Eltern werden 40+. Sascha Kauffmann

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Eltern werden 40+ - Sascha Kauffmann

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Auch die Rückbildung und die Gewichtsregulation nach der Geburt können länger dauern als bei jüngeren Frauen. Manchmal bleiben deutliche Zeichen einer Schwangerschaft mit Bindegewebsrissen an Brust und Bauch zurück. Mein Körper hat sich sehr verändert durch die beiden späten Schwangerschaften. Und noch einen Punkt finde ich wichtig zu erwähnen: Holen Sie sich Hilfe, wo es nur geht. In unserem Fall gab es leider keine Eltern mehr, die uns hätten unterstützen können – ein häufiges Problem älterer Paare. Denn entweder sind die eigenen Eltern bereits zu alt oder leben nicht mehr. Wer nicht auf die Unterstützung von »Oma und Opa« für die Kinder zählen kann, sollte sich rechtzeitig ein Netzwerk aufbauen und im Vorhinein überlegen, wie trotz Kindern Schlaf und Regeneration möglich werden.«

      Wir sind froh und dankbar für unsere beiden wilden Jungs, die unser Leben seit einigen Jahren auf den Kopf stellen. Wir finden, die ersten Babyjahre sind unvergesslich und vergingen wie im Fluge. Sie sind aber auch wahnsinnig anstrengend. Die Regenerationsfähigkeit nach drei oder vier fast schlaflosen Nächten ist bei vielen über 40 einfach nicht mehr wie mit 25. Das sollte nicht vergessen und berücksichtigt werden, damit diese besondere Zeit wirklich genossen werden kann. Diese Erfahrungen möchten wir zukünftigen Elternpaaren mit auf den Weg geben.

      RISIKO SCHWANGERSCHAFT?

      Nachdem alle Untersuchungen abgeschlossen waren, erhielt Kyra von ihrem Gynäkologen den Mutterpass mit dem Vermerk »Risikoschwangerschaft/Schwangere über 35 Jahre« und war zunächst ziemlich verunsichert. Was genau bedeutet dieser Eintrag?

      Maren Fischer erklärt: »Der Begriff Risikoschwangerschaft wurde in den 1970er Jahren eingeführt und beschreibt eine Schwangerschaft, bei der in der Vergangenheit oder zum Zeitpunkt der Schwangerschaft bestimmte Risikofaktoren bestanden. Wir Hebammen – Gleiches gilt für Gynäkologen – müssen u.a. folgende Risiken abfragen:

      • Allgemeinerkrankungen der Mutter, wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus

      • Wiederholte Fehlgeburten oder Frühgeburten

      • Geburt(en) von Kindern mit einem Gewicht über 4.000 Gramm oder unterentwickelten Kindern

      • Zustand (des Vaginaltrakts) nach Gebärmutteroperationen (z. B. auch nach einer Konisation des Gebärmutterhalses)

      • Komplikationen bei vorherigen Geburten, z.B. Thrombosen oder eine sogenannte Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie)

      Studien konnten zeigen, dass diese Vorerkrankungen die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen während der Schwangerschaft oder während bzw. nach der Geburt erhöhen.

      Aber auch das Alter der Schwangeren, unter 18 Jahren, und – was heutzutage viel häufiger ist – das Alter von über 35 Jahren – gelten als Risiken.«

      »Ist das Alter denn ein eigenständiger Risikofaktor ab 35?«, fragen wir nach.

      Dazu Maren Fischer: »Das Risiko für Frauen steigt nicht plötzlich mit dem 35. Lebensjahr an, sondern es steigt tendenziell mit zunehmendem Alter. Dies ist allerdings auch wieder von Frau zu Frau ganz unterschiedlich.

      Rein statistisch gesehen erhöht sich mit zunehmendem Alter der Frau das Auftreten von z.B.:

      • Schwangerschaftsdiabetes,

      • Bluthochdruck,

      • Thrombose,

      • Placenta praevia,

      • Früh- und Fehlgeburten,

      • Präeklampsie (früher: EPH-Gestose),

      • Chromosomenschäden des Kindes,

      • Fruchtwasserembolie.«

      Aber nicht nur das Alter der Mutter alleine spielt eine Rolle. Auch das Alter des Vaters hat einen Einfluss auf Schwangerschaftsrisiken von Mutter und Kind:

      »Das Risiko für die Frau, einen Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln, nahm um 28 Prozent zu, wenn der Vater im Alter zwischen 45 und 54 Jahren alt war. Bei einem Alter des Mannes über 55 Jahren stieg es sogar auf 34 Prozent an. Andere frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Erkrankungen wie Autismus und Schizophrenie ebenfalls mit dem Alter des Erzeugers assoziiert sind«, so Professor Dr. Stefan Schlatt, Universität Münster.

      Hebamme Maren Fischer: »Viele Erkrankungen sind mittlerweile gut behandelbar. Es reicht schon manchmal, nur eine Veränderung im Lebensstil durchzuführen, z.B. bei Schwangerschaftsdiabetes eine Ernährungsumstellung oder bei Bluthochdruck mehr Ruhe und Entspannung. Bei Thromboseneigung lassen sich genetische Risiken im Vorfeld abklären, z. B. ein genetisches Faktor-V-Leiden oder eine MTHFR-Mutation (Störung des Folsäurestoffwechsels), um dann z. B. durch eine Heparintherapie die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose drastisch zu reduzieren. Der Vorteil einer Risikoschwangerschaft ist, dass die werdende Mutter engmaschiger untersucht wird und viele Risiken auch schon früh erkannt werden können und dann auch gut behandelbar sind.«

      Neben den in den Mutterschaftsrichtlinien empfohlenen Untersuchungen (z. B. das Ersttrimester-Screening, regelmäßige Ultraschallscreenings und der Glukosetoleranztest) gibt es eine Reihe weiterer Tests. Ob diese alle sinnvoll sind und grundsätzlich durchgeführt werden müssen, hängt vom eigenen Sicherheitsbedürfnis und -empfinden ab. Fakt ist, dass eine späte Schwangerschaft noch nie so sicher war wie heutzutage.

      KYRA: »In meiner zweiten Schwangerschaft mit fast 45 Jahren haben wir uns gegen eine Fruchtwasseruntersuchung und auch gegen eine Chorionzottenbiopsie zum Ausschluss genetischer Erkrankungen entschieden. Wir haben den Harmony®-Test (auch PraenaTest®) in der 11. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Dabei wurde über eine Blutuntersuchung bei mir das kindliche Erbgut auf die häufigsten Chromosomenschäden, nämlich Trisomie 21 (Down-Syndrom), Trisomie 13 (Patau-Syndrom) und 18 (Edwards-Syndrom) untersucht. Die Wartezeit war sehr belastend, aber nach ca. zehn Tagen wussten wir, dass unser Sohn diese Chromosomenschäden nicht hatte. Die Trisomien 13 und 18 sind in aller Regel nicht mit dem Leben vereinbar, im Gegensatz zu einer Trisomie 21.«

      Statistiken sagen wenig über das eigene, individuelle Risiko aus. Lebensstilfaktoren sind mitentscheidend. So kann ein Schwangerschaftsdiabetes häufiger auftreten, wenn die Schwangere übergewichtig ist bzw. eine gestörte Glukosetoleranz bereits vor der Schwangerschaft bestand.

      Frau Fischer, wir danken für dieses Gespräch.

      Zwar findet man eine Reihe wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu steigenden Risiken für Mütter ab 35 Jahren. Doch zumindest für die Risiken »Frühgeburt« (Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche) und »niedriges Geburtsgewicht« (weniger als 2.500 Gramm) scheint das Alter der Mutter nicht ausschlaggebend zu sein. In einer aktuellen Studie wurden Tausende finnische Familien untersucht,

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