Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane). Sylke Brandt

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Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane) - Sylke Brandt

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sein Blick klärte, sah er über sich Shillas apartes Gesicht. Die Miene der Vizianerin zeugte für Sekundenbruchteile von Verlegenheit, bevor sie wieder den üblichen Ausdruck unterkühlter Unnahbarkeit annahm. Das lange, violette Haar fiel wie ein Vorhang herab und kitzelte Jasons Nase.

      »Wie geht es dir?« Shillas dunkle, blutverkrustete Lippen bewegten sich nicht. In ihren Gedanken, die sie Jason sandte, hallte Besorgnis wider.

      Mühsam richtete er sich auf und spürte sogleich stechende Kopfschmerzen. »Beschissen«, entgegnete er akustisch. »Und dir? Bist du schon lange bei Bewusstsein? Was ist mit der Celestine

      War das Schiff ein Wrack, dann …

      »Ich bin auch gerade erst zu mir gekommen. Außer einigen Prellungen habe ich nichts abgekriegt. Soweit ich ersehen konnte, ist das Schiff ziemlich angeschlagen. Die Lebenserhaltung funktioniert, aber der Antrieb bedarf einer gründlichen Überholung. Für einen genauen Check hatte ich noch keine Gelegenheit.«

      Während sie sprach, fiel Jason auf, dass das charakteristische Summen und Vibrieren der Triebwerke fehlte. »Die Seer’Tak-Singularität …«, erinnerte er sich. »Wo sind die anderen Schiffe?« Der Monitor zeigte nicht das Bild, das er erwartet hatte.

      »Weg«, sagte Shilla in seinem Kopf. »Offenbar hat uns das schwarze Loch verschluckt und an einer entfernten Stelle wieder aus dem Hyperraum entlassen.« Sie erhob sich und nahm an den Kontrollen Platz. Flink glitten schlanke Finger über die Bedienungsfelder. »Unsere Kommunikation funktioniert noch: Die Automatik sendet einen Hilferuf …«

      »Abbrechen!«, befahl Jason hastig und kam ebenfalls auf die Beine. Mechanisch drückte er die alte Kappe, die neben ihm gelegen hatte, auf das zerzauste, rote Haar. »Solange wir nicht wissen, wo wir uns befinden und ob wir tatsächlich Unterstützung benötigen, will ich nicht, dass irgendjemand etwas von unserer Notlage erfährt. Wie ist unsere Position?«

      Die Telepathin berührte mehrere Felder und aktivierte die holografische Darstellung ihrer Umgebung. Verblüffung spiegelte sich in ihren Augen, als sie das Resultat ablas. Zur Sicherheit wiederholte sie den Vorgang. »Unbekannt. Laut Computer sind wir in einem völlig fremden Teil des Universums herausgekommen. Die Astrometrie kann keine vertrauten Bezugspunkte entdecken.«

      Jason beugte sich über ihre Schulter und starrte ungläubig die Abbildung an. »Verdammt! Wie ist das möglich?«

      »Die Singularität war instabil. Statt uns durch das nächste Sprungtor in den Normalraum zurückkehren zu lassen, hat uns ein immenser Energiestoß wesentlich weiter getragen. Hier ist nirgends ein Tor, auch keine natürliche Singularität; wir sind in unsere Dimension zurückgefallen, nachdem die Energie unter den kritischen Wert gesunken war. Im Grunde ziemlich erstaunlich, dass die Celestine bei dem unkontrollierten Austritt aus dem Hyperraum nicht zerstört wurde …«

      »Braves Schiffchen!« Jason tätschelte die Konsolen der Celestine. »Also gut. Das Wie und Warum interessiert mich im Moment herzlich wenig. Wir werden die Celestine reparieren, herausfinden, wo wir sind, und dann die Heimreise antreten.« Dass er weit weniger optimistisch war, als er vorgab, wollte er Shilla nicht zeigen. Tatsächlich konnten sie wer weiß wie weit von der Milchstraße entfernt sein und im ungünstigsten Fall Jahre benötigen für den Rückweg.

      »Ob es Sentenza und seine Leute geschafft haben?«

      Augenblicklich versteifte sich Jason. »Dem Lackaffen und seinen Weicheiern geht es vermutlich besser als uns. Übrigens, ich warte immer noch auf eine Erklärung, was mit dir los war. Also? Bringen wir es hinter uns!«

      Die Vizianerin zog eine sichelförmige Braue hoch. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«

      »Und ob du das weißt!« Mit einer Handbewegung drehte er ihren Sitz zu sich herum, sodass sie ihn ansehen musste. »Ich habe immer geglaubt, wir sind Partner … Ich habe dir vertraut! Aber ab dem Moment, als Skyta auftauchte, hast du mich behandelt wie einen Fremden. Du bist mit ihr auf und davon, als wäre sie deine beste Freundin, die du schon dein ganzes Leben lang kennst. Du wolltest mir nicht einmal verraten, weshalb dich die ganze Angelegenheit plötzlich interessiert. Du bist Seiner Pestilenz Prinz Joran nie begegnet. Die politischen Intrigen des Multiperiums, des Freien Raumcorps und all der anderen betreffen weder dich noch dein Volk. Was ist los?« Jason brach ab, selbst überrascht von seinem Ausbruch.

      Keine Antwort. Mit gesenkten Lidern saß Shilla vor ihm.

      »Was ist auf Seer’Tak mit dir passiert?«, fragte er und zwang sich zur Ruhe. »Du warst … verändert. So habe ich dich noch nie erlebt.«

      Die Vizianerin blieb weiterhin stumm.

      »Wir haben nie viel geredet, nicht wahr?«, fuhr Jason sanft fort. »Über uns, meine ich. Wahrscheinlich war das ein Fehler. Jeder von uns behielt seine Geheimnisse für sich, und keiner stellte dem anderen Fragen – es gab kein wirkliches Vertrauen. Als du entführt wurdest und ich befürchten musste, dich nicht mehr lebend wiederzusehen, dachte ich, wenn wir eine zweite Chance bekommen würden, werde ich es besser machen. Das hier ist unsere zweite Chance. Ich will sie nicht verstreichen lassen.« Jason ließ seinen Appell kurz wirken. »Wer und was bist du? Woher kommst du? Wonach suchst du? Im Gegenzug bin ich bereit, all deine Fragen zu beantworten. Das ist das ein faires Angebot, oder nicht?«

      Zögernd hob Shilla den Kopf. In ihren tief violetten Augen schimmerten Tränen, die Jason am liebsten fortgeküsst hätte. »Ich wünschte, ich könnte dir alle Antworten geben, die du hören möchtest – aber ich kenne sie selbst nicht. Ich … ich weiß wirklich nicht, was auf Seer’Tak mit mir geschehen ist.«

      Endlich sprach sie mit ihm! Spontan ergriff Jason ihre verkrampften Fäuste und drückte sie ermutigend. Eine intimere Geste hätte bloß die mühsam kontrollierte Xenophobie der Vizianerin die Oberhand gewinnen lassen und zur Folge gehabt, dass sie sich umso mehr verschloss. »Das glaube ich dir sogar, frag mich nur nicht, warum. Aber … kannst du mir denn gar nichts sagen?«

      Shilla seufzte und erlaubte Jason, ihre Fäuste zu öffnen.

      »Meine Worte werden wenig Sinn ergeben, doch ich will dir alles erzählen.

      Vor einiger Zeit registrierten wir Vizianer eine Veränderung. Da war etwas, das einerseits eine Begierde in uns weckte, uns andererseits jedoch abstieß – ein Gefühl, das jeder von uns empfand, es sich jedoch nicht erklären konnte, weil es eine völlig neue Erfahrung war.

      Schon bald bildeten sich zwei Parteien, von denen eine verlangte, diese merkwürdigen Emotionen zu ignorieren, während die andere forderte, die Ursache für das Phänomen zu erforschen. Die Repräsentanten der zweiten Fraktion stützten ihr Ersuchen auf alte Aufzeichnungen, in denen von einem Feind die Rede ist, der unser Volk schon einmal manipulierte. Sie wiesen auf die Gefahren hin, die uns drohen, wenn sich unser Aufenthaltsort als nicht sicher genug erweist und wir unvorbereitet mit diesem Gegner konfrontiert werden.

      Man schloss einen Kompromiss: Ein einziges Schiff wurde ausgesandt, um Informationen zu sammeln.«

      »Das war also deine Mission«, erriet Jason. »Aber weshalb haben sie nur dich geschickt?«

      »Es war ein Kompromiss«, nahm Shilla den Faden auf. »Ein Schiff, ein Wissenschaftler – mehr wurde nicht benötigt für diese Aufgabe. Die Wahl fiel auf mich, da ich nicht nur über die notwendigen Qualifikationen verfüge, sondern weniger …«, die Vizianerin sprach höchst ungern über diese Eigenart ihres Volkes, »xenophob bin als die meisten von uns. Ich sollte den Planeten, auf dem wir die Präsenz lokalisiert hatten, untersuchen und mit Fakten nach Vizia zurückkehren. Aber … ich wurde …

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