Mord am Fluss. Laurent Bach

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Mord am Fluss - Laurent Bach Claude Bocquillon Reihe

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haben meine Aussage und daher möchte ich mich jetzt verabschieden.“

      Inspektorin Bichon winkte lässig und starrte aus dem Fenster. „Ja, hauen Sie ab.“

      Hm, irgendwie war sie doch sympathisch, dachte Julien, bevor er die Visitenkarte vom Tisch fischte und das Büro verließ. Draußen stand Bertin an der Schranke und sah ihn ernst an.

      „Wie ist es gelaufen?“

      „Geh und frag sie.“

      Bertins missbilligendes Schnauben noch im Ohr, trat er auf den sonnigen Platz hinaus. Claude sprang von der Bank neben der Kirche auf. Der Wind wirbelte einige bunte Blätter der Platanen auf dem Pflaster umher.

      „Wie ist es gelaufen?“

      Schon wieder diese Frage. „Komm, wir gehen rüber“, gab Julien zurück und bald tänzelten sie durch die Autoschlange, die sie von Lucas Brasserie trennte. Die grüne Markise war ausgefahren und zwei Sonnenschirme gespannt. Julien kam gern hierher, war Lucas mit seinem Schnauzbart und seinem mit Schürze bedecktem Bauch doch der Urtyp des jovialen Kneipiers. Zudem schenkte er ein ausgezeichnetes belgisches Bier aus und war Claude gegenüber mehr ein Freund als ein Arbeitgeber.

      „Salut, ihr zwei Hübschen“, erklang seine sonore Stimme, als sie ins schummrige Innere eintraten.

      „Wie üblich“, rief Julien ihm zu, als er Claude gegenüber an einem Tisch am Fenster Platz nahm.

      „Nun sag schon“, forderte Claude ihn auf, als zwei Bier vor ihnen standen. Doch Julien wies auf den Plan de Brie hinaus. „Siehst du die da? Das ist Armandine aus Nîmes. Reimt sich sogar.“

      Die Inspektorin hielt einen Aktenkoffer in der Hand und stieg vor der Gendarmerie in einen Streifenwagen ein, den sie offenbar bestellt hatte.

      „Uhh, so eine strenge Büromaus im Hosenanzug. Hat sie dir Ärger gemacht?“ Claude grinste.

      „Lach nicht. Sie hat mir den Arsch aufgerissen. Beinahe hätte ich ihr vom Stalking erzählt.“

      Julien wischte sich den Schaum vom Mund. Er fühlte sich erschöpft und ausgelaugt. „Vielleicht erzähle ich es Bertin doch. Ich halte diese Geheimniskrämerei nicht aus.“

      Claude seufzte und legte die Hand auf seine. „Tu, was dir richtig erscheint, mein Lieber. Ich werde auf jeden Fall gleich nach Nîmes fahren und mich dort umsehen. Ich meine, falls du mir die einschlägigen Lokale und Orte nennst, wo ihr euch so herumgetrieben habt.“

      „Danke, Claude. Ich weiß das zu schätzen.“ Er lächelte. Er liebte diesen Mann einfach, diese mal vorwitzigen, mal mitfühlenden Blicke, der schöne Mund, die lockigen Haare. Claude war sein tapferer Ritter, sein impulsiver Freund, sein leidenschaftlicher Geliebter. „Darf ich dich in Naturalien bezahlen? Bin ein bisschen klamm wegen des Umzugs.“

      Claude nickte und sagte trocken: „Die Anzahlung vorhin war schon mal nicht übel.“

      Sie wechselten einen innigen Blick und brachen dann in ein jungenhaftes Kichern aus, das Juliens Sorgen auf einen Schlag zum Verstummen brachte.

      „Ich fahre wieder nach Alès zurück“, sagte Julien, als er das Glas geleert hatte. „Willst du mein Auto haben für Nîmes?“

      „Gern. Und meine Jacke hätte ich gern zurück, die ich dir am Freitag geliehen habe.“

      „Dann komm, wir fahren eben hinüber.“

      Hinüber nach Alès, das hatte sich so eingebürgert. Sie stiegen in Juliens Peugeot 208 GTI ein, den er am Fluss geparkt hatte. Der Wagen war neu und gern hätte Julien seine 250 PS ausgefahren. Doch die wenigen Kilometer gerader Strecke, die ihm zwischen Anduze und Ales zur Verfügung standen, waren für dieses Vorhaben nicht gerade geeignet.

      Bald hatte er den Gardon von Alès überquert und sich bis in die Innenstadt vorgetastet. Am Place Henri Barbusse fand er keinen freien Parkplatz, sodass er den Wagen im Schatten einiger Bäume stehenließ. Er blockierte die parkenden Fahrzeuge, doch das war ihm egal. Das Bankgebäude lag nur wenige Schritte entfernt.

      „Ich will aber mit rauf“, sagte Claude mit einem genervten Blick auf die parkenden Wagen.

      „Warum? Warte hier, ich hole deine Jacke und dann kannst du das Auto haben.“

      Julien stieg aus, während Claude unwillig auf das Display des Radios tippte. Er umrundete den Block und näherte sich der Hintertür, schloss auf und wieder hinter sich zu, stieg zwei Etagen hinauf. Unter dem Dach war die Luft stickig, auch sein Büro hätte einen frischen Luftzug vertragen. Morgen würde er wieder hier sitzen, in diesem luxuriösen Sessel, hinter dem ausladenden Schreibtisch aus Mahagoni. Zwei Monitore, die Telefonanlage, die Drucke an der Wand und das Ledersofa, alles deutete darauf hin, dass er kein einfacher Kassierer war. Julien schmunzelte. Die Arbeit machte ihm Spaß und Monsieur Dumont schien mit seinen Fortschritten bei der Einarbeitung zufrieden zu sein. Bald würde er diese Filiale leiten. Man hatte ihm sogar signalisiert, dass eine Verlegung der Börsenabteilung von Nîmes nach Alès durchaus in Betracht gezogen wurde. Dann hätte er direkten Zugriff auf sein Spezialgebiet. Julien sah sich um, als er Schritte hörte. Die Tür öffnete sich.

      „Ach, und ich hatte mich schon gewundert, warum die Türen hier oben auf sind.“

      „Bonjour, Monsieur Dumont.“

      Sein Chef, hager und distinguiert, lächelte ihm durch die Brille zu. „Ich bin gleich wieder weg, wollte nur noch ein Geschenk holen, das ich hier deponiert habe.“

      „Schönen Tag noch“, rief Julien hinter ihm her. Sein Chef hob winkend die Hand, ging in sein Büro und verließ den Trakt nach einer Weile. Durch das Fenster sah Julien, dass er einen Geschenkkarton unter den Arm geklemmt hatte.

      Claudes Jacke hing an einer kleinen Garderobe an der Wand, gleich neben der Minibar. Er erinnerte sich erneut daran, dass Claude ihn am späten Freitagnachmittag kurz besucht hatte. Da Julien nach der Arbeit noch Blumenerde in einem Baumarkt hatte kaufen wollte, hatte er Claude spontan gefragt, ob er die robuste Jeansjacke haben dürfte, damit er nicht sein gutes Jackett ruinierte. Doch dann war er doch am Schreibtisch sitzengeblieben, um die Unterlagen endlich komplett durchzusehen.

      Als Julien die Jacke vom Haken nahm, fiel ihm auf dem Stoff ein dunkler Fleck auf, den er am Freitagabend noch nicht entdeckt hatte, weil er die Jacke nicht gebraucht hatte. Ein rostbrauner Streifen prangte an der Seite und zog sich am Saum bis zum Rücken. So rötlichbraun, was konnte das sein? War das etwa – Blut? Wie kam so viel Blut auf diese Jacke? Wenn man sie trug, fiel einem der Fleck so schnell gar nicht auf, der Ärmel verdeckte ihn. Was hatte Claude getan? Auf dem Hof in Ribaute ein Huhn geschlachtet?, fragte er sich lächelnd. Oder - Julien schluckte und setzte sich perplex auf die Schreibtischplatte. Claude hatte kein Alibi für die Tatzeit. Wenn Jerôme nun nicht am frühen Abend, sondern am späten Nachmittag getötet worden wäre? Um 17 Uhr vielleicht –Claude hatte um 17.45 Uhr vor seiner Bürotür gestanden. Julien biss sich auf die Lippe. War das möglich? Hatte Jerôme etwa Kontakt zu Claude aufgenommen und dieser hatte ihn ausgeschaltet? Julien zuliebe? Oder aus Eifersucht? Er erinnerte sich an ihr Gespräch in der Küche. „Und wenn ich es gewesen wäre?“ hatte Claude gefragt. Julien schüttelte den Kopf. Das war alles verrückt. Undenkbar. Er stand auf und betrachtete die Jacke, steckte dann unwillkürlich die Hand in die rechte Jackentasche. Etwas Rundes rollte in seine Finger. Als er den Gegenstand herauszog, hielt er eine silberne Münze in den Fingern, die die Zahl Fünf trug sowie einen Zweig von einer

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