"I"- Achtung Spyware!. Til Erwig
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Das hämische Gelächter der anwesenden Journaille belehrt sie eines besseren, weshalb Dr. Mundfohl wiederum glaubt eine Rettungsaktion für den Chef starten zu müssen. „Nicht unerwähnt sollte eine Erfahrung sein, die ich selbst“ Aber das war‘ s dann auch schon, denn der Professor ist viel zu erfahren im Umgang mit den Medien um sich ins Abseits drängen zu lassen. Deshalb unterbricht er seinen Assistenten erneut. „Ganz recht, Herr Kollege, wenn Sie gestatten, gerade wollte ich es ansprechen. Falls Sie in nächster Zeit der jungen Frau begegnen sollten: Bitte, nicht berühren! Keinen direkten Haut Kontakt also. Die Patientin steht sozusagen unter Strom. Es kann deshalb zu einer Entladung größeren Ausmaßes kommen. Mein Assistent hier hat das bitter am eigenen Leib verspüren müssen. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss dringend mal telefonieren. Bitte, Dr. Mundfohl!“ Und weist mit großer Geste auf seinen Assistenzarzt, bevor er mit dynamischen Schritten den Raum verlässt. Doktor Mundfohl bleibt nichts anderes übrig, als sich der Order zu beugen. Im Inneren aber kocht er vor Wut. Den ungestüm herandrängenden Journalisten und Fotoreportern darf man als verantwortungsvoller Arzt seinen Gemütszustand natürlich nicht offen zeigen, weshalb er stumm seine verbundenen Hände präsentiert: ein Lazarus! Ein Schelm, der schlecht darüber denkt.
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„Unbekannte, als Mann verkleidete Frau, leert Automaten im
Spielsalon!“ lautet der Aufmacher einer großen Boulevard Zeitung, es könnte BILD oder eine ähnliche Klatschzeitung sein. Don Brandolo ist Italiener, ein sogenannter Pate, offiziell aber der Besitzer des Pizza Restaurants, in dessen Hinterzimmer er gerade die Schlagzeilen gelesen hat. Nun ist es auf diesem Globus an und für sich nichts Besonderes, daß der Inhaber eines italienischen Restaurants zugleich auch Inhaber und Entscheidungsträger einer verschwiegenen, schlagkräftigen, stolzen und untadeligen Mannschaft von weltweit agierenden meist italienisch sprechenden Männern ist. Das haben viele Kinofilme, Aufklärungsromane und geradezu selbstmörderische Dokumentationen aller Welt bewiesen. Und dennoch ist Don Brandolo eine stattliche Ausnahme Erscheinung. Nicht allein deshalb, weil sein Vater ein Marlon Brando Fan war und Francis Ford Coppolas vielgerühmten ´Paten` mindestens zwei Dutzendmal im eigenen Heimkino gesehen und beweint hatte, was Schlussendlich ein weiterer von zwei Gründen und zugleich ehrenvolle Verpflichtung war seinen Namen zu ändern und den einzigen Sohn und Nachfolger nach dem großen US-Filmstar zu benennen. Das ´lo` am Ende des ´Brando` war eine naheliegende Zugabe, geschuldet seiner zweiten großen Filmliebe, der rassigen wunderbaren total italienischen Gina Lollobrigida, der auf diese Weise ebenfalls die Ehre zu teil wurde in der Ahnentafel des Brandolo Clans ein Plätzchen gefunden zu haben. Seinen traditionellen und echten Namen hatte der Padre des Dons nach reiflicher Überlegung und in Absprache mit den amerikanischen Behörden aus dem New Yorker Geburtenregister tilgen und durch den neuen Namen Brandolo ersetzen lassen. Es wäre besser für ihn, nach seiner aufschlussreichen Aussage vor dem USSC, dem Supreme Court oft the United States, das großzügig angebotene Zeugenschutzprogramm in Anspruch zu nehmen, hatte ihm das FBI zugeflüstert und dann ganz ordnungsgemäß die Ausreise der Familie ins ferne Germany nach Berlin finanziert. Die Umsetzung der staatlichen Hilfe war also schon aufwändig und kostenintensiv genug, weshalb der traditionell bekannte Name an dieser Stelle unerwähnt bleiben soll, denn die Rache der Mafiosi kann fürchterlich sein. Gerade in Zeiten der neuen Autobahnmaut für PKW, die ja schon zu unerhörten baulichen Aktivitäten im Strassenbau der Bundesrepublik Deutschland geführt hat, was wiederum bedeutet, wie jeder einigermaßen belesene Mafia Kenner weiß: Tonnenweise ´Mischbeton` Land auf Land ab! Da ist jeder Schreiberling gut beraten in diesen Geschichten nicht mitzumischen. Ebenfalls nicht mitmischen kann man ohne Zweifel bei den genetischen Vorgaben von Geburt an. Aber da hat der junge Don Brandolo – je nach Sichtweise – Glück gehabt. Er hat genug von seinem Padre im Blut um ebenfalls ein guter Pate im Sinne von Mario Puzo zu sein, dem Ideengeber vom Francis Ford Coppola. Das soll heißen, er kann ganz schön rabiat werden, der Don, wenn es um Familienbelange oder um das große Geschäft geht, gleichzeitig aber charmant und liebevoll sein, genau wie der Pate von Puzo und Coppola. Und da haben wir schon das Problem! Jeder Pate hat nämlich zwei Seiten: Die helle und die dunkle Seite. Das ist übrigens genau wie bei den übrigen Menschen, den Guten und den Schlechten, alle haben sie meist zwei Seiten und ganz wenige drei oder mehr. Insofern ist Don Brandolo eben auch nur ein Mensch. Aber was für einer? Das wird sich schon bald herausstellen. Honi soit qui mal y pense – beschämt sei, wer schlecht darüber denkt. Aber das ist eigentlich altfranzösisch schreibt wikipedia und in Frankreich gibt´ s keine Mafia. Hört man. Darüber hat Don Brandolo im Augenblick auch gar nicht Zeit nachzudenken. Ihm geht anderes, besseres durch den Sinn. Sorgfältig faltet er die Zeitung zusammen und sucht in seinen Taschen nach Streichhölzern für die bei allen Mafiosi gern gerauchten Zigarren aus der weltweit für gute Zigarren bekannten kubanischen Hauptstadt. Der dicke Qualm beflügelt eine Idee, die in seinem sizilianisch edel geformten Paten Kopf Gestalt anzunehmen beginnt.
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In der Polizei Wache meldet der Passant den wachhabenden Polizisten Klaus und Erika seine Begegnung mit einem merkwürdigen Mädchen, das offenbar gesucht wird, wie alle Medien melden. Der Mann demonstriert in großer Erregung die windmühlenartigen Bewegungen dieser Person. Eine Irre vermutlich, eine Wahnsinnige, die unverständliches Zeug redet, sich sexuell belästigt fühlt, ständig telefonieren will, unberechenbar, gefährlich, hundert Pro!
Polizist Klaus hat inzwischen in aller Ruhe ein Blatt Papier zu Hand genommen und macht sich Notizen. Polizistin Erika versucht den Mann zu beruhigen, sie bietet Kaffee an, obwohl das zu dieser späten Tageszeit nicht unbedingt gesund ist. Außerdem, sagt Erika, wird man nervös von der schwarzen Brühe und Nervosität bei der Polizei ist etwas, das bei den Bürgern der Hauptstadt überhaupt nicht gut ankommt.
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Nervosität kennt Fred, der junge Mann ohne geregeltes Einkommen, anscheinend nicht. Im Waschsalon sitzend döst er in Unterhosen vor sich hin, während seine Wäsche im Trockner rotiert, dessen eintöniges Surren zu einem Nickerchen geradezu auffordert. Dem Kunden gegenüber geht es offenbar genauso. Seine Zeitung ist heruntergefallen und Fred kann mit einem seiner immer müden Augen gerade noch die Titelfotos und die Schlagzeile lesen. Ein Adrenalinstoß ist die Folge. Wie von der Tarantel gestochen springt er auf und wäre beinahe in Unterhosen davon gerannt, wenn nicht eine gerade eintretende neue Kundin bei seinem Anblick vor Schreck den vollen Wäschesack fallen gelassen hätte um ihn mit spitzem Schrei auf seine mangelnde Bekleidung hinzuweisen. Schnell stoppt Fred den Trockner und schlüpft umständlich, auf einem Bein hüpfend, in seine noch halbnassen Klamotten.
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Im Spielsalon langweilen sich ´Bleifuß` Giacomo und ´Seifenhändchen` Carlito vor den stumpfsinnig vor sich hin blinkenden Automaten. Die schlucken die Kohle der Spieler und geben nur ganz selten etwas davon zurück. So sehr sich die beiden Italiener darum bemühen, ihre Tricks bleiben erfolglos. Ein an der Decke aufgehängter Monitor erregt plötzlich ihre Aufmerksamkeit, dort wird ein Fahndungsaufruf der Polizei verlesen und Fahndungen gehen die beiden immer was an, es könnte ja sein, dass man selbst Betroffener ist. So wie kürzlich in der Uralt Sendung Aktenzeichen XY, wo ein Kollege aus einem der verfeindeten Mafia Clans plötzlich im Bild war, wenn auch verfremdet, weil er über einen Bruch in einem Pelzgeschäft aussagen sollte. Carlito und Giacomo wussten genau worum es da ging. Was sie allerdings nicht wussten war, dass bei dem Einbruchdiebstahl der Nachtwächter ums Leben kam. Erschossen von eben dem Mann, der ihnen die geklaute Ware andrehen wollte und der im Fernsehen jetzt als unbeteiligter Zeuge auftrat. Mafiose Arbeitsmethoden, immer schwer zu durchschauen. Aber zum Glück, zu i h r e m Glück, hatte Don Brandolo, der Pate, den richtigen Durchblick und deshalb den Deal nachdrücklich verboten. Einbruch, Diebstahl, Geldwäsche, Drogen, Spielcasinos, Rotlichtmilieu und schöne Mädchen, das ist eine Sache – Mord eine andere. Und die Kleine, nach der im Fernsehen gerade gefahndet wird, ist sowieso außen vor. Die ist auf keinen Fall aus der Branche, dafür haben Carlito und Giacomo einen Riecher.
So eine hübsche anständige Madonna, nicht vorbestraft, vielleicht