Sommersturmzeit. Marlene Wagner

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Sommersturmzeit - Marlene Wagner

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Man hat uns Feigheit unterstellt“ sagte sie schließlich mit noch immer leicht zitternder Stimme, doch noch während sie sprach, wurde sie schon wieder wütend bei dem Gedanken an diese Unverschämtheit.

      Der Schwede musste ungewollt lächeln.

      „Das ist natürlich ein Grund, mitten in Kriegszeiten einfach so in ein Lager voller Soldaten zu reiten.“

      Er nickte Richtung Anhöhe. „Werden wir beobachtet?“

      Katharina überlegte kurz, ob sie die anderen Frauen in Gefahr brachte, aber für eine Flucht dürfte die Distanz ausreichen, selbst wenn die Schweden sofort losreiten würden. Sie nickte zögernd.

      Der Kommandant hatte sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen.

      Jetzt fragte er in wesentlich freundlicherem Ton

      „Was haltet Ihr davon, wenn wir denen da oben noch ein bisschen mehr zu schauen geben?“

      Irritiert blickte ihn Katharina an.

      „Wie ich bemerke, reitet Ihr ein sehr schönes Pferd. Da Ihr nun schon einmal hier seid, würdet Ihr Euch vielleicht gern ein paar von unseren Pferden sowie natürlich bei der Gelegenheit auch gleich unser bescheidenes Lager anschauen? Wir haben nicht so oft Besuch, gleich gar nicht von einer so bezaubernden jungen Dame wie Ihr es seid.“

      Die Männer um sie herum lachten, während bei Katharina einer Ohnmacht nahe war. Was hatte er mit ihr vor? Sie schaute sich um, doch an eine Flucht war nicht zu denken.

      Sie war von Soldaten umstellt, zudem wurde ihr Rappe noch immer von einem der Männer festgehalten. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, lächelte der Kommandeur sie nun aufmunternd an und reichte ihr seine Hand.

      „Ihr braucht keine Angst zu haben! Auch wenn ich mir vorstellen kann, dass so ein Lager voller rauer Männer wie uns mit Sicherheit nicht vertrauenerweckend auf Euch wirkt, so gebe ich Euch hiermit mein Ehrenwort, dass Euch nichts passieren wird.

      Außerdem..“ er deutete mit dem Kopf wieder Richtung Anhöhe „... kann Euch dann definitiv niemand mehr zu wenig Mut unterstellen.“

      Katharina zögerte noch immer. Sie sah ihn sich erstmalig genauer an und das Ergebnis gefiel ihr. Die blonden Locken umrahmten ein schön geschnittenes Gesicht, welches trotz der jungenhaften Züge bereits die Zeichen eines starken männlichen Charakters zeigte. Obwohl seine Nase mindestens einmal gebrochen zu sein schien, was sie bei seinem Wagemut alles andere als verwunderte, minderte dies die Attraktivität seines Gesichtes keineswegs, sondern verlieh ihm Gegenteil etwas ausgesprochen Männliches. Seine blauen Augen blickten sie nun wohlwollend, wenn nicht gar freundlich an und als er lachte, zeigte er eine Reihe von ebenmäßigen weißen Zähnen. Zudem schien er seine Männer im Griff zu haben. Seit er auf der Bildfläche erschienen war, hielten sich die Soldaten zurück und sahen auch bei weitem nicht mehr so gefährlich wie am Anfang aus.

      Katharina gab sich einen Ruck.

      Realistisch betrachtet hatte sie ohnehin keine Wahl. Eine Flucht war unmöglich und nun hatte sie sich schon einmal in diese verfahrene Situation hinein manövriert, jetzt hieß es nur noch, das Beste daraus zu machen und die Männer nicht noch unnötig zu verärgern.

      So kokett wie unter den Umständen möglich gab sie ihm ihre Hand und ließ sich vom Pferd helfen.

      Er lachte und rief erfreut „Bravo! Ihr seid wirklich ein sehr mutiges Mädchen!“

      Dann reichte er ihr galant den Arm, um sie durch die ersten Zeltreihen ins Innere des Lagers zu führen, als hinter ihnen Lärm ausbrach.

      Erschrocken drehte sich Katharina um. Ihr Rappe, der ihr offensichtlich folgen wollte, protestierte schnaubend und sich nun aufbäumend gegen die Soldaten, die ihn daran zu hindern versuchten. Mehrere Männer waren nötig, um ihn festzuhalten. Ohne auf die Soldaten zu achten, ließ Katharina den Arm des Kommandanten los und lief zurück zu dem Hengst, welcher noch immer empört schnaubte, nun aber nur noch nervös mit den Hufen scharrte. Liebevoll umfasste sie seinen Kopf, streichelte ihn beruhigend und flüsterte ihm dabei für die Umstehenden kaum verständliche Worte ins Ohr. Schließlich stand der Rappe lammfromm und Katharina übergab einem der umstehenden Männer die Zügel.

      „Jetzt sollte er ruhig bleiben.“

      Mit einem verlegenen Lächeln begab sie sich wieder zu dem Kommandeur, welcher die Szene mit verwundertem Blick beobachtet hatte.

      „Bitte entschuldigt! Ich habe mein Pferd darauf dressiert, mir immer zu folgen, außer ich gebe ihm ein spezielles Zeichen. Leider hatte ich dies gerade vor Aufregung vergessen…“

      „Meine Dame, Ihr seht mich beeindruckt. Wie schafft man es, ein so stolzes Pferd so abzurichten, dass es einem so gehorcht, wie es sonst nur Hunde zu tun pflegen?“

      Trotz ihrer Anspannung zog sich ein Lächeln über ihr Gesicht.

      „Es war auch nicht einfach und hat mich viel Zeit und Nerven gekostet.“

      „Das glaube ich Euch gern, doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Habt Ihr Eurem Pferd denn auch einen Namen gegeben?“

      „Natürlich....“

      Sie zögerte. Der Name hatte bereits schon mehrfach für verständnisloses Stirnrunzeln gesorgt, so dass sie ihn gar nicht mehr gern zu nennen wagte. Von einem Offizier erwartete sie da nicht viel anderes.

      „Handelt es sich dabei etwa um ein Staatsgeheimnis, welches Ihr mir nicht verraten dürft?“

      Der Kommandeur sah sie belustigt an und Katharina errötete. Dann ärgerte sie sich, gerade hier war es doch wirklich egal, was von dem Name ihres Pferdes gehalten wurde. Wahrscheinlich hatte er ohnehin noch nie davon gehört.

      „Nein, natürlich nicht. Er heißt Othello...“

      Fast musste sie schmunzeln, als der Kommandeur sie verwundert ansah. Genau diese Reaktion hatte sie erwartet.

      „Ihr kennt Shakespeare?“

      Wenn Katharina mit vielem gerechnet hatte, dann aber doch nicht mit dieser Frage.

      Überrascht blieb sie stehen.

      „Ihr etwa auch?“

      Beide blickten sich erstaunt an.

      „Ob ich ihn kenne? Wollt Ihr mich beleidigen? Ich behaupte mit Stolz, einer seiner größten Verehrer zu sein und habe alle seine Werke gelesen und diese mittlerweile auch fast alle als Theaterstück gesehen. Doch noch viel interessanter ist für mich die Frage, wie kommt es, dass Ihr ihn kennt? Ich traf bis zu diesem Moment nur sehr wenige Menschen und darunter noch keine Frau, die überhaupt von ihm gehört haben, ganz zu schweigen davon, dass sie eines seiner Werke kannten. Und dann kommt Ihr und benennt gar Euer Pferd nach einem seiner Stücke! Ihr seht mich gerade ausgesprochen erstaunt...“

      Der Kommandeur musterte sie so beeindruckt, dass Katharina verlegen zu Boden schaute, als sie antwortete.

      „Da ich auf dem Land aufgewachsen bin, hatte ich bis jetzt noch nicht das Vergnügen, ein Theaterstück mit einem Werk Shakespeares zu sehen – leider. Doch mein Hauslehrer hatte einige Jahre vor seiner Anstellung in unserem Haus in England gelehrt. Dort ist er auf die Werke von Shakespeare gestoßen und hat sie mit zu uns gebracht. Er gab mir zunächst nur Auszüge

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