Eltern werden 40+. Sascha Kauffmann
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Eltern werden 40+ - Sascha Kauffmann страница 6
Der Zyklus beginnt mit dem ersten Tag der Periodenblutung und endet mit dem letzten Tag vor der nächsten Blutung. Bei einigen Frauen kündigt sich das Zyklusende durch Schmierblutungen an. Diese gelten aber nicht als erster Zyklustag. Gezählt wird ab dem Tag, an dem die Blutung richtig einsetzt. Im Menstruationsblut finden sich übrigens jede Menge Nährstoffe, wie Vitamine, Eiweißstoffe, Eisen, Kupfer, Kalzium oder Magnesium sowie Abwehrstoffe und sogar Stammzellen.
Noch während eine Frau blutet, werden in den Eierstöcken etwa 20 Follikel (unreife Eizellen) durch das follikelstimulierende Hormon (FSH) angeregt zu wachsen. Dieses wird in der Hypophyse im Gehirn gebildet und ist der übergeordnete Dirigent für die Östrogenbildung. Ohne FSH kann die Gebärmutterschleimhaut nicht aufgebaut werden und die Follikel nicht reifen. Sie liegen in einer mit Flüssigkeit gefüllten Hülle, die wie eine kleine Blase aussieht und daher Eibläschen oder eben Follikel genannt wird. In der Hülle wird das Hormon Östrogen gebildet. Östrogen bewirkt, dass die oberste Schicht der Gebärmutterschleimhaut neu aufgebaut wird, die Haltebänder der Gebärmutter sich straffen und sich die Gebärmutter dadurch aufrichtet. Zudem verändert sich der Zervixschleim, der in den Einbuchtungen des Gebärmutterhalses, den sogenannten Krypten, gebildet wird. Die Schleimmenge nimmt zu und verändert ihre Konsistenz. Ist sie zu Beginn des Zyklus oft dicklich, zäh, klumpig oder cremig, wird sie je näher der Eisprung rückt und umso mehr Östrogen gebildet wird, immer durchsichtiger, flüssiger und spinnbar – d.h. der Schleim kann zwischen den Fingern mehrere Zentimeter auseinandergezogen werden.
Nicht nur die Beschaffenheit verändert sich, sondern auch die Farbe. Am Zyklusanfang ist der Zervixschleim eher weißlich, gelblich oder milchig. Um den Eisprung herum erhält er ein glasiges Aussehen, das auch an rohes Eiweiß erinnern kann. Der Schleim, sonst eher spermienfeindlich und »sauer«, verändert sich und wird nun alkalisch. Die Samenzellen finden in ihm Nährstoffe, die sie einige Tage am Leben halten und mit neuer Energie versorgen. So haben auch die Spermien, die schon vor dem Eisprung ihren Weg in die Gebärmutter gefunden haben, eine Befruchtungschance. Damit erhöht sich der fruchtbare Zeitraum eines Zyklus von wenigen Stunden auf bis zu 6 Tage. Maximal 5 Tage vor dem Eisprung bis maximal 24 Stunden danach. Dieser Zeitraum ist nur bei idealen Bedingungen möglich. Im Normalfall überleben Spermien eher 2 bis 3 Tage.
Das Östrogen verändert aber nicht nur den Zervixschleim. Es sorgt auch dafür, dass unsere Knochen härten und die Blutgefäße vor Ablagerungen geschützt werden.
Der über eine längere Zeit erhöhte Östrogenspiegel löst in der Hirnanhangdrüse das Signal aus, das luteinisierende Hormon (LH) zu produzieren, was zur Folge hat, dass das größte Follikel den Eisprung wagt. Das LH ist übrigens das Hormon, auf das Ovulationstests im Urin anspringen und so die (bevorstehenden) fruchtbaren Tage anzeigen können. Wir gehen auf diesen Test später noch ein.
Der Eisprung kann, muss aber nicht von einem Mittelschmerz begleitet sein. Auch wenn nicht ganz klar ist, was diesen Schmerz auslöst, wird vermutet, dass etwas Flüssigkeit in die Bauchhöhle läuft und das Bauchfell reizt. Der Mittelschmerz kann sich durch krampfartige Schmerzen oder Stiche bemerkbar machen, die auch in die Oberschenkel oder in die Afterregion ausstrahlen können.
Eine andere Erklärung könnte sein, dass die Muskelkontraktion der Eileiter das Bauchfell reizen, während sie versuchen, sich über das Eibläschen zu legen. Oder es ist das wachsende Follikel selbst, das durch seinen zunehmenden Umfang für Unbehagen sorgt. Dieser Zustand kann wenige Minuten bis zu mehreren Tagen andauern.
Nicht alle Frauen nehmen einen Mittelschmerz wahr und selbst bei Frauen, die damit vertraut sind, tritt er nicht bei jedem Zyklus auf. Der Mittelschmerz ist kein sicheres Zeichen für einen Eisprung, weil er auch erst nach dem Eisprung auftreten kann. Er kann aber einen Hinweis auf ein fruchtbares Fenster geben.
Nach dem Eisprung fällt das Eibläschen in sich zusammen und wandelt sich zu einer Drüse um, die aufgrund ihrer gelblichen Farbe auch Gelbkörper genannt wird. Die Östrogenproduktion wird jetzt heruntergefahren. Der Gelbkörper übernimmt und produziert nun Progesteron. Dieses Hormon wird über verschiedene Stufen aus Cholesterin hergestellt. Bei einer Progesteronerhöhung bekommt der Körper das Signal »Achtung – bereiten Sie sich vor, eine Schwangerschaft steht an.« Und zwar unabhängig davon, ob eine Befruchtung stattgefunden hat oder nicht. Der Körper muss zwischen Eisprung/Befruchtung und Einnistung mithilfe von Progesteron in die Lage gebracht werden, alle Vorkehrungen zu treffen, dass eine Schwangerschaft möglich ist. Dafür hat er in etwa eine Woche Zeit: Die Gebärmutterschleimhaut wird aufgebaut. Es entstehen neue kleine Blutgefäße und Nährstoffe werden eingelagert. Die Brust spannt, wird schwerer, größer und berührungsempfindlich. Sie wird stärker durchblutet und neue Milchdrüsen entstehen. Der Zervixschleim wird wieder dicker, zäher und verändert seine Farbe und verschließt den Muttermund wie ein Pfropfen.
Wenn keine Schwangerschaft eintritt, wird nach zehn bis vierzehn Tagen die Progesteron- und Östrogenproduktion eingestellt. Die Gebärmutterschleimhaut wird mit der einsetzenden Menstruationsblutung abgestoßen. Für den Körper war die ganze Arbeit umsonst und doch wird er im nächsten Zyklus wieder von vorne anfangen. Unermüdlich. Und das, wenn nicht hormonell verhütet wird, etwa 400-mal im Leben einer Frau.
Sie haben nun einen relativ einfachen Überblick über das Zyklusgeschehen erhalten. Die erste Zyklushälfte kann unterschiedlich lang sein. Es gibt Frauen, bei denen findet der Eisprung schon am siebten bis zehnten Tag statt. Bei anderen Frauen dauert die erste Zyklushälfte mehrere Wochen. Das sind natürlich Extreme. Im Durchschnitt liegt die Dauer der ersten Hälfte bei 17 Tagen. Die zweite Phase dauert zwischen 10 und 16 Tagen.
Die Abläufe bei der Frau sind komplexer als beim Mann, aber auch Männer in unseren Praxen wissen oft erstaunlich wenig über ihre eigene Fruchtbarkeit.
Da wir uns ausführlich mit der weiblichen Fruchtbarkeit beschäftigt haben, möchten wir nun auch auf die Vorgänge bei Männern eingehen.
DIE MÄNNLICHEN HAUPTDARSTELLER: HODEN UND NEBENHODEN
Nun betreten die männlichen Hauptdarsteller die Bühne des Lebens: die Hoden und die Nebenhoden. Sie liegen außerhalb des Körpers, da sie große Temperaturen nicht gut vertragen.
Während die Frau mit allen ihr in ihrem Leben zur Verfügung stehenden Eizellen auf die Welt kommt, nehmen bei Männern irgendwann im Laufe der Pubertät unter dem Einfluss von Testosteron die Hoden die Produktion der ersten Samenzellen auf. Ab dann werden ca. 1.000 fertige Spermien pro Sekunde hergestellt. Täglich entstehen somit 20 bis 100 Millionen neue Spermien. Dabei dauert es von den Anfängen bis zum fertigen Spermium drei Monate. Ihre Reifezeit verbringen die Samenzellen in den Nebenhoden. Dort ist es etwa zwei Grad kühler als im restlichen Körper. Ein wichtiger Aspekt, da zu viel Hitze den Samenzellen schaden kann.
Und obwohl auch die männliche Fruchtbarkeit im Alter nachlässt, sind Männer prinzipiell vom ersten bis zum letzten Samenerguss zeugungsfähig. 24 Stunden lang, sieben Tage die Woche. Was für ein Unterschied zu den maximal 24 Stunden, in denen eine Eizelle befruchtungsfähig ist und eine Frau sich fortpflanzen kann.
Eine Samenzelle ist nur wenige Hundertstelmillimeter lang und setzt sich aus drei Teilen zusammen: dem Schwanz, dem Mittelstück und dem Kopf,