Liebesblues. Christine Jörg

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Liebesblues - Christine Jörg

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sich rundum pudelwohl und entspannt. Man darf sich nur nicht aus der Ruhe bringen lassen.

      Plötzlich fährt Marianne hoch. Sie hört eine bekannte Stimme neben sich fragen: „Ist hier noch frei?“

      Nun ist sie leider gezwungen ihre Augen zu öffnen. Zunächst blinzelt sie in die Sonne. Dann schirmt sie mit der rechten Hand die Augen ab, um sehen zu können und erblickt Gerd. Oh, du meine Güte! Vor ihr steht er in voller Größe, das Mountainbike zwischen die Beine geklemmt.

      Spontan, völlig überrascht und unüberlegt sagt sie: „Na hallo, natürlich ist hier noch ein Plätzchen frei.“ Augenblicklich rückt sie ein wenig zur linken Seite, obwohl sie gar nicht in der Mitte der Bank sitzt.

      *

      Ihre erste Freude scheint echt. Keine Abneigung ist in ihren Augen zu erkennen und sofort schöpft Gerd neue Hoffnungen.

      „So trifft man sich wieder“, vernimmt Marianne, während Gerd sich neben sie setzt. „Wie geht es Ihnen? Sie sehen müde aus. Sind Sie ohne Ihre Kinder unterwegs?“

      Da ist sie wieder, die Lüge ihres Lebens. Wie ein Bumerang fällt sie ihr wieder in den Schoß. Sie kann nicht zurück. Sie muss dieses wackelige Kartenhaus weiterbauen, ob sie will oder nicht. Wann wird es über ihr zusammenfallen? Weshalb hat sie nur damit angefangen? Marianne ist unglücklich. Die Sache mit Franzi ist eine Angelegenheit, die ihr im Magen liegt, doch das hier macht ihr noch mehr zu schaffen.

      „Ja, ich bin alleine hier“, antwortet Marianne schließlich zögernd, „es ist die Arbeit. Ziemlich viel zu tun. Auch sonst bin ich schlapp. Bestimmt liegt es am Wetter.“

      „Vielleicht wäre es besser gewesen, Sie wären ab und zu mit mir ausgegangen“, meint Gerd lächelnd. Er zwinkert ihr zu. „Das hätte Sie auf andere Gedanken gebracht.“

      „Ja, vielleicht“, gibt sie zu und um freundlich zu sein: „Sie sehen gut erholt aus.“

      „Danke für die Blumen, aber der Schein trügt“, nun lacht er wirklich. „Aber mal ehrlich, gehöre ich inzwischen zu den gutaussehenden Männern? Das habe ich noch gar nicht gewusst“, fährt er scheinbar ahnungslos fort. Marianne ist sich sicher, dass er weiß wie anziehend er wirkt. Für ihre Begriffe, das will sie sich offen eingestehen, sieht er gut aus.

      Trotzdem stottert sie wieder los und bringt schließlich heraus: „Ich meine nur, Sie sind schön gebräunt.“

      „Ach so“, grinst er sie frech an, „das. Ja, irgendwie musste ich meinem Leid freien Lauf lassen und da habe ich mich ganz spontan entschlossen alleine zum Wandern in die Dolomiten zu fahren. Das Ergebnis scheint sichtbar zu sein. Mein Leid ist dadurch nicht gemildert worden, dafür habe ich Farbe im Gesicht bekommen.“

      „Schön für Sie“, sagt Marianne, um überhaupt etwas zu sagen. Danach beschließt sie wieder einmal zu schweigen. Es kommt doch nichts Sinnvolles und Zusammenhängendes heraus. Vor allem kann alles, was sie jetzt noch sagt, gegen sie verwendet werden. Ist das nicht der Spruch bei einem Polizeiverhör?

      *

      Obwohl sich Marianne offensichtlich gefreut hat Gerd zu sehen, fällt ihm auf, dass sie sich ihm ebenso schnell wieder verschließt. Was macht er nur ständig falsch? Weshalb lehnt sie ihn plötzlich so massiv ab? Er würde es sofort ändern, wenn er nur wüsste was.

      Leider wagt er nicht sie zu fragen. Er weiß, er würde eine Abfuhr erhalten. Daran liegt ihm jedoch nicht.

      „Wo wollten Sie außer Sonnenbaden noch hin radeln?“, will er stattdessen wissen.

      „Nach Hause“, antwortet Marianne einfach, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

      „Haben Sie nicht Lust mit mir Kaffee zu trinken?“, schlägt er vor, „wir könnten unser Wiedersehen feiern.“

      „Na, ich weiß nicht“, zögert sie wieder einmal. Kann sie denn nie von Haus aus eine klare Antwort geben und in diesem Fall nein sagen? Immer dieses Vielleicht, Aber und es ist egal. Langsam geht ihr das auf die Nerven. Sie muss lernen Entscheidungen zu treffen. Das sollte sie sich aneignen. Diese Kraft und Willensstärke muss sie finden.

      „Wenn Sie es nicht wissen“, meint er entschieden, „dann heißt das für mich Ja. Wir können gemeinsam nach Immenstadt radeln. Dort gehen wir Kaffee trinken. Einverstanden?“

      „Ja“, gibt Marianne klein bei. Was hat sie sich schon wieder eingebrockt?

      „Das heißt, ja gern“, verbessert er sie lächelnd und pufft sie mit dem linken Ellenbogen leicht in den rechten Oberarm.

      „Ja, gern“, spricht Marianne gehorsam nach. Als sie es ausgesprochen hat hätte sie sich in den Hintern beißen können. Sie ist wirklich vollkommen bescheuert und willenlos. Ein amorphes Stück Fleisch! Ist sie schon immer so gewesen? Oder hat die Dominanz Franzis sie zu dem gemacht, was sie jetzt ist? Marianne weiß es nicht. Kann sein, dass es ihr bislang nur nicht bewusst war. Auf jeden Fall muss sie sich dringend ändern. Sonst kann sie jeder über den Tisch ziehen.

      Scheinbar zufällig lässt er den Arm von der Lehne der Bank auf ihre Schultern gleiten und rückt näher zu ihr hin. Marianne erlaubt es ihm und entfernt sich nicht. Eine Weile sitzen sie da und lassen sich von der Sonne wärmen. Jeder hängt seinen Gedanken nach. Die Stille ist durchaus nicht störend.

      Nach einiger Zeit sagt Gerd leise und sanft: „Du hast mir gefehlt, Marianne. Für mich ist das nicht nur ein Hirngespinst oder eine Eintagsfliege. Aber lassen wir das! Ich freue mich ungemein, dass du nachher mit mir Kaffee trinken gehst.“

      Hat er mich geduzt? Ich glaube ja. Nein, ich habe mich nicht verhört. Marianne antwortet jedoch nichts darauf. Sie will nicht zugeben, dass es ihr im Grunde genommen genauso ergeht. Er hat ihr gefehlt. Wie soll sie ihm all ihre Lügen erklären? Da gibt es nichts zu erklären. Das wäre zu kompliziert. Was sie getan hat ist schlichtweg unverzeihlich! Aber spätestens, wenn sie umzieht hat dieser Spuk ein Ende. Denn er wird schnell bemerken, dass keine Kinder da sind, dass kein davongelaufener Mann vorhanden ist und so weiter. Spätestens, wenn die Lügen aufkommen, ist die Sache beendet bevor sie begonnen hat. Aber so weit darf Marianne es nicht kommen lassen. Das ist zu peinlich. Sie muss sich nach dem heutigen Kaffee trinken endgültig verabschieden.

      Schade, er wäre so ein netter Mann. Ja, doch, wenn sie es ehrlich zugibt, er gefällt ihr sogar sehr gut.

      *

      Weshalb ist sie nur immer so introvertiert, schießt es Gerd durch den Kopf. Sie kann geistreich und unterhaltsam sein. Manchmal zeigt sie sich von ihrer Sonnenseite, doch die meiste Zeit ist sie ihm gegenüber kratzbürstig und abweisend. Wie soll er das verstehen? Er hatte immer schon Schwierigkeiten bei der weiblichen Psyche durchzublicken, doch diese Frau ist ein besonders harter Brocken.

      Selbstverständlich wagt er nicht, sie zu fragen. Was kann er unternehmen um sie besser zu verstehen. Sicherlich würde sie ihn hier auf der Bank sitzen lassen und verschwinden. Freilich, er weiß, wo sie wohnt, doch sie würde alles unternehmen, damit er ihr nicht mehr zu nahe kommt. Sie würde erneut alles blockieren. Schade eigentlich!

      „Du bist heute besonders schweigsam“, stellt Gerd irgendwann fest um die Stille zu unterbrechen.

      „Ja“, entgegnet Marianne, „die Sonne macht mich faul, schläfrig und schweigsam.“

      „Was ist nur mit dir los?“, forscht

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