Sommersturmzeit. Marlene Wagner

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Sommersturmzeit - Marlene Wagner

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mich, welch wunderbare Literatur es doch gibt.

      Aber auch ich muss gestehen, dass ich als letztes damit gerechnet hätte, ausgerechnet an diesem Ort einem Menschen zu begegnen, der diese Leidenschaft teilt.“

      „Damit kann man auch kaum rechnen! Doch sagt mir, was ist Euer Lieblingsstück? Nein, lasst es mich erraten…ich denke, nein ich bin mir, wenn ich mir Euch so ansehe, sogar ziemlich sicher, dass es sich nur um „Romeo und Julia“ handeln kann…!“

      Katharina lachte hell auf. Dass sie ausgerechnet in einem Soldatenlager eine Person gefunden hatte, mit der sie über Bücher sprechen konnte, ließen sie nicht nur ihre Umgebung und die damit verbundenen Gefahren vergessen, sondern versetzten sie geradezu in einen euphorischen Zustand.

      „Oh, ich fürchte Euch enttäuschen zu müssen, aber „Romeo und Julia“ wäre doch auch etwas zu leicht zu erraten! Natürlich mag ich es, allerdings bevorzuge ich dennoch eher die Stücke, die nicht ganz so tragisch enden. Mit diesem Wissen wird es Euch nicht verwundern, dass die Komödien wie „Ein Sommernachtstraum“, „Viel Lärm um Nichts“ oder „Der widerspenstigen Zähmung“ eher zu meinen Lieblingswerken zählen. Der Geisteswitz ist es wohl auch, den ich an Shakespeare am meisten mag. Welches Stück ist Euer Favorit?“

      „Da muss ich direkt nachdenken, da mir wie gesagt eigentlich alle Werke sehr lieb und teuer sind. Wenn Ihr mich allerdings so fragt, dann bevorzuge ich doch die Dramen. Macbeth“ mag ich besonders, auch „Hamlet“. Fragt mich nicht warum, doch das sind offensichtlich eher die Themen zu sein, die mich als Mann ansprechen.“ antwortete auch er lachend.

      „Aber „Der widerspenstigen Zähmung“ scheint mir allerdings gerade in Eurem Fall eine sehr interessante Lieblingslektüre. Liege ich völlig falsch damit, wenn ich behaupte, dass ein kleines bisschen dieser widerspenstigen Katharina auch in Euch steckt?“

      Er war stehen geblieben und musterte sie schmunzelnd, während Katharina, sichtlich nervös geworden an ihrem Kleid nestelte. Das der Schwede gerade unwissentlich ihren Namen genannt hatte, als er sie mit Shakespeares Katharina verglich, verunsicherte sie so, dass ihr auf Anhieb keine vernünftige Antwort einfallen wollte.

      Als er ihre Verwirrung bemerkte, breitete sich auf seinem Gesicht ein Lächeln aus. Wieder weiterschreitend fuhr er in herzlichem Ton fort.

      „Meine letzte Bemerkung war übrigens gerade durchaus als Kompliment gemeint und je mehr ich über Euch erfahre, um so mehr komme ich nicht umhin festzustellen, dass das Schicksal mir hier eine wirklich sehr bemerkenswerte Person in mein Lager gesandt hat! Doch bitte erzählt mir, welche Schriftsteller außer Shakespeare habt Ihr noch gelesen? Ich brenne darauf, über Bücher zu sprechen. Ihr glaubt nicht, wie sehr ich das die letzten Monate hier vermisst habe...“

      Erleichtert, das Thema wechseln zu können, tat ihm Katharina nur zu gern diesen Gefallen und nun wieder ungezwungen plaudernd und ihm begeistert die Namen weiterer Dichter und deren Werke nennend, schritt sie mit ihm durch das Lager. Wie versprochen zeigte er ihr dabei auch einen Teil der Unterkünfte sowie seine Lieblingspferde und Katharina begann in seiner Nähe beinahe zu vergessen, in welch heikler Situation sie sich eigentlich befand, so sicher und wohl fühlte sie sich.

      Beide waren bei ihrem Spaziergang mittlerweile am Ende des Lagers angekommen. Der Kommandeur erkundigte sich gerade bei einem seiner Soldaten über die Behandlung eines verletzten Pferdes, als in nicht allzu weiter Entfernung ein Streit zwischen zwei Landsknechten ausbrach. Die beiden diskutierten so laut, dass sich Katharina erschrocken nach dem Grund des plötzlichen Lärms umdrehte. Entsetzt beobachtete sie, wie einer der beiden Raufbolde während des heftigen Wortgefechts plötzlich außer sich vor Wut seine Pistole zog und damit seinen Kontrahenten zu bedrohen begann.

      Auch der Kommandeur war auf das Geschehen aufmerksam geworden.

      Sichtbar mit einer Entscheidung ringend, sah er sie einen Moment nachdenklich an.

      „Dürfte ich Euch hier kurz allein zurücklassen? Ich denke, ich sollte eingreifen, bevor sich die Situation zwischen meinen Männern noch verschärft. Bitte macht Euch keine Sorgen, ich werde so schnell es geht wieder zu Euch zurückkommen. Bis dahin rührt Euch nicht von der Stelle und wartet auf mich, hier kann Euch nichts passieren, meine Männer hier sind vertrauenswürdig und werden auf Euch aufpassen!“

      Er rief dem Soldaten mit dem lahmenden Pferd noch einige Worte auf Schwedisch zu und bevor sie reagieren konnte, war er schon in Richtung des Lärms davon geeilt. Trotz seiner beruhigenden Worte verfolgte Katharina dem Fortgang des Streites immer ängstlicher. Denn anstatt sich zu beruhigen wurde der deutlich angetrunkene Soldat mit der Pistole zunehmend wütender, zum Teil angefeuert von anderen Kameraden, die sich nun immer zahlreicher um die Streitenden zu scharen begannen. Eine Eskalation der Lage schien unausweichlich, als plötzlich geistesgegenwärtig einer der Männer nach der Pistole griff, mit der der Raufbold auch andere Soldaten zu bedrohen begonnen hatte. Weitere Soldaten rangen den sich heftig wehrenden Mann zu Boden, doch mehrere Männer waren notwendig, um ihn im Schach zu halten. Auf einmal löste sich während des entstandenen Handgemenges ein lauter Schuss aus der Waffe des Betrunkenen, der alle Beteiligten für einen Moment innehalten ließ. Entsetzt hielt sich Katharina instinktiv die Hand vor dem Mund, mit dem Schlimmsten rechnend, doch glücklicherweise schien niemand verletzt wurden zu sein. Für einen Moment herrschte Totenstille, alle standen wir erstarrt. Selbst auf die Entfernung konnte Katharina sehen, wie sich der Verursacher der Streitereien nun entgeistert umschaute, offensichtlich selbst überrascht von dem Tumult, welchen er ausgelöst hat. Dann ließ er sich von den anderen Soldaten widerstandslos entwaffnen.

      Der Kommandeur hatte die Streitenden gerade in dem Moment erreicht, als der Schuss sich löste und sich ebenso wie die meisten anderen Männer instinktiv zu Boden geworfen. Er war als einer der Ersten wieder den Beinen, seine Waffe einsatzbereit in der Hand. Wütend beugte er sich nun über den überwältigten Raufbold und schien ihm zunächst gründlich die Leviten zu lesen. Dann blaffte er für Katharina wieder unverständliche Befehle in die Runde und mit betreten gesenkten Köpfen beeilten sich die ihm am nächsten Stehenden, die Streithähne schnell aus den Augen ihres aufgebrachten Kommandeurs in einen anderen Teil des Lagers zu bringen.

      So schnell, wie sich die anderen Soldaten zusammengerottet hatten, so schnell zerstreuten sich nun auch wieder und begaben sich zurück an ihre jeweiligen Aufgaben, als wäre nichts passiert.

      Deutlich entspannter klopfte sich der Kommandeur den Dreck von seiner Uniform, bevor er sich wieder lächelnd Katharina zuwendete. Auch Katharina war froh, seine Aufmerksamkeit wieder auf sich gerichtet zu wissen.

      Obwohl sie sich bemühte, das Geschehen nicht überzubewerten, war ihr durch den Vorfall wieder bewusst geworden, wo sie sich eigentlich befand und wie wenig sicher sie in dem Lager war. Die Beine hatten erneut zu zittern begonnen und sie fühlte sich in der Obhut der anzüglich grinsenden und sie von oben bis unten musternden Soldaten mittlerweile so unwohl, dass sie sich während des Streits der zwei Raufbolde Stück für Stück von der sie eigentlich beschützen sollenden Männergruppe entfernt hatte und nun allein auf dem Hauptweg zwischen den Zeltreihen stand.

      Mit einer entschuldigenden Geste kam der Kommandeur beruhigend lächelnd auf sie zu und war nur noch wenige Meter von ihr entfernt, als er plötzlich erschrak und in seinen Bewegungen innehielt.

      Alarmiert von seinem Anblick drehte sich Katharina um und erstarrte ebenfalls. Ein Pferdegespann, welches sich offensichtlich durch den Schuss erschreckt und losgerissen hatte, kam mit voller Geschwindigkeit direkt auf Katharina zugaloppiert. Vor Entsetzen zu keiner Bewegung fähig, stand sie mitten auf dem Weg und schaute nur fassungslos, wie das Unheil auf sie zugerast kam. Das Ganze lief so schnell ab, dass selbst die Soldaten in ihrer Nähe, die sich nun allerdings nicht mehr um Katharina kümmerten, nichts davon mitbekamen.

      Als

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