Schwestern. Elisa Scheer

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Schwestern - Elisa Scheer

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vor, sie war aber auch gut organisiert, fand sie selbst.

      Sie aß vorsichtig ihren Teller leer, obwohl der Reis klumpig war und manche der Klopse innen etwas kalt waren – Mutti hatte also wieder ein Tiefkühlgericht aufgetaut, aber offenbar nicht lange genug. Na, was hatte sie denn auch anderes erwartet? Mutti kochte immer aus Tiefkühlschachteln. Sie selbst besorgte ja auch öfter Zeug aus der Kühltruhe, aber doch nur Obst und Gemüse, weil das länger hielt, nicht Zeug mit fertigen Soßen voller billigem Fett und diversen Zusatzstoffen! Dani machte es offensichtlich genauso wie Mutti, jedenfalls hatte sie Valli und Joschi schon öfter meckern gehört. Andererseits waren die doch wohl alt genug, sich selbst einen Salat zu machen oder sonst etwas Vernünftiges? Sie stocherte in den Resten herum – waren die Klopse innen eigentlich durch? Wurden die vor dem Einfrieren überhaupt vorgekocht oder holte sie sich hier womöglich eine Lebensmittelvergiftung?

      Wahrscheinlich schon vorgekocht, überlegte sie, die mussten in der Fabrik ja auch irgendwie - aus billigsten Zutaten – die Sauce fabrizieren. Ohne Kochen war das kaum möglich…

      Auch Dani aß etwas vorsichtig, sah sie aus dem Augenwinkel, den Kopf geradeaus auf ihren eigenen Teller gerichtet, damit nicht wieder eine blaffte Was schaust du schon wieder so? Allmählich bekam man hier wirklich Verfolgungswahn!

      Auf keinen Fall aber Tanja anschauen, die schaffte es womöglich, loszuzetern und gleichzeitig weiterzuessen.

      Der mollige Arm, den sie schon wieder nach der Schüssel mit dem klumpigen Reis ausstreckte, war aber auch ohne Kopfbewegung festzustellen.

      „Tanja, frisst du das alles alleine auf?“, platzte Dani in diesem Moment heraus. Katrin unterdrückte etwas zu spät ein Prusten, tarnte es mit einem Husten und behauptete dann, ihr sei eine Kaper in die falsche Kehle geraten. Mutti sah leidend drein, als habe man ihr die Schuld zugewiesen, und wandte sich dann an Dani: „ Lass sie doch, ihr schmeckt es eben!“

      „Sieht man ihr auch an“, murmelte Dani und rührte in ihren Resten herum, bevor sie den Teller wegschob. „Ich kann nicht mehr.“

      Katrin war mittlerweile mit ihrer kleineren Portion fertig und legte ihr Besteck auch ordentlich ab, fromm schweigend, während Dani ihren Gedankengang weiterspann: „Tanja, mittlerweile bist du wirklich ganz schön – äh – dick. Bist du damit wirklich zufrieden?“

      Tanja hielt inne, die Gabel mit Reis und einem ganzen Klops halb erhoben, während ihr die Tränen in die Augen traten; dann schob sie sich die Gabel hastig in den Mund.

      „Jetzt lass deine Schwester in Ruhe, du machst sie nur traurig!“

      Katrin wollte ablenken, bevor sich diese beiden in die Haare kriegten und dann so ausführlich beleidigt waren, dass man es nicht aushalten konnte. Ihr Blick fiel auf die Kartons auf den Schränken und unter der Anrichte und sie fragte nun doch noch einmal: „Mutti, was ist eigentlich in den Kartons?“

      Mutti war sofort abgelenkt und Dani zog ein Gesicht, aber man merkte, dass sie die Frage auch interessierte.

      Tanja nicht, die aß weiter. Jetzt hatte sie tatsächlich die Reste aus der Klopse-mit-Sauce-Schüssel auf ihren Teller geleert und noch Reis darauf gehäuft!

      „Ach, es sammelt sich eben immer so viel an, das kennt ihr doch auch?“

      Dani stimmte eifrig zu, Katrin nickte heuchlerisch. „Du meinst, Geschirr und solche Sachen?“

      „Genau, auch Tischwäsche und so etwas… wollt ihr davon nicht etwas haben?“

      Hm. Dani war sofort positiv gestimmt, Tanja futterte – und Katrin selbst besaß zweimal vier Sets und keine Tischdecke, nicht einmal für den Notfall. Welcher Notfall sollte das überhaupt sein? Sie stimmte zu, als Mutti nach den Kisten angelte, und half ihr, alles unfallfrei auf den Boden zu stellen.

      Tanja verschlang die Reste und saß dann untätig da, während Katrin und Dani wenigstens den Tisch abräumten.

      „Aber tut es nicht in die Spülmaschine, das mach ich lieber selbst – das muss man richtig machen!“

      „Mutti, wir haben beide selbst eine Spülmaschine, wir können das. Aber wie du willst!“

      Sie stapelten alles sauber auf, wischten aus langjähriger Gewohnheit auch den Tisch feucht ab und hievten dann die erste Kiste auf die Tischplatte.

      Mutti hob den Deckel. Tatsächlich: Tischdecken! Riesige Decken, die sich nur für Hochzeitstafeln eigneten, dazu ein gewaltiger Stapel Damastservietten, leider zum Teil recht zerschlissen.

      „Schön, nicht?“ Mutti sah gerührt auf die Stoffwolken.

      „Hast du die geerbt?“

      Das trug Dani einen freundlichen Blick ein. „Von Vatis Großmutter Dorothea. Hier, in der Decke steht DH, Dorothea Heinrich. Die waren sehr reich… Katrin, wäre das nichts für dich?“

      Katrin schüttelte bedauernd den Kopf. „Mein Tisch ist dafür viel zu klein. Und ganz ehrlich, ich lade nie mehrere Leute ein. Wir alle gehen in dem Fall lieber essen. Indisch, ins Tadsch Mahal – oder Chinesisch, in den Kaiserpalast.“

      „Chinesisch mag ich auch“, ließ sich Tanja vernehmen. „Kennst du Wan-Tans?“

      „Klar. Lecker, aber fettig. Dieses ganze frittierte Mistzeugs, das sollte man wohl lieber ganz selten… Kennst du Huhn extrascharf mit acht Gemüsen? Das ist im Kaiserpalast fantastisch.“

      Tanja brummte etwas und fixierte Mutti. Sie wollte doch nicht etwa noch einen Nachtisch?

      Mutti ignorierte sie aber und öffnete die nächste Kiste, die dieses Mal Dani unter der Anrichte hervorgeangelt hatte. Du lieber Himmel, weitere Tischdecken!

      Bestickte Decken.

      Mit passenden Servietten.

      Wohlstandsmüll aus den Sechzigern.

      Dani sah die Stapel begeistert durch und suchte sich vier Decken mit den dazugehörenden Servietten aus.

      „Kannst du die wirklich gebrauchen?“, fragte sie leise und ungläubig.

      „Wieso, die sind doch schön?“

      „Und deshalb adoptierst du sie?“

      „Katrin, möchtest du denn nichts? Schau mal, hier eine Weihnachtsdecke, die hat meine Großtante Heidi noch selbst gestickt!“

      „Großtante Heidi? War das die mit dem Verfolgungswahn?“, rutschte es Katrin heraus.

      „Äh – ja, aber das war erst viel später. Du hast doch bestimmt nur eine Weihnachtsdecke, oder? Und stell dir mal vor, wenn du auf die Wachs kleckerst oder Glühwein, dann brauchst du doch eine zum Wechseln?“

      Katrin starrte ihre Mutter an. „Mutti, das klingt wie aus einer anderen Welt! Ich dekoriere Weihnachten nichts. Ich habe überhaupt keine Weihnachtsdecke, trinke keinen Glühwein und zünde keine Kerzen an. Zugegeben, die Decke ist hübsch, aber bei mir würde sie nur in einem Regalfach einstauben, das arme Ding. Wie wäre es denn mit einem Flohmarkt? Da könnte man noch etwas verdienen und dann vielleicht die Hälfte spenden und für den Rest Weihnachtsdeko kaufen. Ich

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