Liebesblues. Christine Jörg

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Liebesblues - Christine Jörg

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habe wohl wirklich auf Sie gewartet. Auch, wenn Sie das nicht hören wollen. Inzwischen bin ich fest davon überzeugt.“

      Entweder lügt er besser als Marianne, oder es stimmt alles, was er sagt. Sie kann es kaum glauben. Wie kann jemand so stur sein und auf seiner irrigen Meinung beharren, auch wenn kein Echo zurückkommt? Was gefällt ihm nur an ihr? Wenn sie das nur wüsste, dann könnte sie diesbezüglich augenblicklich Gegenmaßnahmen ergreifen. Sie muss es schnell in Erfahrung bringen. Das hat oberste Priorität! Schließlich will sie den Mann möglichst schnell abservieren.

      *

      Nun hat Gerd Marianne erzählt und gestanden, dass auch er eine gescheiterte Ehe hinter sich hat, doch anstelle, dass sie offener wird, verschließt sie sich ihm weiter. Was kann er denn noch unternehmen? Eine andere Strategie muss her.

      „Gerd“, Marianne spricht ihn sogar mit dem Vornamen an, „verbannen Sie mich aus Ihrem Gedächtnis. Es hat keinen Sinn. Ich habe im Augenblick genug andere Sorgen. Auf ein neues Verhältnis lasse ich mich nicht ein. Dafür habe ich wirklich keinen Kopf. Bitte verstehen Sie mich. Es geht einfach nicht. Steigern Sie sich nicht in etwas hinein, was nicht bestehen kann. Sie werden nur enttäuscht.“

      Er ergreift ihre Hand und sagt. „Marianne, ich hatte eigentlich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht an ein Verhältnis gedacht, sondern vielmehr an freundschaftliche Treffen. Ich habe den Eindruck, es tut Ihnen gut ab und zu auszugehen. Und weshalb nicht mit mir? Das ist mein Vorschlag. Was halten Sie davon? Außerdem, tut es Ihnen nicht gut, wenn Sie ab und zu eine Schulter haben an der Sie sich ausweinen können? Ich biete Ihnen meine Schulter an.“ Mit seiner linken Hand klopft er sich leicht auf die rechte Schulter während seine rechte nach wie vor die ihre hält.

      Jetzt endlich entzieht Marianne ihm ihre Hand und lächelt: „Ist ja nett von Ihnen, dass Sie mir Ihre Schulter zum Ausweinen anbieten wollen, aber ich habe inzwischen gelernt mich alleine durchzuschlagen.“ Schulter! Ausweinen! Und sonst noch was? Innerlich schüttelt Marianne den Kopf.

      Das ist ja wohl der größte Schwachsinn, den sie von sich gibt. Selbst durchschlagen! Es findet sich kaum jemand Unselbstständigeren als sie. Das stellt sie doch Tag für Tag, Stunde um Stunde unter Beweis. Franzi kann ein Lied davon singen. Alleine ist sie schon lange nicht mehr fähig eine wichtige Entscheidung zu treffen. Sie überlässt dies lieber anderen, die einen ausgeprägteren Willen haben, als Marianne selbst. An dem Tag, an dem sie sich von Franzi trennen wird, muss sie ihr ganzes Leben umkrempeln, aber doch jetzt nicht! Das ist vollkommen unpassend.

      Trotzdem sagt er: „Ich glaube Ihnen gern, dass Sie sich alleine durchschlagen können, aber tut es Ihnen nicht auch gut, wenn Sie ab und zu jemanden haben, der Ihnen zur Seite steht. Sind Sie denn geschieden?“

      Oh je, ist sie geschieden? Noch nicht! Sie ist im Augenblick noch nicht einmal getrennt. Zumindest nicht offiziell! Schließlich weiß Franzi noch nichts von Mariannes Vorhaben. Aber eines wird ihr heute Abend überdeutlich klar. Sie muss den Schritt ins kühle Nass wagen und sich endgültig auf eigene Füße stellen. Sie kommt nicht mehr darum herum.

      Und so gibt Marianne zur Antwort: „Nein, noch nicht. Mein Mann hat uns fluchtartig verlassen, als die Kinder noch klein waren. Seither habe ich keine Nachricht von ihm, um mich von ihm scheiden zu lassen. Ich kann noch nicht einmal Unterhalt beanspruchen, da ich nicht weiß wo er ist. Deshalb musste ich früher ins Berufsleben zurückkehren als geplant. Heute bin ich froh, dass ich nur Erziehungsurlaub genommen habe und nicht die Stelle gekündigt hatte.“

      „Wie machen Sie das denn mit den Kindern?“, will er nun wissen und ergreift wieder Mariannes Hand. Sie zuckt kurz, lässt ihre Hand jedoch liegen.

      „Zu Beginn waren Sie bei der Nachbarin“, lügt sie weiter, „danach gingen sie vormittags in den Kindergarten und nachmittags betreute sie dieselbe Nachbarin. Jetzt sind sie in der Schule und nachmittags in der Kita oder die Nachbarin wirft ein Auge auf sie.“

      „Ein Grund mehr, ab und zu mit mir ausgehen“, meint er jetzt, „damit Sie entspannen können. Schließlich können Sie doch nicht ewig diesem Druck ausgesetzt sein.“

      Inzwischen haben sie ihre Getränke beinahe beendet und Gerd macht der Kellnerin ein Zeichen, dass sie bezahlen möchten. Gerd hat ihre Hand losgelassen, während er die Zeche bezahlt. Marianne zieht ihre Hand nicht weg. Deshalb ergreift Gerd diese sofort wieder, als die Bedienung ihnen den Rücken zudreht. Sie sitzen noch ein Weilchen. Er nimmt ihre Hand zum zweiten Mal. Aus irgendeinem Grund belässt Marianne ihre Hand in seiner, als er sie das zweite Mal ergreift. Jetzt erinnert sie sich daran und zieht ihre Hand fort. Um Gerds Lippen zeichnet sich ein kaum merkliches Lächeln. Er fordert zum Aufbruch auf.

      „Sollen wir noch ein wenig mit dem Hund gehen?“, fragt er, als sie vor die Tür treten. Anscheinend kann er sich nicht von ihr trennen. Oder erwartet er sich mehr? „Wie heißt er eigentlich.“ Gerd beugt sich zu Mäxchen und tätschelt ihm den Kopf.

      „Mäxchen“, gibt Marianne zur Antwort. Und: „Ja, wir könnten ihn noch ein wenig Gassi führen, schließlich war der Spaziergang vorhin zu kurz.“

      Gemeinsam drehen sie eine weitere kleine Runde und reden über den schönen, sternenklaren Himmel. Anschließend fährt er Marianne nach Hause und setzt sie an der Haustüre ab. Er steigt mit ihr aus und erinnert sie an das Rendez-vous am Donnerstag.

      Zum Abschied geben sie sich brav die Hand. Marianne bedankt sich für den Cocktail und den netten Abend. Anschließend steigt er ins Auto, wartet jedoch bis sie die Tür von innen geschlossen hat, und fährt ab. Marianne lehnt sich an die Wand neben der Haustüre und atmet zuerst tief durch.

      In Gedanken versunken steigt sie die Stufen zur Wohnung hoch. Wie soll sie, aufgekratzt wie sie ist, heute Nacht überhaupt schlafen?

      In der Wohnung angekommen, liest Marianne die restliche Tageszeitung. Vielleicht sind Wohnungen ausgeschrieben. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

      Immer noch ist Marianne schockiert über all die Lügen, die ihr so leicht über ihre Lippen gekommen sind. Bisher war sie sich dieser Art von Talenten nicht bewusst. Auf der einen Seite ist es beängstigend, auf der anderen Seite kann es jetzt sinnvoll sein, denn so lange sie keine Wohnung hat, darf sie Franzi von ihren Plänen nichts verraten. Sie konnte Franzi ein X für ein U vormachen, ohne die Miene zu verziehen. Die Kunst trainiert sie ausgiebig mit Gerd. Sie ist also gewappnet.

      Sonst läuft sie Gefahr rausgeschmissen zu werden und auf der Straße zu sitzen. Die meisten Freunde, die sie haben, sind gemeinsame. Eigene Freunde hat Marianne schon lange nicht mehr. Wie soll sie im Notfall bei gemeinsamen Freunden unterkommen? Das ist ausweglos! Auf ihre Familie braucht Marianne nicht zu hoffen. Also ist Geheimniskrämerei angesagt, bis zur Lösung ihres Problems.

      Oder Marianne versucht bei Gerd unterzukommen. Wenn das alles stimmt, was er erzählt hat, wohnt er derzeit alleine in dem großen Haus. Doch das ist die allerletzte Lösung, die Marianne in Betracht zieht. Was heißt in Betracht ziehen? Niemals!

      Die Anzeigen in der Zeitung ergeben nichts. Marianne bereitet sich für die Nacht vor. Leider ist sie noch immer aufgekratzt. Wie kann ein Mann nur so ihre Sinne durcheinander bringen?

      Obwohl sie hellwach ist, begibt sie sich ins Bett und beschließt im Buch, das auf ihrem Nachttisch liegt, zu lesen.

      Sie liest lange, denn das Sandmännchen kommt einfach nicht zu Besuch. Diese Unruhe ist schrecklich! Wie soll Marianne morgen zur Arbeit gehen und konzentriert arbeiten? Um halb drei löscht sie schließlich das Licht und fällt in einen unruhigen Schlaf.

      *

      Schon

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