Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle. Sonja Müller

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Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle - Sonja Müller narr studienbücher

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Otto hat heute auf dem Markt zwei Kilo Äpfel gekauft. (Frey 2006: 247)

      Zwischen (28) und (27a) scheint kein Unterschied zu bestehen. Die Antwort in (28) wird ebenfalls kontrastiv interpretiert.

      Unterschiede zwischen der Positionierung in der Basisposition und im Vorfeld lassen sich allerdings in anderen Strukturen feststellen. In (29) z.B. gibt die Frage eine kontrastive Interpretation vor, indem sie eine Menge von (zwei) Alternativen anbietet. Frey (2006: 247) schreibt, dass Sprecher in diesem Kontext (29b) für präferiert halten.

(29) Wen hat Maria getroffen, den Karl oder den Otto?
a. Maria hat den Karl getroffen.
b. [Den Karl]1 hat Maria t1 getroffen. (Frey 2006: 247)

      Teilt man diese Einschätzung Freys, zeigt (29), dass bei einer kontrastiven InterpretationKontrast die Positionierung im Vorfeld bevorzugt wird.

      Evidenz für diese Annahme liefern auch Fälle, in denen sprachliches Material wie z.B. jedoch oder aber eine Konstituente explizit als kontrastiv auszeichnet. Wie der Vergleich von (30) und (31) aufzeigt, stehen derartige Konstituenten schlecht im Mittelfeld.

(30) a. [Bügeln jedoch] möchte Maria dem Otto beibringen.
b. [Den Hans aber] sollten wir einladen.
(31) a. ??Maria möchte dem Otto [Bügeln jedoch] beibringen.
b. ??Wir sollten [den Hans aber] einladen. (Frey 2006: 248)

      

Neben der Voranstellung der höchsten Mittelfeldkonstituente (Formale Bewegung) und der Basisgenerierung im Vorfeld stellt die echte A'-Bewegung die dritte Möglichkeit dar, das Vorfeld zu füllen. Diese Art der Bewegung kann lang (d.h. über eine Nebensatzgrenze hinweg) oder kurz (d.h. innerhalb des gleichen Satzes) erfolgen, sie geht aber entscheidenderweise stets mit Akzentuierung und kontrastiver Interpretation einher.

      Im folgenden Abschnitt wird sich zeigen, dass dies tatsächlich die einzigen drei Möglichkeiten sind, das Vorfeld zu besetzen.

      2.1.4 Beispielanalyse

      Die drei Möglichkeiten der Vorfeldfüllung sollen im Folgenden anhand der (in)akzeptablen Beispiele in (32) durchgespielt werden.

(32) Hans und Maria haben geheiratet.
a. Bald wird ein Baby schreien.
b. #Ein Baby wird bald schreien. (Frey 2006: 250)

      Wenn Formale Bewegung, Basisgenerierung und Echte A'-Bewegung die einzigen drei Typen der Vorfeldbesetzung im Deutschen darstellen, muss es unter Bezug auf diese drei Operationen möglich sein, sowohl abzuleiten, warum bald in (32a) im Vorfeld stehen kann, als auch, warum ein Baby diese Position nicht gut besetzen kann. Wie die Sätze in (33) zeigen, ist bald in diesen Strukturen das höchste Element im linken Mittelfeld. Formale Bewegung ist folglich möglich.

(33) a. dass [bald] [ein Baby] schreien wird
b. #dass [ein Baby] [bald] schreien wird

      Um die Inakzeptabilität von (32b) abzuleiten, gilt es, nachzuweisen, dass sich keine der drei Optionen dazu eignet, das Vorfeld zu besetzen: Die Möglichkeit der BasisgenerierungBasisgenerierung scheidet aus, da diese Art der Vorfeldbesetzung nur für bestimmte Adverbiale in Frage kommt. Soll ein Baby über Formale BewegungFormale Bewegung vorangestellt werden, müsste es die höchste Mittelfeldposition einnehmen. (33) zeigt bereits, dass es sich hierbei sicherlich nicht um die Basisposition dieser Konstituente handelt. (34) zeigt zudem, dass ein Baby im Mittelfeld auch nicht scrambelnScrambling kann.

(34) Hans und Maria haben geheiratet.
#Ich denke, dass [ein Baby]1 bald t1 schreien wird. (Frey 2006: 250)

      Es ist folglich auch nicht möglich, mit der Umstellung im Mittelfeld zunächst eine Maßnahme zu ergreifen, die die Konstituente in die höchste Mittelfeldposition versetzt, um sie anschließend über Formale Bewegung anheben zu können. Echte A'-BewegungEchte A'-Bewegung würde ein Baby aus seiner Basisposition direkt ins Vorfeld versetzen. Dann müsste die Konstituente einen AkzentAkzentuierung erhalten und kontrastivKontrast interpretiert werden. Dies scheint in diesem Beispiel aber nicht die intendierte Lesart zu sein.

      Unter der Annahme, dass dies die einzigen drei Möglichkeiten der Vorfeldbesetzung sind, erklärt sich die Unmöglichkeit der Positionierung von ein Baby im Vorfeld: Alle Optionen, wie die Phrase dorthin gelangt sein kann, scheiden aus.

      2.1.5 Die Syntax des Vorfelds

      Basierend auf diesen Annahmen zu den verschiedenen Möglichkeiten der Vorfeldbesetzung vertritt Frey die folgenden Ansichten zur Struktur des Vorfelds. Die Modellierung ist vor dem Hintergrund der sogenannten Split-CP-AnalyseSplit-CP-Analyse zu sehen. Der erste Vorschlag einer solchen Analyse geht zurück auf Rizzi (1997) (für eine Zusammenfassung des Ansatzes vgl. Grewendorf 2002: 66ff.).

      

Dieser Ansicht nach gibt es in der Baumgeometrie für verschiedene Dimensionen der InformationsstrukturInformationsstrukturelle Dimension (vgl. Abschnitt 1.2.1 und 1.2.2) einzelne Phrasen (und somit Positionen im Baum). Rizzi hat (entwickelt am Italienischen) vertreten, dass es u.a. für TopikTopik und FokusFokus Phrasen in der Baumstruktur gibt, d.h. eine TopikphraseTopikphrase bzw. FokusphraseFokusphrase.

      Frey folgt somit der Vorstellung, dass in der Baumstruktur nicht eine Position dem Vorfeld entspricht, sondern das Vorfeld sich in verschiedene Phrasen aufteilt. (35) zeigt die Struktur nach Frey (2006: 254).

      

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