Mord am Fluss. Laurent Bach

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Mord am Fluss - Laurent Bach Claude Bocquillon Reihe

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an. „Du bist mir nicht böse?“ Für einen Moment wurde sein Ausdruck wieder besorgt.

      „Nein, warum sollte ich?“

      „Und dass er eine Tunte ist … das war früher anders. Anfangs war er normal männlich. Erst, als ich mit ihm zusammen gewesen war, faselte er etwas von Erfüllung gefunden und der richtigen Lebensweise und so.“

      „Klar, du hast es ihm so toll besorgt, dass er nicht mehr wusste, ob Männlein oder Weiblein“, sagte Claude trocken.

      „Jetzt hör auf, Claude. Der arme Kerl, er war schon irgendwie komisch. Aber du weißt doch, wie schwer das ist. Aber weißt du, was er dann gemacht hat?“

      „Du wirst es mir gleich sagen.“ Claude war zufrieden mit seiner Ausbeute. Hatte Julien erst einmal den Anfang gefunden, konnte er nicht mehr aufhören.

      „Er ist Travestiekünstler geworden, in einer kleinen Truppe in Nîmes. Singen konnte er immer schon, er war in einem Männerchor.“

      „Bestimmt Countertenor.“

      Prompt bekam Claude einen Ellbogen in die Rippen.

      „Claude! Es hat ihm Spaß gemacht und er war wirklich nicht schlecht. Ich hab mir zwei Mal ihre Bühnenshow angesehen. Witzig, ironisch, überzeugend. Auch wenn ich ihn kaum kannte, nehme ich ihm sofort ab, dass er das Ziel seines Lebens gefunden hatte: die Bühne, die Musik. Nur, dass ich nicht daran teilhaben wollte, hat er mir übelgenommen.“

      „Wie fühlst du dich jetzt?“, wollte Claude wissen.

      Julien zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Wenn er wirklich wegen mir in der Gegend war – und davon gehe ich aus – sollte ich mich ja eigentlich schuldig fühlen an seinem Tod. Aber es ist alles so verrückt, wie in einem Dejà vue. Weißt du noch? Pascals Tod durch die Dampflok? Da habt ihr mich an den Eiern gehabt.“

      Ihr erster gemeinsamer Fall hätte Julien beinahe ins Gefängnis gebracht. Doch Claude fiel eine Alternative zu diesem Mordfall ein.

      „Damals bei Pascal wurde auch Selbstmord vermutet. Kann es nicht sein, dass Jerôme in deiner Nähe aus dem Leben scheiden wollte, Bühnenerfolg hin oder her? Er wollte vielleicht, dass du dir Vorwürfe machst.“

      „Das kann sein. Er war recht sprunghaft, mal sanft, dann wieder durchgeknallt.“

      „Eine Diva auch noch“, murmelte Claude. „Wir müssen einfach abwarten, was die Autopsie ergibt. Es ist Unsinn, sich jetzt schon Gedanken zu machen, wer Jerôme ermordet haben könnte. Es kann alles harmlos sein.“

      „Der Tod ist nie harmlos.“

      Claude verdrehte die Augen und gab Julien einen Kuss auf die Schulter. Sein Geliebter drehte sich um, worauf Virenques Schnurren verstummte und der Kater sich einen anderen Schlafplatz suchte. Claude rückte nah an Julien heran und legte den Arm auf seine Hüfte. Trotz der Wärme und Geborgenheit an Juliens nacktem Rücken dauerte es eine Weile, bis Claude müde wurde und sich die Gedanken, die um diesen denkwürdigen Tag kreisten, endlich verflüchtigten.

      Kapitel 2 - Sonntag

      „Er ist erschlagen worden, nicht ertrunken“, sagte Sergeant Joberton und reichte Bertin den vorläufigen Obduktionsbericht, der gerade das Faxgerät verlassen hatte.

      Bertin nickte und fuhr mit dem Finger über die wichtigsten Zeilen. Allmählich kannte er die Aufteilung des Formulars, ihre Spalten und Diagramme, was ihm jedoch nicht sonderlich gefiel. Tote und erst recht Mordopfer mochte er nicht. Während er immer noch Einfluss nehmen konnte auf seine anderen Vorgänge und Aufgaben, sei es ein Autounfall, ein Einbruch oder eine Schlägerei, fühlte er sich durch den Tod in seine Schranken gewiesen. Nichts war endgültiger als eine Leiche.

      „Ca. 35 Jahre alt, guter Muskeltonus, keine Narben – alles unwichtig. Gewebe aufgeweicht – ja klar. Keine Wasseraspiration, hintere Schädeldecke rechts, kantiger Gegenstand, ungefährer Todeszeitpunkt am 4. Oktober zwischen 17 und 19.30 Uhr.“

      Er strich sich über den Schnauzbart, rollte unwillkürlich die Blätter zusammen und schlug die Rolle leicht in seine Hand. „Also am Freitagabend, nicht am Samstag, als die Hochzeit stattfand.“

      Joberton stand noch in der Tür zum Empfangsraum, in dem er residierte, und verzog seine Augenbrauen zu einem imaginären Fragezeichen.

      „Das Alibi“, erklärte Bertin. „Julien Torange kennt diesen Mann, diesen hier Wildfremden aus Nîmes. Was sollte Malakov schon hier suchen außer seinen alten Kumpel?“

      „Diesen Gedanken hatte ich auch schon. Ich habe mir deshalb heute früh erlaubt, die Kollegen in Alès zu bitten, mal nach dem Fahrzeug des Toten zu suchen.“

      „Im Umkreis von Juliens Wohnung?“

      „Ja.“ Joberton nickte und drückte seine Brust heraus. Der schlanke Sergeant sah auf die Uhr an der Wand. „Die beiden Zeugen werden ja wohl gleich erscheinen.“ Bertin folgte seinem Blick. „Ja, du hast noch Zeit, mir ein Croissant zu kaufen und einen Kaffee zu bringen.“

      Joberton presste die Lippen zusammen und verschwand. Kurz darauf hörte Bertin die schwere Tür ins Schloss fallen und sah durch das offene Fenster, wie sein Mitarbeiter den Plan de Brie überquerte.

      Sieh mal einer an, der Junge wird langsam selbständig, dachte er. Die Aktion mit der Autosuche war durchaus konsequent. Bertin betrachtete den blauen Himmel. Die Luft war warm und feucht an diesem Morgen, ohne dass es geregnet hatte. Die ersten herbstlichen Regenwolken schienen schon ein wenig von ihrer Nässe in die Luft abgegeben zu haben, doch noch strahlte die Sonne vom Himmel und röstete die ohnehin knochentrockene Erde. Kaum zu glauben, dass der Gardon noch so viel Wasser führte, dass er eine schwere Männerleiche mit sich tragen konnte. Wenn man nur wüsste, wo der Mann ins Wasser gelangt war. War er hineingeworfen worden? Wenn die Wunde nicht einen kantigen Gegenstand ins Spiel gebracht hätte, hätte Bertin vermutet, dass der Mann ins Wasser gefallen war und sich an einem Stein gestoßen hatte. Leider war es wohl ein Mord und kein Unfall.

      Verdammt, diese Leiche hatte ihm gerade noch gefehlt. Bertin sah zu, wie Joberton in der Boulangerie verschwand. Die letzten Touristen saßen in Hemdsärmeln in den Brasserien und ließen es sich gut gehen. Der Wind brachte das Blätterdach der Platanen auf dem Platz zum Rauschen und fing sich in der langen Schürze eines Kellners, der einem Gast einen Kaffee brachte. Bertin sah zu, wie Pastor Flabert zur Messe in die benachbarte protestantische Kirche ging, dann verfolgte er den Weg zweier Hausfrauen, die in den dunklen Gassen der Altstadt verschwanden. Sicher wollten sie zur Boulangerie, denn die Markthalle blieb heute leer und der Fleischer hatte natürlich auch geschlossen. Fisch – fiel ihm da ein, verflucht! Er musste jetzt den Fall von Fischwilderei hintenan stellen, was unweigerlich die Pächter der Angelreviere gegen ihn aufbringen würde, ebenso wie den Fischzüchter in Mialet, aus dessen Zuchtteiche jemand eine große Anzahl von Forellen abgefischt hatte. Mord war nun mal wichtiger als Wilderei.

      Wieder nahm er den Bericht an sich. Der Pathologe in Nîmes hatte sich wirklich beeilt, das musste man anerkennen. Ihm reichten die angegebenen Punkte aus, um mit den Ermittlungen zu beginnen. Wahrscheinlich würde man ihm einen Kriminalbeamten aus Nîmes an die Seite stellen. Leider war Frederic Lambert, mit dem er halbwegs auskam, seit einigen Tagen in Urlaub und seit heute in den Flitterwochen. Hoffentlich wurde es nicht zu schlimm mit dem Vertreter. Fremde, die ihre Nase in Anduzer Angelegenheiten steckten, waren ihm nicht geheuer. Er hoffte, dass dieser Fall sich als Nîmeser Angelegenheit

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