Schwestern. Elisa Scheer

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Schwestern - Elisa Scheer

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wünschte Valli rasch eine gute Nacht und verzog sich ins Schlafzimmer, um in aller Ruhe zu überlegen, warum sie sich heute mit Katrin direkt einigermaßen verstanden hatte.

      Wahrscheinlich lag es bloß daran, dass Mutti und vor allem Tanja noch viel mehr genervt hatten. Mutti mit ihren Dutzenden von Tischdecken! Flohmarkt war wirklich eine gute Idee – und hier hatte sich auch ganz nett etwas angesammelt, vielleicht sollte sie den Kram morgen Abend nach der Arbeit mal durchsehen…

       

      Tanja saß auf der Kante ihres Bettsofas und tat sich leid. Mutti war die einzige, die sie verstand! Das Eis war wirklich lecker gewesen – und welches Glück, dass Katrin so albern mäkelig war, Sahne war doch das Beste? So hatte sie doch glatt zwei Portionen abgekriegt. War sie satt? Oder brauchte sie noch einen kleinen Snack?

      Doch, ja. Aber nur einen kleinen, natürlich! In dem Regal neben dem Bettsofa bewahrte sie einen beruhigenden Vorrat an solchen Snacks auf. Sie klappte die Schachtel auf und musterte das Angebot. Diesen Schokoriegel mit Marzipan und Mandeln? Oder eine kleine Tüte Chips? Die englischen mit Brathähnchengeschmack? Die waren so schwer zu kriegen… aber in der Peutingergasse war doch dieser Laden, Old England… da konnte sie morgen nach der Arbeit einmal hinfahren. Dann jetzt lieber den Schokoriegel und morgen, wenn sie ihren Vorrat wieder aufgefüllt hatte, das Chipstütchen. Diese Tütchen waren allerdings schon sehr klein – mal sehen, ob es die nicht auch in größer gab! Die würde sie dann eben in der Küche aufbewahren…

      Eigentlich blöd, dass sie hier alleine in diesem Zwergenappartement wohnte, wo Mutti doch das ganze Reihenhaus hatte und da genauso alleine herumsaß… aber so leben wie Mutti es wollte? Auch nicht so toll…

      Dani hatte diesen Bungalow, das waren doch bestimmt vier oder fünf Zimmer… sowas hätte sie auch gerne! Wieso hatte Dani damals das Haus von Tante Gertraut geerbt? Bloß weil sie ihr Patenkind war und schwanger, bevor sie zwanzig war? Und weil Tante Gertraut auf Vati sauer war, der sie alle verlassen hatte… aber dann hätte sie ihr ja auch was schenken können!

      Katrin, die alte Besserwisserin, brauchte nichts. Die war ja angeblich so supererfolgreich, die konnte sich ein Schloss leisten!

      Tanja kaute genüsslich auf dem Schokoriegel herum, musste aber feststellen, dass der Gedanke an ihre Schwestern den Genuss ziemlich schmälerte. Katrin hätte ihr ja ruhig mal anbieten können, bei ihr zu wohnen! Zwei oder drei Zimmer und ein richtig schönes Bad würden ihr ja schon genügen und Katrin hatte doch bestimmt das eine oder andere Gästeappartement, auch wenn sie immer einen auf bedürfnislos machte. Diese alberne Art, mit der sie Muttis Tischdecken abgelehnt hatte!

      Katrin wohnte in Zolling, da gab es ja sogar ein richtiges Schloss. Eigentlich sollte sie sich das mal anschauen, aber wie sollte sie da bloß hinkommen? Fuhr da ein passender Bus? Eine Löffelkarte hatte sie ja – die war eigentlich nicht teuer. Dreißig Euro für den ganzen Monat und den gesamten Leisenberger Öffentlichen Verkehrsverbund, das ging. Ein vernünftiges Auto wäre ihr natürlich lieber, aber sie verdiente netto gerade mal 1400 Euro und die Zwergenwohnung kostete mit Nebenkosten schon 650. Essen, Kosmetika, Kleidung fraßen den Rest auf.

      Gemeinsam auf den Flohmarkt…das klang eigentlich toll, aber hatte sie überhaupt etwas, was sie verkaufen konnte? Klamotten, die ihr nicht mehr passten? Unsinn, die gingen eines Tages bestimmt wieder!

      Sie aß den letzten Bissen – oh, ganz viele Mandeln! –und legte die zerknüllte Verpackung auf das Regal. Jetzt aber schlafen, sonst machte sie morgen bloß Fehler beim Verpacken!

      III

      Katrin zwang sich, nicht an Mutter und Schwestern zu denken, während sie den Businessplan eines neuen Unternehmens durchlas. Hm, ökologisch einwandfreie Verpackungen waren ja schon nicht schlecht, aber wozu überhaupt Verpackungen? Konnte man da nicht noch grundlegender sparen? Angeblich abbaubarer Kunststoff war nicht das Optimum, eher eine Form von Greenwashing! Sie machte sich Notizen, was ihre Bedenken betraf, und studierte dann, welche Abnehmer das Start-up ins Auge gefasst hatte. Naja! Mindestens die Hälfte wäre wohl nicht gar so hingerissen… Der Businessplan hatte nicht Hand noch Fuß, fand sie.

      Trotzdem stellte sie ein überschlägiges Budget auf. Dieser Jan Kayser würde ganz schöne Summen brauchen – und wenn man seine Einkünfte realistisch einschätzte, würde es deutlich länger als veranschlagt dauern, eine Finanzierung in der Höhe, die er haben wollte, zurückzuzahlen. Sie stellte alles zusammen, was sie berechnet hatte, und brachte es Daniel, der es durchlas und brummte. „Das hab ich mir fast schon gedacht – schwache Idee, zu großer Optimismus. Ich werde mit ihm reden. Das hier“ – er schwenkte die dünne Mappe – „wird mir dabei eine große Hilfe sein. Danke, Katrin! Aber jetzt ist es fast halb zwei – mach erst mal Mittagspause. Danach hab ich sicher etwas Spannendes für dich!“

      Nun gut, machte sie eben Mittagspause. Vielleicht sollte sie heute mal den Asia Food-Truck zwei Ecken weiter ausprobieren? Sechs kleine Frühlingsrollen mit Gemüsefüllung? Wo war ihre Tupperdose?

      Der Asia-Truck war regelrecht umlagert, aber sie hatte ja eine Dreiviertelstunde Pause.

      Lieber Gott, der Pummel in der Schlange, das war doch wohl nicht Tanja? Die sollte ja eigentlich kein Fastfood… okay, wer im Glashaus sitzt? Sagte sie eben nichts. Was Tanja genau kaufte, konnte sie auf die Entfernung nicht erkennen, aber auf jeden Fall hatte man ihr einiges in eine dünne Tüte gepackt und offensichtlich noch Pommes dazu.

      Tanja zahlte, drehte sich um und erkannte ihre Schwester. Katrin quittierte den giftigen Blick mit einem freundlichen Lächeln und sagte nur: „Hallo, Tanja!“

      „Spionierst du mir nach?“

      „Warum sollte ich? Ich hab Mittagspause und Hunger. Der Truck soll doch gut sein?“

      „Haha.“

      Der Verkäufer im Truck warf Tanja einen scharfen Blick zu und fertigte die nächste Kundin ab. Tanja blieb stehen und starrte ihre Schwester an, bis Katrin drankam, sechs Mini-Frühlingsrollen mit süßer Chilisauce bestellte und ihre Plastikdose über den Tresen reichte.

      Keine Hygiene-Debatten, glücklicherweise.

      Schließlich wandte sie sich Tanja zu. „Wird dein Zeug nicht langsam kalt – oder matschig?“

      „Was willst du wirklich hier?“

      Katrin hob die Dose. „Ein halbes Dutzend Mini-Frühlingsrollen. Mittagessen, du verstehst?“

      „Du willst mich bloß bespitzeln!“

      „Quatsch. So interessant bist du gar nicht. Ich schlage vor, du gehst dahin, wohin auch immer du zum Essen hingehst, und isst dein Mittagessen, bevor es endgültig kalt und scheußlich ist.“

      „Du weißt also, wo ich esse!“

      „Nein, weiß ich nicht, sonst hätte ich ja wohl kaum gesagt wohin auch immer. Das bedeutet gemeinhin, dass man keine Ahnung hat und das auch irrelevant findet. Du kannst auch gerne hier stehen bleiben, aber ich gehe jetzt zu FinanceServices zurück und esse am Schreibtisch. Ciao, wir sehen uns ja bestimmt am nächsten Mittwoch!“

      Damit ließ sie die wütende Tanja stehen und eilte zurück in ihr Büro, ärgerlich vor sich hinmurmelnd. Tanja war aber auch zu blöd! Hatte sie allmählich Verfolgungswahn? Mutti und Dani regten sich sowieso nicht über ihre Fresserei auf – und sie selbst hatte doch nur gelegentlich

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