Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen. Ludwig Bechstein

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Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen - Ludwig Bechstein

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style="font-size:15px;">       und kostfrei. Selbst gegen Tiere übte er Milde, und es

       ging von ihm das Sprüchwort im Volke um: Wann

       König Dagobert gegessen hat, so läßt er auch seine

       Hunde essen, und eine andere Rede ward ihm nachgesagt,

       daß er auf seinem Sterbelager zu seinen Hunden

       gesprochen habe: Ihr guten Hunde, es ist doch keine

       Gesellschaft im Leben also gut, daß man sie nicht

       verlassen und von ihr abscheiden müsse. – Auf seinen

       Zügen drang König Dagobert auch bis in das Schweizer

       Alpenland und bis dahin, wo man die Landschaft

       vorzugsweise das Rheintal nennt, und ließ dort in die

       Talfelsen einen großen halben Mond einhauen, als

       Grenzzeichen seines Reiches.

       Da es mit dem guten Könige Dagobert zum Sterben

       gekommen war, erfaßten die Teufel seine Seele

       und brachten sie auf ein Schiff, mit ihr von dannen zu

       fahren. Solches ließ Gott der Herr geschehen, weil der

       König noch nicht gereinigt und gelöset war von aller

       Schuld. König Dagobert hatte aber einen Freund am

       heiligen Dionysius, dessen Gebeine er dereinst aufge-

       funden mit Hülfe seiner so sehr geliebten Hunde, und

       welchen Heiligen der König stets in stärksten Ehren

       hielt, dafür dieser ihn auch stetiglich schirmte und

       schützte. Da nun, als Dagobert verstorben war, erbat

       der Heilige die Erlaubnis von Gott dem Herrn, des

       Königs Seele zu retten, und als er die erhalten, fuhr er

       im Geleite anderer Gottesheiligen und vieler Engel

       zur See und dem Schiffe nach, darauf die Teufel mit

       Dagoberts Seele waren. Darauf entspann sich ein harter

       Kampf zwischen Engeln, Heiligen und Teufeln um

       des Königs Seele, in welchem die ersteren Sieger blieben,

       und trugen alsbald die Engel die Seele Dagoberts

       in den Schoß der ewigen Gnade, die Heiligen aber

       kehrten in das himmlische Paradies zurück.

       6. Die Tellensage

       Lieder und Chroniken des Schweizerlandes preisen

       den Tell als den Befreier von hartem und lastendem

       Druck, als den Schöpfer der Schweizerfreiheit, und in

       alle Lande ist sein Ruhm erklungen, und ist ewig fortlebend

       und unaustilgbar.

       Es war zu den Zeiten, da Kaiser Albrecht von

       Österreich regierte, der war ein strenger und heftiger

       Herr und suchte, daß er sein Land mehre; so kaufte er

       viele Städte, Flecken und Burgen in dem Schweizerland,

       setzte auch in dieselben Landvögte ein, die in

       seinem Namen regierten. Drei Schweizerstädte und

       Landschaften aber wollten nichts von dem Österreicher

       wissen noch haben; da sandte ihnen der Kaiser

       zwei edle Boten, den Herrn von Liechtenstein und den

       Herrn von Ochsenstein, die mußten den Orten vortragen,

       daß sie sich doch sollten in Österreichs Schutz

       und Schirm begeben, da könnten sie es mit der ganzen

       Welt aufnehmen und ihr trutzen, wollten sie das aber

       nicht, so wolle der Österreicher ihr Feind sein, und

       sollten sie sich nichts Gutes von ihm zu versehen

       haben. Aber da sprachen die Männer von Schwyz:

       Liebe Herren, wir wollen dem Hause Österreich gern

       in allen Ehren zu Lieb und zu Dienst sein, aber wir

       wollen doch bei unsrer alten Freiheit bleiben, die

       noch niemalen ein Fürst oder Herzog angetastet hat. –

       Auf diese Rede brachen die Abgesandten rasch auf

       und ritten stracks nach Uri und Unterwalden, dort,

       dachten sie, würden sie sich gleich der Braut vermählen;

       es kam aber ganz anders, denn die drei Orte hatten

       sich schon miteinander verbunden und sich verschworen,

       treulich zusammenzuhalten, sagten auch,

       daß ihre Freiheit ihnen verbrieft sei von dem Kaiser

       Friedrich dem Hohenstaufen und Rudolf dem Habsburger,

       und ritten die Abgesandten unverrichteter

       Sache von dannen. Bald darauf sendete Albrecht von

       Österreich zwei Vögte, die hießen Grißler und Landenberger.

       Von denen sollte Grißler ein Amtmann zu

       Schwyz und Uri sein, der Landenberger aber zu Unterwalden,

       doch sollten sie sich zu Anfang gut und

       freundlich erzeigen, ob sie vielleicht in Güte das Volk

       bewegten, allein dieses ließ sich nicht bewegen, und

       da erhielten die Landvögte Befehl, den Bauern alles

       gebrannte Herzeleid anzutun. Als dieses nun geschah,

       so sendete das Volk Klageboten an Albrecht, der aber

       ließ diese gar nicht vor sein Angesicht. Nun gingen

       die Sendboten zu des Kaisers Räten und baten sie

       freundlich und ernstlich, sie sollten dem Mutwillen

       und der Plackerei der Vögte steuern und verhindern,

       daß sie mit neuer und unerhörter Schatzung das Volk

      

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