Violet Socks. Celine Ziegler

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Violet Socks - Celine Ziegler

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bei der Begrüßung von Torben ihre alten Französisch-Schulkenntnisse hervorkramen und mitspielen, damit die bescheuertste Lüge der Welt nicht auffliegt.

      „Oh, zum Glück", sagt Mama. „Viel mehr hätte ich sowieso nicht sagen können. Was ist denn los?"

      Ich seufze frustriert. „Torben ist los. Mister Ich-bin-der-beste-Reimer-der-Welt-und-nerve-Violet-Sterbebett-damit-den-ganzen-Abend war ganz schön unterhaltsam heute, sodass ich es ganze vierunddreißig Minuten mit ihm ausgehalten habe. Kannst du mich abholten, bitte?"

      Jetzt seufzt auch Mama. „Ich wusste, mit ihm stimmt irgendetwas nicht. Er war mir schon suspekt, seitdem er von seiner bellenden Katze erzählte."

      Ja, auch meine Mutter war nicht vor seinen seltsamen Geschichten sicher. „Wie auch immer ... Also holst du mich?"

      Sie stimmt zu und schon lege ich wieder auf und lasse mein Handy in meiner Manteltasche verschwinden. Charly wird dafür büßen. Das war das erste und das letzte Mal, dass ich mich auf ein Blind Date mit einem ihrer ach so tollen Cousins einlasse. Sie hat von ihm gesprochen, als wäre er Adonis höchstpersönlich, aber ich bin mir sicher, Adonis höchstpersönlich popelt sich nicht schon vor dem ersten Gang in der Nase, um ihn dann schließlich still und heimlich unter dem Tisch verschwinden zu lassen.

      Ich setze mich an die Straße auf den Bürgersteig und lege meinen Kopf auf meine Knie. Wie trostlos all das doch ist. Und ich dachte immer, solche widerlichen Kerle und solche abgrundtief scheußlichen Reinfälle gibt es nur in Büchern, doch da habe ich mich wohl getäuscht.

      Ein Licht auf der anderen Straßenseite weckt meine Aufmerksamkeit und als ich die immer näher kommende Elektromusik höre, die aus nichts Weiterem außer einem viel zu lauten Bass besteht und dazu noch durcheinandergeratenes, schrilles Gekicher höre, verdrehe ich automatisch die Augen. Ich wende meinen Blick ab. Ich muss nicht mal auf das Kennzeichen gucken, um zu wissen, welche Idioten mit so lauter Musik und offenem Dach umherfahren, weil ihnen die ständige Aufmerksamkeit in der Schule nicht ausreicht.

      Mit zu schneller Geschwindigkeit kommt mir das grüne Cabrio entgegen und wie sollte es auch anders sein, wird es langsamer, umso näher es mir kommt.

      Ich drehe meinen Kopf genervt weg, als sie vor mir zum Stehen kommen, doch nicht auf die Idee kommen, die Musik etwas leiser zu machen, damit ich ihre dummen Sprüche überhaupt auch nur ansatzweise verstehen kann.

      „Da sieh mal einer an!", ertönt eine Stimme, die ich dem Fahrer, Ethan, zuordnen kann. Sein Arm lehnt lässig aus dem Fenster, während hinter ihm drei Mädchen sitzen, die denken, es wäre gesund, fast auf der Rückbank eines Caprios zu sitzen. „Violet Borrymore! Ein Wunder, dass man dich überhaupt freitagabends mal sieht!"

      „Man spricht es Berrymore aus." Du Vollidiot, will ich noch hinterherschieben, doch behalte es für mich.

      Auf dem Beifahrersitz erkenne ich auch schon den braunen Schopf, der mir noch mehr auf die Nerven geht, obwohl er nicht mal etwas sagt. Er sieht einfach nur geradeaus und sein Kopf wippt synchron zum Bass des Liedes mit.

      „Wie auch immer, Loser", macht Ethan und winkt mit seiner Hand ab.

      Die Mädchen hinter ihm tuscheln irgendetwas und es juckt mich in den Fingern, sie mit Kieselsteinen zu bewerfen, die genau neben mir liegen.

      Ethan gibt Gas. „Viel Spaß beim Alleinesein!" Und schon verschwindet er mit der lauten Musik, den kichernden Mädchen und dem braunen Haarschopf.

      „Ja, haha, ich habe fast meine Cola wieder ausgespuckt, weil er so saumäßig lustig war", sage ich sarkastisch, während ich meinen Dutt am Hinterkopf mit einer Haarklammer befestige. „Nicht mal Kevin Hart wäre an ihn herangekommen."

      „Ach komm schon." Charly, die sich gerade einen langen Cardigan über die Schulter zieht, verdreht die Augen. „So schlimm ist Torben nun wirklich nicht. Ich finde ihn witzig. Du musst dich nur auf sein Humorniveau begeben."

      „Das Humorniveau eines schlechten Stand-up-Comedians, der immer noch veraltete Witze über Josef Fritzl macht", erwidert Benja – eigentlich Benjamin und sprüht etwas Haarspray auf meinen Pony, während er ihn wie ein Profi richtet. „Ich finde es gut, dass Vy sich nicht auf so Idioten einlässt." Er klopft mir stolz auf die Schulter. „Für den warst du sowieso viel zu clever."

      Ich betrachte mich im Spiegel. Ausnahmsweise hängt mein Pony mal nicht fransig vor meinen Augen, sondern liegt ordentlich ein wenig nach rechts gerichtet, während zwei lange, dunkelblonde Strähnen mein Gesicht umrahmen. Ich trage eigentlich ständig einen Dutt, aber mit Benjas Hilfe sieht es aus, als wäre ich direkt vom Friseur gekommen, weil Frisuren gestalten eines seiner größten Hobbys ist.

      „Manchmal ist es gar nicht so cool, clever zu sein", sagt Charly und zieht sich ihre schwarze Baskenmütze auf, die bei ihr nie fehlen darf. Auch nicht an großen Geburtstagsfeiern. „Kerle stehen nicht immer auf clever, sondern auf naiv und dumm."

      „Also ich stehe definitiv nicht auf naiv und dumm", sagt Benja.

      „Du bist schwul, das zählt nicht. Ich rede von richtigen, maskulinen Kerlen, die Football spielen, aber nicht Profivisagisten werden wollen."

      Nachdem ich meine Wimpern noch getuscht habe und mir ausnahmsweise noch ein wenig Rouge gegönnt habe, stehe ich auf und ziehe mir meine dunkelbraunen Boots an, die perfekt zu meinem senfgelben Stoffkleid und den cremefarbenen Kniestrümpfen passen. „Mag ja sein, dass manche Kerle auf naiv und blond stehen, aber da werde ich doch lieber eine einsame Katzenfrau, als noch einen weiteren Abend mit so einem Torben-Verdorben zu verbringen. Außerdem bin ich fast blond." Ich weigere mich strickt dagegen, meine Haare aufzuhellen wie viele andere dunkelblonde Mädchen es machen. Ich mag meinen zu langer Pony-Straßenkäterblonden-Look.

      „Du hoffnungsloser Fall", seufzt Charly und betrachtet mich mit ihren braunen, fast schwarzen Augen. Ihre schwarzen Haare hat sie mit einem Zopf unter der Mütze versteckt, sodass man sie nur noch ein bisschen erkennen kann. Oftmals versteckt sie ihre Haare, weil sie findet, der Fokus sollte stets auf ihrem Gesicht liegen. Was jedoch selten Sinn ergibt, denn ihr Klamottengeschmack lenkt jede Aufmerksamkeit auf sich. Sie trägt, wie ich, oftmals Röcke oder Kleider, jedoch in ausgefallener Art und Weise. Heute hat sie sich für einen schwarzen, lockeren Rock mit schwarz, weiß gestreiftem Oberteil entschieden. Sie ähnelt ein wenig einem Pantomimekünstler, doch das weiß sie mit Sicherheit schon, stört sie allerdings nicht.

      „Wir müssen los", sagt Benja und sieht auf sein Handy. „Hardy wartet unten auf uns."

      Mit Hardy ist sein Freund gemeint, den er schon seit geschlagenen drei Jahren hat. Und das mit achtzehn. Ich beneide ihn um diese feste und tolle Beziehung, denn Hardy und Benja sind wie füreinander geschaffen. Sie sind oftmals nur zu zweit anzutreffen, was nerven kann, jedoch auch total süß ist. Sowieso ist Hardy ein Superfang für Benja. Während Benja der unscheinbare, dürre Junge mit zu langer Nase ist, könnte Hardy Unterwäschemodel sein. Sie unterscheiden sich enorm, sind gleichzeitig aber auch ein- und dieselbe Person.

      Wir alle begrüßen auf der Straße vor Benjas Haus Hardy mit einem Kuss auf die Wange und einer Umarmung, dann steigen wir in sein Auto und fahren in Richtung Geburtstagsfeier. Im Gegensatz zu uns ist Hardy eher die coole Sorte Mensch, dessen Eltern Unmengen an Geld haben, und außerdem überall beliebt ist. Nur durch ihn können wir heute Abend auf der Party auftauchen, was jedoch keinen von uns stört. Charly, Benja und ich wissen, dass wir absolut nicht zu der coolen Sorte Mensch gehören, zumindest heute Abend. Wir werden die Außenseiter sein, doch das Raffinierte an der Sache ist, dass wir nicht die einzigen Außenseiter sind, denn auf Clarissas Party sind noch sehr

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