"I"- Achtung Spyware!. Til Erwig

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу "I"- Achtung Spyware! - Til Erwig страница 18

Автор:
Серия:
Издательство:

Скачать книгу

Tablett beladen mit Kakao und Mineralwasser für die Kinder, und fragt äußerst höflich und dabei mühsam ein Lachen unterdrückend. „Na gut. Was sagt man überhaupt den guten Weibern nach? W a s bitte?“ Nun ist es an Bernhard überrascht zu sein und so zu tun, als ob er sie nicht weiter mit diesem Fürchtegott Scherz belästigen wolle. Also windet er sich heraus mit seiner alten ´SchalkenullvierimNacken` Männer-Macho-Masche. „Man sagt ihnen nach, dass sie sehr zärtlich, gefühlvoll und zugleich humorvoll sind, eine Kanone im Bett sein können, das beste Frühstück der Welt herrichten für ihre Kinder und den über alles geliebten Ehemann und so weiter und so weiter …“ „Hihihihi“, kichert Monika, „wie fantasievoll und romantisch! Nur leider nicht im richtigen Versmaß. Gellert wird sich im Grabe rumdrehen.“ Bernhard grapscht nach ihr und beinahe wäre sie mit dem vollen Tablett zu Boden gegangen. „Darf ich daran erinnern, wir haben Kinder und einen Auswärtsbesuch …“ „Und einen braven Hund!“, kontert Bernhard, „der nicht durch menschliche Lüste verdorben werden darf. Aber ernsthaft: Hast du so gar nicht das Gefühl, da könnte mehr dahinter stecken. Bis du echt so naiv? Ich denke, wir sollten bei aller Gefühlsduselei Augen und Ohren offen halten …“ Für offene Ohren ist jetzt aus dem Haus sehr gut ein Klavierspiel zu hören: Chopin / Preludes, Op. 28 / Sonata No. 2, Op. 35. Bernhard ist mächtig erstaunt. „Amelie?“ „Ja bestimmt. Chopin in der Perfektion, ein Wunder!“ sagt Monika und verdreht die Augen himmelwärts. „Übt sie überhaupt noch?“ will Bernhard wissen und bekommt als Antwort zu hören. „Mit dem CD-Player spielt sie wie Vladimir Ahskenazy, oder war das jetzt Horowitz?“ Das ist Wasser auf seine Mühle. „Sag ich ja immer wieder: die haben nur noch Computer und das ganze Zeug im Kopf. Und jetzt kommt noch ein lebendiger dazu!“ „Angenommen“ , sagt Monika und will jetzt mal ernst genommen werden. „Nur mal angenommen du hast Recht und das Mädchen ist ein Experiment vom Staat. Ein Prism-Abhör-Angriff, oder sowas. Vielleicht ist sie tatsächlich ein Spionage Programm, was der Snowden noch nicht aufgedeckt hat. Aber, mein lieber Mann, da kommen wir doch in Teufels Küche, wenn man dem Geheimdienst ins Handwerk pfuscht und so eine Sache einfach löscht. „Du solltest wirklich bei deinen Kochsendungen bleiben“ nimmt Bernhard seine Frau eben n i c h t ernst und lenkt ab indem er auf das Klavierspiel verweist, das im Augenblick nur mit einer Hand fortgesetzt wird. Ein Grund seinen wieder aufkeimenden Ärger cholerisch raus zu brüllen. „Das n e r v t jetzt!“ Monika reagiert diplomatisch und spricht schnell ein anderes Thema an. „Weißt du, Schatz, zur Polizei müssen wir vielleicht gar nicht. Und wegen der Schule würde ich vorschlagen …“ „Austauschschülerin!“ übernimmt Bernhard, plötzlich ganz vernünftig, die Idee von Mick und tut als wäre es seine. „Das klingt immer glaubwürdig, auch für die Nachbarn.“ „Toller Einfall“, lobt Monika, „mit Amelie in einer Klasse, sehr gut. Privatschulen sind nicht so pingelig, schon allein wegen dem sau teuren Schulgeld …“„Das Programm löschen kommt billiger“ knurrt Bernhard. „Ich weiß, wir sind sowieso pleite!“

      Das ist Monikas lange schon standardisierte Antwort auf sein Gejammer, dabei haut sie ihm nochmal Rühreier mit Speck auf den Teller. Das mag Bernhard. Dennoch will er sich nicht geschlagen geben und tut was er meint tun zu müssen, er brüllt hinüber zum Haus. „Frühstück ist fertig! Verdammt!“

      Die Antwort ist ein perfekter Fingerlauf, eine Chopin-Prelude auf Amelies Kleinklavier.

      *

      „I“ sitzt vor diesem Klavier, in Onkel Henrys Cowboy Hemd und neuen passenden Hosen. Fun Kleidung, ganz individuell, hat Amelie betont und ihrem Bruder jeden Kommentar dazu verboten. Und „I“ hat offenbar noch nicht das richtige Gefühl dafür was hippe Kleidung angeht, ausmacht, woher auch. Viel interessanter scheint die Musik CD zu sein. Das Mädchen hat die Daten

      eingelesen und spielt den Übungslauf nur mit der linken Hand. In der rechten hält sie ein Eis am Stiel, das Amelie ihr offeriert hat. „Krass, musst du mir unbedingt beibringen, Klavier spielen ohne zu üben!“ Ob „I“ die Bemerkung verstanden hat, sei dahingestellt, auf jeden Fall ist kein Gedüdel aus ihrem Speicher zu hören, stattdessen antwortet sie, wenn auch stotternd, mit einer Art Gegenfrage. „Eis … am Stiel. Gut. Auch gut … Pizza!“ „Stimmt, Amelie mag Pizza! Auch gut. Super gut „I“! “Sie klappt den Klavierdeckel zu und startet einen neuen Versuch dem Mädchen Deutsch beizubringen. Der Dialog ist unfreiwillig komisch. „I“ wirkt jetzt irgendwie fraulicher, nicht mehr ganz so kindlich, als sie wiederholt „Stimmt … Amelie mag Pizza! Auch gut. Super gut „I“!“ „I“ – das bist du, okay? Ich heiße Amelie – und du bist „I“. Stereotyp und ohne jede Emotion wiederholt die Puppe brav „Ich … heiße … Amelie … und du bist „I“. Amelie muss lachen, reißt sich aber zusammen, versucht mit ihren Händen zu erklären was gemeint ist, indem sie zuerst auf sich und dann auf „I“ zeigt. „Nein. Ich … i c h …bin Amelie. Du … heißt „I“ – okay?! Oder hast du einen richtigen Namen, einen anderen Namen?“ „Einen … anderen Namen. Einen richtigen … Namen. Du heißt „I“ – okay?!“ antwortet das Mädchen.

      „Neeee! D u heißt „I“! – Ich bin Amelie!“ „Ich bin … Amelie. - D u heißt „I“.

      Jetzt prustet Amelie los, gibt aber nicht auf. Scheiße nochmal, wie frustrierend muss es für Lehrer sein, wenn ihre Schüler absolut nicht kapieren wollen wovon sie eigentlich reden. Der Englischlehrer fällt ihr ein, Herr Weinzierl, ein zarter, gebrechlicher älterer Herr, der sich gegen die geballte Wucht der Rüpel im Klassenzimmer so richtig nicht durchsetzen kann, der aber niemals aufgibt, der immer wieder versucht den am Unterricht ziemlich desinteressierten Typen etwas von seinen persönlich gemachten Erfahrungen in dieser Sprache zu vermitteln, kein sogenanntes Schulenglisch, ein Englisch, das die Engländer sprechen, zum Beispiel in London, er war zweimal da und kennt Abbey Road und einfache People von der Straße, spricht also Englisch der Extra Klasse, ein Englisch aus dem richtigen, dem britischen Leben. Und gerade die Schüler, die es am nötigsten hätten, nämlich Boris, Kevin, Mike und Elvis, also die mit den e n g l i s c h e n Namen, die „A perfect English“ besonders interessieren müsste, genau diese Hirnis sind die größten Ignoranten und machen sich über den ´Old Teacher Man` lustig ohne Ende. Wobei, das muss Amelie ehrlicherweise zugeben, der Dr. Weinzierl auch manchmal Scheiße baut, echt voll daneben, mit maximal unfreiwilliger Komik. Ein einfacher Satz wie zum Beispiel: ´Er ging zurück` - wird von ihm pantomimisch dargestellt durch einen schnellen Gang, verbunden mit dramatisch gespielter Rückwendung und näselnder Tränsläischen: „He himself went backwards!“ Gelächter in der Klasse, und ab sofort heißt Weinzierl nur noch „Mr. Himself“. Also sorry, Sir, da kann auch eine Amelie nichts mehr dran ändern.Was guckt sie mich so an, fragt sich Amelie und hat die Zeit vergessen, über die ihre Gedanken sie weggetragen haben. Vielleicht hat „I“ auch nachgedacht, kann sie das? Das Puppen-Mädchen tippt sich an die eigene Stirn. „Ich bin … „I“! Amelie steht der Mund offen, ja, die Kleine hat irgendwie irgendwo eine Möglichkeit entdeckt nachzudenken, echt ein Grund zum feiern. „Jetzt hast du ´s verstanden, ja?!“ Und „I“ wiederholt noch einmal fast andächtig „Ich bin „I“! „Cool! Jaaa, du bist echt cool!“ Wieder ist eine Umarmung fällig und wieder bleibt ein Stromschlag aus. In der Brusttasche von Onkel Henrys Hemd spürt Amelie etwas. „Was hast du da?“ Sie greift hinein und holt das Teil heraus. „Ein Translate- und Schach Minicomputer, whow, neuestes Modell, typisch japanisch, Made in China. War das da drin im Hemd? Kannst du das einlesen?“ „Ich … bin „I“! Kann ich das einlesen?“ „Du schaffst das!“ Amelie ist überzeugt davon und gibt ihr den Translater. „I“ betrachtet das Teil, der Minicomputer ist vielschichtig und kann mehr als nur eine Sprache nachplappern. Klar, dass in diesem Fall wieder ein „Dida dadadadidadaa“ nötig ist, weil das Mädchen das Gerät nun erst einmal abspeichert. Mick, der Spion im Nebenzimmer, beobachtet die Transaktion auf dem Laptop. Er sieht – durch die Augen von „I“ – wie im Ticker-Tape am unteren Ende des Bildschirms einfache Englisch/Deutsche Redewendungen für Touristen auflaufen: Good morning. Guten Morgen. - How do you do? Wie geht es Ihnen? - What´ s the time? Wie spät ist es? - May I please have a cup of coffee? Darf ich bitte eine Tasse Kaffee haben? Where is the Police Station? Wo geht´s zur Polizei? - May I shoot some

Скачать книгу