"I"- Achtung Spyware!. Til Erwig
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Am Privateingang des Schnurre Hauses klingelt es. Gleichzeitig ist unmissverständlich ein „Dida dadadadidadaaa“ zu hören. Monika öffnet die Haustür und sieht sprachlos und mit offenem Mund auf den doppelten Auswärtsbesuch. Zum einen Henry, den Japaner vom Flughafen mit den zwei Fotoapparaten quer über der Brust und hinter ihm, in aller Bescheidenheit und immer noch im Nachthemd der Havelstein Klinik: DAS ETWAS, die Schaufensterpuppe. Einigermaßen fassungslos um nicht zu sagen hilflos, steht Monika den Besuchern gegenüber. Crash, der Hund, hat da weniger Probleme, er schnüffelt erstmal neugierig an beiden. Es passiert nichts, ein Zeichen, dass Crash für das Mädchen kompatibel ist, er dankt es ihr schwanzwedelnd. Der Japaner allerdings scheint Crash weniger zu interessieren, denn der ist Sushi-Esser, das heißt er liebt rohen Fisch, und Crash ist ein Hund und keine Katze, die den leichten Fischgeruch den der Japaner ausströmt sicher freudig beschnuppern würde.
„Ameliiiiie! Schnell!“ schreit die völlig überraschte Monika und fährt stotternd fort „Also … ich weiß jetzt gar nicht … Ameliiiie! Der lächelnde Japaner verstärkt sein Lächeln zu einem Grinsen.
„Surprise!“ Darauf antwortet Monika.
„Du bist Henry …?“ Der nickt ausgesprochen fröhlich worauf Monika die Puppe im Nachthemd in Augenschein nimmt.
„Und du …“ „Yeah, ich bin der Mann von dein´ Sister“, unterbricht der Japaner und hat damit ein großes Geheimnis von Monikas Schwester Rosl gelüftet. Der Japaner ist halt auch Amerikaner oder umgekehrt. Sowas kommt vor im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Umso verwirrter ist jetzt Monika. „Jaja, die …die da...Ameliiiiie!“
Auf der Straße hält jetzt der VW-Bus mit der Aufschrift ´Schnurres Modelädchen`. Bernhard steigt aus und kommt auf das Haus zu. Irgendwas ist geschehen vermutet er und nähert sich vorsichtig der Versammlung. Oben im Wohnzimmer starren Amelie und Mick fasziniert auf den Großbildschirm, an den Mick den i-Pad angeschlossen hat. Dort sehen sie, klar und deutlich durch die Augen der Puppe, wie Monika erneut hilflos schreit
„Ameliiiie!“ Und dann guckt DAS ETWAS in die andere Richtung und sieht – und die Kinder sehen es mit – wie Bernhard vorsichtig näher kommt und dabei ruft „Was geht denn hier ab?!“
Ein Blick zwischen Amelie und Mick und schon rennen beide los wie auf Kommando. Vor der Haustür steht nach wie vor unbeweglich die Puppe und beobachtet die Szene. Und natürlich ist auch das „Dida dadadadidadaaa“ zu hören, weil das Schaufenstermädchen offensichtlich die Situation scannt. Monika findet allmählich ihre Fassung wieder und versucht als gute Gastgeberin die Gäste einander vorzustellen. „Das ist der Mann von der Rosl, Bernhard!“ Und Henry, der amerikanische Japaner oder japanische Amerikaner sagt freundlich grinsend zu Bernhard „Wir kennen uns … from the Airport!“ „Vom Flughafen?“ antwortet Bernhard und kann oder will sich nicht an ihn erinnern, so peinlich ist ihm die Sache. „The crazy man in der Telefonzelle! Das muss ick gleich mein Rosl erzählen.“ Er fummelt ein Handy aus der Tasche, zum Anruf aber kommt es nicht mehr, denn die Treppe herunter poltern Mick und Amelie und bleiben dann wie erstarrt stehen. Amelie flüstert Mick ins Ohr „Sie isses!“ Und Mick flüstert zurück „Wer von beiden?“
„Blödmann! Wir nennen sie von jetzt ab ‚I‘!“ Und weil Mick gleich kapiert was Amelie meint, bestätigt er kurz und gibt der Schwester ‚five‘. „Von ICH und i-Pad, okay! DAS ETWAS heißt ab jetzt ‚I‘!“ Bernhard versucht nun die merkwürdige Empfangssituation zu überspielen und stellt seine Kinder dem Onkel aus Amerika vor „Das ist euer Onkel Henry aus Amerika!“ Der amerikanische Japaner verneigt sich mit gefalteten Händen und bis über beide Ohren grinsend. Aber Amelie und Mick haben ihr Augenmerk bereits auf den anderen Besucher gerichtet. Reflexartig verneigt sich Bernhard mit gefalteten Händen vor der Puppe. Der Japaner lächelt japanisch, Monika stößt Bernhard kopfschüttelnd an mit einem typischen ´Was soll das denn?`Gesichtsausdruck, weshalb Bernhard verunsichert ist und ihr mit einem Achselzucken antwortet.
Deshalb springt Amelie ein und übernimmt souverän die Vorstellungsarie. Sie räuspert sich und fragt dann die Puppe freundlich und direkt. „Und du bist …? Wie heißt du?“ Darauf rasselt DAS ETWAS - das die Kinder ab sofort „I“ nennen - alles herunter, was sie bis jetzt an Sprache gelernt hat. „Is‘ n Scheißspiel! Wenn möglich, bitte wenden. Volltreffer! Verarschen kann ich mich selber. Telefonieren! Bravissimo Idiota! Telefonieren!“ Während der Redeschwall bei Monika und Bernhard ein ungläubiges Staunen auslöst, können sich Amelie und Mick das Lachen nicht verkneifen. Beide prusten los. Der amerikanische Japaner tut es ihnen nach. Jedenfalls sieht es so aus wenn man für einen Augenblick vergisst, dass Onkel Henry offensichtlich mit einem Lächeln im Gesicht geboren ist. Monika gibt sich jetzt einen Ruck, reißt sich zusammen und geht auf das Mädchen zu, will sie umarmen mit einem fröhlichen
„Herzlich willkommen, Kleine! Aber erstmal brauchst du was Anderes zum Anziehen. Berniiiiie …?“ Doch anstatt auf das freundliche Angebot erfreut zu reagieren, tritt die Puppe zwei Schritte zurück und sagt mit unbewegtem Gesicht. „Pfoten weg, ihr Arschlöcher! Wie wär‘ s mit einem Danke.“
Monika ist erneut stark verunsichert, fast wäre ihr wieder ein Hilferuf Marke ´Ameliiiie` rausgerutscht. Aber sie fasst sich, ein kleines bisschen beleidigt.
„Entschuldigung, dann eben nicht.“ Crash scheint ihr zuzustimmen und stößt deshalb ein deutliches „Wuff!“ aus. DAS ETWAS, das jetzt „I“ heißt, beugt sich hinunter zum Hund, der sie gerade noch einmal schwanzwedelnd beschnüffelt – und beschnüffelt nun ihrerseits den Golden Retriever, dabei ist deutlich ein
„Dida dadadadidadaaa“ zu hören. „I“ hat den Hund abgespeichert und für kompatibel befunden.
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Auf dem Großbildfernsehgerät, das mit dem i-Pad verbunden ist, kann man sehen wie die Tür zu Amelies Zimmer geöffnet wird, Amelie und Mick kommen herein, drehen sich um und winken „I“ nachzukommen. Im Nachthemd betritt die Puppe das Zimmer und hört, falls sie im menschlichen Sinne hören kann, was zu diesem Zeitpunkt niemand genau weiß, wie Amelie voll Stolz und mit großer, den Raum umfassender Geste sagt. „Das ist meins! Komm nur, musst keine Angst haben.“ Und dann zeigt sie mit spitzem Finger auf ihre Puppen, Plüschtiere, das kleine Piano, das i-Pad. „Meine Spielsachen. Bücher. Meine CDs. Das Klavier. Das i-Pad.“ Und über alle Backen grinsend unter bricht Mick und fährt fort. „Da ist dein Programm drin, Puppa. Alle deine Top Secrets. Aber das rocken wir noch.“„Dida dadadadidadaaa“ ertönt es aus dem Mädchen und gleichzeitig ist auf dem Großbildschirm zu sehen, dass sie das i-Pad fixiert. Im Ticker-Tape am unteren Bildrand laufen Daten auf. Dann richtet sich der Blick auf das Fernsehgerät, während Amelie um Eindruck zu schinden flüstert.
„Wir haben vierundfünfzig Programme!“ Um das zu beweisen schaltet Mick ein paar Kanäle durch und bleibt dann bei einer Werbung hängen: Auf dem Schirm sieht man, wie Kinder ein Müsli löffeln, ihre Gesichter sind mit Joghurt verschmiert. Und eine Frauen-Fernsehstimme sagt lachend dazu „Lieber lecker, lieber leichter! Ein Mayer-Joghurt! Naturfrisch auf den Tisch – auch für unsere Kleinsten!“ „Dida dadadadidadaaa“ tönt es aus der Puppe und Amelie beeilt sich zu sagen „Ich mag lieber Pizza!“ Was „I“ jetzt wiederholt zur Überraschung der Kinder. „Pizza. Pizza?“ Und Amelie erklärt wie eine Kindergärtnerin aus der Kita. „Pizza ist Pizza! Ist hamm, hamm! Essen!“ „Dida dadadadidadaaa!“
macht „I“ und speichert das Gehörte und Gesehene ab. Mick muss