Sommersturmzeit. Marlene Wagner

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Sommersturmzeit - Marlene Wagner

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auf den „Zähmer“ der Shakespeare-Katharina bewusst überhörend. Nun war es der Schwede, der sie einen Augenblick lang überrascht anschaute, bevor er erneut schmunzelte.

      „Ja, Ihr habt Recht! Es ist durchaus eine Ehre, den gleichen Vornamen mit seinem König zu teilen. Aber Katharina und Karl, das passt doch auch ganz gut zusammen, oder was meint Ihr?“

      Offensichtlich war er wieder ganz in seinem Element und zwinkerte ihr vergnügt zu.

      Mittlerweile waren beide am Eingang des Lagers angekommen, wo von einem der Soldaten noch immer ihr Rappe gehalten wurde. Der Hengst wieherte freudig auf, als er ihrer Angesicht wurde und ohne auf die Worte des Kommandanten einzugehen, begab sich Katharina sofort dankbar für die Ablenkung zu ihrem Pferd. Hastig begann sie die Steigbügel zu richten, bemüht, ihr bereits wieder vor Verlegenheit glühendes Gesicht vor dem Schweden zu verbergen.

      „Jetzt muss ich aber wirklich los.“

      Weiterhin tapfer den Blickkontakt mit ihm vermeidend reichte sie ihm die Hand, damit er ihr beim Aufsteigen helfen konnte, was er auch galant tat. Als Katharina im Sattel saß und die Zügel geordnet hatte, ergriff er ihre Hand noch einmal, küsste sie und schaute ihr dabei tief in die Augen. Hoch zu Ross war Katharina sofort wieder etwas selbstsicherer und wagte es nun auch, seinen Blick zu erwidern. Mit einem Mal spürte sie ein Kribbeln in der Magengegend, verbunden mit einem warmen, angenehmen Gefühl, welches sie so noch nicht erlebt hatte und als unglaublich schön empfand.

      Wieder hatte sie ein Gefühl der Verbundenheit zu diesem doch eigentlich fremden Mann, welches sie verwirrte, dennoch konnte sie ihren Blick nicht von seinem Gesicht abwenden.

      Schließlich gab Karl ihre Hand frei.

      „Obwohl ich das zugegebenermaßen in den ersten Minuten unserer Begegnung noch nicht so gesehen habe, so muss ich nun doch gestehen, dass Ihr mir heute eine große Freude gemacht habt, Katharina! Im Krieg ist man naturgemäß weniger von Frauen umgeben und ein unverhoffter Besuch von einer so charmanten, gebildeten und dazu noch attraktiven Dame wie Euch war wirklich ein wunderbares Erlebnis für mich. Wie gern hätte ich unsere Unterhaltung fortgesetzt, ich denke es gibt allein noch unzählige Bücher, über die wir uns austauschen könnten...“

      Er zögerte, bevor er wieder verschmitzt lächelnd hinzusetzte

      „Aber wer weiß, vielleicht will es ja das Schicksal, dass wir uns noch einmal über den Weg laufen...“

      Dann wurde er ernst.

      „Dennoch solltet Ihr so etwas wie heute nicht noch einmal tun! Ich hoffe, Euch ist bewusst, in welch große Gefahr Ihr Euch begeben habt und das dieses Abenteuer leicht wesentlich ungemütlicher für Euch hätte ausgehen können!“

      Katharina nickte folgsam.

      „So, und jetzt fort mit Euch, sonst überlege ich es mir am Ende noch anders und behalte Euch doch gleich hier! Lebt wohl!“

      Mit diesen Worten klatschte er auf die Flanke ihres Rappen und ohne sich noch einmal umzudrehen galoppierte Katharina im gleichen Tempo, in dem sie vor über einer Stunde auf das Lager zugeritten war, zurück zur Anhöhe und dem Wald.

      Die anderen Damen hatten erwartungsgemäß nicht auf sie gewartet.

      Zum Glück entdeckte Katharina schnell den Pfad, auf dem sie überhaupt erst gemeinsam mit der Frauengruppe zufällig zu der Anhöhe gelangt war. Erst jetzt spürte sie, dass ihr ganzer Körper noch immer schweißgebadet war und auch ihr Herz begann im Nachhinein erneut schneller zu schlagen.

      Was hatte sie getan?

      Mit einem Mal völlig mit den Nerven am Ende stoppte Katharina mitten im Wald ihr Pferd, hielt die Hände vor das Gesicht und zwang sich, ruhig durchzuatmen. Wenn das alles am Hof bekannt wurde, dann half ihr im Moment nur noch beten.

      Als Katharina eine weitere Stunde später im Schloss eintraf, war sie noch immer völlig aufgelöst. Nachdem sie das Pferd in den Stall gebracht hatte, lief sie auf dem schnellsten Weg in ihr Zimmer.

      Ihre größte Angst war mittlerweile, dass die anderen Frauen in Sorge um sie die Nerven verloren und Alarm geschlagen hatten. Wenn sie es recht bedachte, wäre das sogar ein sehr freundlicher Zug, immerhin würde es bedeuten, dass man sich über ihr Schicksal im Lager des Feindes Gedanken gemacht und wahrscheinlich sogar ein schlechtes Gewissen hatte.

      Aber weder die Stallknechte noch die Höflinge, denen Katharina auf dem Weg im Schloss begegnete, schienen sonderlich überrascht, sie zu sehen.

      Nichts deutete im Schlossbetrieb darauf hin, dass eine sächsische Baroness in die Hände des Feindes gefallen war. Auch ihre Zofe Helene, von ihr meist nur liebevoll Leni genannt, benahm sich nicht anders als an anderen Tagen. Sie war gerade dabei, ihr mehrere neue Kleider zur Anprobe für die Festtage vorzubereiten und schaute nur kurz verwundert auf, als Katharina im Zimmer an ihr vorbei stürmte und sich auf ihr Bett warf. Alles war wie immer.

      Einerseits erleichtert darüber atmete Katharina auf, obwohl ihr gleichzeitig schmerzhaft bewusst wurde, dass die anderen Damen sie im Zweifelsfall im Stich gelassen hätten. Immerhin konnte sie nun aber wenigstens sicher sein, dass auch die anderen über ihr Abenteuer Stillschweigen bewahrt haben und mit ziemlicher Sicherheit auch weiterhin bewahren würden, zu viel stand für sie alle auf dem Spiel. Sie hatte noch während des Heimrittes darüber nachgedacht, ob es ihre Pflicht als sächsische Untertanin wäre, dem König von ihrer Beobachtung zu berichten. Doch nach reiflicher Überlegung hatte sie den Gedanken verworfen und wahrscheinlich waren auch die anderen Frauen zur gleichen Überzeugung gekommen. Der Grund war einfach. Keiner konnte wissen, wie der launische König reagieren würde, sollte er von diesem Vorfall erfahren. Die anderen Damen würden vielleicht sogar noch glimpflich davonkommen, immerhin hatten sie nur von weitem einen Blick auf das Lager der Schweden geworfen. Aber sie, die vor den Augen der anderen Frauen sogar vom Kommandanten in das Innere der Zeltreihen geführt wurden war, wollte sich nicht lieber vorstellen, zu welchen Rückschlüssen das führen konnte. Sie würde den jungen schwedischen Kommandanten nicht verraten, soviel stand fest, immerhin hatte er ihr das Leben gerettet. Illoyalität war jedoch mit eines der schlimmsten Vergehen, die einem vorgeworfen werden konnte, eine Verbannung vom Hof wäre wahrscheinlich das Mindeste an Bestrafung. Und auch wenn sie selbst das wahrscheinlich am wenigsten schlimm empfinden würde, ihrem Vater konnte sie eine solche Schmach unmöglich antun.

      Der Gedanke an ihn ließ sie zusammenzucken.

      Nein, das durfte nicht passieren! Katharina schwor sich, niemandem, nicht einmal ihrer Zofe, von dem ihr mittlerweile wie einen merkwürdigen Traum erscheinenden Nachmittag zu erzählen und diesen am besten gleich für immer aus ihrem Gedächtnis zu streichen.

      Kapitel 2- Der Besucher

      Eine Woche später.

      Sachsens Kurfürst Friedrich August I, seit 1703 polnischer König August II, allgemein jedoch aufgrund seiner bemerkenswerten Körperstärke nur als "`August der Starke"' bekannt, war gereizt.

      Am Abend sollte das von ihm vor drei Jahren ins Leben gerufene große Sommerspektakel stattfinden, er hatte es trotz der Bedenken seiner Minister auch in diesem Jahr, in dem das Land im Krieg gegen die Schweden um die polnische Krone stand, durchgesetzt.

      Es war ihm wichtig, der Welt und vor allem sich selbst zu beweisen, dass er trotz militärischer Niederlagen durchaus in der Lage war, noch immer ein solches Fest, welches weit über Sachsens Grenzen bekannt und berühmt war,

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