Mord am Fluss. Laurent Bach

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Mord am Fluss - Laurent Bach Claude Bocquillon Reihe

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Ja, in Alès. Wie bitte? Aber … Nein .. Ja. Gut.“

      Claude hatte versucht, mehr von diesem Gespräch zu verstehen, doch er hörte nur eine tiefe Männerstimme. Der herrische, geschäftsmäßige Ton ließ darauf schließen, dass es sich nicht um einen seiner Kumpel handelte. Julien steckte das Handy weg und sah ihn mit großen Augen an.

      „Ein Bulle aus Nîmes. Ich soll um drei Uhr in der Anduzer Gendarmerie erscheinen. Zum Verhör.“

      Claude schloss die Augen und knetete seine Nasenwurzel.

      „Nicht der Mörder hat es auf dich abgesehen, sondern die Polizei. Es wird einen Grund geben, warum du nun wieder verhört wirst“, gab er leise zurück. „Und da fragst du mich, warum ich ermitteln will?“

      Julien biss sich erneut auf die Unterlippe, doch dann gab er sich einen Ruck und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Seine Miene wurde hart und die rassige Nase erhob sich hoch in die Luft. „Na gut. Ich werde das nicht auf mir sitzenlassen. Ich nehme diese scheiß Herausforderung an.“

      Beim Anblick der stolzen Gestalt lief ein erregendes Prickeln durch Claudes Körper. Julien hatte das Kinn trotzig erhoben und als sein entschlossener Blick ihn traf, stammelte er fasziniert: „Bis drei Uhr ist … ist noch massig Zeit.“

      Da lächelte Julien und schlang einen Arm um seinen Nacken. Er zog Claude an sich heran und küsste ihn tief und fest.

      ***

      Warum war er so irritiert? Nur, weil eine Frau hinter Bertins Schreibtisch saß? Armandine Bichon, so hatte sie sich vorgestellt, Kriminalinspektorin aus Nîmes. Julien dachte nach, wann er zuletzt diesen Vornamen gehört hatte. Wahrscheinlich war ihr Vater Professor für französische Geschichte. Vielleicht beunruhigte ihn auch der ungehaltene Blick. Sie trug eine dunkel gerahmte Brille, war etwa in seinem Alter, das Haar hatte sie durch einen strengen Knoten gebändigt.

      Die Abfrage zu den Personalien hatten sie bereits hinter sich und auch sein Alibi war abgeklopft worden. Die Inspektorin hatte die Augenbrauen hochgezogen, als sie betonte, dass die Befragung und damit die Bestätigung von Monsieur Dumont noch ausstünde.

      „Sie sind also ein guter Bekannter von Jerôme Malakov.“ Ihre Stimme klang immer noch genervt, als sei sie verärgert, in die Provinz befohlen worden zu sein.

      „Nur ein Bekannter“, gab er zurück.

      „Sie sind also schwul, oder?“ Sie blätterte mit spitzen Fingern eine Seite der vor ihr liegenden Akte um, als würde sie verseuchtes Papier vor sich haben.

      Juliens Empörung wuchs und platzte aus ihm heraus: „Und Sie sind nicht lesbisch.“

      Erstaunt hob sie ihren Kopf.

      „Wie bitte?“ Sie richtete sich auf.

      „Na, wenn Sie lesbisch wären, hätten Sie diesen Fakt aus den Akten zur Kenntnis genommen und fertig. Sie hätten nicht nachgefragt, sondern höchstens wissen wollen, ob ich offen schwul lebe oder nicht.“

      „Also, das ist doch unerhört.“

      Julien betrachtete befriedigt ihre geblähten Nasenflügel und beugte sich vor. „Nehmen Sie meine soeben geäußerte Erklärung bitte ins Protokoll auf, Ihr Band läuft ja mit. Ich möchte nicht, dass das hier ein Spießrutenlauf für schwule Verdächtige wird, nur weil der Tote schwul war. Sie verstehen sicher, dass ich mich absichern möchte.“

      Sie warf sich an die Stuhllehne und verschlang ihn mit den Augen. „Mein Stichwort. Ich möchte mich absichern, dass ich keinen Aspekt dieses Falles vernachlässige, auch nicht Ihre Homosexualität. Sie verstehen das sicher.“

      Diese Frau hatte Haare auf den Zähnen und einen kaum hörbaren Dialekt. Was machte eine Beamtin aus der Auvergne hier im Languedoc? Normalerweise richtete sich der Ehrgeiz nach Norden, nach Paris. Julien wandte den Blick dem Portrait des Präsidenten Hollande zu, das gerahmt an der Wand hing. Seine Gedanken wanderten automatisch zum Urlaub in Paris zurück. Claude und er am Sacre Coeur, nein, das waren keine guten Erinnerungen, denn dieser Trip hatte im Streit geendet. Plötzlich zuckte er zusammen, denn Armandine Bichon hatte mit der flachen Hand auf den Schreibtisch geschlagen.

      „Monsieur Torange, konzentrieren Sie sich. Können Sie sich erklären, warum der Wagen des Ermordeten in Ihrer Straße geparkt war?“

      Ein Schauder lief über Juliens Rücken. Der Wagen hatte tatsächlich in der Nähe seiner Wohnung gestanden, merde! Er fasste sich und verdrehte die Augen. Diese sture Auvergnatin konnte ihn mal …. „Nein. Sie können auch gern Ihre Kollegen in Alès auf die Suche schicken. Keiner meiner Nachbarn wird etwas gemerkt haben, weil Jerôme einfach nicht bei mir war. Er – war – nicht – da!“ Seine Hand klatschte auf die Tischplatte. Was diese Frau konnte, konnte er auch. „Beweisen Sie, dass ich Besuch hatte. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.“

      „Unsere Ermittlungen in Nîmes laufen schon.“ Die Stimme der Inspektorin hatte einen gehässigen Unterton angenommen.

      „Schön für Sie.“ Er kreuzte die Arme vor der Brust. „Wenn Sie mich jetzt nicht verhaften, würde ich gerne gehen.“ Was sollten die Beamten in Nîmes schon herausfinden? Er wohnte seit Wochen nicht mehr dort und hatte auch keinen seiner dortigen Kumpel besucht. Er vermisste seine Freunde ein wenig. Ob Claude es ihm übelnahm, wenn er doch hin und wieder mal in sein altes Viertel fuhr?

      „Sie können gehen. Verlassen Sie den Umkreis von Alès und Anduze bitte nicht, ohne uns vorher Bescheid zu geben.“

      Sie kramte in ihrer Lederhandtasche und schleuderte eine Visitenkarte quer über den Tisch. Dann stellte sie das Aufnahmegerät aus und klappte die Akte zu.

      „Was ist Ihnen eigentlich über die Leber gelaufen?“, fragte Julien unumwunden. Sein Blick hielt dem ihren stand.

      „Mir läuft ein widerspenstiger Zeuge über die Leber, der zu keinerlei Zusammenarbeit fähig ist. Sie haben Leutnant Bertin nichts über den Toten erzählt, keinen einzigen Hinweis, der uns Aufschluss darüber geben könnte, warum Malakov hier war. Das ist ja so leicht. Einfach den Mund halten und gut.“ Sie wedelte wegwerfend mit der Hand. „Die dummen Bullen kriegen sowieso keine intimen Details heraus, nicht wahr?“ Sie beugte sich wieder vor. „Sie haben nicht einmal den Hauch eines Zugeständnisses gemacht, nicht mal angedeutet, dass Malakov Sie einfach auf gut Glück hätte besuchen können. Vielleicht war Malakov gerade in der Stadt und wollte guten Tag sagen. Nicht einmal diese Möglichkeit lassen Sie gelten. Nein, Sie blocken, Sie schweigen, Sie verschweigen.“

      „Er hätte mich nicht einfach so besucht.“

      Verdammt, das waren die falschen Worte gewesen. Die Inspektorin sprang sofort darauf an.

      „So, warum denn nicht?“ Ihre Augen funkelten triumphierend. „Ist etwas zwischen Ihnen vorgefallen, das Sie zu dieser Annahme bringt? Verzeihen Sie, ich bin nicht homosexuell und muss daher nachfragen, wie schwule Beziehungen so aussehen.“

      Warum konnte er nicht den Mund halten? Was sollte er darauf antworten? Er versuchte, sein hektisches Atmen zu kontrollieren. „Weil wir uns eben nicht so nahe standen. Wir hatten einen Fick, lange her. Und das war’s. Da war nichts mit Small talk oder gar Kumpelgespräche.“

      Wenn man seine Freunde befragte, würde Jerômes Stalking vielleicht ans Tageslicht kommen. Julien bereute es, zwei seiner Bekannten von den zudringlichen Telefonaten, SMS und Besuchen erzählt zu haben. Doch ob man genau diese

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