Schwestern. Elisa Scheer

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Schwestern - Elisa Scheer

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Vertreter oder so?

      So ging´s eben, wenn man sich nicht für die Einzelheiten interessierte – auch nicht gerade sehr familienorientiert…

      Ob sie mal ernsthaft mit Tanja reden konnte? Aber wie sollte sie das anfangen, ohne dass die sofort zumachte und nur winselte, sie verstehe sie eben nicht und habe sie noch nie gemocht und niemand unterstütze sie… genau das Gejammer, das Katrin selbst sofort ungeduldig machte. Und dann vergriff sie sich garantiert wieder im Ton.

      Dani war auch nicht gerade zartfühlend… und Mutti hatte das Problem doch gar nicht erfasst! Sie hatte ja selbst eins, mit dieser fast schon manischen Kruscht-Sammelei.

      Jemand Professionelles? Unmöglich! Tanja, mach ne Therapie, das ist doch krankhaft. - Hältst du mich etwa für verrückt? – Das wäre wohl noch die maßvollste Antwort!

      Tanja war krank, das war doch klar! Irgendetwas war bei ihr schiefgelaufen und jetzt flüchtete sie sich ins Futtern. Wonach hungerte sie wohl wirklich? Wenn sie selbst Psychologie statt BWL studiert hätte, überlegte Katrin, dann könnte sie ihr jetzt vielleicht helfen, aber sie hatte ja schon vor der Einschreibung erkannt, dass es ihr ziemlich an Empathie und vor allem an Geduld fehlte. Irgendwer – war es ein Kurzzeitlover gewesen? – hatte sie als Nerd bezeichnet. Vielleicht hatte er gar nicht so unrecht gehabt…

      Sie setzte sich vor ihren Rechner und rief den Online-Kalender auf, den sie akribisch führte. Organisation! Organisation war überhaupt das Wichtigste, und wenn man sie hundertmal als Korinthenkackerin bezeichnete. Ohne ihren Kalender würde sie wirklich nervös werden…

      Essen bei Mutti konnte sie als erledigt markieren, sie klickte das Feld an und änderte die Farbe von Rot in ein mittleres Blau, ihre Lieblingsfarbe.

      Eingekauft hatte sie vorher und staubgesaugt auch schon. Dann würde sie morgen… staubwischen und eine Ladung Wäsche waschen, ach, das stand ja auch schon da. Und in der Firma… genau, alles war schon in Orange angelegt. Ach, und in Rosarot: den Knopf am hellblauen Blazer wieder fester annähen. Das hatte sie vorhin erledigt, also konnte sie es ebenfalls blau färben. Schon vorausgearbeitet - das sah ja so toll aus!

      Da waren Donnerstag und Freitag eigentlich einigermaßen entspannt, wenn Daniel nicht wieder mit einem fantastischen neuen Projekt um die Ecke kam. Andererseits war ein neues Projekt doch auch immer interessant, vor allem, wenn es um Start-ups mit wirklich tollen Ideen ging. Da freute man sich, wenn sie, von FinanceServices optimal betreut, schließlich Erfolg hatten.

      Naked Beauty zum Beispiel. Wer da an Aktfotografie dachte, war selbst schuld – es ging um unverpackte Kosmetika, feste Shampoos, Gesichtsseifen, Gesichtswasser, das man in einer Pumpflasche aus Leitungswasser mit einem Wirkstoff-Tab selbst zusammenmischen konnte, und ähnliche Dinge. Katrin hatte sich alles, was NB produzierte, sofort im Unverpacktladen im Dortmunder Weg gekauft und es nicht bereut.

      Wann wohl der Punkt erreicht war, an dem plastikverpackte Kosmetika uncool wurden?

      Natürlich finanzierte FinanceServices auch Unternehmen, die bloß die Konsumlust befriedigten, aber dabei wenigstens soweit Gewinn machten, dass sie die Finanzierung in der vorgesehenen Zeit ablösen konnten. Allerdings weigerte Daniel sich, offen naturschädliche Konzepte zu finanzieren. Dieser komische Kerl, der ernsthaft glaubte, Autositzbezüge aus echtem Pelz seien eine Marktlücke, war stinkbeleidigt abgezogen. So ein Käse, dachte Katrin auch jetzt noch – warum nicht Webpelz? Oder einfach wärmere Klamotten? Echter Pelz taugte doch nur zum Angeben und dazu, „Ich-scheiß-auf-Tiere“ zu verkünden!

      Aber der Typ war doch sowieso erledigt – oder?

      Gut, mal schnell googeln, wenn sie sowieso schon vor dem Rechner saß. Perfect Fur hatte er seine Schnapsidee genannt… und er? Oliver Mannlicher, glaubte sie sich zu erinnern. Mannlicher, war das nicht eine Gewehrmarke? Das passte ja mal wieder!

      Waffen würde Daniel wohl auch nicht finanzieren wollen. Und sie selbst würde dann ein mieses Konzept entwerfen, so eins, wo die ganze Summe viel zu früh fällig wurde!

      Nein, Blödsinn, das schadete dann vor allem ihren eigenen Ruf – als sei sie zu blöd, es besser zu machen. Besser war es, den Kunden von Vorneherein abzulehnen. Von Perfect Fur war nichts zu finden, von Oliver Mannlicher aber schon, denn er hatte eine neue Idee entwickelt: Er wollte Strümpfe produzieren, die beim Tragen die Haut mit Feuchtigkeitscreme versorgen sollten – Zeitersparnis! Nie mehr die Beine eincremen müssen! Dummerweise (Katrin grinste beim Lesen) hätte man die Strümpfe, um die Wirkung zu erhalten, niemals waschen dürfen. Spöttische Kommentare, aber keine Finanzierung. Nun ja, bei einer solchen Schnapsidee wohl kein Wunder!

       

      Daniela war nach Hause gekommen, noch den etwas faden und zugleich künstlichen Geschmack von Muttis Dessert auf der Zunge. Das Haus lag im Dunklen, also schliefen wohl alle schon? Eigentlich erstaunlich… War Georg etwa überraschend nach Hause gekommen und gleich zu Bett gegangen? So früh? An einem Mittwoch? Und warum wartete er dann nicht, um sich zu beklagen, dass für ihn kein Abendsnack bereitgestellt war? Nein, das war extrem unwahrscheinlich, er war doch erst heute früh nach Augsburg gefahren! Sollte er nun plötzlich Sehnsucht nach Weib und Kindern entwickeln? Extrem unwahrscheinlich, wirklich. Völlig abwegig.

      Wenn doch, hätte ihn wohl niemand empfangen. Ob er wohl zur Strafe das Wohnzimmer verwüstet hätte? Den Fernseher zerschmettert? Mit einem Hauch böser Ahnung schaute sie ins Zimmer. Dunkel, wie alles andere. Sie knipste das Licht an und blinzelte erleichtert: Na bitte, tadellose Ordnung, ordentlicher als sie das Zimmer hinterlassen hatte! Alle Sofakissen aufgeschüttelt, die Fernsehzeitung und die Fernbedienungen perfekt auf einer Seite des Couchtischs. Kein Bierglas, keine Flasche, gar nichts?

      Georg konnte das gar nicht gewesen sein, er würde sich nie mit Weiberkram befassen! Die Kinder? Das konnte sie sich auch nicht vorstellen, aber sie hatten doch keine Heinzelmännchen!

      Sie kontrollierte sicherheitshalber auch das Schlafzimmer: dunkel, leer, kein Geruch nach einem schlafenden Mann, der etliche Biere konsumiert hatte. Licht – das Bett war leer und glattgestrichen.

      Sie war allmählich schon ganz verwirrt, musste sie zugeben – warum sollte Georg denn eigentlich unter der Woche nach Leisenberg kommen? Hatte sie jetzt Verfolgungswahn?

      Joschi schlief, Valli nicht, sie hörte leise Musik und las dabei etwas im Schein ihrer Nachttischlampe. Als sie ihre Mutter bemerkte, nahm sie die Kopfhörer aus den Ohren. „Wie war´s bei Omi?“

      „Wie immer“, seufzte Daniela. „Hast du das Wohnzimmer so schön aufgeräumt?“

      „Zusammen mit Joschi. Nur so ein bisschen. Papa ist wohl in Augsburg?“

      „Denke ich auch. Kommt bestimmt erst am Freitag. Oder hat er vielleicht angerufen?“ Was er normalerweise auch nicht zu tun pflegte.

      Valli schüttelte den Kopf. „Niemand hat angerufen. Einmal hat das Telefon geläutet, aber als Joschi drangegangen ist, war niemand mehr in der Leitung. Hat sich´s wohl anders überlegt.“

      „Hm, komisch. Naja, dann kommt er eben erst am Freitag von seiner Tour zurück. Ich dachte vorhin, er hätte irgendwas gesagt von heute, aber da hab ich mich wohl vertan…“

      Valli sah ihre Mutter nachsichtig an. „Also, ich schreib mir sowas ja auf, dann muss ich´s mir nicht merken. Ist ganz praktisch. Übrigens ein Tipp von Katrin!“

      „Für deine knapp Siebzehn bist du ganz schön besserwisserisch“, gab Daniela zurück, aber

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