Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle. Sonja Müller

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Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle - Sonja Müller narr studienbücher

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In diesem Gebrauch werden die Ausdrücke dann intonatorisch abgesetzt. In der Schriftsprache würde man sie mit Gedankenstrichen oder Klammern absetzen.

      Wenn die betroffenen Phrasen nicht im Mittelfeld stehen können, können sie folglich auch nicht dadurch ins Vorfeld gelangt sein, dass sie aus dem Mittelfeld ins Vorfeld vorangestellt wurden.

      

Neben der Formalen BewegungFormale Bewegung gibt es Frey zufolge deshalb eine zweite Möglichkeit, das Vorfeld im Deutschen zu füllen: Für eine Klasse von Elementen gilt, dass sie dort basisgeneriertBasisgenerierung sind.

      Und es gibt s.E. auch eine dritte Möglichkeit für eine Konstituente ins Vorfeld zu gelangen. Die beteiligte Operation bezeichnet der Autor als echte A'-BewegungEchte A'-Bewegung.

      2.1.3 Echte A'-Bewegung

      Dieser Typ von Bewegung ist echt, weil auf diesen Fall zutrifft, was für Bewegung in aktueller Syntaxtheorie allgemeinhin angenommen wird: Die Umstellung ist motiviert. In diesem Fall geht mit dieser Operation ein bestimmter diskursstruktureller Status der Phrase im Vorfeld einher.

      Die genaue diskursstrukturelle FunktionDiskursfunktion lässt sich illustrieren, indem man die Interpretation und Akzentuierung eines Satzes, in dem ein Topik das Vorfeld füllt, das aus dem Mittelfeld desselben Satzes stammt, mit der Interpretation eines Satzes vergleicht, in dem das Vorfeldtopik aus einem eingebetteten Satz stammt. Im ersten Fall wurde das Topik also kurzKurze A'-Bewegung, im zweiten langLange A'-Bewegung bewegt.

(22) Ich erzähle dir was über Max.
a. [Den Max]1 sollte der Chef t1 mitnehmen.
b. [Den Max]1 meint Eva, dass der Chef t1 mitnehmen sollte. (Frey 2006: 244f.)

      In (22b) erhält den Max anders als in (22a) einen AkzentAkzentuierung, obwohl der Referent in beiden Sätzen gleichermaßen gegeben ist. Dass eine versetzte Konstituente bei langer Bewegung einen Akzent erhalten muss, ist unabhängig angenommen worden. Elemente, die nicht akzentuierbar sind, können nicht lang bewegt werden. In (23) z.B. kann das Pronomen es nicht aus dem dass-Nebensatz ins Vorfeld des Hauptsatzes umgestellt werden. Für dieses Pronomen gilt, dass es nicht akzentuiert werden kann.

(23) Ich habe etwas über das Verbrechen in der Wrangelstraße gehört.
a. Es1 hat anscheinend keiner t1 bemerkt.
b. *Es1 sagt die Polizei, [dass anscheinend keiner t1 bemerkt hat]. (Frey 2006: 245)

      Auch interpretatorisch unterscheiden sich (22a) und (22b). (22a) kann einfach eine Aussage über Max sein. (22b) scheint nur angemessen unter der Lesart, dass Max in einer KontrastrelationKontrast zu anderen Personen steht. Der Referent Max wird aus einer Menge von Alternativen ausgewählt. Zusätzlich tritt der Schluss ein, dass Max der einzige Referent ist, für den der Satzinhalt gilt. Es handelt sich hierbei um eine QuantitätsimplikaturQuantitätsimplikatur, die auf die folgende Weise zustandekommt: Der Sprecher teilt so viel Information mit, wie es ihm möglich ist. Führt er nicht mehr Referenten an, tritt der pragmatische Schluss ein, dass die genannten alle sind, auf die die Aussage zutrifft. (Zu ImplikaturenImplikatur vgl. z.B. Meibauer 1994: 24–43). Daten wie in (22) legen folglich die Annahme nahe, dass lang bewegte Topiks im Deutschen eine kontrastive Interpretation erhalten.

      Eine Frage, die sich anschließt, ist, ob alle direkt ins Vorfeld bewegten Phrasen kontrastiv interpretiert werden. Sie können schließlich nicht über Formale BewegungFormale Bewegung ins Vorfeld gelangt sein, weil sie niemals aus der höchsten Mittelfeldposition eines Satzes in seine Vorfeldposition bewegt werden. Die Frage lässt sich beantworten, indem man untersucht, welche Interpretation Elemente im Vorfeld erhalten, die nicht im linken Mittelfeld des gleichen Satzes stehen können. Dies gilt z.B. für Elemente wie grün oder unfreundlich wie in (24) und (25).

(24) a. dass Maria die Tür grün streichen wird
b. *dass Maria grün1 die Tür t1 streichen wird
(25) a. dass Otto sehr oft unfreundlich gewirkt hat
b. *dass Otto unfreundlich1 sehr oft t1 gewirkt hat (Frey 2006: 246)

      Das heißt, für diese Ausdrücke kann man nicht annehmen, dass sie in der höchsten Position des Mittelfeldes zu stehen kommen, um von dort über Formale Bewegung ins Vorfeld zu wandern. Sie können aber im Vorfeld stehen (vgl. (26)), wobei sie dann akzentuiertAkzentuierung und kontrastivKontrast interpretiert werden müssen.

(26) a. Grün1 wird Maria die Tür t1 streichen.
b. Unfreundlich1 hat Otto sehr oft t1 gewirkt. (Frey 2006: 246)

      Weitere Evidenz für die Annahme, dass die direkte Bewegung ins Vorfeld stets zu einer kontrastiven Interpretation führt, liefern die im Folgenden diskutierten Beispiele.

(27) Was hat Otto heute auf dem Markt gekauft?
a. [Zwei Kilo Äpfel]1 hat Otto heute auf dem Markt t1 gekauft.
b. ??Otto hat [zwei Kilo Äpfel]1 heute auf dem Markt t1 gekauft. (Frey 2006: 247)

      (27b) zeigt auf, dass eine Phrase, die eine w-Frage beantwortet, nicht im Mittelfeld gescrambeltScrambling werden kann. In (27a) kann diese Phrase folglich nicht über Formale BewegungFormale Bewegung aus der höchsten Mittelfeldposition ins Vorfeld gelangt sein. Vor dem Hintergrund der gängigen Annahme, dass eine w-Fragew-Frage semantisch eine Menge von Möglichkeiten eröffnet, aus der mit der Antwort eine Untermenge ausgewählt wird, lässt sich auch im Falle dieser Vorfeldbesetzung die kontrastiveKontrast Interpretation nachweisen. (28) zeigt, dass die antwortende Konstituente auch in ihrer Basisposition verbleiben kann.

(28) Was hat Otto heute

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