"I"- Achtung Spyware!. Til Erwig

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Gesicht, was vielleicht ihren Stolz ausdrücken soll, wer weiß das schon, berechtigt wäre es allemal, denn neu gekleidet im grellen Outfit des amerikanischen Japaners sieht sie blendend aus, trotz der beiden spießig quer über die Brust gelegten Fotoapparate. Die Schnurres lachen, freuen sich, applaudieren, was „I“, die Situation scannend, zur Kenntnis nimmt.

      „Dida dadadadidadaaa.“ Auf Onkel Henry warten sie allerdings vergebens. Mick reagiert als erster. „Der Ami wird doch nicht eingepennt sein?“ „Jetzt sieh halt nach, Bernie. Vielleicht hat er sich verirrt.“ Gehorsam steht Bernhard auf, entledigt sich seines Banjos und latscht gemütlich hinüber zum Schuppen. Mick kann nicht anders, er muss wieder einen Kommentar loswerden. „Ein Usaaahhhh Auswärtsbesuch im deutschen Geräteschuppen. Ohne GPS – das geht ja gar nicht!“ Bernhard kann seinen Sohn nicht gehört haben, er kommt aus dem Schuppen zurück und ruft lachend „Hat der kein GPS? Gibt’s das?“ Darüber lachen bestenfalls doofe Amerikaner, findet die Schnurre Familie, und Amelie macht darauf aufmerksam, dass sowohl bei den ´Simpsons` als auch bei ´Two and a half men` öfter mal jemand verschwindet und unter saukomischen Umständen wieder auftaucht. Der Henry ist vielleicht so ein Komiker, der ohne Lachkulisse nicht auskommt. Und dann brüllen alle im Chor. „Onkel Henry!!! H e n r i i i i i … !“ Und “I”, die natürlich keine Ahnung hat worum es hier eigentlich geht, scannt die Situation und wiederholt dann emotionslos aber ebenfalls laut. „H e n r i i i i …!“

      *

      Mit einem Kartoffelsack über dem Kopf, dazu gefesselt und geknebelt sitzt der Vermisste im Auto der beiden Italo-Gangster. Keine Chance also, den Rufen der Familie Schnurre zu antworten, selbst wenn er sie hätte hören können. Eine Entführung in regendunkler Nacht! Eine Geiselnahme?! Wie konnte das passieren? Und warum ausgerechnet Onkel Henry, der stets freundliche Amerikaner mit den japanischen Wurzeln, die sprichwörtlich asiatische Höflichkeit in Person. Henry selbst hätte keine Antwort darauf geben können. Er wusste nicht wie ihm geschah in Schnurres Geräteschuppen, alles passierte so plötzlich, so überraschend und so völlig lautlos. „I“ hatte das Nachthemd ausgezogen und nach längerem Gestikulieren mit Henry die Klamotten getauscht, überraschender Weise ohne sich vor ihm zu genieren. Dafür hatte der gute Onkel dem Mädchen genau erklärt, wie der Fotoapparat funktioniert und ihr dann geholfen das Teil zu bedienen. Zahlreiche Bilder waren die Folge, abgespeichert auf dem Chip der Kamera (Made in Germany, nicht in Japan!), und Henry war stolz auf sein japanisches Foto know how und hatte Spaß bei den Aufnahmen. Und „I“, die ihm aufmerksam zuhörte, hatte manchmal sogar ihr „Dida dadadadidadaaa“ eingeschaltet. Und während Onkel Henry noch darüber nachdachte was die Tonfolge bedeuten könnte, vielleicht ein Signal für ihn, sozusagen ein persönliches ´Vielen Dank, lieber Henry` hatte „I“ den Gerätschuppen verlassen und ihm wurde plötzlich dunkel vor Augen. Das lag an dem Kartoffelsack, wie er jetzt weiß. Der wurde ihm plötzlich und unerwartet hinterrücks über den Kopf gezogen. Ein Scherz, a Joke, dachte Henry, setzte in der Dunkelheit unter dem Sack sein amerikanisch japanisches Grinsen auf und kicherte, und kicherte und kicherte und lachte – bis er merkte, dass ihm hier übel mitgespielt wurde und keineswegs die Schnurres als Täter in Frage kamen.

      Die Männer, es waren ohne Zweifel zwei Männer, sprachen nicht Deutsch, da war er sich sicher, obwohl der eine mehrfach ´Idiota` zum anderen sagte, was dem deutschen Idiot und dem amerikanischen ´idiot` doch ziemlich nahe kommt. Welche Sprache auch immer, dachte Henry während ihm das Grinsen unter dem Sack verging, so einen gekonnten Überfall bringen nur Professionelle fertig. Spezialisten in Sachen Raub und Geiselnahme, Mord und Totschlag, US-Gangster wie in seinem Lieblingsfilm mit Mel Gibson, wie hieß er doch gleich? Richtig ´Payback`, eine Neuverfilmung von ´Point Blank` aus dem Jahr 1967. Die Geschichte ist schnell erzählt: Mel raubt von chinesischen Geldwäschern 140.000 Dollar um sich in ein Syndikat einzukaufen und dann braucht er aber nur 130.000 und dann, und dann … Henry kann sich nun doch nicht so richtig erinnern an den Streifen, nur dass viel geschossen und gekillt wird und dass Mel Gibson am Ende trotz aller Gefahren überlebt … Das wünscht sich Henry unter dem Kartoffelsack auch, weshalb er versucht sich zu konzentrieren um zu verstehen, was die Gangster, wie gesagt es müssen zwei sein, da gerade bereden.

      (Natürlich sprechen echte Mafiosi echtes Mafiosi Italienisch. Der Einfachheit halber und zum besseren Verständnis für Leser und Leserinnen wird es hier gleich mal ins Deutsche übersetzt)„Der Don wird uns ehren!“ krächzt Carlito mit vor Aufregung heiserer Stimme. Cool und wie immer über den Dingen stehend antwortet Giacomo. „Che bello: Kar … toffel … sack!“ Und dann fragt Carlito, der anscheinend genauso gern ins Kino geht wie der Gefangene unter dem Sack, seinen amico Giacomo, seinen Freund. „Kennst du den Film ´Der Pate`? Die Amici haben immer mit Kartoffelsack Entführung gemacht.“

      „Wir sind Ehrenwerte Gesellschaft. Auch ohne Kino“, schnappt Giacomo streng und schaltet an der Ecke den Wagen herunter. Zum Glück, denn in hohem Tempo kommt gerade ein Streifenwagen heran. Die Polizisten Klaus und Erika sind mit Blaulicht unterwegs zum Schnurre Haus. Ein Notfall, ein Verbrechen, mitten in der Hauptstadt! Wer hätte das gedacht? Inzwischen hat es aufgehört zu regnen. Klaus und Erika, die Streifenwagen Polizisten, durchsuchen mit Taschenlampen den Geräteschuppen. Ausrangierte Modepuppen, Arme, Beine, Werkzeug, Eimer, stören enorm bei dieser Arbeit. Bernhard, Monika und Amelie stören auch, denn nach dem Motto ´Die Polizei bittet um Ihre Mitarbeit` wollen sie den Beamten bei der Aufklärung des Falles behilflich sein.

      Polizistin Erika, nach eigener Aussage kein Fan der lange schon inflationierten Krimireihe ´Tatort`, beginnt die Polizei übliche Ausfragerei dennoch mit der im Fernsehen üblichen Frage „Das ist der Tatort?“ Worauf Bernhard, er ist TATORT Fan, einigermaßen irritiert antwortet. „Naja, also Tatort! Von hier ist der Onkel jedenfalls verschwunden.“ Polizist Klaus macht sich Notizen, dazu hat er sich eigens einen Notizkalender zum aufklappen beschafft, so wie ihn sein Lieblingskommissar, der glatzköpfige Kojak aus dem US-Fernsehen immer benutzt hat. Auf Kojaks ´Lolli` hat er allerdings bisher verzichtet, nicht zuletzt weil ihn Kollegin Erika in darauf hingewiesen hat, dass zu viel Zucker seiner Figur schadet. Dabei ist Klaus ein echt attraktiver Polizeibeamter. Etwa an den Kollegen gemessen, die zum Beispiel rund um die Ministerien oder Botschaften in der Hauptstadt Tag und Nacht Dienst tun bei viel Wind und überhaupt jedem Wetter und die deshalb, um sich vor Kälte oder Hitze zu schützen, schon öfter mal zum Burger oder der Curry-Wurst greifen. Genau deshalb fährt Klaus auch lieber den Streifenwagen, jedenfalls solange er noch kann mit dem sich immer mehr abzeichnenden Bierbauch. Die norddeutschen Kollegen nennen sowas übrigens ´Holsten Geschwür` nach dem beliebtesten und meistgetrunkenen Gerstensaft der Freien und Hansestadt Hamburg. Den immer gleichen Scherz macht Erika immer wieder gern und Kamerad Klaus tut immer wieder so, als würde er sich sehr darüber ärgern. Was er in Wahrheit natürlich auch tut und sich deshalb in einem der Fit-fit-fit Studios angemeldet hat, klammheimlich, denn niemand auf dem Revier und schon gar nicht Erika darf davon wissen.

      „Was hat er hier gemacht, mitten in der Nacht, der Onkel?“ Erika bleibt di enstlich, bisher ist es noch niemandem gelungen, sie bei der Arbeit aus der Ruhe zu bringen. Obwohl, Monikas Antwort lässt sie zumindest aufhorchen. „Die haben sich umgezogen.“ „Wer die?“ Erika wird noch eine Spur amtlicher. „Der Henry und die … die … unser Besuch halt“. Das klingt verdächtig für Erika. Ein Onkel und ein weiblicher Besuch haben sich mitten in der Nacht im Geräteschuppen umgezogen! Sie wirft dem Kollegen Klaus einen kurzen Blick zu, aber der ist beschäftigt und schreibt trotz schlechter Lichtverhältnisse auf seinem Block mit. Also führt Erika das Gespräch, oder ist es schon ein Verhör, auf ihre kurze und trockene Art weiter. „Name?“ „I“! springt jetzt Amelie ihrer Mutter bei und Polizist Klaus notiert umgehend die zweite Zeugin. Erika aber glaubt sich verhört zu haben „Aaai …?“„Ist Englisch“, sagt Amelie, „typisch englischer Mädchenname“. „Aha, englische Ausländerin. Nachname?“ Jetzt mischt sich Monika wieder ein, freundlich und lieb und in der festen Überzeugung die Ermittlungen tatkräftig zu unterstützen. „Die Sache ist die, Frau Mann“. „Der Klaus heißt Mann“, korrigiert die Beamtin, „ich bin die Erika“. „Der Nachname ist Pad“, schaltet sich Amelie wieder ein in dem Gefühl, dass mit der Aufdeckung von „Is“

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