Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane). Sylke Brandt

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Rettungskreuzer Ikarus 11 - 20: Verschollen im Nexoversum (und 9 weitere Romane) - Sylke Brandt

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die Fugen eingerastet war, verebbte das Gekreische aus dem Korridor.

      »Schlimmer als im Kindergarten«, kommentierte Jovian Anande und pulte sich mit einem Finger im Ohr herum. »Ich bin fast taub geworden.«

      »Mir ergeht’s nicht anders«, sagte Weenderveen. »Und wenn Sie noch einmal sagen, wir sollten verhandeln, Doc, dann versetze ich Ihnen einen Tritt.«

      »Vielleicht hab ich mich geirrt.«

      Sentenza blickte sich um. Dies war nicht der Gang, den sie gekommen waren. Aber er hatte auch nicht vor, den Rückweg anzutreten. So leicht wollte er nicht aufgeben.

       Falls es nicht schon zu spät ist.

      »Johannsson, wir kamen nicht durch. Gibt es einen anderen Weg in den Tempelraum hinein?«

      »Nein, nur das Portal«, kam prompt die Antwort aus dem Kom.

      »Was jetzt?«, erkundigte sich Weenderveen. »Schießen wir uns den Weg frei?«

      Für den Bruchteil einer Sekunde war Roderick Sentenza versucht, genau das zu tun. Aber er würde keine Leben gefährden, um andere zu retten. Nicht die Protestierenden draußen vor dem Schott waren die Schuldigen, sondern einzig und allein Asiano, der sich zu einem Halbgott aufgeschwungen und durch seine Lehren die Jünger zum Tode verurteilt hatte.

      Ich weiß es nicht … Die Worte kamen Sentenza nicht über die Lippen. Die Ausbildung und der Drill in der Raummarine hatten ihn gelehrt, niemals und unter keinen Umständen Ratlosigkeit vor der Mannschaft preiszugeben. Er war ihr Captain, ihm vertrauten sie – er wusste alles. Für die Crew sollte es jedenfalls den Anschein erwecken. Aber dies hier war nicht die Raummarine. Er befehligte keinen Zerstörer mehr, sondern eine interstellare Ambulanz. Und die Leute unter seinem Kommando waren mehr als seine Untergebenen – sie waren seine Freunde geworden.

      Ehe sein Schweigen unangenehm werden konnte, erklang von weiter hinten im Gang ein Poltern. Die Crew fuhr mit gezogenen Stunnern herum. Mitten im Korridor lag eine Gitterklappe, die anscheinend von der Wand gefallen war. Sentenza und die anderen staunten nicht schlecht, als sich ein Paar Füße aus einer Öffnung schob. Kurz darauf folgte der dazugehörige Körper. Es handelte sich um einen Mann in der grauen Robe der Suchenden mit kahl geschorenem Schädel. Als er aufblickte, sah er direkt in die Mündungen der fünf Stunner und prallte erschrocken zurück.

      »Wer sind Sie?«

      Sentenza grinste. »Die Fragen stellen wir. Wo kommen Sie her?«

      Der andere deutete hinter sich in den Schacht.

      »Wo führt er hin?«, fragte Sonja, und als er nicht gleich antwortete, presste sie ihm den Stunner direkt auf die Brust. Die Geste wirkte. Der Mann schluckte kurz und drückte vorsichtig die Mündung der Waffe von sich weg.

      »Ich heiße Reno und bin ein Suchender. Ich komme aus diesem Wartungsschacht.«

      »Erzählen Sie hier keine Märchen«, zischte Sonja. »Wenn Sie ein Suchender sind, dann bin ich Ihr Erlöser höchstpersönlich.«

      »Ich … ich verstehe nicht«, stammelte Reno.

      »Sonja hat recht«, mischte sich Weenderveen ein. »Ein Suchender würde bestimmt nicht hier so verstohlen herumkrauchen. Die Angst, erwischt zu werden, steht ihm ja förmlich ins Gesicht geschrieben.«

      »Jetzt aber mal langsam!«, begehrte Reno auf. »Wer bei St. Salusa sind Sie eigentlich?«

      »St. Salusa?«, echote Sentenza und grinste plötzlich breit.

      Reno fluchte. »Na gut, Sie haben mich erwischt. Was jetzt? Ich habe keine Zeit für …«

      »Wir sind ein Rettungsteam des Raumcorps und sind hier, um die im Tempelraum Eingeschlossenen zu befreien.«

      »Warum sagen Sie das nicht gleich?«, gab Reno zurück. »Kommen Sie, hier führt ein Weg hinein.«

* * *

      Den Lotsen und Schiffsführern auf der Plattform des Turms war das Unbehagen deutlich anzumerken. Normalerweise ließen sich der Erlöser und Superior Saladin nur selten auf der Brücke der Zuflucht blicken. Sie interessierte die Raumfahrt an sich nicht. Für die religiösen Führer war sie nur Mittel zum Zweck, um ihre Worte, ihren Glauben über weite Strecken ins Universum hinaustragen zu können.

      Doch jetzt waren sie nun mal hier und allein ihre Gegenwart schraubte das Leistungspotenzial der Anwesenden zurück, da sie sich beobachtet fühlten und Fehler vermeiden wollten. Hin und wieder blickte jemand auf und schielte verstohlen zu den beiden ranghöchsten Männern im Orden der Erleuchteten hinüber.

      Asiano hatte auf seinem thronartigen Sessel Platz genommen. Der Superior hockte in dem etwas minderprunkvollen Stuhl daneben. Beide unterhielten sich mit dem Kommandanten der Zuflucht, einem Captain, den Sie vor einigen Jahren irgendwo in einer Bar für ehemalige Offiziere der Raummarine aufgelesen hatten. Nicht jeder der Schiffsbesatzung war ein Gläubiger. Die meisten wurden vom Orden für ihre Dienste bezahlt – und dafür, keine Fragen zu stellen und jeden Befehl des Erlösers auszuführen.

      »Die Ikarus befindet sich noch immer in unserem Hangar«, teilte der Kommandant mit.

      »Ich habe auch nicht erwartet, dass sie uns so schnell verlassen würde«, entgegnete Asiano und blickte auf den Bildschirm neben sich, der den Rettungskreuzer auf seinen Landestelzen im Hangar zeigte. Der Erlöser lehnte sich zurück und legte den Kopf in den Nacken. Über ihm war freier Weltraum. Die Plattform mit dem Kommandostand befand sich dicht unter der Biosphärenkuppel, jedoch abgeschirmt vom Leuchtring und den künstlich geschaffenen Wolken. Von hier aus hatte man einen sagenhaften Blick hinaus in das All.

      »Sie werden versuchen, gewaltsam in den Tempel einzudringen«, gab Saladin an seiner Seite zu denken. »Das können wir nicht zulassen. Unsere Jünger würden Gegenmaßnahmen erwarten.«

      Asiano nickte. Er wollte sich das Raumcorps nicht zum Feind machen, also konnte er nicht offen gegen dessen Leute vorgehen. Aber jetzt auf die Schnelle eine Intrige zu spinnen, das würde nur zu einem Desaster führen. Er hatte die andere Sache von langer Hand vorbereitet. Bereits zweimal hatten sie versucht, ihn und seinen Orden zu infiltrieren. Den ersten Verräter zu finden, war ein Kinderspiel gewesen – ihn auf die eine oder andere Art loszuwerden, auch. Sicherlich hätte es auch beim zweiten Mal geklappt, wären dieser Sentenza und sein Rettungskreuzer ihnen nicht in die Quere gekommen. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass der Zeitfaktor für ihn und seine Pläne spielte.

      »Wo befindet sich das Rettungsteam derzeit?«, erkundigte er sich beim Captain.

      »Sie waren vorhin im mittleren Ring, nahe dem verschlossenen Tempelraum. Mehrere Dutzend Suchende und Adepten haben den Weg blockiert. Sie kamen nicht durch.«

      Asiano lächelte. Der Sauerstoff musste im Tempelraum bereits so knapp geworden sein, dass die ersten Jünger bewusstlos waren. Er überlegte, ob sie nicht die Restluft absaugen sollten, doch jeglicher Eingriff, den er jetzt anordnete, würde seinen Plan, die Sache wie einen Unfall aussehen zu lassen, zunichtemachen. Er musste abwarten und hoffte, dass zumindest der Spion starb, ehe Sentenza es doch noch irgendwie schaffte, in den Tempel einzudringen.

      Er nickte dem Captain zu, woraufhin dieser sich zum Leitstand zurückzog. Nur der Kommandant und Superior Saladin teilten Asianos Wissen um die Vergeltungsaktion gegen

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