"I"- Achtung Spyware!. Til Erwig

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      Schickt der Abendwind.

      Schlaf nun bald, Schlaf nun bald, kleiner Wiegenschatz.

      Mutters Brust, Vaters Herz,

      Sind dein warmer Platz.

      Mit dem Wiegenlied verband sich für Mammelie die Hoffnung, dass

      vorbildhaft gelebte Kultur und Bildung über Haut und Haar sie durchdringen möge um dem ungeborenen Kind zu Fantasie und geistiger Bildung zu

      verhelfen. Um dieses hehre Ziel zu erreichen schienen ihr lange, sehr disziplinierte Spaziergänge durch Wald und Feld hilfreich zu sein. Verbunden mit dem Rezitieren schöner Gedichte Gottfried Benns, dem Dichter der literarischen Moderne, von Heine und Hölderlin. Für den humoristischen Teil des im Bauch heranwachsenden und von Mammelie zu gestaltenden Lebewesens gaben Wilhelm Busch und Christian Morgenstern ihr Bestes um dem Kind einen leichtfüßigen Eintritt in die Welt der Künste, des Theaters, der Dichter und Denker, der Musiker und Maler, der Schauspieler und Regisseure und vieler die Kunst liebenden Menschen zu ermöglichen, die sich seit Jahren zu Lolas Freundeskreis zählen durften. Mit einem Wort: Die Muse sollte bereits den Fötus im Mutterleib küssen. Tat sie aber nicht. Jedenfalls nicht so richtig.

      Eine spätere Bemühung und damit noch in guter kindlicher Erinnerung war Monika ihr erster Theaterbesuch. Man gab ´Peterchens Mondfahrt` und sie ging an der Hand der ´Sonne`, Mammelie spielte dieses leuchtende Gestirn mit der goldenen vielzackigen Sonnenkrone aus Pappmaché, hinter die Bühne und durfte dem angsteinflößenden ´Mondmann` und dem liebenswert tapferen Maikäfer ´Sumsemann` guten Tag sagen. Unvergesslich bleibt ihr der Geruch von Schminke und Mastix, dem Klebemittel für Perücken und Bärte, die Hitze der Scheinwerfer die das Bühnenbild vom Mann im Mond in verschiedenen Farben aufleuchten ließen, besonders wenn der ´Donnermann` tätig wurde, dessen unheimliches Gedonnere durch ein großes Blechteil in Verbindung mit einer Pauke von Bühnenarbeitern erzeugt wurde. Dazu blitzten die Beleuchter auf der Brücke mit ihren Scheinwerfern und ein Regengeprassel vom Tonband perfektionierte den gruseligen Höllenspektakel. Ja, ihr habt’s gut, pflegte die in der ´Ostzone` lebende Schwester von Lola bei ihren Besuchen zu klagen, hier im ´Goldenen Westen`. Gretl, bei uns ist auch nicht alles Gold was glänzt, lautete Mammelies stereotype Antwort. Und ihr habt doch immer noch euer Haus und den Schnapsgroßhandel und wir hier nicht annähernd was Angemessenes. Aber konnte was ´Angemessenes` wirklich der Grund sein für Lola ihre zwei Kinder und den dazugehörenden Vater über Nacht zu verlassen – auf nimmer Wiedersehen, sozusagen? Dafür Verständnis aufzubringen fällt Monika heute noch schwer, auch wenn sie keine Hassgefühle oder ähnliches gegen ihre Mutter entwickelt hat. Der festen Meinung ist sie jedenfalls bis heute.

      Und nach dem ersten großen Schmerz über den Verlust der Mama ging das Leben ja auch nicht unangenehm weiter. Mit allen Höhen und Tiefen bis heute. Und wenn man es genau nimmt, also mal abgesehen von den kleinen Reibereien mit Bernhard, das ist doch ganz normal, das war schon damals klar als sie sich kennenlernten, sich verliebten und sie darauf hin ihre (Ehrenwort! rein platonische) Beziehung zu dem Sohn eines italienischen Pizzabäckers aufgab. Nicht kampflos, nein, das muss sie sich nicht vorwerfen lassen. Der Junge aus Torri del Benaco, diesem süßen kleinen Ort am Gardasee, den sie einmal zusammen besuchten weil Fredo sie ja unbedingt seinen Eltern vorstellen musste, die, naja, ziemlich katholisch waren und deshalb so gar nicht begeistert von der festen Verbindung ihres Sohnes mit einer jungen, evangelischen Deutschen. Das hatte sie deutlich gespürt, auch wenn man gemeinsam zur Kirche ging und sich damit schutzlos den neugierig fragenden Blicken der Nachbarschaft und anderer Kirchenbesucher aussetzte. Die müssten ja eigentlich glücklich und dankbar sein, Alfredos Eltern, dass bald danach Schluss war , nach diesem Lago di Garda Besuch, mit dem unvergessenen und von Monika streng gehüteten Geheimnis auf dem kleinen Segelboot, mit allem was italienische Fantasie zu bieten hat: einen herrlichen Sonnenuntergang, Wein, Weißbrot und den natürlich feurigen Küssen und Streicheleinheiten von Fredo, dem temperamentvollen Jungen mit dem dunklen lockigen Haar, der so wunderbar Gitarre spielte und dazu singsangte, dass ihr vor lauter Romantik zum Heulen war. Einfach zu viel des Guten, weshalb sie sich ihm in der derselben Nacht, trotz aller italienischen Lover-Tricks, doch verweigerte und kilometerweit zur nächsten Bushaltestelle lief, und dass damit die Sache zu Ende war, dass Schluss war, dass es endgültig aus war, alles. Schluss mit dem ´Itaker Abenteuer` machte sich schon bald darauf ein anderer junger Mann über ihre Geschichte lustig. Einer mit viel weniger Haaren als Fredo, dafür aber mit ´Schalke null vier im Nacken` wie er nie müde wurde zu betonen und ohne jede religiöse Anbindung, was zu betonen ihm ebenfalls wichtig schien. Also gleich wieder rein und diesmal in ein großes deutsches Abenteuer? Monikas Vater, der seit Mammelies plötzlichem Verschwinden zunehmend müde war und nur unter großer Anstrengung sich selbst und ´Schnurres Modelädchen` am Leben hielt, war ganz klar dafür. Auch wenn Bernie keine Ahnung von dem Geschäft hatte, aus der Sicht von Alphons Schnurre war er jung genug um das die Modebranche auszeichnende Gehabe und Getue und ein damit manchmal auch verbundenes, aber eigentlich unerlässliches modisches Know-how, schnell zu erlernen.

      Erst Angestellter, dann Teilhaber, schließlich Inhaber vom Modelädchen, das war aus der Sicht des Alten eine steile Karriere, schlimmstenfalls mit dem Risiko behaftet, dass sich kaum Käufer am überwiegend ländlichen Angebot aus ´Schnurres Modelädchen` interessiert zeigten. Weshalb es nach dem plötzlichen, wenn auch nicht ganz unvorhergesehen Tod des Vaters eigentlich zu einer Neuorientierung in Sachen Mode hätte kommen sollen, aber dann fehlte es an allen Ecken und Kanten, zumal Schwester Rosl die Auszahlung ihres Erbteils forderte, was nur durch einen größeren Kredit bei der Sparkasse möglich wurde.

      Außerdem war Amelie schon da, an einem Stammhalter ´arbeiteten` sie, wie Bernhard sich in seinem unnachahmlich und geradezu einmalig witzigen

      ´SchalkenullvierimNacken` Humor auszudrücken pflegte. Arbeiten an seinen musikalischen Talenten, das schien dem jungen Ehemann und Geschäftsführer von ´Schnurres Modelädchen` aber mindestens genauso wichtig. Dazu hatte er sich ein nicht ganz billiges, auf seiner bisher einzigen USA Reise erworbenes Original Western-Banjo, geleistet. Mit den Gitarre Künsten von Fredo, Monikas italienischem Sündenfall, hatte dies absolut nichts zu tun, ist doch wohl klar!

      Ein Kosmopolit, der er nun mal ist, steht über den Dingen, weshalb Monika aus seiner Sicht ihre vorehelichen Erfahrungen mehr als gegönnt sind. Zumal er, Bernie, ja ungeheuer davon profitiert, von diesen südländischen ´Erfahrungen`.

      Er sagt das irgendwie so, so unanständig grinsend, dass Monika eher versucht ist zu glauben (sich zu wünschen?), dass ihr Bernhard vielleicht doch mehr für sie empfindet als er gemeinhin so zugibt. Eifersucht, ja, könnte sein. Wenn sich die Gelegenheit bietet, nimmt sie sich vor, wird sie diese Vermutung mal testen. Es müsste ja nicht unbedingt eine italienische Testperson sein. „Hey, darf ich fragen, wo du gerade bist?“ fragt Bernhard Spiegeleier mit Speck in sich hinein schaufelnd und zwingt Monika dazu nicht weiter über Mammelie, Italiener und Testpersonen nach zu denken. „Bin ganz bei dir, wie immer, Schatz, nein ernsthaft, Schatz. Schau mal, das Mädchen isst und spricht inzwischen. Und aufs Klo, naja, irgendwie wird sie Essen und Trinken schon verwerten. Alles absolut menschlich und im Rahmen. Bernie, wenn wir das Programm löschen, sie einfach abmurksen sozusagen – dann kriegen wir wahrscheinlich erst recht Ärger.“ „Mit wem, Moni? Die Verleihfirma gibt´s nicht. Telefon stimmt nicht, Adresse falsch! Das sind Betrüger, Gauner. Der BND oder weiß der Teufel wer dahinter steckt. Die Kleine ist Spyware, so heißt das heute. Geheime Software von facebook oder Google um private Daten abzugreifen, die Menschheit ausspionieren.“„Bei uns gibt´ s nix zu holen, Berni, sagst du selber immer!“

      Ganz allmählich gerät Bernhard, auf Grund der zutreffenden Argumentation seiner Frau, wieder in Rage. Christian Fürchtegott Gellert, ein Quälgeist aus den frühen Schuljahren, schießt ihm durch den Kopf, wie war das gleich: „Ismene, hatte neben vielen anderen Gaben

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