Sommersturmzeit. Marlene Wagner

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Sommersturmzeit - Marlene Wagner

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Ausgang des Rennens verfolgt, doch als sie nun zu ihrer Überraschung die gesamte Aufmerksamkeit der Gruppe auf sich gerichtet sah, konzentrierten sich sofort all ihre Sinne auf die neue Situation, ihr Körper versteifte sich in einer unbewussten Abwehrhaltung und nun entging ihr kein Blick und kein geflüstertes Wort. Gleichzeitig versuchte sie sich zu erinnern, über welches Thema sich zuletzt unterhalten wurde und welche Rolle sie dabei spielen konnte. Doch sie hatte so aufmerksam die Wettkämpfe der Soldaten verfolgt, dass sie tatsächlich für einige Minuten das Geschehen um sich herum völlig vergessen hatte. Hilflos in den Gesichtern der anderen Frauen forschend versuchte sie nun eine Antwort darauf zu finden, was die Damen von ihr erwarteten, jedoch ohne Erfolg. Sie blickte in Gesichter, aus denen die Angst über die schwedischen Soldaten gänzlich verschwunden war und die jetzt alle gespannt darauf zu warten schienen, wie sich die Situation weiter entwickeln würde. Schließlich löste sich die Gräfin Reuß aus der Gruppe und kam bis auf einige Meter an Katharina herangeritten.

      Die Gräfin mochte Katharina nicht und machte aus ihrer Abneigung auch keinen Hehl. Angeblich hatte sich einer ihrer Verehrer sofort nach Katharinas Ankunft am Hof in sie verliebt und obwohl Katharina davon nicht einmal Notiz genommen hatte, geschweige denn in irgendeiner Weise auf die Avancen des Höflings eingegangen war, wurde sie von diesem Augenblick an von der Gräfin als nicht zu tolerierende Konkurrenz betrachtet. Katharina hatte die Feindschaft der anderen Frau zunächst nicht bemerkt, mittlerweile war aber auch ihr nicht entgangen, dass die Gräfin Reuß bei jeder Gelegenheit versuchte, sie mit kleinen Bosheiten zu provozieren. Da die Gräfin ihr nicht nur an Rang sondern vor allem auch mit ihrem Einfluss weit überlegen war, versuchte Katharina ihr daraufhin soweit es möglich war aus dem Weg zu gehen, um erst gar keine Konflikte entstehen zu lassen. Das war ihr die letzten Wochen auch recht gut gelungen, nur am heutigen Tag hatte sie sich dem gemeinsamen Ausreiten einfach nicht entziehen können.

      Die Gräfin Reuß war nur ein paar Jahre älter als Katharina und eine ausgesprochen attraktive Erscheinung, die sehr viel Wert auf ihr Äußeres legte und somit eine der typischen Vertreterinnen der Dresdner Hofgesellschaft darstellte. Sie hatte ein schönes, gleichmäßiges Gesicht, allerdings verliehen die scharfe Nase und die kalten Augen ihrem Antlitz hin und wieder etwas Raubtierhaftes. Das schien ihrer Beliebtheit bei der Männerwelt jedoch keinen Abbruch zu tun und trotz ihres einflussreichen Ehemannes, des Grafen von Reuß, wurden ihr mehrere Liebschaften nachgesagt.

      Katharina war nicht nur vom Charakter sondern auch äußerlich das glatte Gegenteil der Gräfin. Während diese dunkle Haare hatte, war Katharinas Haar lichtblond und ihre Haut sehr hell. Sie war nicht klassisch schön, doch ihre kleine Nase mit den vereinzelten Sommersprossen sowie vor allem die auffallend großen kornblumenblauen Augen gaben ihrem Gesicht ein sehr hübsches, natürlich-schönes Antlitz. Vor allem wenn sie lachte, waren Männer von ihr hingerissen. Das hatte Katharina bereits selbst bemerkt und diese Erkenntnis führte in der Zwischenzeit dazu, dass sie außer in ihren privaten Gemächern so wenig wie möglich lachte, nur um keine ungewollte Aufmerksamkeit mehr auf sich zu ziehen.

      „Baroness, von den Feinden des Vaterlandes so fasziniert?“ fragte die Gräfin nun höhnisch, während die anderen ringsherum in erneutes Gekicher ausbrachen.

      Katharina wusste, dass die Gräfin sie einmal mehr reizen wollte und zurückhaltend lächelnd antwortete sie in beiläufigem Ton:

      „Gute Reiter beeindrucken mich immer, egal aus welchem Land sie kommen.“

      „Ach, und ich dachte schon, Ihr seid so hingerissen, weil Ihr endlich einmal ECHTE Soldaten zu Gesicht bekommt…“

      Wieder wurde die Bemerkung der Gräfin von Gelächter begleitet.

      „Wie meint Ihr das?“

      Katharina war irritiert, vor allem das die Gräfin so viel Wert auf die Betonung der Worte „echte Soldaten“ legte.

      „Nun, wie man so hört, scheint sich Euer Bruder dagegen bei der Armee nicht unbedingt durch sonderlich viel Tapferkeit auszuzeichnen und hofft wohl, mit vorgetäuschten Krankheiten den Schlachten mit den Schweden aus dem Weg gehen zu können...“

      Katharina wurde blass. Zielsicher hatte die Gräfin einen wunden Punkt bei ihr getroffen.

      Schon von Kindesbeinen an war es der größte Traum ihres Bruders gewesen, ein berühmter und erfolgreicher Feldherr zu werden und nie hatte Katharina ihn glücklicher gesehen als an dem Tag, an dem er das erste Mal stolz in der Uniform seines Regiments nach Haus kam.

      Doch nun war er vor wenigen Wochen bei Kämpfen gegen die schwedischen Truppen so schwer am Bein verletzt worden, dass er noch immer im Lazarett lag. Es bereitete Katharina im Augenblick viele Sorgen und schlaflose Nächte, denn nach wie vor war es nicht klar, ob das Bein überhaupt gerettet werden konnte und wenn ja, wie es dann mit ihm weitergehen würde. Zudem war die Ehre ihrer Familie eines der wenigen Dinge, die ihr noch wichtig waren und obwohl sie in den Monaten am Hof gelernt hatte, sich nicht auf Provokationen einzulassen und ihr ungestümes Temperament zu zügeln, spürte sie, wie Zorn in ihr aufzusteigen begann.

      Mit vor Wut blitzenden Augen antwortete sie impulsiv.

      „Das ist eine unglaubliche Beleidigung. Wer behauptet so etwas?“

      Die Gräfin antwortete kühl.

      „Nun, ich glaube mich zu erinnern, dies sogar von mehreren Seiten gehört zu haben. Allerdings verwundert das wenig, auch Euer Vater soll ja nach allgemeiner Meinung kein begnadeter Kämpfer sein.....“

      „Was soll das? Nennt mir Namen, die das behaupten, ansonsten unterlasst bitte diese Unterstellungen. Mein Vater hat jahrelang im Krieg für den Vater des jetzigen König gekämpft, bis er ehrenvoll entlassen wurde und auch mein Bruder befehligt mittlerweile eine eigene Kompanie. Er wurde bei Kämpfen gegen die Schweden schwer verwundet, deshalb befindet er sich im Lazarett und wurde sogar mit der silbernen Tapferkeitsmedaille für seine Verdienste fürs Vaterland ausgezeichnet!!!“

      Katharina blickte sie herausfordernd an, doch die Gräfin reagierte unbeeindruckt.

      „Was Ihr nicht sagt. Nun, es spricht für Euch, dass Ihr Eure Familie so tapfer mit Worten verteidigt, aber leider beweist das ja noch gar nichts, Medaille hin oder her. Es sei denn...“ sie schaute Katharina lauernd an

      „...es sei denn, Ihr würdet uns hier an Ort und Stelle demonstrieren, dass Ihr ebenfalls den Mut besitzt, den euer Vater und Bruder angeblich so auszeichnen. Wenn es der Wahrheit entspricht, dass Tapferkeit eine so herausragende Eigenschaft Eurer Familie darstellt, dann sollte das für Euch überhaupt kein Problem darstellen, ansonsten müssten wir allerdings leider davon ausgehen, dass die gerade eben erwähnten Gerüchte der Wahrheit entsprechen!“

      Spätestens jetzt wäre der verschlagene Blick der Gräfin unter normalen Umständen für Katharina Warnung genug gewesen, das Gespräch auf der Stelle zu beenden. Doch sie war noch immer derart erbost über die ungeheuerlichen Behauptungen, dass sie die Signale schlichtweg ignorierte.

      „Welchen Beweis wollt Ihr, ich werde ihn erbringen!!“

      Katharina bereute ihren spontanen Ausruf sofort, als sie sah, wie sich auf dem Gesicht der Gräfin ein triumphierendes Lächeln breit machte.

      „Nun, es gibt da etwas, was Ihr für mich tun könntet...“

      Die Gräfin mache eine bedeutungsschwere Pause und winkte genüsslich der neben ihr stehenden Baronin von Eckert zu, welche ihr eine Pergamentrolle reichte. In Richtung des schwedischen Lagers nickend fuhr sie fort.

      „Wenn Ihr so mutig seid, wie Ihr behauptet, dann ist es für Euch doch bestimmt kein Problem, diese

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