Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane). Sylke Brandt

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Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane) - Sylke Brandt

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      Die Crew der Ikarus ließ sich nicht aufhalten. Dorothea eilte zum nächsten Komlink und hieb die Sprechtaste fester herunter als beabsichtigt.

      »Wir haben keine Zeit für Spielchen«, raunte Roderick Sonja zu.

      Der Chief presste die Lippen aufeinander und nickte leicht. Fast gleichzeitig schwangen die beiden herum und hielten plötzlich die handlichen Stunner schussbereit im Anschlag. Weenderveen und Anande sprangen zur Seite, nur Thorpa reagierte nicht rechtzeitig und zappelte wie wild, als die elektrischen Ladungen sirrend an ihm vorbeizuckten und die beiden Guardians erfassten, die sich in Dorotheas Begleitung befanden. Die Wächter strauchelten und gingen bewusstlos zu Boden. Ein weiterer Schockblitz streckte die Richterin nieder.

      »Jetzt haben wir den Salat«, murmelte Weenderveen.

      »Sind Sie übergeschnappt?«, kreischte dagegen Anande.

      »Doc, auf Ihr Urteil kann man sich verlassen«, pflichtete Thorpa ihm bei. »Um ein Haar hätte es mich erwischt.«

      Sentenza gebot den anderen mit einer herrischen Geste zu schweigen. In zwei, drei Sätzen umriss er ihre Lage und teilte ihnen mit, was er durch Trooid erfahren hatte.

      »Wir werden jetzt mit Johannssons Hilfe bis zum Tempelraum vordringen, das verfluchte Schott aufsprengen und die Leute dort herausholen«, schloss der Captain, stieß dabei jedoch auf missbilligende Blicke seitens Doktor Anandes und Thorpas.

      »Captain, es war schon unverantwortlich genug, die Richterin und ihre Wächter zu betäuben«, wandte der Bordarzt der Ikarus protestierend ein. »Wenn wir jetzt zusehen, dass wir zu unserem Schiff zurückkehren und im Hyperraum das Weite suchen, können wir von Glück reden, wenn uns Asiano nicht vor der Führung des Raumcorps verklagt.«

      »Machen Sie sich nicht ins Hemd, Doc«, fiel ihm Sonja ins Wort. »Sollen wir die Unschuldigen, die im Tempel eingeschlossen sind, verrecken lassen?«

      »Wir können mit unserem Wissen doch jetzt wieder zu Asiano zurückkehren«, schlug Thorpa aufgeregt mit seinen Astarmen wedelnd vor. »Diesmal wird er uns nicht abweisen und belügen können.«

      »Das dauert zu lange«, gab Sentenza zu bedenken. »Den Leuten wird die Luft zu knapp, falls Sie das vergessen haben sollten. Wir gehen jetzt da rein, basta!«

      Wütend darüber, dass seine eigenen Leute ihm in den Rücken fallen wollten, drehte sich Sentenza abrupt um und lief den Korridor entlang.

      »Meine Herren?«, fragte Sonja. »Sie können meinetwegen gerne hier Wurzeln schlagen – nehmen Sie’s nicht persönlich, Thorpa –, aber der Captain scheint sauer zu sein. Wenn Sie je wieder an Bord seines Schiffs wollen, dann …«

      Sie ließ den Rest unausgesprochen und rannte Sentenza hinterher. Weenderveen zuckte auf Anandes fragenden Blick hin die Achseln. Dann spurteten auch sie los und zogen Thorpa mit sich.

* * *

      Der frische Luftzug kitzelte seine Nase. Es war merklich kühler geworden, aber vielleicht bildete er sich dies auch nur ein. Ein wenig träge hob er die Lider und blinzelte kurz, ehe er sich an die gedämpften Lichtverhältnisse gewöhnte. Nur schwach strömte der Schein einer Leuchtquelle zu ihm herüber.

      Reno ächzte leise, als er sich aufrichtete. Verwirrt schaute er sich um und rätselte für ein, zwei Momente, was mit ihm geschehen war. Da schlug ihm die Erkenntnis mit voller Wucht ins Bewusstsein und verdammte ihn für wertvolle Zeit zur Bewegungsunfähigkeit.

      Wie lange war er bewusstlos gewesen?

      Waren Nova und die anderen längst tot?

      Reno stemmte sich hoch und wäre beinahe wieder gestürzt, als Schwindel ihn erfasste. Der körperliche Schaden, der ihm durch den Sauerstoffentzug im Tempelraum zugefügt worden war, war größer, als er angenommen hatte. Wie würde es erst den anderen ergehen?

       Wenn ich nur wüsste, wie viel Zeit bereits vergangen ist …

      Er hielt sich an den Rändern des Wartungstunnels fest und ging mit immer schneller werdenden Schritten dem fernen Licht entgegen. Schließlich rannte er, getrieben von der Angst, versagt zu haben …

* * *

      Sekunden dehnten sich zu Minuten, diese wiederum scheinbar zu Stunden und es schien kein wirkliches Vorwärtskommen zu geben. Zweimal musste die Rettungsmannschaft Hindernissen ausweichen, die ihnen von der Besatzung der Zuflucht offensichtlich in den Weg gelegt worden waren: ein versiegeltes Schott, ein geflutetes Korridorsegment. Dank Gundolf Johannssons Navigationshilfe waren sie jedoch auf Umwegen zu ihrem Ziel gelangt.

      Fast schon hätte Roderick Sentenza aufgeatmet, als die Stimme des Suchenden über das Kom verkündete, sie hätten es geschafft und müssten jetzt ein zweiflügeliges Portal erkennen können, das mit allerlei religiösen Symbolen ausstaffiert war.

      »Ich sehe es!«, rief Thorpa aus.

      »Ja, aber die Menschenmenge davor, gehört nicht dazu, oder?«, brummte Darius Weenderveen und deutete mit ausgestrecktem Arm auf die Gläubigen, die sich zu Dutzenden vor dem Portal versammelt hatten. Es sah nicht so aus, als wären sie gekommen, um die Rettungscrew zu unterstützen.

      Unbeirrbar schritt Roderick Sentenza auf die anderen zu – bis er gezwungen war, stehen zu bleiben, da die religiösen Fanatiker eine unüberwindbare Barriere vor dem Portal geschaffen hatten.

      »Wer hat hier das Wort?«, fragte Sentenza laut.

      Niemand meldete sich. Alle standen still und mit vor der Brust verschränkten Armen da und gafften die Leute der Ikarus einfach nur an.

      »Ich bin Captain Roderick Sentenza vom Raumcorps«, versuchte er es noch einmal. »Meine Crew und ich sind hier, um Ihre Mitgläubigen im Tempelraum zu befreien. Wenn Sie uns nicht durchlassen, werden Ihre Freunde sterben.«

      Ein hagerer Adept in gelber Robe trat aus der Reihe vor und starrte Sentenza unverwandt an.

      »Geh weg, Raumcorps«, raunte er ihm mit einer Fistelstimme zu. »Wir wollen deine Hilfe nicht.«

      »Sie vielleicht nicht!«, fauchte Sonja. »Aber die Menschen dort drin sterben.«

      »Wenn es ihr Schicksal ist, dann soll es so sein«, erwiderte der Mann ungerührt. »Ihr habt nicht das Recht, die Türen aufzubrechen und unseren Tempel zu entweihen.«

      »Ich fasse es nicht«, seufzte Sentenza, dann hob er seine Stimme an und brüllte fast: »Ist keiner bereit, den Leuten im Tempelraum zu helfen? Sie werden sterben, wenn wir dieses Schott nicht öffnen. Wollen Sie das verantworten? Wollen Sie zu ihren Mördern werden?«

      Was immer er sich durch seine Moralpredigt erhofft hatte, die völlig gegenteilige Wirkung setzte plötzlich ein. Die Suchenden und Adepten stimmten einen hohen Singsang an, der nach nur wenigen Sekunden in ein schallendes Geschrei und Gekreische ausartete. Wie hysterisch schrien die Leute durcheinander, pressten sich selbst die Hände auf die Ohren und begannen, wie wild auf dem Boden aufzustampfen.

      Sonja brüllte etwas über den Lärm hinweg, doch Sentenza verstand es nicht. Er deutete mit einem Wink an, dass sie sich zurückziehen sollten. Rasch liefen sie den

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