Schwestern. Elisa Scheer

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Schwestern - Elisa Scheer

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Küche und sortierte sie in die Spülmaschine. Lieber Gott, war sie sauer! Sie angelte die Flasche hinter dem Putzeimer unter der Spüle hervor und schenkte sich ein Glas ein. Nur eins, das hatte sie festgelegt: nur eins auf einmal!

      „Gibt´s keinen Nachtisch?“, rief Joschi vom Esstisch.

      „Nein!“, blaffte sie zurück.

      „Mama ist wieder mal stinkig“, stellte Valli fest. „Ist doch nichts Neues. Ich geh in mein Zimmer. Muss Mathe machen und Spanisch. Hoffentlich gibt´s abends was Gescheites…“

      Daniela hatte schon die Hand nach der Flasche ausgestreckt, zuckte aber im letzten Moment wieder zurück. Warum waren ihre Kinder in letzter Zeit so überkritisch und so unfreundlich geworden? Steckte vielleicht die blöde Katrin mit ihrer Schulmeisterei dahinter? Oder hatte Georg sie aufgehetzt? Dem passte ja auch dieses und jenes nicht – und was ihr alles an ihm nicht passte, das wollte er natürlich nicht hören! Ach, wahrscheinlich waren nach fast zwanzig Jahren die meisten Ehen so – und Georg war ja gar nicht so viel zu Hause. In drei, vier Jahren hatten Valli und Joschi hoffentlich ihr Abitur - und dann sollten sie schön woanders studieren, das konnte dann Georg finanzieren! Sie jedenfalls wollte dann alleine hier sitzen und es gemütlich haben! Darauf noch ein – nein! Es war jetzt zwei Uhr, das nächste Gläschen würde es um vier geben, das wäre dann das dritte heute… Drei, das war doch noch nicht bedenklich? Man musste ja schließlich funktionieren – Haushalt, Kinder, Job…

      Na, vielleicht heute Abend noch eins, um den Feierabend zu würdigen? Aber dann lieber ein schönes Glas Wein statt dieses Wodkas… und Georg konnte ganz ruhig sein – was der an Bier konsumierte!

      Immerhin waren die Kinder jetzt verschwunden; sie räumte den Tisch ab und startete dann die Spülmaschine, bevor sie damit begann, Wäsche zu sortieren und die Maschine vorzubereiten.

      Georgs Hemden musste sie auch noch bügeln, er war da sehr pingelig… ach ja, und im Flur standen mehrere Mülltüten, die sie noch auf die verschiedenen Tonnen verteilen sollte.

      Was sollte es denn heute Abend geben? Wieso konnte Georg an einem gewöhnlichen Dienstag überhaupt da sein? Sonst kam er doch erst am Freitagabend und verschwand ab Sonntagmittag wieder. Fisch aß Georg schon mal nicht, da war noch was im Tiefkühler…Schnitzel? Schnitzel hatte er gern. Und Ofenpommes, die machten weniger Dreck. Wie man Frittierfett korrekt entsorgte, wusste sie nämlich immer noch nicht, nur, dass man es keinesfalls in den Ausguss oder ins Klo schütten durfte.

      Valli würde zetern, das seien wieder mal die reinsten Kalorienbomben… sollte sie noch einen Salat dazu machen? Gurke und Chicorée? Mit Joghurtdressing und Kräutern? Den aß Valli dann wahrscheinlich ganz alleine auf, nachdem sie allen anderen die Schnitzel vermiest hatte…

       

      Mittagspause – wohin heute? Tanja hatte über diese Frage schon sorgfältig nachgedacht. Die anderen gingen ja meist in diese Salatbar, aber das war doch wirklich unbefriedigender Fraß… Tanja überlegte – gab es an der Ecke zum Heisenbergweg nicht diesen neuen Food Truck? Hatte es gestern dort nicht sehr vielversprechend nach Frittiertem geduftet? Frühlingsrollen oder Wan-Tans, mit dieser leckeren Sweet-Chili-Sauce? Der Gedanke heiterte sie sichtlich auf und sie stemmte sich von ihrem Stuhl hoch, schob die restlichen Paketpappen beiseite und machte sich auf den Weg.

      Am besten aß sie ihr Mittagessen hier unten in der Packerei, da sah sie keiner und niemand regte sich über ihr Essen auf. Sätze wie Bist du nicht eigentlich schon dick genug? oder Fühlst du dich wirklich wohl so? brauchte sie heute wirklich nicht schon wieder.

      Der Truck war sehr gut, stellte sie fest. Frühlingsrollen (die kleinen und die großen!), Wan-Tans, Samosas… am besten nahm sie nachher gleich noch was fürs Abendessen mit. Ach, und Burritos gab es auch? Das war doch nicht asiatisch? Egal, Hauptsache lecker!

      Sie bestellte zwei große Frühlingsrollen und zweimal Wan-Tans und beschloss, doch nicht in der Packerei zu essen – der herrliche Duft würde sie bloß verraten und die Verpackung konnte Fettflecken hinterlassen: Was hast du hier schon wieder für einen Mist gefuttert? Iss doch mal was Gesundes!

      Das ging Alice, Max und Tobi wirklich einen Scheiß an! Sie nahm noch ein Cola mit, das richtige natürlich, und steuerte den Heisenberggarten an, ein etwas dürftig bewachsenes Areal mit einer Magerwiese und drei Bänken aus Drahtgeflecht. Und einem großen Papierkorb!

      Eine Bank war noch frei; Tanja setzte ihre Sonnenbrille auf – natürlich wollte sie hier nur das gute Wetter genießen! – und angelte sich unauffällig die erste Frühlingsrolle aus dem Papiergewurstel neben ihrer Handtasche. Sehr lecker, wirklich – und mit Rindfleisch gefüllt, das hatte sie am liebsten. Auch wenn Katrin ihr schon mehrfach vorgerechnet hatte, wieviel Wasser und wieviel Regenwald Rinderzucht verschlang. Sollte sie Bambussprossen futtern? War sie vielleicht ein Panda?

      Gut, dass sie noch eine Rolle hatte, das verlängerte den Genuss…

      Sie verspeiste beide Frühlingsrollen und alle zwölf Wan-Tans, die sie sehr ausführlich in die Sauce tunkte. Herrlich knusprig… und dazwischen immer mal einen Schluck Cola!

      Satt und zufrieden warf sie die fettige Verpackung in den Papierkorb, ohne dass jemand sich über fehlerhafte Mülltrennung entrüstete, und machte sich auf den Rückweg.

      Das war ja doch ganz schön viel gewesen, musste sie zugeben. Bestimmt hatte sie davon zugenommen!

      Ach, sie hätte das nicht essen sollen! Wenigstens nicht so viel! Beim nächsten Mal würde sie auch Salat essen. Nein, lieber nur eine Frühlingsrolle und nur eine Portion Wan-Tan. Das hätte doch auch gereicht?

      Sie versuchte, sich an das Glücksgefühl zu erinnern, das die Frühlingsrolle und der Gedanke, dass sie noch so ein tolles Ding in der Tüte hatte, ausgelöst hatten, aber es wollte ihr nicht gelingen. Warum machte Essen nur glücklich, solange man aß – und danach ärgerte man sich bloß? Sie rülpste diskret.

      Waren andere Leute eigentlich auch glücklich, solange sie aßen? Oder aßen sie nur, weil man sich eben irgendwie ernähren musste, und ganz andere Dinge machten sie glücklich? Aber was?

      Vielleicht waren manche ja erfolgreich im Beruf und freuten sich darüber. Oder hatten einen tollen Mann. Oder Frau, eben. Oder kamen abends gerne nach Hause, weil sie eine richtig schöne Wohnung hatten… Ob die dann weniger aßen?

      Sie jedenfalls hatte einen eher langweiligen Job, ein Einzimmerappartement an der lauten Kirchfeldener Landstraße und keinen Freund, dabei war sie auch schon über dreißig! Daniela hatte doch wenigstens Mann und Kinder – und die besserwisserische Katrin einen guten Job.

      Unfair war das.

      Mit einem Ächzen setzte sie sich zurück an ihren Platz und griff nach dem nächsten gefalteten Paket, entfaltete es und steckte die Seiten zusammen, bevor sie nach der blauen Plastikwanne angelte, die Medikamente samt Rechnung mit etwas Styropor im Päckchen verstaute, es zuklebte und den Adressaufkleber aus der Wanne nahm, um ihn aufzukleben.

      Max streckte schon auffordernd die Hand nach dem Päckchen aus.

      Tanja angelte nach der nächsten Wanne, griff einen Paketsatz in der richtigen Größe und machte weiter.

      Fünf Pakete später fragte Alice, die links von ihr die Rechnungen und Adressaufkleber ausdruckte und in einem Affentempo die Wannen passend befüllte, ob sie nicht bitte etwas zügiger arbeiten könne. „Ich habe hier vor lauter Wannen bald keinen Platz mehr!“

      „Und

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