Mord am Fluss. Laurent Bach

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Mord am Fluss - Laurent Bach Claude Bocquillon Reihe

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des Mannes in Verbindung zu bringen. Torange war doch kein Mörder, er war schließlich bald Bankfilialleiter, so hatte es Marie erzählt. Er lächelte bei dem Gedanken an die Frau, die in seinem Herzen einen wichtigen Platz einnahm. Claudes Mutter, ja, eine tolle Frau. Eine beruhigende Stimmung erfasste ihn, als würde Maries Lächeln all seine Sorgen fortwischen. Der nicht weit entfernte Brunnen auf dem Platz plätscherte, die Fahrzeuge quälten sich durch die Straßen, alles war wie immer, nett und überschaubar. Plötzlich ging die Tür, jemand klopfte an die Schranke vor Jobertons Schreibtisch und es dauerte nicht lange, bis Claude seinen Kopf zur Tür herein steckte.

      „Kommt rein.“ Bertin seufzte und rollte näher an die Tischplatte. Er betrachtete die beiden Männer, die vor einigen Wochen überein gekommen waren, das Leben miteinander verbringen zu wollen. Es war ungewohnt, immer noch, obwohl Claude sich vor mehr als einem Jahr geoutet hatte, mehr oder weniger unfreiwillig. Er sah die Blicke, die sie sich zu warfen. Selbstsichere Blicke, schon geübt in Harmonie und der Gewissheit, aufgefangen zu werden, sollte etwas passieren. Fast schon Blicke, die denen eines alten Ehepaares gleichkamen. Als die beiden Männer vor ihm saßen und ihn erwartungsvoll ansahen, räusperte er sich.

      „Es wurde festgestellt, dass der Tote Jerôme Malakov ist, wie uns bereits bekannt.“

      Julien nickte.

      Bertin fuhr fort: „Es wurde ebenso festgestellt, dass Malakov nicht ertrunken ist, sondern ermordet wurde.“

      „Wie denn?“ Claudes Neugier war gewohnt und unvermeidlich, doch Bertin neigte ihm den Kopf zu. „Das sage ich dir nicht.“

      Claude winkte ab und stieß die Luft verächtlich aus der Brust.

      „Julien, du kanntest den Toten. Was hat er hier gewollt? Hat er dich besucht? Angerufen oder sonst wie Kontakt aufgenommen?“

      „Ich habe vor vier Wochen das letzte Mal von ihm gehört. Eine SMS.“

      Bertin entging nicht das leise Zucken seines Nasenflügels.

      „Was genau?“

      „Er wollte ein Treffen mit mir. Ich habe abgelehnt. Ich bin nicht dafür zuständig, ihm die Langeweile auszutreiben.“

      „So, so.“ Langeweile, das konnte ja wohl nicht wahr sein.

      „Ich gehe also davon aus, dass der Tote schwul war. Und ihr trefft euch, wenn ihr Langeweile habt?“

      Bei diesem Wort krümmte er seine Finger zu einem imaginären Anführungszeichen.

      „Was soll das, Jean? Glaubst du, wir poppen aus Langeweile? Dass man sich auch ohne Sex treffen kann, geht nicht in deine Birne rein, oder wie?“ Aus Claudes Augen schossen Blitze, kein Wunder, er musste schließlich die Ehre und Treue seines Lebensgefährten verteidigen.

      „Mir ist es egal, ob ihr euch aus Langeweile poppt oder nicht“, sagte Bertin trocken. „Ich weiß nur, dass der Mann Kleidung trug, die man eher bei Frauen sieht. Glitzershirt, Jeans mit Stickerei. Und bevor du dich wieder aufregst, Claude, ich weiß, dass dieser Mann nur seine weibliche Seite betont und ausgelebt hat.“

      „Das hast du sehr schön umschrieben, Jean.“ Ein spöttisches Lächeln erschien auf Juliens Gesicht, bevor er fortfuhr. „Bevor du also fragst, ja, ich hatte was mit ihm, nur kurz, vor einem halben Jahr. Hin und wieder sieht man sich eben, aber es gab keine weiteren Treffen, weder vor noch nach dieser SMS. Ich weiß nicht, was er hier gewollt hat. Muss ich auch nicht.“

      Bertin trommelte auf die Tischplatte. Er ärgerte sich über diesen dahin geworfenen Halbsatz. Als wäre er dafür zuständig, alles zu wissen und jeden zu kennen. „Ich werde schon herausfinden, was er von dir wollte.“ Er legte die Betonung so, dass kein Zweifel darüber bestand, was er vom Auftauchen des Fremden dachte. Natürlich wollte Malakov zu Julien, das war so klar wie das Amen in der Kirche.

      „Weißt du etwas über seine Familie und seine Arbeit?“

      In den nächsten Minuten rückte Julien seine Informationen heraus. Malakovs Familie stammte wahrscheinlich aus Russland, er hatte einen Bruder und arbeitete freiberuflich als Werbedesigner. Zudem sang er in einer Travestie-Gruppe. Insgeheim hoffte Bertin, dass der Beamte aus Nîmes sich diesen Teil der Ermittlung vornehmen würde. Er hatte keine Lust, in Schwulenbars und Varietés schief angesehen oder gar angemacht zu werden.

      „Wie war er so?“ fragte Bertin

      „Anstrengend.“

      „Wie meinst du das? Anstrengend seid ihr beiden auch.“

      Claude grinste, doch Bertin war nicht entgangen, dass er bereits die ganze Zeit eine gewisse Besorgnis ausgestrahlte.

      „Na, anstrengend eben. Hibbelig, nervös, sprudelnd und launisch.“ Juliens Hände vollführten Halbkreise in der Luft, dann sah er seinen Freund an, als wollte er sich vergewissern, alles richtig gemacht zu haben. Was ging da zwischen ihnen vor? Hatten sie sich in irgendeiner Weise abgesprochen?

      „Wo warst du am Freitagabend zwischen 17 und 20 Uhr?“

      Julien sah ihn mit großen Augen an. Jawohl, nun ging es ans Eingemachte, dachte Bertin hämisch und hielt seinen Lieblingskugelschreiber bereit, um sich die Antwort zu notieren.

      „Ich war in der Bank.“

      „Um diese Zeit?“

      „Ich hab Überstunden gemacht. Musste noch eine Abrechnung checken.“

      „Hat dich jemand gesehen?“

      „Ich glaube, Dumont, mein Chef, hat kurz hereingeschaut, so um 19 Uhr. Vielleicht hatte er etwas vergessen.“

      Julien starrte an die Decke. „Bei der Gelegenheit haben wir noch kurz über das Ergebnis der Abrechnung gesprochen.“

      „Monsieur Charles Dumont, Credit Agricole.“ Laut sprach Bertin die Worte nach, die er auf den Block schrieb. Noch mit dem Blick auf die blaue Tinte, fragte er beiläufig: „Und du, Claude?“

      „Ich? Ich habe Julien für fünf Minuten besucht, so um 17 Uhr 45, denke ich. Ich war ohnehin in Alès und habe eben vorbei geschaut.“

      „Und dann?“

      Claude rückte auf seinem Stuhl hin und her. „Hm, ich hab schon überlegt. Kellnern war ich jedenfalls nicht mehr. Ich war dann wohl zuhause, hab sauber gemacht, ferngesehen. Virenque ist mein Zeuge.“

      „Was lief denn? Cat Woman? Felidae? Hat der Film der Katze gefallen?“

      „Frag ihn selbst. Der Verräter nimmt ja schon Futter von dir.“

      „Warum auch nicht?“

      Wieder diese Ressentiments gegen den Freund seiner Mutter. Die seltsame Hassliebe, die sie beide verband, war immer wieder Anlass für Sticheleien und Verärgerung. Marie sah diese Beziehung entspannt, sie lächelte über diese Nichtigkeiten, die sie sich gegenseitig lieferten, und glaubte wohl, sie seien ein Zeichen für ihre Verbundenheit. Was sich liebt, das neckt sich. War es denn so? Bertin mochte Claude. Meistens. Er sollte gelassener mit ihm umgehen, schließlich war dessen Beziehung zu seinem inzwischen verstobenen Vater problematisch gewesen. Der biologische Erzeuger war ebenfalls tot, und so war es kein Wunder, dass sich Bertin als Nachfolger im Herzen seiner Mutter einer kritischen Beurteilung unterziehen musste.

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