Eltern werden 40+. Sascha Kauffmann
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Während bei fehlendem Eisprung keine Schwangerschaft möglich ist, ist bei einer Gelbkörperschwäche eine Schwangerschaft zwar möglich, aber unwahrscheinlich. Denn die Aufgabe des Progesterons ist es, die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung in die durch den Östrogeneinfluss aufgebaute Gebärmutterschleimhaut vorzubereiten.
Frau Professor Dr. Ingrid Gerhard ist sicherlich Deutschlands bekannteste Gynäkologin. Wir haben uns mit ihr über das Gelbkörperhormon unterhalten.
EXPERTIN PROF. DR. INGRID GERHARD, GYNÄKOLOGIN
Ein (relativer) Progesteronmangel ist das häufigste hormonelle Problem von Frauen um die 40. Es scheint, dass immer mehr Frauen bereits auch ab Anfang bis Mitte 30 davon betroffen sind. Was sind die Gründe dafür aus Ihrer Sicht?
Die wichtigsten Ursachen aus meiner Sicht sind zum einen die hormonellen Verhütungsmethoden, die Antibabypille mit Gestagenen (= synthetisches Progesteron, das im Stoffwechsel nicht die Funktion von Progesteron erfüllen kann), die Minipille und auch die Hormonspirale.
Darüber hinaus fehlen vielen Frauen oft wichtige Mikronährstoffe (B6 und weitere B-Vitamine, Jod, Vitamin D, Magnesium, Zink, Omega-3-FS), um Progesteron überhaupt aufbauen zu können.
Hinzu kommen Übergewicht, Funktionsstörungen der Eierstöcke und vor allem Dauerstress. Leider sind Umweltbelastungen auch zunehmend schuld am Progesteronmangel: zum einen als toxische Belastungen, die den Stoffwechsel und die Aktivität der Mitochondrien stören, zum anderen als hormonaktive Substanzen, sogenannte endokrine Disruptoren, die den Steroid-Stoffwechsel beeinflussen und häufig östrogenähnlich wirken. Als modernes Gift wirkt Elektrosmog, der die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke verändert und wichtige Regelkreise im Gehirn und den Hormondrüsen stört.
Wie wirkt sich speziell Dauerstress auf den Progesteronspiegel aus?
Bei Dauerstress aktiviert der Körper die Ausschüttung von Cortisol in der Nebennierenrinde. Da Cortisol aus Progesteron hergestellt wird, sinkt der Progesteronspiegel infolge des erhöhten Verbrauchs. In der Folge bleiben Eisprünge aus und es kommt häufig zu einer Östrogendominanz. Daher ist Dauerstress auch eine ungünstige Voraussetzung, um schwanger zu werden.
Bei Dauerstress steigt auch der Prolaktinspiegel und sorgt ebenfalls für ein sinkendes Progesteron. Übrigens: Auch Männer können Progesteronmangel entwickeln, der dann zu einem Testosteronmangel führen kann.
Ganz entscheidend ist aber auch, dass Dauerstress und der damit verbundene Progesteronmangel sich auf die Funktion von GABA (Anm. d. Verlags: Gamma Amino-Buttersäure, ein Neurotransmitter) negativ auswirkt. Daher klagen Frauen (aber auch Männer) in diesen Fällen über Reizbarkeit, depressive Verstimmungen und Schlafstörungen. Progesteronmangel ist in der heutigen Zeit mit den vielfachen Stressbelastungen leider sehr häufig und kann zu starken Einschränkungen der Lebensqualität führen. Leider wird diesem Phänomen in der normalen gynäkologischen Sprechstunde kaum Beachtung geschenkt.
Wie lässt sich ein Progesteronmangel feststellen?
Für Frauen mit regelrechtem Zyklus von 28 Tagen ist es sinnvoll, am 22. Zyklustag eine Blutabnahme oder eine Speichelprobe durchzuführen. Es bietet sich an, bei der Gelegenheit auch die anderen Geschlechtshormone – Östrogen und Testosteron – sowie die Nebennierenrindenhormone Cortisol und DHEA zu bestimmen. Frauen nach den Wechseljahren und Männer können die Laboruntersuchung zu jedem Zeitpunkt durchführen.
Mit welchen natürlichen Mitteln lässt sich der Progesteronhaushalt stabilisieren?
Zunächst muss die Ursache für den Hormonmangel gefunden werden. Ist es Dauerstress – bei stark erhöhten Cortisolwerten – sollte in jedem Fall versucht werden, seinen Lebensstil zu ändern.
Alles was für Entspannung sorgt, ist sinnvoll: Waldspaziergänge, Sport, Yoga, Meditation und nicht zu vergessen: ausreichend Schlaf. Denn eine gute Melatoninproduktion in der Nacht kann maßgeblich zu einer Cortisolreduktion beitragen, was dann den Progesteronspiegel wieder regulieren kann.
Häufig ist auch ein Vitamin-B6-Mangel die Ursache. Ohne Vitamin B6 funktioniert nicht nur die Glückshormonsynthese nicht, sondern die Umwandlung von Cholesterin in Progesteron kommt ebenfalls zum Erliegen.
Die Antibabypille ist im Übrigen der wichtigste Vitamin-B6-Räuber bei Frauen. Frauen, die jahrelang die Pille einnehmen und dann absetzen, um schwanger zu werden, haben u.a. durch leere Vitamin-B6-Speicher häufig hormonelle Probleme, wie z. B. das Post-Pill-Syndrom mit starken Störungen des Zyklus.
Ich setze auch gerne Pflanzenheilmittel ein, die gleichzeitig auf die Stress- und Hormonachse wirken, wie z.B. Alchemilla (Frauenmantel), Agnus castus (Mönchspfeffer), Engelswurz und Traubensilberkerze sowie Nachtkerzenöl.
Frau Professor Dr. Gerhard, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Es gibt selbstverständlich Frauen, die auch noch mit Mitte 40 monatliche Eisprünge haben. Dies trifft aber sicherlich nicht auf die meisten Frauen zu.
Hormonelle Dysfunktionen sind das häufigste Problem bei Menschen über 40, aber weitaus nicht das einzige. Bei Frauen verringert sich die Eizellreserve um bis zu mehrere Hundert Eizellen monatlich. Zudem nimmt auch die Eizellqualität kontinuierlich ab. Schäden an den Eizellen können die empfindliche Erbsubstanz (DNA) schädigen.
TESTOSTERONMANGEL: LIBIDOVERLUST UND EREKTIONSSTÖRUNGEN
Auch Männer altern, auch wenn sie sich das oft nicht eingestehen wollen. Sie gehen durch eine Phase ähnlich wie die Menopause, die Andropause (Andro = Mann), auch Klimakterium virile genannt. In dieser Phase nimmt die Produktion von Testosteron und Progesteron ab.
Anders als bei der Frau findet der Rückgang dieser Hormone sehr langsam statt, sodass die Ausprägungen und Symptome nicht so drastisch sind wie bei einer Frau. Dies kann durchaus bei einigen Männern bereits mit Mitte 30 der Fall sein, wohingegen andere noch mit 60 gute Progesteron- und Testosteronwerte aufweisen.
Auch für Männer ist Progesteron das wichtigste Vorläuferhormon, insbesondere für Testosteron. Männer über 40 haben oft einen zu geringen Progesteronspiegel. Dieser ist häufig bereits erniedrigt, wenn das Testosteron noch knapp in der Norm ist. Während Frauen deutliche Symptome bei Progesteronmangel verspüren, sind diese bei Männern nicht so stark oder kaum merklich ausgeprägt. Spätestens aber wenn Testosteron abfällt, merken die Männer dies. Der folgende Befund zeigt die typische Hormonsituation eines Mannes von Anfang 40. Wir sehen einen niedrigen Testosteron- und kaum nachweisbare Progesteronwerte. Durch Dauerstress und somit ständig erhöhte Cortisolspiegel ist das Progesteron und in Folge das Testosteron (und auch das Östradiol) gesunken. Wir kommen auf diese Zusammenhänge später noch einmal zu sprechen.
Testen Sie doch einmal anhand unseres Fragebogens, ob Sie von einem Testosteronmangel betroffen sein könnten:
Wenn Sie mehr als zwei Kreuze gemacht haben, ist es wahrscheinlich, dass Sie an einem Testosteronmangel