Mord am Fluss. Laurent Bach

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Mord am Fluss - Laurent Bach Claude Bocquillon Reihe

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Kälte. Eine russische 5-Rubel Münze. Obwohl er vom Fach war, hatte er noch nie eine solche Münze gesehen. Wie kam dieses Geldstück in Claudes Jacke? Hatte sie Jerôme gehört?

      Warum hatte Claude unbedingt mit ins Büro gehen wollen? War ihm eingefallen, dass die Jacke dreckig war, und wollte er den Fleck vor ihm verbergen? Sollte er Claude auf den Fleck oder die Münze ansprechen? Doch was, wenn er sich damit selbst in Verdacht brachte? Unsinn, Monsieur Dumont war doch auch kurz hier gewesen und würde sein Alibi bestätigen. Doch ein unbehagliches Kribbeln in seinem Körper veranlasste ihn, die Jacke nur zusammenzuwickeln, sodass das bräunliche Rot nicht zu sehen war. Die Münze steckte er in seine Hosentasche, damit sie nicht verloren ging. Dann verließ er das Büro, schloss den Raum und das Gebäude ab und steuerte mit Schritten, die nur scheinbar sicher wirkten, auf seinen Wagen zu. Claude saß schon am Steuer.

      „Hier.“ Julien öffnete die Fahrertür und hielt ihm die Jacke vor die Nase.

      „Danke.“ Claude nahm sie entgegen und warf sie auf die Rückbank, verdächtig schnell, so schien es ihm. Nein, das war Blödsinn, ermahnte er sich. Oder? War Claudes Lächeln nicht ein wenig schief? Er löste den Schlüssel vom Bund und überreichte ihn seinem Freund.

      „Fahr vorsichtig. Und viel Glück.“

      „Danke, mein Lieber. Soll ich dich wirklich nicht nach Hause bringen?“

      „Nein, ich laufe. Bis morgen dann.“ Nur das nicht, nur nicht in einem Wagen sitzen mit einer Jacke, auf der das Blut eines Toten sein konnte. Neben einem mutmaßlichen Mörder Platz nehmen, den man mehr liebte als sich selbst. Verdammt, das konnte einfach nicht wahr sein. Und nun machte Claude sich auf, in Nîmes alle möglichen Spuren, die auf ihn hindeuteten, zu tilgen. Das einzige Argument, das für Claude sprach, war seine Klugheit. Er würde kaum jemanden ermorden und hinterher mit Blut und einem Besitz des Toten weiter herum spazieren. Trotzdem fühlte er sich entzwei gerissen. Eine Tat im Affekt, die plante man nicht bis ins Letzte durch. Auch Claude machte Fehler, das wusste er aus der Vergangenheit. Er sah seinem Wagen nach, bis ihm die Rücklichter als Warnsignale erschienen, die langsam verblassten und ihn mit seiner Verwirrung allein ließen. Merde, was sollte er tun?

      ***

      Claude fuhr nicht gern nach Nîmes, auch nicht in Juliens Auto. Er fuhr überhaupt nicht gern fort, solange es sich nicht um einen Urlaub handelte. Sobald er bei Lezan die Ausläufer der Cevennen hinter sich gelassen hatte, fühlte er sich der weiten Leere ausgeliefert. Die Felder waren braun und ausgedörrt, die Weinstöcke lagen still unter der Sonne und die wilden Nadelholzflächen, die hin und wieder am Straßenrand vorbeizogen, würden mit einem zischenden Brausen in Flammen aufgehen, wenn man ein Streichholz hineinwerfen würde. Er überquerte zahlreiche ausgetrocknete Bachläufe.

      Was würde ihn in der Stadt erwarten? Er kannte Nîmes aus seiner Zeit als Polizeianwärter, während der er sich gegen das Mobbing eines gewissen Frederic Lambert und seiner Kumpel hatte wehren müssen.

      Je näher Claude der Stadt kam, umso flacher, karger und trockener wurde die Umgebung. Bald passierte er die ausufernden Gewerbegebiete mit ihren Autohäusern, Supermärkten und Motels. Einen Kreisverkehr nach dem anderen nahm er und bald erhoben sich die seelenlosen Plattenbauten des Viertels, das er früher „Malerviertel“ genannt hatte. Rue Utrillo, Rue Matisse. Hier wohnten meist die aus Nordafrika stammenden Einwohner der Stadt. Claude hoffte, keinem von seinen alten Mitschülern auf Streife zu begegnen. Es war gut gewesen, dass er selbst kein Polizist geworden war. Sein Leben war gut so, wie es war. Endlich erreichte er die Innenstadt und musste den starken Motor mehr als ein Mal zügeln, bis er in der Rue Mozart angekommen war. Wieder eine Straße mit Künstlername.

      Marc Leblanc, Chef der Travestiegruppe, wohnte in einem einstöckigen Reihenhaus mit kleinem Vorgarten, in dem der Oleander noch blühte. Wieder einmal bewunderte Claude die mediterranen Gewächse, auf die er hier stieß: Palmen, Yucca-Bäume, Kakteen, Olivenbäume. Als er aus dem Wagen stieg, merkte er, dass es in Nîmes mindestens 10 Grad wärmer war als in Anduze. Er trat durch das leicht rostige Tor und klingelte an der schlichten Holztür.

      Ein groß gewachsener Mann mit braunen Haaren und grünen Augen öffnete ihm.

      „Hallo“, sagte er gedehnt und musterte ihn lasziv von Kopf bis Fuß. Claude verkniff sich ein Kopfschütteln. Warum mussten manche schwulen Männer nur immer so tun, als wären sie ständig auf der Suche nach Frischfleisch?

      „Bonjour“, sagte er trocken. „Ich bin Claude und komme von Julien Torange. Bist du Marc?“

      „Von morgens bis abends“, gab der Mann lächelnd zurück.

      „Und nachts?“, platzte es aus Claude heraus, während er der einladenden Geste folgte und eintrat. Verdammt, jetzt hörte es sich so an, als wäre er selbst auf der Suche nach einem Abenteuer.

      „Drei Mal darfst du raten.“ Marcs Grinsen war noch breiter geworden als vorhin.

      „Ich rate nicht gern“, erwiderte Claude und sah sich im sonnendurchfluteten Salon um. An der Wand hing eine Klimaanlage, die in diesem Augenblick mit einem leisen Geräusch ansprang. In der Ecke stand ein Klavier, Notenblätter lagen auf dem schwarz glänzenden Holz. Dunkle Bauernkommoden setzten hier und da Akzente, an der Wand hing das große Poster einer Showtruppe. Ob sie das waren? Die „Carte Rouge“?

      Marc schloss die Salontür und wies auf das Poster, das Claude immer noch betrachtete.

      „Nachts bin ich Bella.“ Sein Zeigefinger blieb bei einer dunkelhaarigen Frau hängen, die ein glitzerndes rotes Abendkleid trug. Nicht schlecht, dachte Claude.

      „Ist Jerôme auch mit auf dem Bild?“

      Wortlos huschte der Finger zu einer dünnen blonden Frau, die ein strenges Lehrerinnenkostüm trug, was ihn ein wenig an Armandine Bichon erinnerte. Jerôme war geschickt geschminkt, sodass Claude niemals die Wasserleiche in dieser Person erkannt hätte.

      „Warum fragst du?“ Marc bot ihm eine Dose Cola an, die Claude dankend annahm. Kühle Tröpfchen perlten an dem Aluminium hinab. Er setzte sich auf das Sofa.

      „Weil Jerôme tot ist.“ Mit einem Zischen entwich die Kohlensäure aus der geöffneten Dose. Claude dachte nicht daran, sich angemessen zurückzunehmen. Sollte Marc sich ruhig ein wenig erschrecken. Und tatsächlich - Marc starrte ihn entsetzt an.

      „Was? Du spinnst doch.“

      „Leider nicht. Er trieb im Gardon, ich habe ihn rausgefischt.“

      Sein Gegenüber ließ sich perplex in einen hellen Ledersessel fallen. „Aber - aber warum sollte er sich das Leben nehmen? Es lief doch alles super für ihn.“

      Claude zuckte nur die Achseln und überließ Marc seiner irrigen Meinung.

      „Wirklich alles? Das klingt ein bisschen übertrieben. Gab es da nichts, was ihn nervte und störte?“

      „Nicht, dass ich wüsste.“ Marc stand auf, um sich an einer Kommode einen Drink einzuschenken, irgendeine honiggelbe Flüssigkeit, die er in einem Schluck vertilgte. Dann schüttelte er den Kopf und wandte sich um. Sein Blick war verwirrt, aus seinem Gesicht sprang ihn die Fassungslosigkeit an.

      „Naja, eine unglückliche Beziehung und so, das kann doch schon mal zu einem Aussetzer führen“, schlug Claude vor.

      „Er hatte keine Beziehung“, sagte Marc dumpf.

      „Vielleicht war das ja das Problem“, erwiderte

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