Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle. Sonja Müller

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Die Syntax-Pragmatik-Schnittstelle - Sonja Müller narr studienbücher

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auch zwischen den Sätzen bestehen Verbindungen, angezeigt z.B. durch dank seines extrem dichten braunen Fells oder so dass (vgl. Averintseva-Klisch 2013: 15f.).

      Man stuft den dritten Text insgesamt wahrscheinlich als kohärenterKohärenz ein, wobei die Betrachtung aufzeigt, dass Kohärenz sich anscheinend sowohl globalGlobale Kohärenz (der Text als eine Einheit) als auch lokalLokale Kohärenz (Zusammenhänge zwischen Teilen des Textes) einstellt (vgl. Averintseva-Klisch 2013: 16). In diesem Sinne ist Text 1 global, aber nicht lokal kohärent, Text 2 umgekehrt lokal, aber nicht global kohärent, und Text 3 weist lokale und globale Kohärenz auf.

      Für den Eindruck der lokalen Kohärenz sind hier (wie schon angemerkt) u.a. KonnektorenKonnektor verantwortlich, die Textteile inhaltlich miteinander verbinden. Dank seines extrem dichten braunen Fells stellt beispielsweise einen kausalen Zusammenhang her, so dass eine Folge, trotzdem eine konzessive Relation, d.h. einen unerwarteten Zusammenhang. Man spricht bei dieser Art von Kohärenz, d.h. der Verbindung zwischen Textteilen, auch von relationaler KohärenzRelationale Kohärenz. Konnektoren kodieren explizit inhaltliche Relationen zwischen (Teil)sätzen. In (97) stellt weil z.B. explizit einen kausalen ZusammenhangKausalität zwischen den beiden Sachverhalten her (zu weiteren Relationen, die u.a. durch Konnektoren kodiert werden können, vgl. Averintseva-Klisch 2013: 18–26).

(97) Weil das Wetter so schön ist, werde ich nachher joggen gehen.
(Averintseva-Klisch 2013: 18)

      Doch auch (98) kann im gleichen Sinne verstanden werden.

(98) Das Wetter ist so schön. Ich werde nachher joggen gehen.
(Averintseva-Klisch 2013: 19)

      In der Literatur sind verschiedene Ansätze vorgeschlagen worden, um derartige KohärenzrelationenKohärenzrelation systematisch zu erfassen. Im Rahmen der Rhetorischen StrukturtheorieRhetorische Strukturtheorie (RST) von Mann & Thompson (1988) wird beispielsweise zwischen 23 Relationen unterschieden. Hierzu zählen u.a. die Relationen EVIDENZEvidenz, ELABORATIONELABORATION und HINTERGRUNDHINTERGRUND.

      Die Relation EVIDENZ besteht z.B. in (99) zwischen den beiden Teilsätzen des zweiten Satzes und dem ersten Satz. Der Sprecher/Schreiber beabsichtigt, den Hörer/Leser von der ersten Information zu überzeugen.

(99) [Das Programm funktioniert] (1). [Ich habe sehr schnell die Daten eintragen können] (2) und [die gleichen Ergebnisse erhalten, die ich auch per Hand ausgerechnet hatte] (3). (nach Mann & Thompson 1988: 251)

      Stehen Satzteile in der Relation ELABORATION zueinander, liefert ein Satz zusätzliche Information zum im anderen Satz Beschriebenen. In (100) steuern (2) und (3) jeweils weitere Details zum mit (1) ausgedrückten Inhalt bei.

(100) Im November 2018 findet in Albany die 4. Jahrestagung der American Pragmatics Association statt (1). Man rechnet mit ca. 300 Linguisten aus der ganzen Welt (2). Die vier Hauptthemen der Konferenz sind a) Pragmatische Theorien, b) Experimentelle Pragmatik, c) Interkulturelle Pragmatik und d) Anwendungen (z.B. Zweitspracherwerb) (3).
(in Anlehnung an Mann & Thompson 1988: 273)

      Besteht die Relation HINTERGRUND zwischen (Teil)sätzen, steuert der eine Satz Information bei, die den anderen Satz hinsichtlich eines Aspektes verständlicher machen soll. In (101) leisten (2) und (3) diesen Beitrag in Bezug zu (1).

(101) Ab sofort können Sie erfahren, wieviel Ihre Kollegen verdienen (1). Zum 06.01.2018 ist das Lohntransparenz-Gesetz in Kraft getreten (2). Über den Betriebsrat kann ein Antrag gestellt werden, um Informationen über Vergleichsgruppen zu erhalten (3). (in Anlehnung an Mann & Thompson 1988: 273)

      Inzwischen ist der Ansatz von Mann & Thompson (1988) in verschiedenen Arbeiten weiterentwickelt worden. Man hat sich u.a. mit dem Inventar der Relationen, ihrer Systematisierung und ihrer formalen Repräsentation beschäftigt (vgl. u.a. Kehler 2002, Sanders et al. 1992, Asher & Lascarides 2003) (zu einem Überblick zur RST vgl. Taboada & Mann 2006).

      2. Vorfeldbesetzung

      

In Abschnitt 1.1.2 haben wir bereits gesehen, dass das VorfeldVorfeld eine abgeleitete Position ist. Das heißt, dort wird kein Element basisgeneriert, sondern das Vorfeld ist das Ziel von A'-BewegungA'-BewegungNon-Argument-Bewegung.

      Das Treppenhaus wird in (1) dorthin versetzt, hier durch kurze A'-BewegungKurze A'-Bewegung.

(1) [Das Treppenhaus]1 renoviert der Handwerker t1.

      Eine derartige Besetzung des Vorfelds kann auch auf Distanz erfolgen. In (2) wird das Treppenhaus aus dem dass-Nebensatz ins Vorfeld bewegt.

(2) [Das Treppenhaus]2 hat Albert behauptet, [CP dass der Handwerker t2 renoviert].

      In aktueller generativer Syntaxtheorie wird (anders als noch im Stadium des in Abschnitt 1.1.3 skizzierten Modells) angenommen, dass Bewegung aufgrund bestimmter Anforderungen der Schnittstellen des Grammatiksystems (LF und/oder PF) erforderlich wird (vgl. z.B. Rizzi 2004, Fanselow 2006, 2008). Es gibt folglich interpretatorische oder phonologische Gründe für Bewegung.

      Aber welche Konstituenten besetzen das Vorfeld? Gibt es Einheiten, die dort bevorzugt stehen, vielleicht sogar stehen müssen, oder andere, die aus dieser Position ausgeschlossen sind?

      2.1 Drei Möglichkeiten der Vorfeldbesetzung

      Da der linke Satzrand mit bestimmten informationsstrukturellen DimensionenInformationsstrukturelle Dimension in Verbindung gebracht wird, sollte man sich nach Frey (2006: 236) fragen, welche DiskursfunktionenDiskursfunktion die Phrasen, die im Vorfeld positioniert sind, aufweisen. Grundsätzlich können die Vorfeld-Phrasen ganz verschiedene pragmatische Eigenschaften haben, wobei ebenfalls auffällt, dass die Sätze je nach Vorfeldfüllung unterschiedlich gut bewertet werden (vgl. (3)).

(3) a. (Ich erzähle dir etwas über Hans.)
Den Hans wird eine polnische Gräfin heiraten.
b. Dem Hans hat Maria nicht geholfen, aber dem Otto.
c. Wem hat Maria geholfen? Hans hat sie geholfen.

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