Mord am Fluss. Laurent Bach

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Mord am Fluss - Laurent Bach Claude Bocquillon Reihe

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es, meine Herren. Danke!“

      Aus den Augenwinkeln erkannte Bertin, dass Joberton über den Platz stürmte, eine Tüte in der einen und das Handy in der anderen Hand. Er stürzte in das Gebäude hinein und kam sofort in sein Büro. Claude und Julien blieben verwundert im Türrahmen stehen.

      „Ein Anruf aus Alès. Wie ich schon sagte, Chef, meine Annahme war richtig.“ Vor den beiden Besuchern wollte sein Sergeant natürlich keine weiteren Angaben machen, doch der tiefe Blick Jobertons drückte aus, dass man Malakovs Fahrzeug in der Nähe von Juliens Wohnung gefunden hatte.

      „Ihr könnt gehen. In einer halben Stunde könnt ihr die Aussage unterzeichnen.“ Bertin wedelte mit der Hand, worauf die beiden Männer nach einigen Abschiedsworten das Gebäude verließen. Eine spürbare Irritation bahnte sich ihren Weg in seine Gedanken. Weshalb stand der Wagen dort? Julien hatte ihn angelogen und das Paar heckte irgendetwas aus. Er musste doch jetzt annehmen, dass Julien und Malakov sich getroffen oder zumindest kurz gesehen hatten. Warum sagte er das nicht?

      Das Alibi – hier würde er fortfahren. Wenn Monsieur Dumont Juliens Anwesenheit bestätigten konnte – tja, was dann? Dann war Julien zwar kein Mörder, aber er hatte ihn vielleicht trotzdem belogen. Und das schmerzte ihn mehr, als er zugeben mochte.

      ***

      Ein stiller Sonntag ohne Termine und Treffen lag vor ihnen. Nach dem Unterzeichnen des Protokolls auf dem Revier waren sie schweigend über den Plan de Brie gegangen, tauchten ein in die Gassen, in denen hier und dort noch Stände mit Tonwaren und Kunsthandwerk vor den Läden standen, um die wenigen Touristen anzulocken. Claude ging in eine Boulangerie, um Croissants und ein Baguette zu kaufen. Durch das Schaufenster sah er Julien auf dem Marktplatz stehen, er starrte auf sein Handy. Wie schweigsam er seit der Befragung geworden war, dachte Claude, wischte aber die Befürchtung, dass etwas nicht stimme, mit einem Ruck seines Kopfes zur Seite. Natürlich war alles in Ordnung. Tief sog er den vertrauten Geruch nach Brot, Vanille-Eclairs und Madeleines ein, bevor er seine Bestellung aufgab. Er legte einen Geldschein auf den Tresen und sah wieder zu seinem Freund hinaus. Dieser tippte auf dem Display des Handys herum. Wem schrieb er da? Jetzt nagte er sogar an der Unterlippe.

      „Claude, dein Wechselgeld!“

      Die Stimme der Verkäuferin schreckte ihn auf, er steckt die Münzen ein.

      „Danke, Madame Bertin“, gab er ein wenig mürrisch zurück, gab er doch Bertins geschiedener Frau instinktiv die Mitschuld daran, dass dieser sich an seine Mutter herangemacht hatte.

      „Gern geschehen.“ Die imposante Frau revanchierte sich mit einem bösartigen Blick.

      Mit zwei Tüten in der Hand verließ er die Bäckerei und nickte Julien zu. Sie gingen weiter, bis sie auf die Place Notre Dame gelangten und Claude den Haustürschlüssel aus der Jeans zog.

      „Gibt es etwas Neues?“

      „Nein.“ Julien stieg die Treppenstufen zur Haustür hinauf, die von einem bröckelnden Steinrelief geziert wurde. „Wieso?“

      „Na, ich dachte, du hättest deine Bekannten in Nîmes gefragt, ob sie etwas von Malakov wissen.“

      „Du kannst ruhig Jerôme sagen“, gab Julien ein wenig pikiert zurück, doch Claude ging nicht auf seine Stimmung ein.

      „Und? Wissen sie mehr über Jerômes Absichten?“

      „Nein.“

      Claude drückte Julien das Baguette in die Hand, schloss die Tür auf und ging vor ihm die Treppe hinauf. Es konnte doch nicht sein, dass Julien wirklich so cool und abgeklärt war, wie er gerade wirkte. Vielleicht war es ihm ja doch etwas peinlich, dass diese Affaire ans Licht gekommen war, und er setzte ein Pokerface auf, um vor weiteren Fragen sicher zu sein. Was immer auch der Grund war - Julien trug eine Panzerung, die ihn irritierte.

      Das Frühstück verlief nahezu schweigend. Virenques forderndes Miauen klang fremd und störend. Erst als Julien seine leere Kaffeetasse in die Spüle stellte und eine Weile aus dem Fenster starrte, von dem aus man nicht mehr als die nackte, graue Fassade des Nachbarhauses vor Augen hatte, wusste Claude, dass er jetzt wieder das Thema anschneiden konnte.

      „Was meinst du, Julien? War Jerôme für dich Freund genug, dass ich mich ein wenig nach dem Mordmotiv und dem Mörder umsehen sollte?“

      Julien drehte sich abrupt zu ihm um. „Du willst ermitteln? Warum?“

      „Weil er dein Freund war. Reicht das nicht? Dann eben, damit du nicht wieder in Verdacht gerätst. Das ist für mich Grund genug.“

      Doch Julien schüttelte den Kopf. „Lass gut sein, Claude. Ich habe nichts damit zu tun.“

      Leise setzte er nach: „Und du ja auch nicht.“

      Claude glaubte, nicht richtig verstanden zu haben. „Was? Du denkst, ich hätte etwas mit seinem Tod zu tun? Ich kannte ihn ja gar nicht.“

      „Ja, eben, dann ist es doch gut.“ Juliens Miene wurde weich, doch er konnte Claude nicht täuschen.

      „Wovor hast du Angst, Julien?“ Claude stand von seinem Küchenstuhl auf und trat zu ihm an die Spüle, um ihm die Arme um die Hüften zu legen. Sofort schmiegte sich Julien an ihn, sodass Claude den Eindruck hatte, dass er um seinen Seelenfrieden rang. Virenque sprang auf die Arbeitsplatte und rieb sich das Köpfchen an Juliens Oberkörper, als wollte er ihn trösten.

      „Du kennst das doch. Bertin weiß, dass wir ein Paar sind. Dann taucht ein nerviger Kumpel auf und du tötest ihn, um mich vor seinem Stalking zu schützen. Oder weil du auf ihn eifersüchtig bist. Du hast …“ Juliens Stimme brach.

      „Kein Alibi“, setzte Claude den Satz fort. „Da hast du recht. Du befürchtest, dass Bertin Kenntnis von Jerômes Verfolgungen bekommt? Oder hast du Angst davor, dass ich es gewesen sein könnte?“ Claude wusste nicht, ob er verärgert oder geschmeichelt sein sollte. Misstraute Julien ihm? Wäre es egal, wenn Claude Jerôme erschlagen hätte?

      „Und wenn ich es gewesen wäre?“, drang er tiefer. Er strich Julien über Kopf und Schulter und hatte plötzlich Virenques weichen Schwanz in der Hand.

      „Würde ich dich noch mehr lieben“, flüsterte Julien in seinen Pulli hinein und atmete wieder tief ein und aus. Claude schluckte seine Rührung hinunter und küsste Juliens kurzes Haar. Julien löste sich von ihm und sah ihn an. „Hätte ich Bertin von dem Stalking erzählen sollen?“

      „Nein. Wir wissen nicht, warum er hier war. Du hattest doch seit vier Wochen keine Nachricht mehr. Du wohnst jetzt hier und nicht mehr in Nîmes. Jerôme hat aufgegeben, glaub mir.“

      „Aber warum war er dann hier? Er hat mir keine Nachricht geschickt, nicht angerufen, nicht angeklingelt.“

      „Das ist dann die Frage, die ich beantworten werde.“

      Julien schüttelte den Kopf. „Nein, das wirbelt nur Staub auf. Wenn du in Nîmes herumschnüffelst, wird sich Bertin fragen, was du da unter den Teppich kehren willst.“

      „Quatsch. Jean kennt mich, er weiß, dass ich nur den Mörder suche.“

      „Und wenn es der Täter auch auf mich oder dich abgesehen hat?“ Juliens Ausdruck wirkte besorgt. Da meldete sich Juliens Handy, Claude zuckte unwillkürlich vor der Vibration in der Hosentasche zurück wie vor dem Überbringer einer schlechten

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