Der Histamin-Irrtum. Sascha Kauffmann

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Histamin-Irrtum - Sascha Kauffmann страница 10

Автор:
Серия:
Издательство:
Der Histamin-Irrtum - Sascha Kauffmann

Скачать книгу

chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn

      • Nahrungsmittelallergien

      • Folgen von Medikamenteneinnahme

      • Alkoholkonsum

      Auch ein SIBO-Syndrom (Small Intestinal Bacterial Overgrowth), eine Fehlbesiedlung mit Dickdarmbakterien im Dünndarm, kann zu einer erhöhten Histaminfreisetzung aus den Mastzellen führen, erklärt Dr. Hofmann.

      Die Folge chronischer Entzündungsprozesse mit Histaminfreisetzung im Darm ist eine fortschreitende Schädigung der Dünndarmschleimhaut. Mit der Zeit lösen sich die Verbindungsstellen zwischen den einzelnen Schleimhautzellen, da wo auch die Mastzellen ansässig sind. Es kommt dadurch im Laufe der Zeit zu mikroskopisch kleinen Löchern (leaky gut = leckender Darm). Der Darm ist dann nicht mehr so gut in der Lage, Schadstoffe und auch Histamin vor dem Übertritt ins Blut herauszufiltern. Darüber hinaus können auch unverdaute Nahrungsbestandteile leichter ins Blut übertreten, was eine Reaktion des Immunsystems nach sich ziehen kann. Auf diese Weise bilden sich oft Nahrungsmittelunverträglichkeiten und auch -allergien. Je länger die Darmschleimhaut entzündet ist, desto weniger DAO kann gebildet werden, da die Darmzotten ihren Betrieb einstellen. Eine einfache Stuhluntersuchung auf die Marker »Alpha-1-Antitrypsin« und »Zonulin« ist für die Diagnostik bereits ausreichend.

      Chronische Entzündungen im Darm führen nicht nur dazu, dass die DAO-Anzahl und Aktivität abnimmt. Oft sind die Folgen einer Darm-Histaminose mehr und mehr Intoleranzen:

      • Laktoseintoleranz, weil der Darm das Enzym Laktase nicht mehr bilden kann

      • Fruktoseintoleranz, weil der Darm keine Fruktosetransporter mehr baut

      • Tyraminintoleranz, weil die MAO auch langsam aufgeben

      Auf die Salicylatunverträglichkeit möchten wir hier besonders hinweisen, denn sie ähnelt in vielen Symptomen sehr einer Histaminstörung durch DAO-Mangel:

      • Quaddelbildung auf der Haut

      • Durchfälle

      • Kopfschmerzen

      • Asthma

      Was aber typisch für eine Salicylatunverträglichkeit ist – und bei DAO-Mangel nicht auftritt –, sind Polypenbildung in der Nase und in den Nasennebenhöhlen sowie chronische, schwer therapierbare Nasennebenhöhlenentzündungen. Diese Form der Unverträglichkeit wurde schon vor 100 Jahren beschrieben und betrifft ca. drei Prozent der Bevölkerung. Der Test auf Salicylatunverträglichkeit erfolgt durch eine Blutabnahme und macht grundsätzlich immer Sinn, um auch diese Störung nicht zu übersehen, insbesondere wenn Polypen in der Nase in der Vergangenheit aufgetreten sind.

      Da die richtige Diagnostik fast nie durchgeführt wird, aber Patienten mit Salicylatunverträglichkeit infolge der chronischen Darmentzündung auch oft einen DAO-Mangel haben, der dann zufällig irgendwann entdeckt wird, werden sie einfach zur Gruppe der »Histaminintoleranten« gezählt. Die Reaktionen bei Salicylatunverträglichkeit werden aber nicht allein über die Mastzellen vermittelt, sondern viele andere Immunzellen spielen hier auch eine Rolle.

      Darm-Histamionosen sind häufig übersehene »Fassfüller«, weil sie oft ohne oder mit nur geringen Symptomen verlaufen und die Diaminoxidase zumindest zu Beginn oft noch normal ist. Im weiteren Verlauf der Entzündung, vor allem bei fortschreitender Schädigung der Darmschleimhaut, kann sie jedoch sinken. Ein niedriger DAO-Spiegel ist fast immer die Folge chronischer Darmentzündungen und nicht das primäre Problem.

      

Salicylsäure in der Natur

      Salicylsäure ist eine Substanz, die von Pflanzen gebildet wird, um sich vor Schädlingen zu schützen. Sie kommt in vielen Nahrungsmitteln vor, zum Beispiel in Beeren, Gewürzen, Teeblättern, Mais, Hefe, Kaffee und vielen Nüssen. Sie findet aber auch in vielen Medikamenten, wie Akne-Mitteln oder ASS (Aspirin®), und in Kosmetika Verwendung.

      Mastzellen sind unsere Allzweckwaffen und ein sehr wichtiger Teil unserer Immunabwehr. Allerdings sind sie reine Befehlsempfänger. Sie wissen nicht, ob eine Gefahr real oder irreal ist. Wenn sie getriggert sind, feuern sie einfach drauflos. Sie sind der erste Stoßtrupp des Immunsystems und stellen sicher, dass durch Histamin die Gefäße weit gestellt und die Gefäßwände durchlässig sind, damit spezialisierte Immunzellen ihren Weg schneller finden und tätig werden können. Bei jeder Verletzung oder Infektion unserer Haut und Schleimhaut dirigieren sie auf diesem Wege die Immunzellen direkt an den Tatort und unterstützen damit die Bekämpfung von Erregern und auch die Wundheilung.

      Bei einer kleinen Verletzung bleibt die Reaktion mit einer Schwellung, Rötung und vielleicht Juckreiz lokal begrenzt. Bei einer großen Verletzung oder Erkrankung und schwerer Allergie können wir die Auswirkungen von Histamin systemisch merken:

      Die Abwehr läuft auf Hochtouren, das Immunsystem kämpft – ganzkörperlich.

      Problematisch ist es einerseits, wenn eine Abwehrreaktion unkontrolliert weiterläuft, auch wenn der Feind schon lange in die Flucht geschlagen ist, andererseits wenn die Alarmglocke zu früh angeht und dann mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Beides ist der Fall bei chronischen Mastzellaktivierungen. Histamin und andere Botenstoffe werden dann oft in Schüben ins Blut abgegeben und können vielfältige Symptome verursachen. Die häufigste und sicherlich auch bekannteste Form der Mastzellaktivierung ist die Allergie.

      Allergien sind Fehlreaktionen des Immunsystems gegen eigentlich ungefährliche Substanzen. Blüten, Tierhaare und Nahrungsmittel werden vom Immunsystem falsch bewertet. Dies führt zu einer Antikörperreaktion insbesondere vom Typ Immunglobulin-E (IgE). Diese Antikörper besetzen die Rezeptoren von Mastzellen sowie von basophilen Granulozyten und sorgen so für eine Ausschüttung von Histamin und anderen Mediatoren.

      Aber diese Aufgabe war eigentlich nicht ihre ursprüngliche, sondern die IgE-Antikörper haben sich diese zusätzlich angeeignet. In Millionen von Jahren der Evolution dienten die IgE-Antikörper in erster Linie der Abwehr von Parasiten, Einzellern und Würmern. Diese sind so groß, dass sie nicht wie die winzigen Bakterien oder noch kleineren Viren durch die normalen Fresszellen vernichtet werden können. Hierzu bedarf es eines anderen Verfahrens. Das läuft so ab:

      Befällt zum Beispiel ein Parasit den Darm oder die Lunge, werden große Mengen an IgE-Antikörpern produziert, die sich an die Außenseite der Mastzellen heften. Diese Zellen erhalten dadurch den Befehl, Histamin und eine Vielzahl anderer Botenstoffe auszuschütten. Das Histamin wiederum bewirkt über Rezeptoren an den Zielorganen eine starke Abwehrreaktion, die wir zum Beispiel als Husten (verstärkten Auswurf aus der Lunge) und Durchfall (Kontraktion des Darms) wahrnehmen. Der Körper versucht, sich auf diese Weise der Parasiten zu entledigen. Ein wirklich ausgeklügeltes Schutzsystem,

Скачать книгу