Sommersturmzeit. Marlene Wagner

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Sommersturmzeit - Marlene Wagner

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sprach sich noch einmal Mut zu und klopfte dann an die Tür. Sie hatte erwartet, dass ein Page ihr die Tür öffnen würde, stattdessen ertönte ein fröhliches

      „Nur hereinspaziert“.

      Zaghaft drückte sie die Türklinke herunter und trat ein.

      Noch an der Tür blieb sie zögernd stehend.

      Der schwedische König stand, nur bekleidet mit einem weit geöffneten weißen Hemd, einer engen schwarzen Hose sowie seinen Stiefeln vor einem großen Spiegel und beendete gerade seine Rasur. Er sah außerordentlich attraktiv aus und Katharina spürte, wie ihr bei seinem Anblick das Blut in die Wangen schoss.

      „Entschuldigt bitte, offensichtlich bin ich zu früh. Ich komme gern etwas später wieder...“

      Sie wollte schnell wieder zur Tür hinausschlüpfen, als er rief:

      „Nein, nein – bleibt bitte hier. Ich bin gleich fertig.“

      Unsicher schloss sie die Tür hinter sich und sah zu, wie er mit seinem Rasiermesser über die letzten schaumigen Reste in seinem Gesicht strich. Ihre Blicke trafen sich im Spiegel und er grinste sie an.

      „Na was sagt Ihr nun, so schnell sieht man sich also wieder, Katharina! Damit habt Ihr doch mit Sicherheit nicht gerechnet, oder...?“

      Nachdem er die ganze Zeit nicht ein einziges Mal auch nur angedeutet hatte, dass sie beide schon miteinander bekannt waren, trafen seine Worte Katharina nun völlig unvorbereitet.

      Nun völlig verwirrt schüttelte sie den Kopf.

      „Nein, ganz im Gegenteil.“

      „Jetzt kommt doch erst einmal herein und nehmt Platz. Bitte...“

      Der Schwede wies mit seiner Hand auf einen schön geschwungenen Sessel, der einladend neben einer Ottomane und einem geschmackvollen Tisch im französischen Stil in der Mitte des hellen Raumes stand. Zögernd folgte Katharina seiner Aufforderung und schaute sich zunächst unsicher im Zimmer um, bevor sie sich schließlich auf dem Sessel niederließ. Offensichtlich hatte Karl XII. das mit Abstand beste Gemach erhalten, welches August auf Moritzburg bieten konnte. Es war sehr teuer und auch stilvoll eingerichtet und Katharina musste innerlich lachen bei dem Gedanken, welcher von Augusts sonstigen Ehrengästen es wohl hatte zähneknirschend für den schwedischen König räumen müssen.

      Der wusch und trocknete sich mittlerweile sein Gesicht ab und steckte dann sein Hemd sorgfältig in die Hose. Dann drehte er sich zu ihr hin und zwinkerte ihr zu.

      „Ich wette, ich habe Euch heute einen gehörigen Schrecken eingejagt, Katharina...Ihr habt doch hoffentlich nichts dagegen, dass ich Euch weiter bei Eurem Vornamen nenne, zumindest wenn wir allein sind. Das gilt natürlich auch andersherum für meinen Namen. In Schweden legt man auf Titel und Förmlichkeiten weniger Wert als ihr hier in Sachsen und außerdem kenne ich Euch nun einmal unter diesem Namen bereits viel länger...“

      Katharina war noch viel zu angespannt, um auf seinen fröhlichen Ton eingehen zu können.

      „Bitte nennt mich ganz so wie es Euch beliebt. Und dass ihr mir mit Eurem Auftauchen hier einen gehörigen Schreck eingejagt habt, davon könnt Ihr ausgehen!“

      Er lachte.

      „Das war wirklich nicht meine Absicht. Doch ich konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen, mir dieses hochgelobte Fest einmal aus der Nähe anzusehen. Aber bitte entschuldigt, ich bin schon wieder ein schlechter Gastgeber… darf ich Euch ein Glas Rotwein anbieten? August hat mir eine Flasche dieses vorzüglichen Weines freundlicherweise überlassen und ich kann ihn Euch nur empfehlen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen so guten Tropfen genießen durfte. Guten Geschmack kann man meinem Cousin, nach allem, was ich bisher hier am Hof sehen und genießen durfte, keinesfalls absprechen.“

      „Nein, danke! Ich möchte jetzt keinen Alkohol.“

      Bedauernd schüttelte Karl den Kopf und schenkte sich selbst noch ein wenig von dem Wein nach.

      „Euch entgeht etwas, das kann ich Euch versichern.“

      Mit einem tiefen Blick in die Augen prostete er ihr zu und nahm einen Schluck.

      „Ich muss Euch übrigens ein Kompliment machen. Ihr seht heute noch bezaubernder aus, als ich Euch von Eurem Besuch in meinem Lager in Erinnerung hatte.“

      Verlegen werdend schaute Katharina zur Seite. Es war ihm deutlich anzumerken, dass er schon mehr als nur ein halbes Glas getrunken hatte und sie fühlte sich nun in seiner Nähe überhaupt nicht mehr so wohl, wie es damals im Lager der Fall gewesen war, auch wenn er ihr dort ebenfalls Komplimente gemacht hatte. Ganz im Gegenteil, zum ersten Mal überhaupt wünschte sie sich jetzt fast lieber in den mit vielen Menschen gefüllten Ballsaal als hier weiter allein mit dem Schwedenkönig zu sein. Ihr fiel nun auch wieder ein, dass August während der Schlossbesichtigung auch den Weinkeller nicht auslassen wollte, ihre Anwesenheit war zu dem Zeitpunkt aber zum Glück bereits nicht mehr notwendig gewesen. Ganz offensichtlich hatte der stolze und zu jeder Gelegenheit trinkfreudige Gastgeber seinem Gast reichlich einschenken lassen.

      Energisch erhob sie sich, bemüht, seinem sie noch immer taxierenden Blick auszuweichen.

      „Ich denke es ist an der Zeit, dass wir uns so langsam in den Festsaal begeben…!“

      „Warum die Eile? Der Ball beginnt doch gewiss noch nicht gleich und ich wollte gern noch ein wenig allein mit Euch plaudern, bevor wir uns dann wieder inmitten der vielen Leute befinden. Nehmt doch bitte noch einmal für einen Augenblick Platz, ich möchte Euch etwas fragen…“

      Er wartete, bis sie zögernd erneut seinen Worten Folge geleistet und sich wieder gesetzt hatte, dann beugte er sich zu ihr vor, sein Blick unergründlich.

      „Was mich gerade wirklich interessiert ist Eure Meinung zu meinem spontanen Moritzburg-Besuch! Ist es in Euren Augen ein Heldenstück oder eher eine unglaubliche Dummheit? Und was meint Ihr, könnte mich dazu veranlasst haben?“

      Die Wendung des Gesprächs kam so überraschend, dass Katharina ihn für einen Moment nur verblüfft anstarrte, bevor sie schnell wieder ihre Augen senkte. Der kurze Augenblick, in dem sich ihre Augen trafen, hatte ausgereicht, um ihr Herz unvermittelt schneller schlagen zu lassen.

      Der schwedische König machte Katharina auf eine Art nervös, die sie bis dahin an sich noch nicht erlebt hatte und das gefiel ihr ganz und gar nicht. Auch wenn sie nun den direkten Blickkontakt mit ihm vermied, spürte Katharina wie seine Augen noch immer forschend und sichtbar gespannt auf ihrem Gesicht ruhten und das machte sie immer unsicherer, während sie fieberhaft nach einer diplomatischen Antwort suchte.

      Natürlich hatte sie sich die Frage nach dem Grund seines Aufenthaltes in den letzten Stunden ebenso wie wahrscheinlich auch der gesamte restliche Hofstaat immer wieder gestellt, ohne für sich eine vernünftige Antwort gefunden zu haben. Wollte er August provozieren oder gar das Festival für einen entscheidenden Angriff seiner Armee nutzen? Aber wozu war er dann selbst hergekommen und brachte sich völlig unnötig in Gefahr? Oder sollte er am Ende gar wegen ihr…?

      Nein! Sein derzeitiges Verhalten ließ viel eher den Verdacht zu, dass er tatsächlich nur aus Lust am Vergnügen in Moritzburg weilte. Trotz des Krieges, den sie gegeneinander führten, schienen sich die beiden Cousins in dem Punkt ähnlicher als gedacht. Die Tragweite der Gefahr, in die er sich dabei auf so unglaubliche Weise gebracht hatte, war ihm dagegen entweder

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