Oliver Hell - Stirb, mein Kind. Michael Wagner J.
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„Was … wann?“, stotterte Lara mit offenem Mund. Sie erhielt ein mildes Lächeln seinerseits.
„Du fragtest sie: Sehe ich damit nicht aus wie Milly? Und ich denke, die korrekte Antwort lautet: Ja, du siehst aus wie Milly Simmonds. Ich muss es wissen, ich habe sie noch vor drei Wochen in England fotografiert.“
Der Mann mit der Lederjacke und den stahlblauen Augen wartete auf eine Reaktion.
Lara Siemons riss die Augen weit auf. „Sie haben was? Sie kennen Milly? Wie ist sie? Ist ihr Hund wirklich so niedlich?“, bombardierte Lara ihn mit Fragen.
Er strich sich betont langsam durch das Haar, suchte den Blick von Janine und saugte sich daran fest. Dann wechselte er wieder zu Lara.
„Wenn ihr beiden Zeit habt, dann lade ich euch auf einen Kaffee ein … ihr trinkt doch Kaffee, oder?“, sagte er nonchalant.
„Sicher haben wir Zeit, haben wir doch!“, sagte Lara und warf ihrer Freundin einen bittenden Blick zu.
„Ich muss um halb drei den Bus bekommen, sonst warte ich eine halbe Stunde auf den nächsten“, antwortete sie.
„Okay, dann gehen wir ins Café Pendel und von dort aus kannst du den Bus sehen, wenn er kommt. Du musst doch von dort aus losfahren?“, wollte der Mann wissen.
Janine nickte, aber sie sah nicht wirklich glücklich aus bei dem Gedanken. Eine Befürchtung, die mehr als das war, kam in ihr auf. Woher wusste der Mann, von wo ihr Bus abfuhr?
„Los komm, wir bezahlen das Shirt und dann gehen wir sofort los“, rief Lara aufgeregt, und dann an den Mann gewandt: „Bitte warten Sie auf uns, nicht weg gehen!“
Er hob wie abwehrend beide Hände, ein Lächeln flog über sein Gesicht. „Natürlich warte ich“, sagte er mit Nachdruck. Dann schob er sich die Sonnenbrille wieder vor die Augen, damit er unbeobachtet den beiden Mädchen hinterherschauen konnte. Sein Blick heftete sich auf den Popo von Lara Siemons und ganz automatisch fuhr seine Zunge über die Lippen.
*
Bonn, Präsidium
Staatsanwalt Pavel Retzar lächelte maliziös. „Dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als Oliver Hell aus seinem wohlverdienten Urlaub zu holen“, sagte er und konnte ein fieses Grinsen nicht verbergen.
„Wenn Sie das so sehen, dann überlasse ich Ihnen gerne die Aufgabe, Kriminalhauptkommissar Hell persönlich anzurufen!“, antwortete Oberstaatsanwältin Brigitta Hansen ohne mit einer Wimper zu zucken. Retzar schluckte.
„Wenn Sie das so anordnen.“ Er wirkte plötzlich vergrätzt. Hansen trug weiter ihr Pokergesicht. Staatsanwalt Retzar war dagegen gewesen, dem gesamten Team von Oliver Hell Urlaub zu gewähren. Warum auch immer. Und jetzt hätte er es zu gerne gesehen, wenn Brigitta Hansen Hell persönlich aus dem Urlaub ins Präsidium oder besser noch, direkt nach Witterschlick in die alte Kiesgrube bestellt hätte. Er machte eine schnelle Bewegung nach vorne und wollte das Telefon Hansens für den Anruf nutzen. Doch sie legte mit einer unschuldigen Geste ihre Hand auf den Hörer, zog ihre linke Augenbraue hoch.
„Nutzen Sie doch bitte Ihren Apparat, ich muss die Polizeipräsidentin informieren, dass das Sommerloch beendet ist und wir eine weibliche Leiche in einer Kiesgrube haben.“ Retzar zog die Hand so schnell zurück, als wäre er Gefahr gelaufen, von einer Tarantel gestochen zu werden.
„Wie Sie meinen, Frau Oberstaatsanwältin“, murmelte er und machte auf dem Absatz kehrt. Hansen nahm den Telefonhörer in die Hand, wartete, bis Retzar die schwere Holztür hinter sich geschlossen hatte, dann legte sie es wieder zurück. Der Hauch eines Lächelns war auf ihren Lippen zu sehen.
Ein Anruf bei der Polizeichefin hatte Zeit. Stattdessen nahm sie ihr Handy zur Hand, tippte eine Kurzwahl ein und hielt es sich ans Ohr. Als der Angerufene das Gespräch annahm, seufzte sie. „Oliver, es tut mir fürchterlich leid. Aber du erhältst gleich einen Anruf von Retzar, der dich aus dem Urlaub zurückordert.“
Sie strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn und wartete gespannt auf die Antwort. Zu ihrer großen Verwunderung kam kein Protest.
„Gottseidank, ich dachte schon, ich müsste wirklich die ganzen zwei Wochen hier absitzen. Was ist passiert? Wo?“, wollte Oliver Hell wissen, schien sofort bei der Sache zu sein.
„Man hat eine Tote in einem gestohlenen PKW gefunden, der sich kurz zuvor eine Verfolgungsjagd mit einer Polizeistreife geliefert hatte. Näheres erfährst du gleich von Retzar. Aber tu bitte überrascht, Oliver“, bat sie ihn. Sie hörte Hell lachen.
„Keine Angst, Brigitta. Ich lasse ihn auflaufen“, vernahm sie. „Es klopft an. Das wird Retzar sein.“ Dann war das Telefonat beendet.
*
Bonn
Lara Siemons stand auf der Toilette des Café Pendel vor dem Spiegel und betrachtete sich kritisch. Oben im Café saß ihre Freundin Janine mit dem Mann, der ganz offensichtlich ein Promi-Fotograf war. Was für ein Glücksgriff. Er hatte ihnen auf dem Weg ins Café berichtet, dass er in Bonn sei, um sich hier mit einem Kollegen für ein gemeinsames Shooting zu treffen. Und es sei Zufall, dass er auf dem Münsterplatz gewesen sei, der Kollege hätte ihm kurz zuvor eine App geschickt, mit der Bitte, das Shooting um zwei Stunden zu verschieben. Daher hätte er auch Zeit für einen Kaffee mit den Mädels. Übermorgen sei er schon wieder auf dem Weg nach New York.
Sie schob ihre Lippen nach vorne und zog sie mit einem roten Lippenstift nach. Sie nahm sich ein Papier aus dem Spender und nahm es vorsichtig zwischen die Lippen. Du siehst toll aus, dachte sie. Du siehst heute wirklich Milly Simmonds sehr ähnlich. Lara verehrte Models, und die Britin Milly Simmonds ganz besonders. Sie war hübsch, unglaublich hübsch sogar. Ihre Aufnahmen sahen so aus, als seien sie Schnappschüsse, keine gestellten Bilder. An ihrer Wand in ihrem Zimmer hingen viele Fotos, die das junge Model zeigten. Daneben ein Foto von Lara zusammen mit ihrem Hund, das sie einem bekannten Schnappschuss von Milly nachempfunden hatte. Lara schloss die Augen und begann zu träumen. Was hatte der Mann kurz zuvor gesagt?
„Ich mache Fotos von dir, dann haben wir schon die Grundlage für eine Set-Karte. Die benötigst du für eine Anstellung als Model. Aber so wie du aussiehst und wie du dich bewegst, ist das kein Problem. Die Agenturen reißen sich nach jungen Dingern, die so aussehen wie du.“
Junge Dinger wie ich, dachte sie. Deine großen blauen Augen, deine schmale Taille und deine langen Beine hat dir Gott gegeben. Nutze sie!
Lara ging mit klopfendem Herzen die schmale Treppe hinauf und sah, wie der Fotograf und Janine sich vor dem Display der Digitalkamera drängten.
„Das musst du sehen, Lara, er hat sogar Fotos von Milly und ihrem Hund auf der Kamera.“
Lara ließ sich schnell auf dem Stuhl neben dem kleinen Tisch vor der Theke nieder.
„Zeig!“
Der Fotograf hielt ihr lächelnd die Kamera hin.
„Wie süß!“, kreischte sie verzückt.
„Magst du Hunde?“
„Ja, ich habe selber einen Hund. Willst du ihn sehen?“, fragte sie aufgekratzt.
„Gerne.“