Sinja und der siebenfache Sonnenkreis. Andreas Milanowski

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Sinja und der siebenfache Sonnenkreis - Andreas Milanowski Sinja

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stellte Cichianon fest, „nur etwas weitläufiger.“

      „Ich bin gespannt, wo dieses Gespenst uns hinbringt“, flüsterte Doriando dem Freund ins Ohr.

      In diesem Moment bewegte sich die Rinde des Baumes. Langsam öffnete sich eine Türe, zunächst als kleines Loch, das aber schnell größer wurde und schließlich eine Treppe freigab. Der Hagere ging vorneweg, die beiden Elfen hinterher. Sie kamen in einen großen, spärlich beleuchteten Raum, in dem ein quadratischer Tisch stand. Um den Tisch herum saßen zehn Gestalten mit dunklen Kapuzen auf den Köpfen. Zwei Stühle waren noch frei.

      „Setzt euch!“, forderte eine alte, brüchige Stimme. Es war die Stimme Hinanduas. Er nahm seine Kapuze ab. Die anderen Ratsmitglieder taten es ihm gleich. „Danke, Charles“, sagte Hinandua, „du darfst dich zurückziehen. Der Angesprochene verließ den Raum.

      „Hinandua, mein Lehrer, was soll dieses Versteckspiel, wer ist dieser seltsame Vogel und seit wann haben Elfen einen Diener?“, fragte Cichianon. „Man soll sich nicht bedienen lassen, damit man niemandem dienen muss. Das wurde uns gelehrt. Wie kommt es, dass der weise Hinandua einen Diener hat?“

      „Cichianon, mein Sohn“, sprach Hinandua, „beruhige dich. Es sind kühne Worte, die du vor den Mitgliedern des Rates sprichst. Zunächst einmal – dieser seltsame Vogel, wie du ihn nennst, nennt sich selbst Charles Ray Wonder. Er hat eine Vorliebe für blinde, schwarze Popsänger, wie das dort heißt, woher er kommt. Früher war er Butler in einem vornehmen Haus in einer Menschenstadt namens Maidstone in der Grafschaft Kent in England. Eines schönen abends kam er an einem seiner freien Tage, wie das bei den Menschen heißt, in eine Bar, in der Lieder von Ray Charles und Stevie Wonder gesungen wurden. Er hatte wohl ein, zwei Gläser Bier zu viel getrunken und so stieg er auf die Bühne, sang mit und sang so gut, dass er mit seinem Gesang, quasi aus Versehen, zwei unserer Elfen rief. So kam er nach Dorémisien. Seitdem ist er bei uns und weigert sich, in die Menschenwelt zurückzukehren. Wir haben ihm mehrfach angeboten, eines unserer Portale für die Rückkehr zu nutzen, aber er hat jedes Mal abgelehnt. Er möchte in Adagio bleiben und um sich nützlich zu machen, hat er uns angeboten, was er gelernt hat.“

      „Als Butler zu arbeiten?“

      „Ja, richtig! Da wir keine andere Aufgabe für ihn hatten, nahmen wir sein Angebot an und so kam der Rat der Elfen von Ildindor zu einem Diener.“

      „Hoffentlich macht das nicht Schule“, sagte Cichianon lächelnd.

      „Es wird die Ausnahme bleiben, mein Sohn!“, antwortete Hinandua.

      „Dann bin ich ja beruhigt“, sagte Cichianon. „Doch sagt mir noch eins, ehrwürdiger Hinandua: warum durften wir euch nach dem Ende der Ratssitzung nicht begleiten und wie konntet ihr vor uns und so schnell nach Ildindor gelangen?“

      „Das sind zwei Fragen, nicht eine“, entgegnete Hinandua gelassen. „Ich will sie dir beide beantworten, soweit ich es darf. Wie ihr sicherlich bemerkt habt, war der Rat nicht einig in Bezug auf euren Auftrag. Es gab daher nach Ende der Zusammenkunft noch einige Dinge zu besprechen, die nicht für eure Ohren bestimmt waren. Was den zweiten Teil deiner Frage anbelangt: die Abkürzung von der Halle des Gildanmir bis zur Stadtmauer zu kennen, ist von alters her nur Mitgliedern des Rates gestattet. Daher konnten wir euch den Weg über die Brücke nicht ersparen.“

      „Und wozu dieser ganze Zauber am Tor?“, fragte Doriando.

      „Meine Söhne“, antwortete Hinandua und blickte traurig. „Ildindor ist schon lange nicht mehr, was es zur Zeit des Elfenreiches gewesen ist. Was ihr von außerhalb der Stadt gesehen habt, ist nur das Nachglühen einer großen Vergangenheit. Nach dem letzten Krieg haben viele der Jungen die Stadt verlassen. Wir verfügen nicht mehr über die Kräfte, um diese Stadt zu verteidigen. Daher hat der Rat beschlossen, die alten Anlagen aus der Zeit des Elfenreiches wieder in Betrieb zu nehmen. Unsere Magier konnten, nach alten Plänen, mit einiger Mühe den Schutzwall wiederherstellen. Wenn ich nicht irre, hattet ihr Kontakt damit, nicht wahr?“

      Cichianon und Doriando nickten stumm.

      „Die wunderschönen Türme von Ildindor. Alles nur Illusion und Blendwerk?“, fragte Cichianon nach einer Weile und versuchte, zu verstehen. „Alles nur ein Trick, um möglichen Angreifern eine Macht zu zeigen, die nicht mehr vorhanden ist? Und das Tor? Was ist mit dem Tor?“

      „….ist Teil der Anlage. Nur durch dieses Tor kommst du in die Stadt. Jeder andere Versuch führt unweigerlich zum Tod.“

      „Das haben wir bemerkt“, sagte Doriando. „Ich denke, es wäre nicht viel mehr von uns übrig geblieben, als ein Haufen Asche, wenn wir versucht hätten, die Stadt an einem anderen Punkt als dem Tor zu betreten.“

      „Das ist richtig!“, sagte Hinandua.

      „Aber wozu der ganze Aufwand?“, wollte Cichianon wissen.

      „Wie ich bereits sagte“, antwortete Hinandua, „wir verfügen, außer über die Soldaten der Ehrenwache und einige Dutzend junge Heißsporne, die gerade eben das Bogenschießen lernen, über keine nennenswerten Kräfte, die uns im Falle eines Angriffs verteidigen könnten. Wir müssen uns schützen.“

      „Aber was ist mit dem Tor?“, fragte Doriando. „Wir haben euch beobachtet und haben gesehen, dass ihr die Geister der vier Elemente beschworen habt.“

      „Ah, die Uriod Mar!“, entgegnete Hinandua und lächelte milde. „Ja, ja, das habt ihr richtig gesehen. Wir beschwören diese vier Geister, um das Tor nach Ildindor zu öffnen. Aber das Wichtigste ist euch entgangen, weil ihr nicht alle eure Sinne benutzt habt. Die Uriod Mar sind Kinder des Uriod Ur, des `Einen Klangs´. Sie sind aus Tönen geformt, nicht aus Bildern. Ich glaube nicht, dass ihr in die Stadt hineingekommen wärt, hätte euch nicht Charles das Tor geöffnet. Und jetzt wird er euch euer Quartier zeigen.“

      Mit diesen Worten erhob sich der Alte langsam von seinem Stuhl. Die anderen Neun taten es ihm gleich. Ohne ein einziges Geräusch verließen sie den Raum.

      18 Hm! Hm! Hm!

      Im Schloss zu Fasolanda herrschte helle Aufregung. Diener und Hausmädchen liefen, rannten und riefen, stolperten und stürzten durch- und übereinander, stießen auf dem Flur mit Regierungsvertretern, Ministern und Advokaten zusammen. Soldaten der königlichen Leibgarde durchsuchten jeden Raum und jedes Zimmer, durchkämmten jeden Winkel des weitläufigen Gebäudes. Türen wurden geschlagen, quietschend wieder geöffnet und erneut zugeschlagen, selbst in Räumen und Kemenaten, in denen die Spinnweben von der Decke hingen. Räumen, die seit ewigen Zeiten niemand mehr betreten hatte, mit zentimeterdicken Staubschichten auf den Möbeln.

      „Majestät, Majestät? Seid ihr hier?“, hallten sorgenvolle Rufe durch die hohen Gänge. Niemand antwortete.

      „Was ist, habt ihr sie endlich gefunden?“

      „Nein, Mister Menroy! Wir suchen schon seit drei Vierteln. Zu ihrer Morgenaudienz ist sie nicht erschienen. In ihren Räumen ist sie nicht, im Keller auch nicht, nicht auf dem Hof, auf dem Dachboden, nicht im Garten, nicht in ihren Arbeitsräumen. Wir können sie nirgends finden. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Es ist schrecklich!“

      „Was sollte sie auch auf dem Dachboden oder im Keller? Nun gut, lassen sie weitersuchen, Gustav! Alle verfügbaren Kräfte. Wo befindet sich Kanzler Gravus?“

      „Er sitzt in seinem Arbeitszimmer, Mister Menroy. Er ist deprimiert und nicht ansprechbar!“

      „Hm,

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