Schwestern. Elisa Scheer

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Schwestern - Elisa Scheer

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zwei hatte sie jetzt noch. Etwas Süßes, nach den Käseflips.

      Sehr gemütlich! Sie lag auf dem Bettsofa, griff sich immer zwei Flips auf einmal und verfolgte eine Seifenoper. Als die Nachrichten kamen, zappte sie weiter und fand diese Telenovela, die in einem bayerischen Hotel spielte. Das musste gefühlt Folge fünftausend sein – wenn schon. Um Viertel nach acht sollte ein alter Agatha Christie kommen, dazu passten dann die Marzipanküsschen perfekt…

      Nach dem Spielfilm war ihr ein bisschen übel und sie ärgerte sich, dass sie so viel gegessen hatte. Und die Wohnung war immer noch schmutzig und die Wäsche nicht gewaschen. Müde war sie jetzt auch, am besten ging sie mal früh ins Bett – naja, früh? Jetzt war es Viertel nach zehn! Und morgen um acht musste sie schon wieder in der Packerei sitzen!

      Was für ein Scheißleben… Dani und Katrin hatten es natürlich viel besser. Und sie musste diesen blöden Job machen und außerdem noch etwas finden, was sauber war und ihr obendrein noch passte.

      Die schwarze Stretchhose vielleicht? Schwarz machte schlank, und die Biesen auf den Beinen sollten doch streckend wirken? Sie zwängte sich hinein und begutachtete sich vor dem Spiegel: Furchtbar! Wieso kaschierte der dunkle Stoff denn diese Speckrollen nicht? Wäre vielleicht eine weite, glatte Hose besser? Die dunkelblau-rosa gemusterte mit dem Gummizug in der Taille?

      Ja, wenn sie sie bis zur Taille hätte hochziehen können! Die Beine waren mitnichten weit, sondern zu eng. Und der Stoff war 100 % Viskose, die riss schnell, wenn sie zu stark beansprucht wurde. Mit zerrissener Hose konnte sie nicht in der Packerei sitzen!

      Die dunkelbraune aus Cord? Mist, die hatte sie gerade in die Wäsche sortiert. Aber jetzt noch in den Waschkeller? Keinesfalls, sie wollte jetzt ins Bett.

      Ach, sie würde die Hose von heute nehmen und diese Riesenbluse mit den Blümchen. Problem gelöst. Und übel war ihr auch schon fast gar nicht mehr.

      Was würde sie sich morgen in der Mittagspause beim Food-Truck holen? Samosas vielleicht? Die hatten ja auch frittierte Krabben… und Pommes hatte sie diese Woche noch gar nicht gehabt!

      Okay, es war erst Dienstag, aber trotzdem.

      Sie wusste gar nicht, woher der Speck kam – sie aß doch wie alle anderen Leute drei Mahlzeiten am Tag! Ihre blöden Schwestern futterten bestimmt das gleiche und waren nicht dick… naja, Dani schon ein bisschen, aber nicht so arg.

      Und mehr Geld hatten die auch. Größere Wohnungen. Dani sogar ein Haus. Dani hatte auch einen Mann und Kinder – und sie selbst? Nichts davon. Was, wenn es mal ein Abitreffen gab? Was sollte sie da denn erzählen? Ich bin Single, wiege doppelt so viel, wie ich sollte, und bin Packerin bei einem Medikamentenversand? Tolle Bilanz…

      Warum war ihr Leben so schiefgelaufen? Warum hatte sie immer Pech? So einen schlechten Stoffwechsel, so dürftige Punkte im Abitur – wie hätte sie denn so studieren sollen? Und mit so einem armseligen Job verdiente man eben auch armselig…

      Sie schniefte auf und ließ sich aufs Sofa fallen, wo sie umgehend einschlief, ohne das Bett aufzuklappen oder ihr Bettzeug aus dem unteren Fach hervorzuangeln. Egal.

      II

      Mittwochs trafen sich die Schwestern stets bei Mutti, die Wert darauf legte, dass die Familie zusammenhielt, und deshalb mittwochs groß aufkochte.

      Keine der Töchter hielt das für eine besonders gute Idee, aber Mutti Heinrich pflegte so dermaßen nachdrücklich einzuschnappen, wenn man auch nur vorsichtige Kritik oder auch bloß Änderungsvorschläge wagte, dass sie sich eben fügten.

      Katrin fand, das Essen war schlecht, ungesund, verkocht und schmeckte obendrein nicht, Tanja suhlte sich in Selbstmitleid und Dani war kaum besser – genau wie Mutti!

      Dani hasste es, dass ihre Schwestern Georg nicht mochten – das stand nur ihr selbst zu! - und dass Mutti ihr ständig Haushaltstipps gab, als wäre sie selbst noch zu doof, ihren Haushalt zu führen. Mutti behauptete auch, Valli und Joschi seien frech und schlecht erzogen – und das konnte Dani auf keinen Fall durchgehen lassen, auch wenn sie ihre Kinder selbst öfter frech fand. Aber auf keinen Fall schlecht erzogen! Höchstens lag es Georgs schlechtem Vorbild…

      Tanja konnte es auf den Tod nicht leiden, dass Katrin ihre Figur angewidert zu mustern pflegte und fand, ihr Job sei wirklich zu armselig, etwas Besseres müsse sich doch wohl finden lassen, wenn man sich bemühte? Muttis Essen war nicht besonders lecker, aber wenigstens war es reichlich und machte satt. Gebratenes und Frittiertes, auf jeden Fall Knuspriges wäre ihr bei weitem lieber gewesen.

      Mal sehen, was heute geben sollte!

       

      Daniela hatte ihre Kinder gefragt, ob sie zur Omi mitkommen wollten, aber Joschi hatte Handballtraining und Valli musste einen Übungsaufsatz schreiben. „Außerdem kocht die Omi furchtbar, noch schlimmer als du, Mama! Und Tanjas weinerliches Getue macht mich rasend. Nee, geh da mal schön alleine hin.“

      Daniela hatte nichts anderes erwartet – und sie konnte ihre Kinder da beinahe verstehen. Muttis Genörgel, ihr Selbstmitleid und ihre sogenannte gutbürgerliche Küche, dazu Katrin, die alle Welt aufforderte, sich endlich mal zusammenzureißen und diverse schlechte Angewohnheiten abzulegen: „Dann würdet ihr euch auch gleich viel besser fühlen!“

      Nein, sie ging aus Familiensinn hin, Lust hatte sie darauf eigentlich nie. Familiensinn hatten die anderen ja eher nicht. Tanja wohl nur, wenn sie Mutti etwas abbetteln wollte – und Katrin verachtete sie ja sowieso alle. Worauf zum Henker bildete die sich eigentlich so viel ein? Aber immerhin bettelte sie nicht bei Mutti! Tanja hatte da bestimmt schon – na, ganz schöne Sümmchen jedenfalls! Ob das verrechnet wurde, wenn Mutti mal ihr Testament machte? Das Reihenhaus, in dem sie alle aufgewachsen waren, war alt und scheußlich, aber bei den Immobilienpreisen zurzeit: nicht so schlecht! Oder gehörte das eigentlich Vati?

      Um sieben. Naja, gegen halb zehn würde Mutti dezent ein Gähnen unterdrücken und zumindest Katrin würde daraufhin Müdigkeit vortäuschen und so den allgemeinen Aufbruch einleiten. Das konnte man überleben.

      Immerhin war Georg wieder nach Augsburg abgerauscht, um dort Netzwerke zu reparieren oder irgendwas zu verkaufen– eine Sorge weniger.

      Sie selbst vermisste ihn eigentlich nie, aber das fand Mutti wahrscheinlich wieder unangebracht für eine brave Ehefrau. Geistesabwesend rieb sie den blauen Fleck auf ihrem Unterarm und überlegte, ob sie jetzt ein Gläschen… um dieses Familienessen auszuhalten? Nein, lieber nicht, sonst rief Katrin wieder Boah, du hast ja eine Fahne! Eigentlich brauchte sie das Gläschen auch gar nicht, sie war ja ganz alleine in der Küche.

      Sie räumte etwas lustlos die Küche auf und füllte die Spülmaschine, dann stellte sie einige Flaschen Bier kalt, damit Georg, wenn er denn irgendwann mal nach Hause kam, nicht ärgerlich wurde. Ein ärgerlicher Georg war kein Spaß und sie wollte am Freitag nicht nach Hause kommen und sofort einen Krach kriegen, nur wegen des blöden Biers.

      Die Kinder waren in ihren Zimmern und dort blieben sie erfahrungsgemäß auch; freiwillig hatten sie ihre Mutter schon länger nicht mehr angesprochen, außer, wenn sie Geld für die Schule brauchten. Oder? Nein, nicht einmal dafür. Bezahlten sie Papiergeld und andere Dinge einfach selbst? Beide hatten ja auch einen Job, Valli an der Kasse im Supermarkt, Joschi im Baumarkt, samstags. Eigentlich sollten die lieber mehr für die Schule tun, sonst wurde aus ihnen auch nicht mehr als aus Tanja mit ihrem Primitivjob in dieser Packerei. Da hatte sie es mit Sachbearbeitung halbtags wirklich besser getroffen, das war doch nicht so – so – so ungelernt! Sie

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