergeant hockte sich neben sie nieder und folgte dem Blick seiner Vorgesetzten. »Das glaube ich jetzt nicht«, keuchte er.

      Carter nickte. Unter dem Bus kauerten zwei kleine Kinder. Sie klammerten sich ängstlich an einen Mann und eine Frau, bei denen es sich wohl um die Eltern handelte. Carters Blick glitt an den vieren vorbei. Der Straßenbelag war aufgerissen und damit der Weg in die Kanalisation freigelegt. Hinter der Familie waren weitere Zivilisten zu sehen. Allesamt ausgemergelt mit vor Furcht geweiteten Augen und kaum mehr als Lumpen am Leib. Viele standen am Rande der Unterernährung.

      »Nehmen Sie sofort Kontakt zur Flotte auf«, ordnete Carter an. »Wir brauchen dringend Nahrung, Wasser, Medikamente und Hilfspersonal. Am besten auch noch ein paar Feldlazarette. Sagen Sie ihnen, es gibt Überlebende auf Sultanet.«

      3

      Der Hinradytrupp bewegte sich mit beeindruckender Vorsicht durch die Eiswüste von Tau’irin. Die Primatensoldaten rechneten zu jedem Zeitpunkt mit einem Hinterhalt. Ihre Disziplin war vorbildlich. Es half ihnen trotzdem nichts.

      Der Boden unter den Hinrady explodierte förmlich und zwanzig Marines in Panzeranzügen brachen daraus hervor. Sie nutzten keine Nadelgewehre, um Munition zu sparen. Ihre Klingen sprangen aus den Unterarmschienen und wie eine Meute hungriger Hyänen fielen sie über ihre überraschten Gegner her. Der Kampf dauerte weniger als eine Minute, bis auch noch der letzte Hinrady am Boden lag. Das Blut der gegnerischen Krieger bedeckte dampfend den Schnee unter ihren Körpern.

      Der Anführer der Marines gab ein kurzes Zeichen, einen einzelnen Impuls über das Komgerät. Die Überlebenden der Sevastopol eilten aus ihrem Versteck und machten sich daran, die Leichen der gefallenen Gegner eiligst unter den Schneemassen zu verbergen. Schon nach Kurzem war von dem ungleichen Gefecht nichts mehr zu erkennen.

      Zwei Besatzungsmitglieder halfen dem XO aus dem Loch, in dem sie sich für die Dauer des Überfalls verkrochen hatten. Der Erste Offizier sah nicht gut aus. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß und jede noch so kleine Bewegung schien ihn an die Grenzen des Belastbaren zu führen. Sorokin richtete sich auf und ließ den Blick über die Landschaft schweifen. Es herrscht überall dasselbe Weiß, wohin man auch sah. Er schüttelte langsam den Kopf. Sie marschierten jetzt schon seit mehreren Wochen durch diese Eiswüste, ohne Ziel und ohne Plan. Immer nur darauf bedacht, den feindlichen Patrouillen, die hinter ihnen her waren, einen Schritt voraus zu bleiben. Und auch das wurde zunehmend schwieriger. Die Hinrady kamen ihnen mittlerweile bedenklich nahe. Es musste endlich eine klare Vorgabe her. Die Männer und Frauen unter seinem Kommando brauchten ein Ziel und einen Plan. Ansonsten würden viele schon sehr bald einfach aufgeben.

      Dr. Isabel Dreshku kam unsicheren Schrittes auf ihn zu. Die Frau war Anfang siebzig. Daher musste man sie schon bewundern, wie gut sie sich in dieser lebensfeindlichen Umgebung hielt. Allerdings hatte sie auch kaum eine andere Wahl. Die Schwachen gingen als Erste zugrunde.

      Dreshku war wesentlich kleiner als Sorokin. Die Frau warf ihren schweren Mantel zurück und betrachtete den Commodore von unten. Wäre man über die Dienstgradverhältnisse nicht informiert, man hätte beinahe meinen können, Dreshku hätte hier das Sagen.

      Eine Kolonne Überlebender schleppte sich hinter den beiden Offizieren aus den Schneeverwehungen und setzte ihren Weg fort, immer einen Fuß vor den anderen setzend. Wer stürzte, dem wurde umgehend von Kameraden geholfen, die alle weniger am Leib trugen, als gut für sie war.

      »Und?«, wollte der Commodore wissen. »Wo stehen wir?«

      Dreshku rümpfte die Nase und holte ein immer noch funktionstüchtiges Pad hervor. »Unsere Gruppe ist vergangene Nacht weiter geschrumpft«, gab sie missmutig zurück. »Unsere Gesamtstärke liegt jetzt bei dreihundertundelf Leuten.«

      Sorokin schloss die Augen. Dreihundertundelf von fast eintausendzweihundert Männern und Frauen, die ein Trajan-Angriffskreuzer an Besatzungsmitgliedern aufwies. Wenn Dreshkus Zahlen korrekt waren – und daran zweifelte er zu keinem Moment –, dann waren letzte Nacht vierundvierzig Menschen erfroren.

      Sorokin bedachte die an ihm vorüberziehende Menschenmenge mit einem verzweifelten Blick. Irgendwie musste er diese Leute am Leben erhalten. Von den etwas mehr als dreihundert Menschen trug nur rund die Hälfte eine Rüstung. Bei den meisten von ihnen handelte es sich um Marines. Der Rest trug lediglich die an Bord übliche Uniform und dann noch Isolierfolien, die als Teil der Notausrüstung an Bord von Rettungskapseln und Fluchtshuttles zu finden waren.

      Kurz nach ihrer Ankunft hatten sie damit begonnen, Exemplare der spärlichen hiesigen Fauna zu jagen und zu erlegen. Dabei handelte es sich um eine Art Walross, das unter dem Eis lebte und dadurch der Nahrungssuche der Jackury entgangen war. Sie hatten das Fleisch, das sie nicht an Ort und Stelle vertilgten, eingepackt, für den Fall, dass ihre Notrationen zur Neige gingen. Aus dem Fell hatten sie Mäntel angefertigt

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