Liebesblues. Christine Jörg

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Liebesblues - Christine Jörg

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      Schrecklich! Wie ist sie nur auf diese blödsinnige Idee mit den Kindern gekommen? Ständig muss sie sich etwas Neues wegen der Kindlein einfallen lassen. Vielleicht hat er nur mit ihr angebändelt, weil er auf die Kinder scharf ist. Ist er eventuell ein Kinderschänder? Da muss sie auf der Hut sein! Mit diesem Mann darf sie ihre „Kinder“ nie zusammenlassen. Das ist zu gefährlich! In was verrennt sie sich denn da? Nun will sie ihre fiktiven Kindlein vor Gerd in Schutz nehmen. Ist sie verrückt geworden? Ja, wandern ihre Kinder oder nicht? In der Schule gibt es den Wandertag, aber das ist auch schon alles. Das heißt aber nicht, dass ihre Kinder gerne wandern müssen. Weshalb auch?

      „Sie gehen in der Schule wandern, aber sonst haben sie keine Spaß daran“, lügt sie nun zum X-ten Male. Lange hält sie das nicht mehr durch. Irgendwann verstrickt sie sich in Widersprüche. Sie kann sich nicht alles merken, was sie Gerd vorlügt.

      „Das nächste Mal gehen wir einfach alle gemeinsam“, entscheidet er. Gerd nickt ihr freundlich zu.

      „Gerd, ich habe es dir doch schon gesagt“, wiederholt sie, „es gibt kein nächstes Mal.“ Weshalb will er das nicht wahrhaben?

      „Oh, doch“, stellt er auf stur, „das beste Beispiel ist, dass wir uns heute sogar ohne Verabredung getroffen haben.“

      „Du hast mich getroffen“, verbessert sie ihn sofort, „ich hatte dich doch gar nicht gesehen.“

      „Soll das heißen“, forscht er nun nach, „du wärst an mir vorbeigefahren, wenn ich auf der Bank gesessen hätte?“

      „Ehrlich gesagt“, gesteht Marianne, „ich glaube nicht, dass ich dich überhaupt gesehen hätte. Ich bin immer in Gedanken versunken, wenn ich radle. Das hat nichts mit sehen wollen oder nicht, zu tun. Ich sehe grundsätzlich niemanden. Eine Krankheit von mir!“ Diese Richtigstellung scheint ihr wichtig.

      “Na, dann kann ich aber froh sein, dass du auf der Bank gesessen hattest und ich vorbeigeradelt bin“, lacht er und zieht sie noch enger an sich. Wie Gerd bemerkt, lässt Marianne auch dies gewähren. Anschließend fährt er fort: „Ich sehe schon, ich muss auf der Hut sein. Ich werde mir das merken.“

      Brav bleibt Marianne nun enger an ihn geschmiegt sitzen und reicht ihm nochmals die Flasche. Wieder einmal beginnt sie grundlos zu frösteln und deshalb bittet sie ihn aufzubrechen.

      Sofort steht er auf und zieht sie an den Händen auf die Beine. Dabei drückt er sie den Bruchteil einer Sekunde an sich und berührt mit seinen Lippen kurz ihre Stirn. Ihr wird, obwohl sie fröstelt, warm ums Herz. Nein, das darf sie auf keinen Fall zulassen. Das kann und darf nicht sein! Sofort löst sie sich von ihm, steigt auf ihr Fahrrad und fährt ohne auf ihn zu warten los.

      Gerd fühlt gleich, dass ihr diese äußerst kurze Umarmung gar nicht unangenehm ist. Weshalb löst sie sich aber dann gleich wieder aus seinen Armen? Was ist schon schlimm daran, wenn ein Mann, auch wenn es auf freier „Wildbahn“ ist, eine Frau umarmt und küsst? Was hat diese Scheu und Angst hervorgerufen? War ihr Mann wirklich so ein Monster, dass er ihr ganzes Gefühlsleben durcheinander gebracht hat?

      Er weiß es gibt solche Bestien. Bislang kannte er jedoch niemanden, der davon betroffen war.

      Marianne tut ihm Leid und er wird alles unternehmen, sie aus diesem sentimentalen Dilemma zu befreien. Vorausgesetzt sie lässt es zu! Das ist immer noch das große Fragezeichen.

      Diesmal radelt Marianne schneller. Gerd folgt ihr selbstverständlich spielend.

      Sie fahren am Wasserskizirkus vorbei, doch Marianne hält nicht an. Gerd radelt weiter hinter ihr her.

      Als sie in Immenstadt angekommen, ist ihr rundum warm. Nicht so wie vorhin während der Umarmung, aber trotzdem warm. Sie muss sich wirklich in Acht nehmen. Der Mann kann ihr gefährlich werden.

      Jetzt erst fällt ihr der Hund ein. Der Ärmste! Wie lange kann sie ihn noch alleine lassen? Gar nicht mehr! Deshalb sagt sie: „Gerd, ich habe das vollkommen vergessen. Aber ich kann nicht mit zum Kaffee trinken. Ich muss Mäxchen abholen und Gassi führen.“

      „Wenn das der einzige Grund ist“, beschwichtigt er sofort, „dann hol ihn.“

      Er begleitet sie bis zur Haustür. Sie stellt ihr Fahrrad in den Keller und geht in die Wohnung. Mäxchen springt freudig an Marianne hoch und kann sich gar nicht mehr beruhigen. Zum Duschen bleibt keine Zeit, doch sie will sich trotzdem notdürftig frisch machen. Marianne zieht sich um. Heute, zur Feier des Tages, einmal einen Rock.

      Etwa eine Viertelstunde später geht sie mit dem aufgeregten Hund an der Leine aus dem Haus. Gerd steht in seiner Radlerkluft da. Wirklich, er sieht sogar in Radlerkleidung flott aus. Das muss man ihm lassen. Aber, es ist sonnenklar, der Mann ist nichts für Marianne. Er ist ihr eine Kragenweite zu groß. Sie leben in zwei verschiedenen Welten.

      „Na, Mäxchen“, sagt Gerd sofort, als der Hund an der langen Leine auf ihn zustürzt, „lange nicht gesehen. Anscheinend hast du mich auch nicht vergessen. Ist doch schön.“ Zu wem spricht er da oder von wem? Meint er sie, sich selbst oder tatsächlich den Hund? Das kann sie sich jetzt aussuchen. Fragen will Marianne lieber nicht.

      „Am Marienplatz ist eine Eisdiele. Sollen wir dorthin gehen?“, schlägt Marianne vor.

      Gerd schnappt sein Fahrrad und schiebt es neben Marianne und Mäxchen her.

      „Gute Idee“, erklärt er sich sofort einverstanden und ist froh, dass der Vorschlag von ihr kommt.

      „Wird es dir nicht zu kalt?“, fragt Marianne besorgt. Sie taxiert ihn von oben bis unten.

      „Nein, es geht schon“, Gerd trottet weiter neben Marianne und dem Hund her. Er hat ihren fürsorglichen Blick bemerkt, übergeht ihn jedoch.

      Sie kommen bei der Eisdiele an und entdecken einen Tisch, der gerade frei wird. Während Gerd sein Fahrrad abstellt und verschließt, belegt Marianne den Platz am Tisch. Gerd gesellt sich zu ihr und Mäxchen. Sie bestellen Eiskaffee. Als Gerd für den Hund etwas bestellen möchte, lehnt Marianne ab.

      Entgegen aller Befürchtungen unterhalten sie sich rege. Nochmals kommen sie aufs Wandern, dann auf Skilaufen, Schnee und Schneekanonen und das Thema Umwelt zu sprechen.

      „Wir machen viel an unserer Umwelt kaputt und müssen das irgendwann büßen“, behauptet Gerd, während er Mäxchen wieder ein Stückchen von seiner Waffel zuschiebt. „Es kann einem Angst werden“, fügt er hinzu.

      „Ich glaube, wenn man solche Gedanken hegt“, gibt Marianne zu bedenken, „dann dürften wir alle keine Kinder mehr bekommen.“

      „Sicher, du hast Recht“, bestätigt er.

      Was ist das doch für ein schöner Sonntagnachmittag, denkt sich Marianne. Noch schöner ist es natürlich in solch angenehmer Begleitung zu sein. Schade, dass sie Gerd nicht gestehen kann wie wohl sie sich in seiner Gegenwart fühlt.

      Sie will ihr Zusammensein nicht ewig hinauszögern und schlägt vor, sich gleich bei der Eisdiele zu trennen. Die Angelegenheit wird ihr zu gefährlich.

      Gerd schaut auf die Uhr. Sofort vermutet sie, er hat noch ein anderes Rendez-Vous. Umso besser!

      Aber anstelle Aufbruchsstimmung will Gerd wissen: „Wann musst du deine Kinder in Empfang nehmen?“

      Oh, mein Gott, schon wieder! Ja, die Kinder!

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