Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane). Sylke Brandt

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Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane) - Sylke Brandt

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blieb Dorothea stehen und starrte Thorpa entgeistert an, als sie ihren Fehler bemerkte. Ihre Wangen röteten sich.

      »Nun ja, die Sache mit der Rasur vergessen wir bei Ihnen vielleicht …«

      Sentenza und DiMersi sahen sich kurz an und schmunzelten. Fast automatisch streckte der Captain die Hand nach Sonja aus und drückte ihre Linke kurz. Als ihm bewusst wurde, dass die Geste in ihrer jetzigen Situation unangemessen war, fuhr er wie elektrisiert zusammen und ließ Sonja los. Er ignorierte das spöttische Lachen hinter sich, das nur von Darius Weenderveen stammen konnte. Natürlich hatte der alte Kybernetik- und Robotikingenieur alles beobachtet.

      Sie bogen in einen Nebenarm des Hauptkorridors und blieben schließlich vor einer Doppeltür stehen. Als sich diese öffnete, war dahinter eine Aufzugkabine zu erkennen. Mit dem Lift überbrückten sie den Weg zum nächsten Deck. Es wurde schlagartig heller, als sie den Aufzug verließen. Die Gänge des Mitteldecks waren sauber, die Wände bestanden aus weißen Kunststoffpaneelen und nirgendwo waren mehr Rohre und Schläuche zu sehen, die wirr von der Decke hingen.

      In regelmäßigen Abständen zierten Hologramme die Wände. Alle zeigten sie das dreidimensionale Abbild eines einzigen Mannes. Sein Gesicht wirkte selbst auf Sentenza irgendwie charismatisch. Eingerahmt wurde es von einem gestutzten, schwarzen Vollbart. Die stahlblauen Augen schienen den Betrachter aus jedem Blickwinkel sanftmütig anzusehen.

      »Ist das …?«, begann Thorpa und streckte einen seiner astähnlichen Arme in Richtung des Hologramms aus, an dem sie gerade vorbeigingen. Blitzschnell schob sich die Akolythin, die Dorothea begleitete, zwischen das Abbild und Thorpa und schien erleichtert zu sein, den Pentakka von einem Sakrileg abgehalten zu haben.

      Auch die Wächter hatten sich sichtlich gespannt. Fast fürchtete Sentenza, es würde zu einem Eklat kommen, doch Dorothea fasste sich rasch und ging einfach weiter. Um Thorpa von einer weiteren Dummheit abzuhalten, antwortete sie auf seine Frage: »Ja, das ist Asiano, unser seliger Erlöser und Begründer unserer Glaubensgemeinschaft.«

      Ihre Stimme hatte einen seltsamen Ton angenommen, als sie von ihrem geistigen Führer sprach. Sie klang nicht wirklich leiser, aber bedächtig, als müsse sie sich erst jedes Wort zurechtlegen, ehe sie es aussprechen durfte. Und eine gehörige Portion Ehrfurcht schwang in ihrer Stimme mit.

      Sie betraten einen weiteren Lift und fuhren mit ihm in das Oberdeck, dem letzten der drei Ringe, ehe das Schiff in die von einer Kuppel bedeckte Biosphäre überging.

      »Dies ist unser oberer Ring«, erläuterte die Richterin. »Hier finden sich die Quartiere unserer Adepten, ihre Tempelanlagen, unsere Astronavigation, einige wissenschaftliche Labors, die Gästequartiere, unsere Großküche und weitere Speisesäle.«

      Sentenza gefiel es überhaupt nicht, wie sie Gästequartiere betonte. Zudem fühlte er sich von Dorothea vorgeführt. Sie waren auf einer verdammten Rettungsmission und nicht auf einer Sightseeingtour.

      »Ich will nicht unhöflich erscheinen«, fuhr der Captain dazwischen, doch der Ton, den er an den Tag legte, strafte seine Worte Lügen. »Aber gibt es keinen schnelleren Weg, um Superior Saladin aufzusuchen?«

      »Seine Eminenz befindet sich zurzeit im Biotop. Um vom Unterdeck dorthin zu gelangen, müssen wir verschiedene Lifts nehmen.«

      »Es gibt nur einen einzigen direkten Aufzug«, mischte sich die Begleiterin Dorotheas ein, die der Ikarus-Crew nicht vorgestellt worden war.

      Die Richterin maß ihre Untergebene mit einem strafenden Blick, als hätte sie gerade ein Geheimnis ausgeplaudert.

      »Warum nehmen wir nicht den?«, drängte nun auch Sonja, die genau wie der Captain spürte, dass ihnen die Zeit unter den Nägeln brannte.

      »Das ist uns nicht erlaubt«, belehrte Dorothea. »Nur der Erlöser darf den direkten Aufzug benutzen.«

      Zur Hölle mit dem Erlöser!, dachte Sentenza und war versucht dies auch laut auszusprechen, doch er hielt sich noch rechtzeitig im Zaum. Beleidigungen würden ihre Situation nur verschlimmern.

      Endlich erreichten sie einen weiteren Lift und fuhren zum nächsten Deck.

      Als die Kabine hielt und sich die Türen beiseiteschoben, glaubte die Mannschaft der Ikarus, von einem Augenblick zum anderen direkt auf einen Planeten teleportiert worden zu sein. Sonja sog scharf die Luft ein. Sentenza ächzte ungläubig und Weenderveen hielt sich am Rand der Kabine fest, als er vor Aufregung in den Knien einzuknicken drohte.

      Nur Thorpa stakste unbefangen aus dem Lift und blickte sich neugierig um.

      Jenseits des Lifts befand sich eine atemberaubende Landschaft, die auf den ersten Blick gar als paradiesisch zu bezeichnen war. Eine üppige Vegetation bedeckte einen Großteil des Umfelds. Büsche, Bäume und Farne, so weit das Auge reichte. Der Himmel strahlte in einem kräftigen Blau. Nur zwei oder drei weiße Wolken trieben gemächlich am Horizont daher. Es war taghell, und als sich Thorpa nach der Lichtquelle umschaute, entdeckte er den Leuchtring, der wohl eine Art künstliche Sonne darstellte.

      Der Pentakka winkte die anderen heraus. Dorothea und ihre Akolythin gaben der Besatzung des Rettungskreuzers Zeit, den Anblick der erhabenen Landschaft zu verdauen. Sie folgten Thorpas Fingerzeig und erblickten ebenfalls den grünlich gelben Ring hoch oben am Himmel, der die gesamte Biosphäre in ein angenehmes, warmes Licht tauchte.

      »Was ist das?«, stammelte Darius Weenderveen beinahe ehrfürchtig und entfernte sich gut zehn Schritt vom Fahrstuhlausgang. Er überschaute das Areal und schätzte die Abstände zum Horizont in allen Richtungen. Auch wenn die Landschaft sich scheinbar endlos erstreckte, kannte Weenderveen von den Aufzeichnungen der Ikarus die Begrenzungen, der sie unterlag. Der Durchmesser der Grundfläche betrug annähernd zweihundert Meter. Durch den dichten Pflanzenbewuchs war jedoch das Ende der Kuppel nicht zu erkennen. Nur wenn man ganz genau hinsah, erblickte man in der Ferne ein feinmaschiges Netz am Himmel, das sich über die gesamte Innenseite der Kuppel zog. Dabei musste es sich um eine Art Stahlgerüst handeln, das die transparente Sphärenkonstruktion stützte.

      Genau in der Mitte des Areals befand sich eine Säule, die sich senkrecht in den Himmel schraubte. In ihr war der Aufzugschacht untergebracht. Am oberen Ende in knapp zweihundert Metern Höhe mündete die Säule in einer Plattform – vermutlich befand sich dort die Kommandozentrale des Schiffes. Knapp unterhalb der Plattform umgab der Leuchtring die Säule in einem Durchmesser von einhundert Metern. Seine Helligkeit reichte aus, auch die letzten Winkel der Biosphäre mit Licht zu versorgen. Weenderveen bestaunte das Wunderwerk der Technik mit großen Augen. Er hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Der Ring schwebte augenscheinlich in der Luft, ohne durch sichtbare Stützen gehalten zu werden. Nicht nur Licht, sondern auch eine wohltuende Wärme ging von der seltsamen Energieform aus.

      »Was ist das?«, wiederholte Darius seine Frage.

      »Der Sonnenring«, antwortete Dorothea einfach. »Er versorgt die Biosphäre mit Licht und Wärme. Im Biotop befinden sich die Quartiere seiner Heiligkeit, von Superior Saladin, Richter Oberon und mir sowie unseren Akolythen.«

      Sonja bückte sich und grub ihre Hand in die weiche Erde. Sie zerrieb sie zwischen ihren Fingern, schnupperte kurz daran und nickte dann anerkennend. »Es wirkt echt.«

      »Es ist echt«, meinte Dorothea. »Das Biotop ist ein vollwertiger Ersatz für eine planetare Lebenssphäre.«

      »Home, sweet home«, sinnierte Sentenza. Die Hohen Herren der Glaubensgemeinschaft hatten es sich gemütlich eingerichtet, während das gemeine Volk in den unteren Decks mit schlichten Unterkünften

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