Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis. Stefan Burban

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Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis - Stefan Burban Das gefallene Imperium

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Und die Schuld, die meine Eingeweide immer wieder zusammenzieht.«

      »Das wird noch eine Weile anhalten«, gab Rinaldi zurück. »Vielleicht vergeht es nie. Aber Sie werden lernen, damit umzugehen. Oder Sie zerbrechen daran. Sie haben schon früher Legionäre im Gefecht verloren.«

      Chung schüttelte den Kopf. »Das hier ist anders. Diesmal habe ich das Gefühl, es wäre meine Schuld gewesen. Das wiegt schwerer.«

      »Das tut es«, erwiderte Rinaldi. »Aber Sie werden sich gefälligst zusammenreißen. Das ist ein Befehl.«

      Chung erstarrte für einen Moment. Er richtete sich auf, wobei er beinahe vom Hocker rutschte. Rinaldi half ihm, aufrecht zu bleiben. Chung salutierte vor dem Offizier und erklärte: »Ja, Sir.«

      Rinaldi wusste, es würde nicht einfach sein, Chung von dessen selbstzerstörerischen Weg abzubringen, aber es war zumindest ein Anfang.

      »Wie geht es Kara?«, wollte der Major wissen. Kara Mitchell war beim selben Angriff schwer verwundet worden, der Francine Hernandez das Leben gekostet hatte. Ihr Rückgrat hatte einiges abbekommen.

      Chung seufzte. »Es gab Komplikationen.«

      Rinaldi wurde hellhörig. »Welcher Art?«

      »Einige der Komponenten, die man ihr ins Rückgrat gepflanzt hat, damit sie wieder gehen kann, wurden abgestoßen. Jetzt prüft man, ob sich vielleicht andere anpassen lassen. Falls das nicht funktioniert, wird sie ihre Beine nie wieder richtig benutzen können. Sie befindet sich gerade im Militärkrankenhaus hier auf Vector Prime.«

      »Das tut mir sehr leid«, antwortete Rinaldi ehrlich. Chung erwiderte nichts darauf. Der Major überlegte. »Das ist in mehr als einer Hinsicht ärgerlich. Das bedeutet, ihr Trupp besteht gerade aus lediglich drei Mann.«

      Chung nickte. »Lassen Sie es sich bloß nicht einfallen, mir Ersatz zu schicken. Kara wird wiederkommen und für Francine will ich noch keinen. So weit bin ich noch nicht.«

      »Keine Sorge. Ersatz ist für Ihren Trupp auch nicht vorgesehen. Dafür haben wir gerade gar keine personellen Mittel. Ich meinte das anders.« Rinaldi beobachtete zufrieden, wie Chung auch die zweite Tasse Kaffee leerte. Der Sergeant war zwar nicht nüchtern, aber wesentlich klarer im Kopf als bei Rinaldis Ankunft. Er klopfte dem Unteroffizier auffordernd auf die Schulter. »Lassen Sie uns gehen.«

      Chung folgte seinem Major ohne Widerstand. »Und wie meinten Sie das jetzt genau?«, brüllte der Sergeant über den Lärm hinweg.

      »Dass Ihnen für die nächste Operation lediglich ein Trupp mit eingeschränkter Stärke zur Verfügung steht.«

      Chung runzelte die Stirn. »Operation? Was für eine Operation?«

      Rinaldi wandte sich seinem Untergebenen lächelnd zu. »Hat es Ihnen noch niemand gesagt?«

      Chung schüttelte verständnislos den Kopf. Rinaldis Lächeln wurde breiter. »Wir fliegen zurück nach Sultanet.« In das Gebaren des Majors mischte sich grimmige Entschlossenheit. »Wir gehen nach Hause.«

      Präsident Mason Ackland beobachtete mit leuchtenden Augen, wie über ihm Raketen in den Himmel schossen, dort explodierten und leuchtende Muster ans Firmament malten. Die Pyrotechniker hatten ganze Arbeit geleistet, sehr zum Vergnügen der anwesenden Gäste.

      Eine Ansammlung von Geschossen erregte besonders viel Aufmerksamkeit. Sie erzeugten einen Schriftzug über den Dächern von Cibola. Er besagte: Willkommen zurück!

      Einfach gewählte Worte, aber sie sagten sehr viel aus. Die Veranstaltung feierte den Anschluss der Konföderation demokratischer Systeme, der Kooperative und anderer kleinerer Sternennationen an die Terranisch-Republikanische Liga. Nach langer Zeit war die Menschheit endlich wiedervereinigt. Gerade rechtzeitig, um den letzten Kampf gegen die Nefraltiri und ihre Sklaven gemeinsam zu führen.

      Zwei Männer gesellten sich zu ihm, beide mit einem Glas sprudelnden Champagners in der Hand. General a. D. Carlo Rix und Vizeadmiral Elias Garner wirkten beide sehr zufrieden mit sich. Diese Männer hatten maßgeblich dazu beigetragen, dass dies alles in relativ kurzer Zeit zustande gekommen war. Anschlussgespräche dauerten eigentlich Jahre, manchmal Jahrzehnte. Doch in diesem Fall war alles innerhalb eines halben Jahres über die Bühne gegangen. Die Erfordernisse des Krieges hatten die Entscheidungsträger zur Eile ermahnt. Und das Ergebnis konnte man nun hier bewundern.

      Ackland sah sich vielsagend um. Das ganze Dach des Hotels, in dem er zurzeit residierte, wimmelte nur von Würdenträgern und Offizieren sowohl der Republik als auch der neu angeschlossenen Nationen. Sogar einige Drizil waren gekommen, um das Fest mit ihren Verbündeten zu begehen. Für viele der menschlichen Offiziere war es noch ungewohnt, die Uniform der Republik zu tragen. Bei manchen erweckte es sogar den Eindruck, sie sei noch ein paar Nummern zu groß. Die Gesichter einiger weniger wirkten mürrisch, als trauerten sie ihrer Vergangenheit nach. Diese Reaktionen blieben aber zum Glück die Ausnahme. Im Großen und Ganzen herrschte eine gelöste, heitere Stimmung. Eine Stimmung, die einen neuen Aufbruch versprach.

      Ein Kellner kam mit einem Tablett voller Häppchen vorbei, doch alle drei Männer lehnten dankbar ab, woraufhin der Bedienstete sich auf der Suche nach anderen Abnehmern davonmachte.

      Masons Miene verlor etwas von ihrer Heiterkeit, als er Garner musterte. »Ist alles vorbereitet?«

      Dieser nickte grimmig und nicht ohne Vorfreude in den aufblitzenden Augen. »Wir führen den Sprung nach Sultanet in fünf Tagen aus. Gleichzeitig schlagen drei weitere Verbände gegen vom Feind besetzte Systeme los. Indem wir den Gegner auf dem gesamten Frontverlauf bedrängen, setzen wir ihn unter Druck und zwingen ihn vielleicht sogar zum Rückzug. Aber eines ist mal sicher: Es geht jetzt nur noch in eine Richtung und keinen Fußbreit mehr zurück.«

      »Wollen wir’s hoffen.« Mason verweigerte sich Garners Euphorie. Viel zu oft hatten die Nefraltiri mit Überraschungen aufgewartet und ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber dieses Mal schien der Vorteil tatsächlich auf ihrer Seite zu liegen.

      »Was meint Cest zu alldem?«, wollte der Präsident wissen.

      Carlo Rix schnaubte und warf dem Professor einen kurzen Blick zu, der sich angeregt mit mehreren Wissenschaftlern der ehemaligen Kooperative unterhielt und die Party sichtlich genoss. Carlo wandte sich erneut dem Präsidenten zu. »Er ist überzeugt, dass die Inkubationszeit reichen müsste. Hinrady und Jackury sollten sich bereits massenhaft angesteckt haben. Theoretisch müssten wir leichtes Spiel haben.«

      »Theorie und Praxis stimmen nur selten überein«, gab Mason zu bedenken. »Uns war von Anfang an klar, dass wir niemals alle mit dem Virus erwischen konnten. Es wird Widerstand geben. Niemand darf sich vormachen, es würde ein Spaziergang werden.«

      Carlo schüttelte den Kopf. »Es ging nie darum, alle zu infizieren. Uns muss ein adäquater Anteil genügen. Ihre Verteidigung muss geschwächt werden, damit wir ihre Linien durchbrechen können. Möglichst auf breiter Front. Cest meint, wir wären an einem kritischen Punkt angelangt. Ein hoher Anteil der Nefraltiristreitkräfte liegt jetzt bereits im Sterben oder ist schon tot, aber der Gegner konnte noch nicht in ausreichendem Umfang Nachschub an Truppen, Waffen und Schiffen generiert haben. Es heißt: jetzt oder nie!«

      »Wir haben ein halbes Jahr gewartet«, warf Garner verkniffen ein. »Und in dieser Zeit gab es keinerlei Angriffe der Hinrady mehr. Nach ihren Erfolgen sowie dem Einmarsch auf republikanisches Territorium ist das ein äußerst untypisches Verhalten. Ich sehe das wie Rix: jetzt oder nie! Das ist unsere Chance. Vielleicht die letzte, die wir noch

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