Schwestern. Elisa Scheer

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Schwestern - Elisa Scheer

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gelernt? Aber das war eigentlich Tanjas eigene Angelegenheit, da musste sie sich nicht einmischen.

       

      Katrin sah auf die Uhr: Viertel vor sechs, das war einigermaßen früh. Kurz nach Hause und dann zu diesem unsäglichen Essen. Wahrscheinlich war es wieder so ein Fraß aus Fett und Kohlenhydraten… wenn es wenigstens schmecken würde! Gute Kekse waren ja auch nichts anderes, aber die waren die Sünde im Allgemeinen auch wert, Muttis Fraß aber nicht. Und nachdem, was Valli ihr mal erzählt hatte, kochte Dani auch nicht viel besser, sie musste es wirklich bei Mutti gelernt haben.

      Vielleicht war Vati deshalb so früh abgehauen? Nein, er hatte eine Neue, das wussten sie ja schließlich, weil Mutti es ihren Kindern einmal erzählt hatte, obwohl sie normalerweise eher ausweichend auf direkte Fragen reagierte.

      Dass die Neue kochen konnte, war aber immerhin denkbar… netter Gedanke, damit könnte man Mutti sehr schön ärgern. Ach, wozu? Mutti war doch eigentlich arm dran.

      Sie würde hingehen, sich das allgemeine Gejammer anhören, keine guten Ratschläge verteilen, auch wenn ihr das verflixt schwerfallen würde, und freundlich Konversation über irrelevante Themen machen. Wahrscheinlich hatte Tanja wieder irgendwelchen Stuss im Fernsehen gesehen und musste sich dazu unbedingt äußern. Meinetwegen, dachte Katrin, während sie sich im Spiegel betrachtete und überlegte, ob sie sich umziehen musste.

      Nein, fand sie schließlich. Ganz dunkelblaue Jeans, ein dunkelblauer Sweatblazer und darunter ein T-Shirt in blassem Gelb. Da konnten sie nicht meckern.

      Eigentlich war es doch egal, ob die meckerten, weder Mutti noch Dani und schon gar nicht Tanja waren irgendwie maßgeblich, die sahen alle selbst scheußlich aus und kleideten sich auch so. Wäre ja egal, wenn sie nett wären, sinnierte sie weiter, aber das waren sie eben auch nicht. Superkritisch bei anderen, und bei sich selbst?

      Sie musste grinsen. War sie selbst nicht auch so? Das mussten die Familiengene sein!

      Aber sie sah ja auch nicht scheußlich aus und sie jammerte nicht über ihr schlimmes Schicksal, warum auch, wenn es ihr doch prima ging? Dass sie auch nicht besser war als die anderen, konnte sie so nicht akzeptieren!

      Tanja war schon da, als sie bei Mutti im Vogelbeerenweg ankam. Sie begrüßte sie höflich und wich nicht einmal Muttis Umarmung aus, obwohl sie dabei kurz überlegte, ob ihre Mutter sich zu vernachlässigen begann. Sie roch jedenfalls ein bisschen streng… und Tanja hatte doch schon wieder zugelegt? Sie schien kaum noch in den Sessel zu passen, den sie sich ausgesucht hatte. Dani tauchte unmittelbar nach Katrin auf.

      Katrin lehnte etwas zu trinken ab und lobte etwas verkrampft den Blumenstrauß auf dem Couchtisch. Mutti lächelte. „Nicht wahr? Und sie sehen doch wirklich echt aus, findest du nicht?“

      Huch, Plastik? Oder Stoff?

      „Stimmt. Ich hätte sie tatsächlich für echte Blumen gehalten. Da hast du dann länger was davon, gell?“

      Warum schaute Mutti jetzt schon wieder so verkniffen? Sie hatte sich doch gar nicht kritisch geäußert?

      „Du kannst dir natürlich täglich frische Blumen leisten!“, sagte Dani in leicht anklagendem Ton, wohl um Mutti beizustehen, die immer noch schmollte.

      „Also so hatte ich es nicht gemeint. Ich mag übrigens keine frischen Blumen. Die sollen da stehen, wo sie wachsen, warum bei mir in einer Vase vergammeln, die armen Dinger?“

      „Ich würde mich schon freuen, wenn Georg mir mal wieder Blumen mitbringen würde.“

      Katrin grinste. „So wie du das formuliert hast, rechnest du aber nicht damit?“

      „Dein Jochen schenkt dir wohl dauernd was?“

      „Nein, das tut er nicht, er kennt mich ja. Keine Blumen, keinen Schnickschnack.“ Sie versuchte, sich nicht in dem völlig überladenen Wohnzimmer beziehungsreich umzusehen, aber das war mal wieder vergebliche Liebesmüh – die legten ihr doch alles als Kritik, Angeberei oder wenigstens unerbetene Ratschläge aus!

      Tanja hatte bis jetzt noch gar nichts gesagt, sich nur aus der Colaflasche stetig nachgeschenkt. Und das war Zuckerpampe, diese doofe Kuh! Ach, was ging es sie an!

      Mutti erhob sich nicht ohne Mühe und ging etwas ungleich in Richtung Esszimmer. Katrin hatte sie schon mehrfach gefragt, wie es denn mit einer Knieoperation aussah – das zahlte doch die Versicherung! Aber Mutti hatte stets mit Leidensmiene abgewehrt. Nun, wenn sie lieber Schmerzen leiden wollte…

      „Kommt essen, Kinder!“

      Dani erhob sich als erste. „Was gibt´s denn heute?“

      Katrin, die ihr gefolgt war, schnupperte. „Ich rieche Kapern. Königsberger Klopse mit Reis, würde ich vermuten.“

      „Wartet doch auf mich!“, Tanja trippelte unbeholfen hinter ihnen her. Das Esszimmer sah auf den ersten Blick aus wie immer, dunkle Möbel aus den frühen Achtzigern (Vatis Geschmack?) und diese unsäglichen Samtportieren, die Wohn- und Esszimmer voneinander trennten. Aber was war in den Kisten auf der Vitrine, auf dem Geschirrschrank und unter dem Buffet? Katrin wagte es zu fragen und hoffte, dass sie nur interessiert klang und nicht etwa kritisch.

      Mutti klapperte in der Küche herum und ignorierte die Frage, statt dessen rief sie: „Setzt euch schon mal und schenkt euch etwas zu trinken ein.“

      „Sollen wir dir nicht helfen?“, fragte Katrin.

      „Danke, ich mache das lieber selbst.“

      Als ob sie noch Teenies wären und zu allem zu dämlich! Aber bitte…

      Auf dem Tisch standen Wein, Orangensaft und Wasser; Katrin schenkte sich schnell ein halbes Glas Wasser ein, Dani wählte Wein, Tanja Orangensaft. Noch mehr Zucker?

      Wenn Mutti schon so tat, als seien sie alle noch Kinder, warum stellte sie dann nichts Gesünderes hin? Wenigstens eine Saftschorle statt dieser Zuckerbombe? Und sie könnte Dani vorschlagen, sich eine Weinschorle zu mischen…

      Mutti kam, eine Schüssel Reis in den Händen. „Tut euch schon mal auf!“ Damit ging sie wieder und holte die nächste Schüssel, tatsächlich Königsberger Klopse.

      Jetzt setzte sie sich wenigstens auch und goss sich Orangensaft ein, dann musterte sie Katrins Glas. „Keinen Saft? Das ist ein guter! Mit extra Vitamin C!“

      „Danke. Das ist lieb von dir, aber ich esse viel Obst, also bin ich mit Vitaminen gut versorgt. Orangensaft enthält mir zu viel Zucker.“

      War natürlich wieder falsch.

      „Du musst doch immer was zu meckern haben“, stellte Dani fest und strahlte Mutti an. Ach, machte sie jetzt einen auf Ich bin die gute Tochter? Na, wenn´s ihr Spaß machte…

      „Ich meckere nicht, wenn ich mich nur über mich äußere. Was ich tue, müsst ihr doch nicht nachmachen!“

      „Das sagst du jetzt bloß so“, murmelte Tanja.

      „Himmel! Was bitte könnte ich denn sagen, sodass ihr nicht einschnappt?“

      Darauf gab es natürlich keine Antwort. Mutti

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