Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane). Sylke Brandt

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Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane) - Sylke Brandt

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sie zu richten, schon suchten sie ihr Heil in der Flucht. Andere wiederum ignorierten die Ikarus-Mannschaft und kümmerten sich um die Bewusstlosen.

      »Das … verstehe ich nicht«, gestand Sentenza.

      Reno kam zu ihm. In seinen Armen hielt er eine ohnmächtige Frau.

      »Ihre Religion ist durchaus komplex«, sagte er. »Sie achten das Leben und schützen es. Dass sie den anderen nicht geholfen haben, liegt einzig und allein an dem Umstand, dass sie gegen das Verbot verstoßen hätten, den Tempelraum gewaltsam zu öffnen. Aber die Geretteten trifft es vielleicht noch schlimmer. Sie haben sich in ihr Schicksal gefügt und mit dem Leben abgeschlossen. Sie erhofften sich bereits Erlösung im Tod …«

      »Was wollen Sie damit sagen?«

      Sentenza sollte es just in diesem Moment am eigenen Leibe erfahren. Eines der Opfer sprang auf, als ihn die durch Anande verabreichte Dosis Sauerstoff wieder zu Bewusstsein kommen ließ. Es handelte sich um einen jungen Mann, ebenso kahl geschoren wie alle anderen. Sein erster Blick galt dem zerstörten Bildschirm. Dadurch wurde Sentenzas Annahme bestätigt, dass die Eingeschlossenen bis zum letzten Atemzug die Rettungsaktion mit verfolgt hatten.

      Die Augen des Mannes richteten sich auf Sentenza. Wut mischte sich in seine Züge. »Sie!«, schnappte er. »Sie haben es getan. Sie haben mir den Zutritt zu einer höheren Ebene verwehrt.«

      »Beruhigen Sie sich«, mahnte Sentenza und hob beschwichtigend die Hände. »Seien Sie froh, dass Sie noch leben, Mann!«

      »Leben?«, kreischte der andere beinahe hysterisch auf. »Ich hatte bereits mit dem Leben abgeschlossen, habe Frieden mit dem Universum geschlossen und mich auf meine Erlösung vorbereitet. Wer glauben Sie, der Sie sind, dass Sie mir das streitig machen wollen?«

      »Ein schlichtes Danke würde es auch tun«, gab Sentenza ungerührt zurück, fing aber den warnenden Blick Renos auf. Etwas passte hier ganz und gar nicht ins Bild und der Captain fragte sich, ob der herumkeifende Gläubige noch ganz bei Trost war.

      »Nur der Erlöser hätte sich einmischen dürfen, wäre ich dazu ausersehen gewesen, noch länger zu leben«, sagte der Mann und trat dicht an Sentenza heran. Seine Stimme klang leise, aber bestimmt. Eine unausgesprochene Drohung schwang in seinen Worten mit und Sentenza glaubte zu spüren, dass die Temperatur im Tempelraum um einige Grad sank. Die Augen des anderen funkelten vor Wut und unterdrücktem Zorn. Dann wechselte der Blick in einen entschlossenen Ausdruck über, den Sentenza selten zuvor bei einem Menschen beobachtet hatte.

      Ohne Vorwarnung langte er nach Sentenzas Holster. Der Captain reagierte, war jedoch zu langsam.

      Der Mann hatte den Laser an sich gebracht, doch statt auf Sentenza zu zielen, richtete er die Mündung gegen sich selbst.

      »Nein!«, fuhr Roderick auf und sprang vor.

      »Für die Erlösung!«, rief der Suchende aus und drückte ab, ehe Roderick es verhindern konnte. Der Laserstrahl hatte den Brustkorb des anderen aufgeschnitten, sein Herz durchbohrt und ihn auf der Stelle getötet. Er kippte hintenüber und noch im Tod schienen seine Augen Sentenza anklagend anzustarren.

      Geschockt verharrte der Ikarus-Captain über dem Leichnam und ging selbst in die Knie. Was hatte den Mann nur veranlasst, sich das Leben zu nehmen? War er so sehr auf die Lehren Asianos eingeschworen, dass er bereitwillig den Tod suchte?

      »So sinnlos«, murmelte Roderick Sentenza und fühlte, wie langsam Wut in ihm aufkeimte. Wut auf sich selbst, dass er die Aktion nicht vorhergesehen hatte, und auf Asiano, der für den Selbstmord mit verantwortlich war.

      Sonja, die Anande dabei geholfen hatte, die Bewusstlosen nach draußen auf den Gang zu tragen, ging neben ihm in die Hocke und schloss ihn in die Arme.

      »Warum?«, flüsterte Roderick. Er fühlte einen Stich im Herzen, als hätte der Laserblitz ihn selbst getroffen.

      Sonja wusste nichts darauf zu sagen. Ihre Augen waren unverwandt auf den Toten gerichtet. Der Schock saß ihr ebenso in den Gliedern wie ihm. Neben sich gewahrte sie Reno.

      »Wie ich schon sagte«, meinte dieser leise, »sie hatten bereits die Erlösung erwartet. Das Schicksal hatte sie dem Tode geweiht und Sie haben Gott gespielt und dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen, Captain. Und für die Erleuchteten ist nur der Erlöser ihr Gott.«

      Als auch Anande einsah, dass die Gläubigen sich um ihre Leute kümmerten und bereits Sanitätspersonal mit Tragen herbeieilte, gesellte er sich zu den anderen.

      »Wir sollten jetzt verschwinden«, sagte Jovian. »Die werden uns das sicher noch übel nehmen.«

      »Er hat recht«, bekräftigte Reno. »Und ich wäre nicht abgeneigt, Ihr Angebot anzunehmen, mit Ihnen zu kommen.«

      »Von welchem Angebot reden Sie?«, wunderte sich Roderick, noch halb abwesend und den Toten anstarrend.

      »Die werden mich lynchen, wenn ich hierbleibe«, sagte der Mann. »Oder mir das Gleiche antun wie Nova.«

      »Was ist denn mit ihr?«, fragte Sonja besorgt.

      »Später.«

      Endlich raffte sich Roderick Sentenza auf, nahm den Laser an sich und ließ sich von Sonja stützen.

      Meine Schuld, dachte er verzweifelt. Es hätte nicht so weit kommen dürfen. Vielleicht wäre es nicht geschehen, wenn ich Priester Lemore mitgenommen hätte.

      Als sie den Gang draußen betraten, räumte er seine Selbstzweifel beiseite. Sein Verstand begann wieder, zu arbeiten und das Ereignis nüchtern zu betrachten. Sentenza wusste, dass er Asiano und sein Glaubensgebilde falsch eingeschätzt hatte. Wenn es einen Schuldigen gab, dann den selbst ernannten Erlöser.

      Sie nahmen den Weg zurück zum Hangar. Die Gläubigen, die sie unterwegs trafen, machten einen großen Bogen um sie oder verschwanden gleich in abzweigenden Gängen und Räumen. Asianos Propagandamaschinerie wirkte voll und ganz. Auf jedem öffentlichen Bildschirm, den sie passierten, wurde der gewaltsame Einbruch der Ikarus-Crew ins Sanktuarium gezeigt. Im Tempelraum waren versteckte Kameras installiert gewesen. Auch der Freitod des Suchenden wurde immer wieder und wieder in Zeitlupe wiederholt.

      Sentenza kochte vor Wut. Am liebsten hätte er den Weg in die Biosphäre eingeschlagen und Asiano zur Rechenschaft gezogen. Nur das bisschen Vernunft, das den Schock überwunden hatte, hielt ihn davor zurück.

      Sie trafen sich im unteren Ring mit Darius Weenderveen und Thorpa, die über die Monitore ebenfalls von dem Geschehen unterrichtet waren.

      Als sie gemeinsam das Unterdeck erreichten, setzte Asiano seiner Tirade die Krone auf. Sie passierten gerade einen der Schirme, als das Bild des Selbstmörders ausgeblendet wurde und dem Antlitz des Erlösers Platz machte.

      »Das haben Sie nun davon, Captain Sentenza«, sprach Asiano mit deutlich schärferem Ton als noch vor einer guten Stunde in der Biosphäre. »Sie hätten sich nicht einmischen dürfen, haben unsere heilige Stätte entweiht und sind zum Mörder geworden.«

      Sentenza blieb stehen.

      »Ja, ganz recht! Sie haben einen Unschuldigen auf dem Gewissen! Glauben Sie nicht, dass Sie ungeschoren davonkommen werden. Ich habe einflussreiche Verbündete im Multimperium und sogar dem Corps. Man wird Ihnen den Garaus machen, Sentenza, das verspreche ich Ihnen. Seht her, meine Getreuen, dort steht der

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