Sinja und der siebenfache Sonnenkreis. Andreas Milanowski
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Читать онлайн книгу Sinja und der siebenfache Sonnenkreis - Andreas Milanowski страница 19
„Bei allen Geistern der vier Elemente!“, schimpfte Menroy, „muss man denn alles selbst machen in diesem Schloss? Wozu haben wir eigentlich dieses ganze überbezahlte Personal?“
„Ich werde sofort eine Durchsuchung veranlassen, Mister Menroy! Ich bitte um Vergebung für dieses Versäumnis!“
„Schon gut, Gustav! Wir sind alle etwas nervös. Bitte, zwei Bedienstete umgehend in die Privatgemächer der Königin! Machen sie schnell!“
Zabruda Menroy nannte sich `erster Kammerdiener ihrer Majestät, Königin Myrianas´. Er war aber viel mehr als das. Er war Hausverwalter, väterlicher Berater, Organisator der täglichen Abläufe im königlichen Haushalt, sowie Vorgesetzter aller Bediensteten, die sich um das Wohl ihrer Majestät zu kümmern hatten. Er war also ein Mann von nicht unbeträchtlichem Einfluss und entsprechendem Temperament. Er hatte seine eigene Meinung, was die Regierungsgeschäfte im Königreich anging, hielt sich jedoch heraus aus der Tagespolitik der Königin. Dafür hatte sie ihre Berater, ihren Kanzler und ihre Regierung. Doch für alle anderen Dinge war Zabruda Menroy zuständig. So koordinierte er auch jetzt die Bemühungen, das plötzliche Verschwinden der Königin aufzuklären. Er schickte Diener und Mägde von links nach rechts, von oben nach unten, die Treppen hinauf und hinunter, in alle Räume und entlegensten Winkel des Schlosses. Er holte Informationen ein und gab sie weiter, welche Zimmer, Räume und Kemenaten schon durchsucht worden waren und welche nicht. Kurzum – es lief auch heute nichts im Schloss oder um das Schloss herum, ohne dass Zabruda Menroy davon erfuhr. Heute allerdings waren all seine Anstrengungen vergeblich. Die Königin war und blieb verschwunden – bis jetzt!
„Mister Menroy! Mister Menroy!“, kam Gustav plötzlich um die Ecke, mehr gestürzt, als dass er lief, „eine der Mägde hat in Königin Myrianas Ankleideraum etwas gefunden!“ Er war völlig aufgelöst und außer Atem, schnappte dreimal nach Luft und rief dann: „Sie ist entführt worden! Königin Myriana ist entführt worden!“
Zum Beweis für seine Behauptung hielt er Zabruda Menroy einen zerknüllten Zettel unter die Nase, auf dem in krakeliger, unbeholfener Schrift und mindestens ebenso grauenvoller Rechtschreibung etwas notiert stand:
Wen ir euer Königin witersehn wolt, gebt mier das `flamente Herts´. Trefpungd in trei Sonntäntsn, Ende des lätsten Takts am altn Brunn.
„Ein Anschlag auf die Königin!“, rief Zabruda Menroy entsetzt, „ich wusste, dass das irgendwann passieren würde. Sie wollte ja nicht auf mich hören. Wie oft habe ich ihr geraten, die Schlosswachen zu verstärken, Sie hat es jedes Mal abgelehnt. Jetzt haben wir das Problem! Gibt es Zeugen?“
„Nur ihre Zofe. Die saß gefesselt und geknebelt auf dem Boden und sagte nur Hm! Hm! Hm!“
„Habt ihr sie denn nicht befreit?“
„Doch, selbstverständlich, Mister Menroy!“
„Und, was hat sie gesagt?“
„Hm! Zunächst nichts, weil sie noch völlig verängstigt war. Sie hat mich nur mit großen, Augen angeschaut und ein Zeichen gemacht, dass wohl bedeuten sollte, dass irgendjemand ihr die Kehle durchschneiden will. Als wir sie dann beruhigt hatten, sagte sie, sie hätte einen kleinen, dicken Mann gesehen mit einer seltsamen Kopfbedeckung. Er hätte sie gefesselt, den Zettel hinterlassen, ihr gedroht, dass er sie umbringe, würde sie ein Wort sagen und sei dann durch das Fenster in den Garten hinuntergesprungen und entkommen!“
„Und die Königin?“
„War zu dieser Zeit wohl schon nicht mehr im Raum!“
„Also waren die Entführer zu zweit?“
„Nichts sonst deutet darauf hin, dass zwei Personen an der Tat beteiligt waren. Jedenfalls nichts, von dem, was die Zofe erzählt hat und auch sonst war nichts zu erkennen, was darauf schließen ließe, dass ein zweiter Entführer sich im Raum befunden hätte!“
„Aber wie haben sie die Königin dann gefangen nehmen können? Wie konnten sie sie aus dem Schloss bringen? Das ergibt doch alles keinen Sinn, Gustav!“
„Ich weiß es auch nicht, Mister Menroy. Ich bin kein Gendarm. Was ich ermitteln, sehen und hören konnte, habe ich ihnen mitgeteilt. Mehr weiß ich nicht!“
„Schon gut, Gustav!“, sagte Menroy und wandte sich ab. Dann drehte er sich noch einmal kurz zu dem Diener um und sagte: „Gute Arbeit!“ Er dachte nach. Dann gab er Gustav einige Anweisungen:
„Geben sie bitte sofort der Schlosswache und der Leibgarde Bescheid. Der Entführer will sich mit uns am alten Brunnen treffen. Also vermute ich, dass die Königin sich noch in der Hauptstadt befindet. Er wird Fasolanda kaum mit ihr zusammen verlassen haben! Ich wollte das eigentlich vermeiden, aber es geht wohl nicht anders: alarmieren sie Kanzler Gravus! Sagen sie ihm, dass für seine Depressionen jetzt keine Zeit ist. Er muss sofort den Ausnahmezustand über Fasolanda verhängen. Er soll von mir aus die ganze Stadt umkrempeln lassen. Am besten jedes Kellerloch und auch das Labyrinth! Alle verfügbaren Männer sollen sich sofort an die Arbeit machen. Wir müssen die Königin finden, koste es, was es wolle!“
„Wirklich? Auch das Labyrinth, Mister Menroy?“
„Wenn es nötig ist – auch das Labyrinth!“ Gustav machte auf dem Absatz kehrt.
„Ach, Gustav“, fragte Menroy im Weggehen, „hat jemand die Königinmutter informiert?“
„Nein“, antwortete der Diener, „niemand wollte sie bislang mit dieser Nachricht behelligen. Sie ist ja nun nicht mehr die Allerjüngste!“
„Das ist gut so und mag auch fürs Erste so bleiben. Sollte es erforderlich sein, werde ich Lady Merigone selbst die notwendigen Informationen zukommen lassen. Danke, Gustav. Das wars einstweilen. Lassen sie weiter nach der Königin suchen.“
Zabruda Menroy wandte sich zum Gehen. Er musste sich um andere Dinge kümmern. Königin Myriana verschwunden – entführt! Das lief nicht gerade nach Plan. Er dachte über seine nächsten Schritte nach.
19 Du feines Täubchen, nur herein!
„Sagt mal“, fragte Sinja und spuckte einen Kirschkern über das Geländer der Terrasse, „wo sind eigentlich die beiden hübschen Jungs?“
„Du meinft Doriando und Fifianon?“, fragte Gamanziel kauend. Sie hatte sich gerade mit einem fetten Veggieburger und einer Tomate vollgestopft.
„Sie sind in Ildindor“, antwortete Emelda, „beim Rat der Elfen. Hatte ich dir das nicht schon erzählt?“
„Nicht, dass ich wüsste, oder ich hab´s vergessen!“
„Tut mir leid, dass ich vorhin etwas kratzig war“, brummte Amandra dazwischen, „ich hatte Hunger und war noch müde und du weißt ja, dass ich dann nicht ganz ich selbst bin.“
„Sehr Vornehm ausgedrückt! Ja, ich hatte sowas in Erinnerung.“ Sinja lächelte die Elfe von der Seite an und nahm die nächste Kirsche aus einer der Schalen, die auf dem, mit Leckereien vollgepackten Tisch standen.
„Also, dann lass´ uns den Vortrag von vorhin am besten schnell vergessen und nochmal von vorne anfangen. Ich bin jetzt wach, habe etwas gegessen und weiß wieder, wie ich