Sommersturmzeit. Marlene Wagner

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Sommersturmzeit - Marlene Wagner

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für die Dauer der Festlichkeiten mein Gast und ich sichere Euch hiermit zu, dass Euch in dieser Zeit von meinen Leuten kein Haar gekrümmt wird! Keiner soll später sagen, dass der Kurfürst von Sachsen und König von Polen kein guter Gastgeber wäre!“

      Nach diesen Worten reichte er dem Schwedenkönig einen der beiden Pokale, die von einem der Höflinge in den Raum gebracht wurden und prostete ihm zu.

      Der Schwede stieß mit ihm an.

      „Ich hätte von Dir nichts anderes erwartet, lieber Cousin. Ein Jammer, dass wir uns nicht schon zu früherer Gelegenheit getroffen haben. Ich bin mir sicher, wir hätten bereits bei ähnlichen Anlässen viel Spaß miteinander haben können und vielleicht wären dann auch die Würfel auf dem politischen Parkett anders gefallen, als sie es jetzt sind. Aber ich denke, darüber sprechen wir ein anderes Mal. Jetzt dagegen sollten wir unser erstes Kennenlernen gebührend feiern, ohne uns die Stimmung von den lästigen Pflichten verderben zu lassen! Ich danke Euch für Eure spontane Gastfreundschaft und erhebe mein Glas auf ein Fest, welches, da bin ich mir bereits jetzt sicher, seinem Namen alle Ehre machen wird!“

      Beide stießen erneut mit ihren Pokalen an. August wollte nun ausführlich von seinem Gast wissen, welche positiven Dinge genau er von seinem Hof sowie seinem Festival gehört hatte und Karl berichtete von all den Anekdoten und Legenden, von denen er wusste, dass sein Cousin sich freuen würde, sie zu hören. Er beendete seine Worte mit dem Satz:

      „Und besonders beeindruckend sollen die Frauen am sächsischen Hof sein. Ich bin nun allerdings nicht sicher, ob es sich hier um eine Legende handelt, aber mir wurde berichtet, dass man sich insbesondere für das nun stattfindende Festival aus einer Reihe von jungen Damen eine als Begleitung für das Fest auswählen darf?“

      Erneut lachte August laut auf und schlug sich vor Begeisterung auf die Schenkel.

      „Mir scheint, Ihr seid mir noch viel ähnlicher als vermutet......das Euch dieses Gerücht interessiert, glaube ich Euch gern“

      Er kicherte vor sich hin.

      „Doch ich muss Euch enttäuschen, denn wenn an meinem Hof auch vieles möglich ist, dass entspricht jedoch nicht der Wahrheit.“ Er legte seinem Gast jovial die Hand auf die Schulter.

      „Aber nun macht nicht so ein enttäuschtes Gesicht! Für Euch als ausländischen Gast und damit mit unseren Bräuchen am Hof nicht so vertraut, mache ich natürlich gern eine Ausnahme....ich werde Euch die jungen unvermählten Damen am Hof vorstellen und ja, diejenige, die Euch am besten gefällt, soll Euch während des Festivals als Begleiterin zur Seite stehen...“

      Er zwinkerte Karl zu und hob spielerisch drohend den Zeigefinger „Aber das mir nachher ja keine Klagen wegen ungehörigen Benehmens kommen, die Damen hier an meinem Hofe sind verwöhnt...“

      Karl grinste.

      „Auch wenn wir im Norden zugegebenermaßen ein etwas bescheideneres Leben führen als Ihr hier in Sachsen, so sind wir doch über die gängige Etikette auf dem Laufenden. Ich verspreche Euch, Ihr werdet keine Beschwerden hören.“

      „Nun, dann wollen wir doch keine Zeit verlieren, ich muss gestehen, jetzt bin ich doch sehr gespannt, was Ihr zu unseren sächsischen Mädchen sagen werdet und vor allem, ob Ihr mir auch in der Beziehung ähnlich seid – ich bin wirklich neugierig auf Euren Geschmack! Also auf zur Tat!!!“

      August winkte den bereitstehenden Höfling herbei.

      „Alle unverheirateten Damen des Hofes sollen in spätestens 30 Minuten im Jagdzimmer versammelt sein...“

      Beim Namen des Zimmers zwinkerte er Karl erneut zu.

      „Und wenn ich sage, alle, dann meine ich das auch – also alle ausnahmslos – unser Gast soll aus unserer ganzen Vielfalt wählen dürfen“ fügte er mit leicht drohendem Unterton hinzu.

      Der Höfling nickte folgsam und entfernte sich.

      Katharina war gerade auf dem Weg zum Stall, als sie von dem Befehl des Königs erfuhr.

      Ein Gefühl der Angst krampfte ihren Magen zusammen. Sie hatte den König seit Tagen nicht mehr gesehen und konnte sich nicht vorstellen, was er nun von ihr wollte. Hoffentlich hatte er nicht doch noch von ihrem Ausflug zu dem Lager der Schweden erfahren.

      Obwohl seitdem bereits fast eine Woche vergangen war, hatte sie ihren unbesonnenen Ausflug und insbesondere „ihren“ Kommandanten nicht vergessen können. Mehr als einmal am Tag dachte sie darüber nach, ein weiteres Mal wenigstens in die Nähe des Lagers zu reiten, um ihn vielleicht noch einmal zu Gesicht zu bekommen. Doch sie hatte den Gedanken immer wieder sofort verworfen, zu groß war ihre Angst, dass sie ihn tatsächlich treffen könnte. Allein die Vorstellung trieb ihr jedes Mal die Röte ins Gesicht. Nicht auszudenken, welchen Eindruck er bei einem weiteren Treffen von ihr haben könnte. Am Ende glaubte er gar noch, sie lief ihm hinterher.

      Zudem bestand immer die Gefahr, dass eine der anderen Frauen davon etwas mitbekam und daraufhin doch noch ihr unabgesprochenes gemeinsames Geheimnis ausplaudern würde.

      Das war allerdings eine eher geringe Sorge, denn ganz offensichtlich legte seit diesem Nachmittag auch keine der Damen großen Wert auf eine Begegnung mit ihr. Selbst die Gräfin Reuß schien nicht an einer weiteren Konfrontation gelegen zu sein, sondern ihr ganz im Gegenteil eher aus dem Weg zu gehen. Von all den an dem Tag anwesenden Damen hatte sie nur die Baronin von Eckert zwei Tage später zur Seite genommen und besorgt gefragt, ob mit ihr alles in Ordnung wäre und sie das Lager der Schweden unversehrt verlassen durfte.

      Katharina hatte ausweichend geantwortet. Aus den Fragen der Baronin hatte sie herausgehört, dass die Gruppe der Frauen schon die Panik ergriffen hatte, als die Soldaten sie umringten und der Kommandeur auf der Bildfläche erschien. Erst da war den meisten von ihnen offensichtlich bewusst geworden, in welch gefährliche Situation sie Katharina gebracht hatten und noch viel mehr, wie leicht sie selbst ebenfalls in Bedrängnis geraten konnten, sollten die Soldaten auf sie aufmerksam werden. Kopflos waren schließlich alle davon geritten, Katharina ihrem Schicksal überlassend. So unschön das Verhalten der Damen auch war, letztendlich war Katharina rückblickend sogar froh darüber. Es war gut, dass niemand mitbekommen hatte, wie weit sie sich in das Lager des Feindes begeben und noch viel mehr, wie gut sie sich vor allem mit dem Kommandanten verstanden hatte.

      Nun beruhigte es Katharina etwas, dass der König offensichtlich auch andere Frauen zu sich bestellt hatte. Im Schloss war mit einem Mal ein emsiges Treiben entbrannt. Kleider und Perücken wurden hin- und hergetragen und einzelne Damen, alle größtenteils in Katharinas Alter, liefen schon in Richtung Jagdzimmer. Wahrscheinlich sollten all diejenigen, die zum ersten Mal am Festival teilnehmen, noch einmal einen Verhaltenskodex bekommen, damit die nächsten Tage auch ja nichts schief ging, dachte sie verächtlich. Als ob es nichts Wichtigeres als dieses schreckliche Fest gäbe.

      Wie ihr vor den nächsten Tagen graute – am liebsten würde sie sich unpässlich melden, um so das Ganze zu umgehen. Für den Moment beschloss Katharina, statt sich auf direktem Weg zum Jagdzimmer zu begeben, lieber noch einmal in den Stall zu eilen und nach Othello zu sehen. Vielleicht ging die ganze Angelegenheit beim König doch schneller vorüber als befürchtet und dann konnte sie den geplanten Ausritt nachholen. Der Rappe stand bereits gesattelt in seiner Box und Katharina bedauerte einmal mehr, dass sie nicht einfach ein paar Minuten eher ihr Zimmer verlassen hatte. Dann wäre sie bereits unterwegs gewesen und niemand hätte ihr einen Vorwurf machen können. Sie unterhielt sich noch eine Weile mit einem der Stallburschen, die den Rappen betreuten und mit denen sie sich gut verstand. Die Jungen, die nicht älter als 16 Jahre alt waren, erinnerten sie in ihrer unbekümmerten Art immer auf eine

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