"I"- Achtung Spyware!. Til Erwig
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Das ist Monikas lange schon standardisierte Antwort auf sein Gejammer, dabei haut sie ihm nochmal Rühreier mit Speck auf den Teller. Das mag Bernhard. Dennoch will er sich nicht geschlagen geben und tut was er meint tun zu müssen, er brüllt hinüber zum Haus. „Frühstück ist fertig! Verdammt!“
Die Antwort ist ein perfekter Fingerlauf, eine Chopin-Prelude auf Amelies Kleinklavier.
*
„I“ sitzt vor diesem Klavier, in Onkel Henrys Cowboy Hemd und neuen passenden Hosen. Fun Kleidung, ganz individuell, hat Amelie betont und ihrem Bruder jeden Kommentar dazu verboten. Und „I“ hat offenbar noch nicht das richtige Gefühl dafür was hippe Kleidung angeht, ausmacht, woher auch. Viel interessanter scheint die Musik CD zu sein. Das Mädchen hat die Daten
eingelesen und spielt den Übungslauf nur mit der linken Hand. In der rechten hält sie ein Eis am Stiel, das Amelie ihr offeriert hat. „Krass, musst du mir unbedingt beibringen, Klavier spielen ohne zu üben!“ Ob „I“ die Bemerkung verstanden hat, sei dahingestellt, auf jeden Fall ist kein Gedüdel aus ihrem Speicher zu hören, stattdessen antwortet sie, wenn auch stotternd, mit einer Art Gegenfrage. „Eis … am Stiel. Gut. Auch gut … Pizza!“ „Stimmt, Amelie mag Pizza! Auch gut. Super gut „I“! “Sie klappt den Klavierdeckel zu und startet einen neuen Versuch dem Mädchen Deutsch beizubringen. Der Dialog ist unfreiwillig komisch. „I“ wirkt jetzt irgendwie fraulicher, nicht mehr ganz so kindlich, als sie wiederholt „Stimmt … Amelie mag Pizza! Auch gut. Super gut „I“!“ „I“ – das bist du, okay? Ich heiße Amelie – und du bist „I“. Stereotyp und ohne jede Emotion wiederholt die Puppe brav „Ich … heiße … Amelie … und du bist „I“. Amelie muss lachen, reißt sich aber zusammen, versucht mit ihren Händen zu erklären was gemeint ist, indem sie zuerst auf sich und dann auf „I“ zeigt. „Nein. Ich … i c h …bin Amelie. Du … heißt „I“ – okay?! Oder hast du einen richtigen Namen, einen anderen Namen?“ „Einen … anderen Namen. Einen richtigen … Namen. Du heißt „I“ – okay?!“ antwortet das Mädchen.
„Neeee! D u heißt „I“! – Ich bin Amelie!“ „Ich bin … Amelie. - D u heißt „I“.
Jetzt prustet Amelie los, gibt aber nicht auf. Scheiße nochmal, wie frustrierend muss es für Lehrer sein, wenn ihre Schüler absolut nicht kapieren wollen wovon sie eigentlich reden. Der Englischlehrer fällt ihr ein, Herr Weinzierl, ein zarter, gebrechlicher älterer Herr, der sich gegen die geballte Wucht der Rüpel im Klassenzimmer so richtig nicht durchsetzen kann, der aber niemals aufgibt, der immer wieder versucht den am Unterricht ziemlich desinteressierten Typen etwas von seinen persönlich gemachten Erfahrungen in dieser Sprache zu vermitteln, kein sogenanntes Schulenglisch, ein Englisch, das die Engländer sprechen, zum Beispiel in London, er war zweimal da und kennt Abbey Road und einfache People von der Straße, spricht also Englisch der Extra Klasse, ein Englisch aus dem richtigen, dem britischen Leben. Und gerade die Schüler, die es am nötigsten hätten, nämlich Boris, Kevin, Mike und Elvis, also die mit den e n g l i s c h e n Namen, die „A perfect English“ besonders interessieren müsste, genau diese Hirnis sind die größten Ignoranten und machen sich über den ´Old Teacher Man` lustig ohne Ende. Wobei, das muss Amelie ehrlicherweise zugeben, der Dr. Weinzierl auch manchmal Scheiße baut, echt voll daneben, mit maximal unfreiwilliger Komik. Ein einfacher Satz wie zum Beispiel: ´Er ging zurück` - wird von ihm pantomimisch dargestellt durch einen schnellen Gang, verbunden mit dramatisch gespielter Rückwendung und näselnder Tränsläischen: „He himself went backwards!“ Gelächter in der Klasse, und ab sofort heißt Weinzierl nur noch „Mr. Himself“. Also sorry, Sir, da kann auch eine Amelie nichts mehr dran ändern.Was guckt sie mich so an, fragt sich Amelie und hat die Zeit vergessen, über die ihre Gedanken sie weggetragen haben. Vielleicht hat „I“ auch nachgedacht, kann sie das? Das Puppen-Mädchen tippt sich an die eigene Stirn. „Ich bin … „I“! Amelie steht der Mund offen, ja, die Kleine hat irgendwie irgendwo eine Möglichkeit entdeckt nachzudenken, echt ein Grund zum feiern. „Jetzt hast du ´s verstanden, ja?!“ Und „I“ wiederholt noch einmal fast andächtig „Ich bin „I“! „Cool! Jaaa, du bist echt cool!“ Wieder ist eine Umarmung fällig und wieder bleibt ein Stromschlag aus. In der Brusttasche von Onkel Henrys Hemd spürt Amelie etwas. „Was hast du da?“ Sie greift hinein und holt das Teil heraus. „Ein Translate- und Schach Minicomputer, whow, neuestes Modell, typisch japanisch, Made in China. War das da drin im Hemd? Kannst du das einlesen?“ „Ich … bin „I“! Kann ich das einlesen?“ „Du schaffst das!“ Amelie ist überzeugt davon und gibt ihr den Translater. „I“ betrachtet das Teil, der Minicomputer ist vielschichtig und kann mehr als nur eine Sprache nachplappern. Klar, dass in diesem Fall wieder ein „Dida dadadadidadaa“ nötig ist, weil das Mädchen das Gerät nun erst einmal abspeichert. Mick, der Spion im Nebenzimmer, beobachtet die Transaktion auf dem Laptop. Er sieht – durch die Augen von „I“ – wie im Ticker-Tape am unteren Ende des Bildschirms einfache Englisch/Deutsche Redewendungen für Touristen auflaufen: Good morning. Guten Morgen. - How do you do? Wie geht es Ihnen? - What´ s the time? Wie spät ist es? - May I please have a cup of coffee? Darf ich bitte eine Tasse Kaffee haben? Where is the Police Station? Wo geht´s zur Polizei? - May I shoot some