Liebesblues. Christine Jörg

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Liebesblues - Christine Jörg

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des Gasthofes zu. Sein Griff ist nicht hart, aber doch sehr bestimmt. Marianne hat keine Möglichkeit ihm zu entkommen ohne die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen.

      Bei der Eingangstür angekommen löst er den Griff, öffnet die Türe und lässt sie vor sich eintreten. Ihr scheint beinahe, sie soll streng bewacht werden. Fast wie bei der Polizei, obwohl sie mit dieser noch nicht in Berührung gekommen ist. Aber im Fernsehen hat sie gesehen, wie sich das dort abspielt.

      Einmal ins Restaurant eingetreten, werden sie sofort vom Kellner empfangen, der sie an einen Tisch führt. Offensichtlich ist Gerd nicht zum ersten Mal hier. Außerdem hat er einen Tisch reserviert. Weshalb wollte er dann von Marianne wissen, wo sie zu essen wünscht? Das war reine Formsache. Und wenn sie nun ein anderes Restaurant vorgeschlagen hätte? Was dann?

      Unentschlossen steht sie vor dem Tisch, als Gerd ihr ins Ohr flüstert: „Wollen Sie Ihren Mantel nicht ablegen?“

      Bingo, noch ein Ausrutscher! Natürlich muss Marianne den Mantel ablegen, wie schäbig ihr Kleid auch sein mag. Also knöpft sie langsam ihren Mantel auf und erlaubt Gerd ihr diesen abzunehmen. Der reicht den Mantel an den Kellner weiter. Der Mann verschwindet mit dem „edlen“ Kleidungsstück. Wohin auch immer. Damit wird eine Flucht immer unwahrscheinlicher. Nun steht sie wieder regungslos da und harrt der Dinge, die da kommen werden. Sie steht da, als wäre sie noch nie in einem Restaurant gewesen. Aber es stimmt schon, verwöhnt hat Marianne schon lange niemand mehr.

      Bei Franzi und ihr war das mit dem Verwöhnen nur eine Farce, die im Laufe der fünf Jahre in Routine, um nicht zu sagen Langeweile, gekippt ist.

      Ja, die Routine! Gibt es überhaupt ein Paar, bei dem nicht alles in Routine übergeht? Es lohnt sich sicherlich nicht, eine Verbindung mit jemandem einzugehen. Die schöne Anfangszeit, in der alles neu ist und in der man vieles unternimmt, um den Partner zu entdecken, zu erobern, zu becircen, ist schnell vorbei und was dann bleibt, sind das tägliche Leben und der Alltagstrott.

      Marianne hat heute nur düstere Gedanken. Sie wäre besser zu Hause geblieben!

      *

      Blass ist sie heute und müde. Vielleicht hätte er sie wieder nach Hause bringen sollen. Doch er wollte nicht locker lassen. Nun sind sie hier. Hoffentlich schafft er es, sie aufzuheitern. Dann hätte sich der Abend gelohnt. Bis jetzt sieht es auf jeden Fall schlecht aus. Wie kann er es nur anstellen?

      „Geht es Ihnen nicht gut?“, will Gerd besorgt wissen, „Sie sind so blass. Das ist mir vorhin gar nicht aufgefallen, sonst hätte ich Sie nie bedrängt mitzukommen. Soll ich Sie wieder nach Hause bringen. Wir können auch ein andermal zusammen Essen gehen.“

      Müde lächelnd sagt Marianne: „Nein, es geht schon. Entschuldigen Sie bitte. Es kann schon sein, dass ich heute keine besonders gute Unterhalterin bin. Sie wissen ja, wie das manchmal ist.“ Damit setzt sie sich auf den Stuhl, den er für sie zurechtgerückt hat.

      Er deutet eine Geste an, als wollte er ihre Wange streicheln. Spontan zieht sie den Kopf zurück. So als hätte er es nicht bemerkt, berührt er nun doch ganz sanft ihre Wange. Dann setzt er sich ihr gegenüber auf den Stuhl und ergreift im Anschluss ihre Hand. Sie kann nicht schnell genug reagieren, um ihm die Hand rechtzeitig zu entziehen, also lässt sie ihn notgedrungen gewähren.

      *

      Gerd hat natürlich sehr wohl festgestellt, dass sie bei der ersten Berührung ihrer Wange zurückgezuckt ist. Jetzt stellt sich die Frage, ob dieses Zurückzucken ein Zeichen dafür ist, dass sie von ihm nicht berührt werden möchte, oder ist es vielmehr ein Zeichen dafür, dass sie von ihrem Mann geschlagen wurde und nun automatisch zurückzuckt sobald eine Hand sich ihrem Gesicht nähert.

      Im zweiten Fall liegt das Problem ganz anders als im ersten. Nur will er sie im Augenblick nicht fragen. Es bleibt nur abzuwarten und auf weitere Anzeichen achten. Wenn diese eigenartige, launische Frau geschlagen worden ist, dann hat er ein langes Stück Arbeit vor sich, sie davon zu überzeugen, dass es auch Männer gibt, die ihre Frauen auf Händen tragen.

      *

      „Sind Sie sicher, dass Sie nicht krank sind“, forscht er nun weiter. „Ihre Wangen glühen und Ihre Hände sind eisig kalt.“

      „Das ist bei mir oft so“, behauptet Marianne frech, um weiteren Befragungen zu entgehen. Natürlich hätte sie eine Geschichte mit Kreislaufproblemen erzählen können, doch sie hat keine Lust dazu.

      Sie kann nicht feststellen, ob er ihr glaubt oder nicht. Jedenfalls forscht er nicht weiter nach.

      Wie aus dem Nichts taucht der Kellner auf, bringt ihnen die Speisekarte und fragt, ob sie vorab etwas trinken wollten.

      Zuerst schüttelt Marianne den Kopf, doch dann fällt ihr ein, dass es sich in solch einem Restaurant vielleicht schickt vorab das Trinken zu bestellen. Deshalb bittet sie ganz einfach um Mineralwasser. Damit macht sie wenigstens nichts falsch.

      Gerd hat keine Einwände. Er bestellt ein alkoholfreies Bier.

      Sie sind zum Essen gekommen. Marianne öffnet die Karte und wirft einen Blick hinein. Hunger hat sie keinen. Bei der Vielzahl des Angebots, weiß sie nicht, was sie bestellen soll. Die horrenden Preise tragen das ihre zu Mariannes Zögern bei. Obwohl es ihr egal sein kann. Am besten bestellt sie nur einen Salat. Damit blamiert sie sich beim Essen am wenigsten.

      Gerd bemerkt ihre Unentschlossenheit, denn er sagt: „Die Forelle kann ich Ihnen wärmstens empfehlen. Sie schmeckt ausgezeichnet. Der Fisch wird jeden Tag frisch angeliefert.“

      An und für sich isst Marianne gerne Fisch, jedoch am liebsten als Filet, weil sie die Gräten nicht herauszufischen braucht. Schließlich will sie sich nicht in aller Öffentlichkeit die Blöße geben, dass sie nicht ordentlich Fisch essen kann.

      „Na, ich weiß nicht“, sagt sie mit dünner Stimme, „ich habe nicht viel Hunger. Ich glaube, ein Salat tut’s auch.“

      „Och, Marianne“, gibt er enttäuscht zurück, „nun hatte ich mich so auf das Abendessen mit Ihnen gefreut und jetzt geht es Ihnen nicht gut. Das tut mir wirklich Leid. Essen Sie wenigstens etwas Warmes. In Form von Suppe oder so?“

      „Mit Suppen bin ich nicht gut Freund“, klärt Marianne ihn auf. „Ich weiß nicht. Ich bin heute so unentschlossen.“ Marianne braucht ihm ja nicht zu erklären, dass sie das immer ist. Es geht ihn nichts an. Bemerken wird er das nie, da sie ihn heute das letzte Mal sieht.

      „Wissen Sie was“, meint er nun, „mögen Sie Fisch?“

      „Na, ja eigentlich schon“, gibt sie zögernd zu. Wieder eine ihrer Schwankungen.

      „Gut, dann bestellen wir die Forelle für Sie“, legt er fest. „Das ist leicht und warm ist es auch. Dazu essen Sie Ihren Salat. Wir bestellen noch Salzkartoffeln. Was halten Sie davon?“

      „Ehrlich oder unehrlich?“, forscht Marianne nach und lächelt zum ersten Mal an diesem Abend.

      „Selbstverständlich ehrlich“, lächelt er freundlich zurück. „Langsam scheinen Ihre Lebensgeister doch noch zu erwachen. Also was ist?“

      „Ehrlich gesagt fände ich es gut“, gesteht sie, „aber ich mag die Gräten nicht. Nachdem ich an einer Gräte beinahe erstickt wäre, habe ich eine Phobie mit Fisch.“ Das ist noch nicht einmal gelogen! „Also lieber keinen Fisch, sondern etwas Pflegeleichtes bitte.“

      „Aber

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